Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Uneinsichstig und extrem sturr

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Uneinsichstig und extrem sturr

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Liebe Frau Schuster Ich weiss mir mit meinem Sohn, 4 1/2 Jahre bald nicht mehr zu helfen. Er ist so uneinsichtig und sturr. Wenn wir ihm erklären warum er jetzt dies oder jenes nicht tun kann, ihm aber eine Alternative anbieten geht er überhaupt nicht drauf ein und will einfach seinen Kopf durchsetzen. Mit schreien und weinen und toben. Bringe ich ihn ins Zimmer, tobt er dort weiter kommt wieder raus und wenn ich die Türe zu halte, wirft er mit Gegenständen dagegen oder demoliert seine Sachen. Immer öfters rutscht mir in letzter Zeit die Hand aus und ich gebe ihm eine Ohrfeige. Was in der Situation dann auch meistens das einzige ist was nützt. Versuche ich Ihn aus einer Situation raus zu nehmen und auf den Stuhl zu setzten, muss ich alle paar Sekunden zusehen, dass er sich wieder hinsetzt. Das ist relativ nervenzerrend,denn meistens bin ich ja grad am Kochen. Heute morgen machte mein Mann Frühstück und unser Sohn schlug mit einem Glas auf den Tisch. Mein Mann forderte ihn auf, damit aufzuhören, weil das Glas sonst kaputt geht. Er hörte einfach nicht auf, bis das Glas tatsächlich kaputt ging voraufhin ihm auch mein Mann eine Ohrfeige gab, der sonst eine sehr grosse Geduld hat. Mein Mann hat mich gefragt, ob diese Sturrheit denn überhaupt noch normal sei in dem Alter und wenn ja, wann es aufhören wird? Ich schreibe Ihnen weil ich im Moment nicht sehe, wie ich aus dieser unguten Situation wieder herausfinden kann. Ich habe auch noch einen 1 1/2 Jährigen, der mich immer wie mehr fordert. Für Ihren Rat bin ich Ihnen sehr dankbar Liebe Grüsse Lele


