Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

verfahrene Situation

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Frage: verfahrene Situation

Mitglied inaktiv

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Sg. Frau Schuster, schon seit der Geburt meiner Tochter vor 4 Jahren hole ich mir in Ihrem Forum Tipps und auch Trost, denn immer wenn ich denke, das Verhalten meiner Tochter ist nicht zu toppen, legt sie noch mal nach. Eigentlich haben mich die Fragen der anderer Teilnehmer immer beruhigt, weil ich dachte, es ginge eh allen gleich. Aber im Moment ist unsere Situation schon dermaßen verfahren, dass ich an mir selber zweifle und Versagen in der Erziehung annehme. Meine Tochter ist ein Wunschkind, wie es im Buche steht und ich habe sie fast auf Händen getragen. Ich wage jedoch zu behaupten, sehr wohl konsequent zu sein. Aber ich habe sie halt zur „Königin“ gemacht. Im Oktober ist ihr Brüderchen zur Welt gekommen und von diesem fühlt sie sich wahrscheinlich vom Thron gestoßen. Ich muss allerdings sagen, dass sie ihren Bruder heiß und innig liebt. Ich habe sie auch seit Beginn der Schwangerschaft voll mit einbezogen und tue es noch. Mein Mann ist beruflich sehr eingespannt und ich bin mit den Kindern viel allein. Wir unternehmen viel, gehen viel nach draußen, Kinderturnen und treffen wöchentlich ihre Freundin. Am Wochenende unternimmt mein Mann öfter was allein mit unserer Großen. Meine Tochter geht (gern) in den Kindergarten, leider schläft sie nicht mehr. Wir versuchen gerade eine „Mittagsrast“ einzuführen, während dieser sie ca. eine halbe Stunde in ihrem Bett Bücher anschaut. Das funktioniert auch schon ganz gut. Sie bräuchte zwar eigentlich den Schlaf, aber ich kann sie ja nicht dazu zwingen. So, ich glaube, ich habe unsere Grundsituation ungefähr beschrieben. Leider wird mein Beitrag etwas länger, aber ich möchte nichts auslassen. Nun werde ich versuchen, unser Problem zu beschreiben: Meine Tochter ist sehr weinerlich, sie kann kaum einen Satz in einem normalen Ton vorbringen, ständig wird geweint, meistens wenn ich nicht augenblicklich zur Stelle bin. Weiters steigert sie sich in jede Situation hinein, es ist so schwer zu beschreiben, wenn sie etwas nicht darf, oder irgendetwas nicht nach ihrem Kopf geht, fängt sie an schrill zu schreien und zu weinen. Weiters kommt dazu, dass sie momentan absolut nicht hört, was man ihr sagt. Ich muss jede Bitte bzw. Aufforderung mehrmals wiederholen. Sie ignoriert komplett wenn man mit ihr spricht. Sie handelt meist erst, wenn ich lauter werde. Ich habe schon an einen Hörtest gedacht, aber ich beobachte sie schon länger und glaube, dass sie einfach nicht hören will. Das Problem ist, ich glaube, sie will deshalb nicht hören, weil ich eigentlich nur mehr mit ihr schimpfe. Ich bin relativ schnell genervt, weil ich genau weiß, dass sie mich verstanden hat und dann schimpfe ich eben schnell und werde auch schnell laut. Ich liebe meine Tochter, aber ich halte sie momentan fast nicht aus. Ich weiss einfach nicht mehr was richtig und falsch ist. Ich fühle mich wie eine richtige Keppeltante. Ich selber habe keine besonders schöne Kindheit gehabt. Meine Mutter ist früh verstorben und mein Vater und meine Stiefmutter haben mir immer das Gefühl gegeben, ein lästiger Störenfried zu sein. Ich habe Angst, in genau dieses Muster zu verfallen, obwohl ich genau weiss, wie sich ein Kind dabei fühlt. Ich weiß, dass es für meine Tochter schwer ist, die Aufmerksamkeit zu teilen. Ich bemühe mich stets, sie nicht von ihrem Bruder wegzuschicken, ich frage sie immer ob sie mir helfen will, was sie meist verneint. Was für mich auch so schlimm ist, ist ihr Verhalten mir gegenüber – sie schreit mit mir, und ich weiß genau, dass sie das nur tut, weil ich es auch mache. Manchmal haben wir einen Tag, an dem es ganz gut geht, aber es ist so dermaßen anstrengend, immer ruhig und verständnisvoll zu reagieren. Ich glaube wir befinden uns in einem ziemlichen Teufelskreis und ich weiss nicht, wie wir da wieder rauskommen. Ich will auf keinen Fall, dass sich meine Tochter von mir entfernt. Sie soll ja auch nicht parieren wie ein Hund, aber sie sollte doch mit 4 Jahren gewisse Anweisungen befolgen, ohne dass ich es 100 mal wiederholen muss. Es tut mir leid, dass der Beitrag so lange geworden ist. Aber vielleicht haben Sie ja auch einmal einen Tipp für mich. LG Mücke2


