Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

trotziger 6-Jähriger, was mach ich nur?

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Frage: trotziger 6-Jähriger, was mach ich nur?

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Hallo Frau Schuster, ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll... Mein Sohn, 6 Jahre alt, kommt im Sommer in die Schule. Er ist nur noch aufmüpfig, trotzig sobald es nicht nach seinem Kopf geht, motzt rum und tut dann lieber gar nichts. Sage ich was, kriege ich entweder eine freche Antwort oder er verschränkt die Arme, schaut mich nicht mehr an und tut, als würde er nichts mitbekommen. Ich verstehe ihn nicht... Auch kaut er seit seinem 2 1/2 Lebensjahr an den Fingernägeln. Daran bin ich selbst schuld, weil die Kinderärztin meinte, ich solle ihm den Schnuller abgewöhnen. Seit kaut er. Dies ging bis letztes Jahr Nikolaus. Als dieser kam sagte er zu ihm, dass das nicht schön ist und er doch versuchen soll, damit aufzuhören. Das hatte auch gefruchtet, nur nun kaut er wieder. Kann es nicht lassen. Ich krieg Zustände, wenn ich das Knacken höre.... Nun hab ich ihm das Spielen am PC (nur kindgerechte Lernspiele) verboten. Hatte gesagt, sobald sie wieder gewachsen sind und ich sie schneide, darf er wieder. Dies wäre zum nun kommenden Wochenende soweit gewesen. Gestern sah ich, dass wieder alles abgekaut war. Und nun? Was mach ich nur? Können Sie mir Tipps geben? Sorry, ist sehr lang geworden... LG Heike


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Hallo Heike Da das Nägelkauen und beschriebenes Verhalten Ihres Sohnes meines Erachtens nach auf eine Unterforderung, aber auch auf mangelndes Selbstwertgefühl, bzw. Unsicherheit zurückzuführen ist, empfehle ich Ihnen, ihn an 1-2 Interessengruppen teilnehmen zu lassen, da er dort gezielt gefordert und gefördert wird, während er gleichzeitig spürt, wie unentbehrlich er ist. Ene Bestrafung seines Nägelkauens wird ihn höchstens unter Druck setzen, was das Verhalten sogar noch verstärken kann, aber die Ursache nicht beheben. Nachfolgenden Artikel fand ich für ausführliche Infos und Tipps im Erziehungslexikon: Nägelkauen Psychologen bezeichnen das Nägelkauen als Leerlauf-Handlung, eine Angewohnheit, die bei verschiedensten Anlässen auftreten kann und eine gewisse Befriedigung und Entlastung mit sich bringt. Sie zählen das Nägelkauen zu den Verhaltensstörungen, nicht vergleichbar mit schweren neurotischen Störungen wie Haareausreißen oder Zerkratzen des eigenen Körpers. In der Regel ist Nägelbeißen ein Zeichen, dass das Kind Schwierigkeiten mit seiner Umgebung hat, mit irgendetwas oder irgendjemandem nicht im Reinen ist. Erzieherinnen und Lehrer wissen: Kinder, die in Schwierigkeiten stecken, kauen eher an den Fingernägeln als Kinder ohne Probleme. Oft beginnt die Angewohnheit bereits zwischen vier und sechs Jahren. Sie kann bis zum zehnten Lebensjahr zunehmen, mit zwölf, dreizehn einen Gipfel erreichen und irgendwann im Jugendalter wieder aufhören. Nicht immer müssen Eltern eingreifen, wenn ihr Kind zu nagen beginnt. Kaut es nur ab und zu (oder zupft an den Nagelhäutchen herum) und wird das Nagelbett dabei nicht verletzt, dann kann man getrost ein Auge zudrücken. Gelegentliches Nägelkauen ist meist nur eine Angewohnheit und nicht besonders schlimm. Solche Angewohnheiten müssen auch keine tieferen Ursachen haben. Solange das Kind nicht unter dem Aussehen seiner Nägel leidet, sollten Eltern die Nagerei nicht weiter beachten und ihr Kind auf keinen Fall ständig ermahnen. Knabbert es allerdings exzessiv und beißt es den Nagel so weit ab, dass das Nagelbett verletzt wird, anschwillt und Entzündungen entstehen, verändert das die Situation. Dieses Nägelbeißen bereitet Schmerzen und hat etwas Selbstverletzendes und Aggressives. Wenn es ein vorherrschendes Verhalten ist, das von dem Kind zwanghaft ausgeübt und nicht mehr kontrolliert werden kann, müssen sich Eltern Gedanken über die Ursachen machen. Typische Auslöser: die Geburt eines Geschwisters, Schulnöte, Trennungsprobleme bei Scheidungen, Krankenhaus-Aufenthalte. Das Kind zieht sich aus einer Situation, mit der es nur schwer zurecht kommt, zurück und beschäftigt sich mit sich selbst. Diese Beschäftigung beruhigt - auch, wenn es hinterher weh tut. Für Eltern gibt es zwei Möglichkeiten, ihrem Kind beizustehen und ihm exzessives Nägelbeißen abzugewöhnen. Erstens: seine Probleme erkennen und sie so gut es geht lösen. Zweitens: ihm helfen, die Enttäuschung oder Anspannung zu verarbeiten. Die Gründe für Enttäuschung oder Überforderung herauszufinden ist nicht einfach: Meist können Kinder selbst nicht genau erklären, was sie belastet. Aber schon Zuwendung und Aufmerksamkeit tragen dazu bei, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, ihnen die Angst vor Versagen oder Ausgeschlossensein zu nehmen. Selbst wenn sich das Problem - Ärger mit einem Lehrer oder mit Freunden, Neidgefühle oder Eifersucht - nicht sofort lösen lässt, gibt die Unterstützung der Eltern Rückhalt und damit Kraft, eher mit Frustrationen fertig zu werden. Dem Kind gegen seinen Willen das Nägelkauen abzugewöhnen ist in den meisten Fällen unmöglich - das zeigt die Erfahrung von Eltern, Psychologen und Ärzten. Drohungen helfen wenig und setzen den Nägelbeißer nur unnötig unter Druck (auf den er vielleicht mit gesteigertem Nägelbeißen reagiert). Viele Kinder wollen oft erst dann längere, schönere Fingernägel, wenn sie von Gleichaltrigen gehänselt werden oder ihre Eitelkeit - meistens in der Pubertät - erwacht. Liebe Grüße und: bis bald?


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