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Hallo Lele Neben den Tipps von Hexe und Margret vermute ich zusätzlich, dass Sie zwar Ihrem Sohn genügend Aktivitäten anbieten, dabei aber vergessen, dass auch er noch ein Kleinkind ist, der konkrete Streicheleinheiten, d.h. liebevollen Körperkontakt braucht, um zu spüren, dass er geliebt, akzeptiert und in seiner Persönlichkeit anerkannt wird. Statt ihm eine Ohrfeige zu geben, drehen Sie sich mal zuerst kurz um, um sich selbst zu beruhigen. Dann können Sie anschließend viel angemessener handeln, indem Sie z.B. mit einem: "Ich glaube, du weißt, warum ich mich ärgere!" auf Ihren Sohn zugehen und ihn in den Arm nehmen. Dann loben Sie seine "Größe", bzw. seine Vernunft und überlegen Sie gemeinsam, wie der vorhergehende Konflikt zu aller Zufriedenheit gelöst werden kann: Möchte er z.B. gar nichts trinken sondern lieber spielen, kann er das Glas Ihnen geben, damit es nicht kaputt geht und sich Etwas zum Spielen holen. Da Sie nicht immer soviel Zeit aufbringen können, können Sie hin und wieder mit einer kurzen Begründung und ganz ruhig das Glas wegnehmen. Eine Ohrfeige oder das Setzen "mit Gewalt" auf einen Stuhl provoziert Ihren Sohn, Sie noch mehr zu ärgern, bzw. Ihre Reaktionen und seine Grenzen zu testen und führt keineswegs dazu, dass er einsichtig handelt, aber vielleicht dazu, dass er sich vor Ihnen und weiteren Sanktionen fürchtet :-((, was Sie ganz bestimmt nicht wollen!?- Überlegen Sie bitte einmal, warum er wie beschrieben reagiert: Ist er vielleicht unterfordert und muß er ständig Rücksicht auf seinen Bruder nehmen, der noch in hohem Maße Ihre Aufsicht benötigt? Zeigen und sagen Sie ihm bitte einmal öfter, wie sehr Sie ihn lieben und wie stolz Sie auf Ihren "großen", selbständigen, hilfsbereiten Sohn und großen Bruder sind. Lassen Sie ihn Dinge tun, die eben nur "große" Kinder tun dürfen und bitten Sie Ihren Mann, mit ihm auch mal ganz besondere Ausflüge zu unternehmen, während Dessen dann auch Sie mal Zeit und mehr Ruhe haben, auf den Kleinen einzugehen und auch selbst "aufzutanken". Ihr Sohn wird es sicherlich genießen, ganz allein mit dem Papa einen Flughafen, Bahnhof, Bauernhof usw. besuchen oder ein Picknick abzuhalten. Bitte schauen Sie mehr auf die positiven als auf die negativen Verhaltensweisen. Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo Lele, würde gern auch meinen Senf dazu beitragen, wenn ich darf. Ich habe selbst zwei Kinder und habe die Erfahrung gemacht, dass Strenge und Konsequenz eigentlich nicht viel bringen, wenn sie die einzigen Mittel sind. Druck erzeugt immer noch mehr Gegendruck, alle Beteiligten werden immer unglücklicher und die gegenseitige Wut eskaliert (dann kommt's leicht zu Ohrfeigen und so). Viel wichtiger ist es doch zu fragen, warum Dein Sohn sich momentan so für Euch anstrengend verhält. Da kommen mehrere Gründe in Frage: Zum einen ist er in einem Alter, wo er zunehmend einen eigenen Willen entwickelt und auch durchsetzen möchte, das gehört zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung dazu. Natürlich braucht er trotzdem Grenzen, aber zumindest weißt Du, dass sein Bestreben nach seinem eigenen Kopf normal ist. Dann kommt eine gehörige Portion Geschwistereifersucht dazu: Die Älteren Kinder verhalten sich halt oft besonders störend und anstrengend, um mehr von der elterlichen Aufmerksamkeit vom Geschwisterkind weg und auf sich selbst zu ziehen. Provokationen funktionieren da sehr zuverlässig, machen Deinen Sohn aber natürlich nicht zufriedener. Last but not least fehlt ihm vielleicht etwas mehr positive Aufmerksamkeit. Wenn man als Eltern genervt ist, neigt man dazu, nur noch das Negative am Kind zu sehen und darauf heftig zu reagieren. Brich mal aus aus dem Teufelskreis: Lass ihn spüren, wie schön es ist, schon so "groß" zu sein: Lass ihn mithelfen, wichtig sein, gib ihm kleine Aufgaben, frag ihn nach seinen Gedanken und seiner Meinung zu vielen Dingen. Lobe ihn sofort, wenn er mal nicht provoziert, sondern etwas gut geklappt hat und ohne Streit. Bei mir (ältere Tochter ist auch manchmal eifersüchtig auf kleinen Bruder) hat geholfen, auf provozierendes Verhalten mal ganz überraschend zu reagieren. Also nicht mit Meckern oder Auszeit, sondern mit Humor (Kind lachend schnappen und durchkitzeln bricht sofort die Situation zum Guten auf). Oder mit Ablenkung: Störendes Verhalten ignorieren und eine spannende Alternative anbieten: Statt über das Schlagen mit dem Milchglas auf den Tisch zu schimpfen, könntest Du es Deinem Sohn auch einfach beiläufig aus der Hand nehmen, ihm ein stumpfes Messer geben und fragen, ob er sein Brot (seine Tomate, sein Obst usw.) gern mal selbst kleinschneiden möchte. Das Glas wäre sofort vergessen und die Begeisterung garantiert. Probier's doch mal aus, eh? Liebe Grüße, Hexe


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Liebe Hexe Danke für Dein Tipps. In meiner Anfrage habe ich natürlich nur das Schlechte erwähnt, weil ich eben auch mit den von Dir genannten und von uns praxtizierten Tipps nicht weiterkomme. Natürlich lobe ich Ihn viel und wir haben auch immer wieder eine Menge Spass. Und es gibt oft Zeiten, da hört er gut und macht was man sagt. Er hilft täglich mit beim Kochen und Tischdecken, wir basteln viel und die Beziehung zu seinem Bruder vertieft sich ebenfalls. Vielleicht muss ich noch erwähnen, dass wir in der Schweiz wohnen und er erst mit 5 in den Kindergarten kommt. Das heisst, ich habe ihn quasi die ganze Woche bei mir zu Hause und da kommt es halt immer wieder zu diesem sturen und uneinsichtigen Verhalten. Ich bräuchte einen praktischen, konkreten Tipp oder einen Vorschlag für eine logische Konsequenz, wenn er sich so benimmt. Liebe Grüsse Lele