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Hallo Ratsuchende Bitte zeigen und sagen Sie Ihrer Tochter immer wieder, wie stolz Sie auf Ihre "Große, Selbständige, Hilfsbereite..." sind und bitten Sie sie, mit Ihnen gemeinsam den noch jüngeren, schwächeren Bruder zu beschützen, ohne sie aber Babysitter-Dienste übernehmen zu lassen. Nehmen Sie sie öfter liebevoll in den Arm -auch, wenn Ihnen eigentlich Danach gar nicht ist- und verdeutlichen Sie ihr, wie unentbehrlich sie ist. Spricht Ihre Tochter weinerlich, reagieren Sie mitfühlend mit z.B.: "Du hast doch gar keinen Grund zu weinen; zeig mal, wie schön du schon richtig sprechen kannst". Sprechen Sie eine Bitte erst dann aus, nachdem Sie direkten Blick- und möglichst auch liebevollen Körperkontakt zu ihr aufgenommen haben und: organisieren Sie für sich selbst hin und wieder -möglichst regelmäßig- eine Auszeit zum Auftanken. Viel Kraft, liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Hallo, auf die Antwort bin ich gespannt - uns geht es genauso, nur ist unser "Großer" schon fast 6. Frau Schuster sagt, er schreit quasi nach Grenzen, aber auch er "hört" nur bei der x-ten Wiederholung. Versuchen wir, nach maximal 2 Ansagen Konsequenzen folgen zu lassen, geht das nur mit laut werden und Handgreiflichkeiten (ihn in sein Zimmer bringen, an den Armen packen, damit er überhaupt mal zuhört). Ich finde es furchtbar. Ich möchte in meiner Familie keinen Umgangston, der sich durch Anbrüllen und Grobheiten auszeichnet, weil anders nicht reagiert wird. Andererseits weiss ich durchaus wie es sich anfühlt, nach 5 Jahren "vom Thron gestossen" zu werden. Wir versuchen, durchaus auch Dinge mit ihm allein zu unternehmen und parken den Kleinen solange bei Oma und Opa. Der Große ist dann ein absolutes Bilderbuchkind, ist verständig, hört auf alles - man kommt sich vor wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Ich hasse das, aber man ist fast nur noch am Meckern mit dem Großen, dabei ist er eigentlich ein wirklich pfiffiger und liebenswerter kleiner Kerl. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, loben wir jede Kleinigkeit, die er gut macht, aber wir haben das Lob noch nicht einmal zu Ende ausgesprochen, da macht er wieder Blödsinn. Keine einzige Anweisung wird befolgt, ohne Widerspruch und ohne dass man ihn dazu zwingt. Konsequenz ist auch nur begrenzt möglich, denn mit einem heulenden Baby auf dem Arm, kann man eben nur bedingt tätig werden. Strafen führen dazu, dass er wütend wird, sich ungerecht behandelt fühlt und seinen Bruder drangsaliert. Ganz besonders nervtötend ist es, wenn er mit seinem kleinen Bruder "spielt". Der Große "jagt" den Kleinen, indem er hinter ihm herkrabbelt und dabei brüllt wie ein Löwe. Der Kleine krabbelt ganz schnell weg, lacht dabei und flüchtet zu einem von uns. Dann hat er aber genug. Der Große hört aber nicht auf. Wir sagen dem Großen in ruhigem Ton, es reicht, er soll bitte aufhören. Keine Reaktion. Durch das weitere "Bedrohen" des Kleinen, gerät dieser völlig ausser sich, flitzt hin und her, greift daneben, fällt hin und fängt an zu heulen. Während wir mit einer Hand versuchen, den Kleinen davor zu bewahren und mit der anderen Hand den Großen festhalten wollen (was meist natürlich nicht gelingt), werden wir immer lauter, weil der Große einfach nicht aufhört. Irgendwann schreien wir den Großen richtig an (meist, wenn der Kleine sich dann "endlich" richtig weh getan hat), dann brüllt der Kleine und der Große ist tatsächlich eingeschnappt, weil der Kleine doch gelacht hat - ja, die ersten 2 Minuten! Wenn wir hinterher noch einmal in Ruhe mit dem Großen reden und fragen, warum er denn nicht aufhört, sagt er, er wollte doch nur mit seinem Bruder spielen. Wir erklären ihm dann, dass das nur bedingt möglich ist, weil er eben noch ein Baby ist und er eben alles ein bisschen vorsichtiger machen muss und diese Jagerei nach dem ersten Mal beenden muss. Der Große nickt ganz verständig - und macht beim nächsten Mal alles wie immer... Genauso klemmt er ihn zwischen seine Beine, schneidet ihm den Weg ab, drückt ihn doll etc. pp. Wir versuchen immer wieder, ihm klar zu machen, dass er ganz viel mit ihm machen kann, aber eben vorsichtig und wenn der Kleine nölt, dann will er nicht. Trotzdem macht der Große IMMER !!! so lange, bis der Kleine richtig schreit, wir zu Hilfe kommen müssen und manchmal wirklich ausrasten. Sorry, das ist jetzt furchtbar lang geworden. Vielleicht hilft es Dir ja, wenn Du weisst, Du bist nicht allein. Gute Nerven!


Mitglied inaktiv

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Hallo Nicole-Mami. wenn ich Deinen Beitrag lese, fühle ich mich nicht mehr so ganz hilflos, denn es zeigt mir wieder einmal, dass ich nicht allein bin. Aber wie auch Du schreibst, will ich keinen so harten Umgangston mit meinen Kindern, sondern einen lieben und fröhlichen. Es kostet so viel Kraft in jeder Situatin verständnisvoll auf die Große zu reagieren. Sie ist zwar zu dem Kleinen wirklich lieb, aber es fehlt ihr halt noch am Feingefühl für ihn und das gibt dann natürlich auch oft Streit. Was dann bei uns noch dazukommt, ist, dass die Große ständig "Baby" spielt, das heißt sie schreit und quiekt wie ihr kleiner Bruder und auch wenn ich oft mitspiele, ist das auf die Dauer ganz schön nervig. Und ich verliere leider sehr leicht die Geduld. Wünsche auch euch alles Gute!


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