Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Trotzverhalten?

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Trotzverhalten?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Guten Tag Frau Schuster, ich bin mit meinen Nerven und Möglichkeiten am Ende!!! Ich habe eine Tochter die 2 Jahre und 10 Monate alt ist. Ich selbst bin 33 mein Mann 47 Jahre alt. Emily hat zu meinem Mann keinen sehr guten Kontakt. Die Beiden schmusen nie zusammen, was mein Mann aber auch nicht versucht oder gefördert hat. Er kann auch mit der Kleinen nicht richtig spielen. Keine Kinderspiele. Er versucht sie immer "zu fördern", mit Erklärungen von Zahlen oder Unterschieden oder ähnlichem. Selbst beim Malen zeigt er ihr Formen ect.. Seit 5 Wochen ist Emily in einer priv. Betreuung.3 Std. an 3 Vormittagen. Zu anfangs hat sie schon geweint wenn wir hingefahren sind.Das hat sich nach 6 Mal gelegt.Sie weint jetzt immer noch bitterlich, wenn ich sie oder mein Mann dort abgeben. Sind wir einmal weg, spielt sie mit den Kinder, von denen sie auch mind. 2 immer kennt. Aus der Spielgruppe nachmittags. Seit 14 Tagen weigert sie sich dort zu Mittag zu essen. Die Erzieherinnen lassen sie dann auch, fragen zwar mehrmals nach ob sie doch noch was essen möchte, aber sie wird zu nichts gezwungen. Wenn ich sie abhole ist sie guter Laune und erzählt auch viel. Hinzukommt, dass sie sogar bei meinen Eltern, die im Haus wohnen, nicht mehr bleiben möchte. Verlasse ich deren Wohnung, läuft sie weinen hinter mir her. Auch bei ihrem Vater bleibt sie höchst ungerne, nur unter Protest und mit weinen. Das legt sich zwar nach einiger Zeit aber es belastet doch. Ich kann mitlerweile nicht mal mehr alleine auf die Toilette gehen oder zum Briefkasten. Sofort rennt sie quasi hinter mit her, weint und schreit. Ich kann nicht mehr!Bin nervlich am Ende! Mein Mann vermag mir da auch nicht zuhelfen, kann es ja bei sich selbst kaum, was die "Beziehung" zu seiner Tochter angeht. Ist das ein Trotzverhalten, mit der Nahrungsaufnahme in der Betreuung, weil ich sie dort "abgebe"? Soll ich sie da wieder herausnehmen? Ist sie noch zu "jung"? Ist sie zu emotional an mich gebunden? Sollte ich sie öfter einfach mal bei meinem Mann lassen und einfach spazieren gehen? Alleine? Ich gehe 16 Std. die Woche arbeiten und Treffe mich auch alleine mit Freundinnen. Bitte antworten Sie mir. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Danke schon einmal im Vorraus MfG Anja R.


Beitrag melden

Hallo Anja Ein Trotzverhalten ist es sicherlich nicht, das Ihre Tochter zeigt. Nach 5 Wochen ist erst einmal das Neue und Interessante der "Fremdbetreuung" zum Alltag geworden, erfordert aber nach wie vor die ganze Konzentration Ihrer Tochter. Sobald Sie dann in ihrer Nähe sind, weiß sie, dass sie sich auch mal "hängen lassen", sich abreagieren kann, da Sie ihr als vertrauteste Bezugsperson bislang IMMER Sicherheit gebend und helfend zur Seite standen. Geben Sie Ihre Tochter bitte nicht "nur" ab, sondern bleiben Sie die nächsten Male ebenfalls solange bei der Betreuung, bis Sie feststellen, dass Ihre Tochter die weitere Bezugsperson kennt und auch akzeptiert. Steigern Sie dann die Zeit Ihrer Abwesenheit behutsam, nachdem Sie Ihre Tochter informiert haben, dass und warum Sie mal "kurz" wegmüssen. Vielleicht können Sie auch einmal zum Essen bleiben, um Emily zu zeigen, wie gut Ihnen das Essen schmeckt? Bitten Sie sie zu Hause geradezu, Ihnen stets zu folgen, während Sie sie gleichzeitig verstärkt loben, wenn sie sich mal allein beschäftigt. Sie wird sich von ganz allein wieder zunehmend von Ihnen lösen. Damit sie auch ihren Vater als nahezu gleichwertige Bezugsperson anerkennt und akzeptiert und Ihr Mann, der wahrscheinlich seine Unsicherheit gegenüber dem kindl. Verhalten nicht zugeben möchte, sich zunehmend an seine Tochter gewöhnt, empfehle ich Ihnen, möglichst viele Aktivitäten zu Dritt zu unternehmen, wie ein gemeinsames Ins-Bett-Bringen, gemeinsamer Zoo-, Flughafen-, Bauernhof-, Schwimmbad-Besuch... usw. Da Sie selbst wahrscheinlich recht unzufrieden werden, wenn Sie auf Ihre Arbeit "außer Haus" verzichten müssen, sollten Sie die "Fremdbetreuung" Ihrer Tochter noch einmal mit großer Gelassenheit und viel Geduld bestehen lassen. Beobachten Sie allerdings, dass Ihre Tochter insgesamt zunehmend unausgeglichener, unzufriedener und unausgeglichener wird, zunehmend schlechter ein- und durchschläft, sollten Sie ihr noch eine Weile Ihre ständige, unmittelbare Nähe gönnen. Erholsames Wochenende, liebe Grüße und: bis bald?


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.