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Liebe Hexe Danke für Dein Tipps. In meiner Anfrage habe ich natürlich nur das Schlechte erwähnt, weil ich eben auch mit den von Dir genannten und von uns praxtizierten Tipps nicht weiterkomme. Natürlich lobe ich Ihn viel und wir haben auch immer wieder eine Menge Spass. Und es gibt oft Zeiten, da hört er gut und macht was man sagt. Er hilft täglich mit beim Kochen und Tischdecken, wir basteln viel und die Beziehung zu seinem Bruder vertieft sich ebenfalls. Vielleicht muss ich noch erwähnen, dass wir in der Schweiz wohnen und er erst mit 5 in den Kindergarten kommt. Das heisst, ich habe ihn quasi die ganze Woche bei mir zu Hause und da kommt es halt immer wieder zu diesem sturen und uneinsichtigen Verhalten. Ich bräuchte einen praktischen, konkreten Tipp oder einen Vorschlag für eine logische Konsequenz, wenn er sich so benimmt. Liebe Grüsse Lele


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Hallo, aber ich hab' Dir doch ein paar konkrete Tipps gegeben, wenn ich auch keine Fachfrau bin. Warum willst Du es nur mit "logischer Konsequenz" probieren? Als Eltern stellt man doch oft fest, dass es für viele Verhaltensweisen keine logische Folge gibt. Die meisten starren Erziehungskonzepte dieser Art scheitern eben doch oft an der Wirklichkeit und funktionieren in vielen Situationen überhaupt nicht - das ist nichts Neues. Hier ist dann eben doch ein bissel Kreativität gefragt. Manchmal hilft auch einfach der gesunde Menschenverstand weiter: Wenn er mit dem Glas auf den Tisch klopft, verstehe ich nicht, was es da ewig zu ermahnen gibt. Man nimmt ihm das Glas aus der Hand und lenkt ihn kurz ab - das ist viel logischer, als wenn beide Eltern tatenlos an ihm herumschimpfen, huh? ;-) Grüßle, Hexe


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Hallo, ich sehe es wie Hexhex. Ihr versucht, auf Gedeih und Verderb Eure Vorstellungen durchzuziehen und Euer Sohn tut es Euch nach! Was ist denn logisch daran, wenn ein Kind auf den stillen Stuhl muss? Insbesondere, wenn Du dann auch noch Aufwand hast, weil Du ihn (vermutlich mti Gewalt) dort behalten willst. Ohrfeigen sind ein Zeichen von Ohnmacht und so ohnmächtig fühlt sich auch Euer Sohn, wie Ihr in dem Moment, wo Ihr ohrfeigt, weil Euch nichts mehr einfällt. Wir machen alle Fehler und wenn eine Situaton so verfahren ist, hilft es einfach einmal innezuhalten und eingefahrene Strukturen aufzubrechen. Beispiel Glas: Logsich wäre gewesen, das Glas wegzunehmen und durhc einen Plastikbecher zu ersetzen, wenn Euer Sohn damit nicht aufhört und nicht zu warten, bis es kaputt geht. Ablenken, Geduld und viel positive Aufmerksamkeit. Euer Sohn fordert ja ganz massiv Eure Aufmerksamkeit für sich ein, da nimmt er lieber die negative als gar keine. Bitte verstehe mich nicht falsch, es geht mir nicht darum, Euch zu verurteilen. Ich kenne dieses Ohnmachtsgefühl und den inneren Zorn nur sehr gut, aber Euer Sohn ist noch ohnmächtiger und noch zorniger, weil er nämlich zu 100% von Euch abhängig ist. Er hat niemanden außer Euch, er ist Euch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Er ist doch der unglücklichste in der Situation. Übrigens bin ich der Überzeugung, dass sich auch Ohrfeigen abnützen. Soll Euer Sohn resignieren und sich sagen, dann gbits halt ne Ohrfeige und erledigt ist oder soll er aus Einsicht handeln? Die Konsequenz wäre, die Ohrfeige zu steigern, um den Leidensdruck nach Gewöhnung zu erhöhen. Wo führt das hin? Gewalt erzeugt Gegengewalt udn Druck Gegendruck. Das wollt Ihr ganz bestimmt nicht. Vielleicht hilft es Euch auch, vor einem Verbot erst einmal innezuhalten und zu überlegen, ob das Verbot a) sein muss und b) wie Ihr trotz Verbot dem Bedürfnis Eures Sohnes gerecht werden könnt, wenn es wirklich sein muss. Ich habe an mir selbst festgestellt, dass man gerade in Situationen großer Anspannung und Gereiztheit (oder auch Müdigkeit, Krankheit etc) oft nur noch reflexhaft REagiert udn nicht mehr agiert. Ein "Nein" oder "Lass das" ist so schnell ausgesprochen udn löst doch so viel negatives aus, deswegen sollte man damit doch so sparsam wie möglich umgehen. Viel Erfolg und dass sich Eure Situation bald entspannt. Gruß Margret


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