über "Krebs" reden?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: über "Krebs" reden?

Unsere Tochter Caro ist 7 Jahre alt und hat im Sommer 09 von ihrer Freundin gehört, dass deren Bruder an Krebs gestorben ist. Nun ist im Herbst 09 mein Mann an einem Multiplen Myelom erkrankt. Caro hat noch 2 Brüder (26 und 22 Jahre alt), wovon einer wieder bei uns wohnt. Leider kamen Caro und ich genau dann zu Besuch ins Krankenhaus, als mein Mann die Diagnose erfuhr. Wir beide mussten weinen, da die Prognose sehr ungünstig aussieht (nur mit Knochenmarkfremdspende heilbar) . Wir nahmen Caro zwar zu uns in den Arm, aber sie war schon sehr verwirrt. Zu Hause habe ich sie auf den Schoß genommen, sie konnte dann auch einige Fragen stellen. Die Frage, ob ihr Papa daran sterben kann, habe ich bejaht, sagte ihr aber auch, dass die Ärzte alles tun, dass es nicht dazu kommt. Dann kamen etliche Chemos, die nicht halfen. Ich bin war jeden 2. Tag bei meinem Mann und mit Caro bin ich Samstags ins Krankenhaus gefahren. Sie geht bis 16 Uhr zur Schule und hatte 1x in der Woche Musikschule. Am Sonntag habe ich dann meist mit ihr was unternommen oder wir haben uns miteinander beschäftigt- und bei unseren Gesprächen auch oft geweint. Vor seiner Erkrankung war mein Mann im Aussendienst tätig und oft in der Woche nicht zu Hause. Und leider auch der Alleinverdiener ( ich bin schon 10 Jahre aus dem Beruf raus). Im Dezember kamen dann eine schwere Lungenentzündung, eine Sepsis und künstliches Koma dazu. In dieser Zeit (ca 1 Monat) war Caro nicht mit im Krankenhaus. Erstmal war mein Mann auf einer Infektionsintensivstation, da durfte sie nicht rein. Und zum anderen wollte ich ihr nicht zumuten, ihren Papa an den ganzen Apparaten und mit künstlicher Beatmung zusehen. Ansonsten ist Caro selbst mit ihrem Rheuma (seit sie 3 jahre alt ist) schon mit dem Procedere von Infusionen und Blutabnahmen etc vertraut. Sie hat bei ihren Behandlungen nie geweint. Nun hat mein Mann schon etliche Chemos und 2 Eigen-Stammzelltransplantationen überstanden. Da er aber sehr viel Gewicht verloren hat, kommt eine Fremdspende nicht infrage (einzige Heilungschance). Auch ist er aufgrund von Wirbelbrüchen bestimmt 10 cm kleiner geworden. Bei einem Besuch bei meiner Mutter, ruschte dieser das Wort Krebs raus und Caro wehrte gleich ab, ihr Papa hat keinen Krebs. Ich versuchte dann sie dahin zu bringen, dass sie mich fragt, ob es Krebs ist, hat sie aber nicht.Nun meine Frage: Soll ich Caro nochmal ansprechen, ob sie den Namen der Krankheit (also Krebs) wissen möchte? Mir wäre damit wohler, da wir nicht immer um das Wort Krebs rumeiern müssen. wir haben auch eine Broschüre über die Krankheit, von der Deutschen Krebshilfe. Also ist sie da, wo Caro hoffentlich nicht rangeht.Die eigentliche Diagnose MM hat sie schon gehört, sie sagte aber, dass es ein komplizierter Name sei. Caro ist trotzdem immer noch ein fröhliches, manchmal zickiges Mädchen und laut Lehrerin gibts auch in der Schule keine Auffälligkeiten und sie freut sich auf ihren Gitarrenunterricht, der im September beginnt. Wäre es eigentlich sinnvoll, über ein Termin beim Kinderpsychologen nachzudenken? Danke für Ihre Geduld beim Lesen und für Ihre Antwort Silvia

Mitglied inaktiv - 12.08.2010, 01:39



Antwort auf: über "Krebs" reden?

Hallo Silvia Bitte informieren Sie Ihre Tochter erst dann, wenn das Wort: Krebs nochmal fällt, darüber, dass der Name der Krankheit, die Ihr Papa hat, einfach viel zu kompliziert ist, sodass man auch das Kurzwort: Krebs dazu sagen kann. Wie bei ihr und ihrem Rheuma wird der Papa immer wieder Infusionen erhalten und auch sein Blut muss immer wieder untersucht werden, um ihm die wirksamsten Medikamente geben zu können, die es gibt. Diese Medikamente sind allerdings so stark, dass sie den Appetit hemmen, die Knochen nicht mehr so stark sein lassen, sodass der Papa immer dünner und schwächer wird. Bitte geben Sie die Hoffnung nicht auf, dass diese Krankheit in den Griff zu bekommen ist. Eben diese Hoffnung versuchen Sie bitte auch Ihrer Tochter zu vermitteln. Dass Eltern auch mal weinen, ist für viele Kinder unverständlich; aber Ihre Tochter wird es vermutlich als Gegeben hinnehmen, wenn Sie ihr sagen, dass dieses Weinen Ihnen hilft, mit dieser schweren Krankheit klar zu kommen. Da Caro dieses Ausmaß der Krankheit noch gar nicht begreifen kann und sie insgesamt ein fröhliches, aktives Kind ist, ist meiner Ansicht nach das Aufsuchen eines Kinderpsychologen nicht notwendig. Ganz viel Kraft und positives Denken -wenn's auch schwer fällt-.

von Christiane Schuster am 12.08.2010