Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Traut sich nicht ihre Meinung zu äußern (lang!)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Traut sich nicht ihre Meinung zu äußern (lang!)

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Schuster, sie haben mir schon einmal nützliche Tipps gegeben. Meine Tochter (fast 5 J.) hat massive Probleme ihre Meinung und ihre Wünsche anderen gegenüber zu äußern und ich weiß nicht, wie ich das noch ändern kann. Bei mir und meinen Eltern wie auch bei ein paar ihrer Freunde, d.h. bei denen sie weiß, dass sie nach wie vor "geliebt" wird, ist das kein Problem. Aber z.B. bei ihrer "besten" Freundin, die sie immer wieder fallen läßt wie eine heiße Kartoffel wie auch bei ihrem eigenen Vater ordnet sie sich immer wieder unter bis hin zur Hörigkeit. Zum besseren Verständnis der Situation: Der Vater meiner Tochter und ich sind getrennt seit sie 1,5 J. war. Sie hat ihn regelmäßig gesehen bis 09/2007 bis es nicht mehr ging, da es aufgrund seiner Alkohol-Problematik zu ernsten Zwischenfällen kam. Er hat sie und ihre Bedürfnisse/Wünsche nie wirklich ernst genommen; sie ist für ihn mehr oder weniger Statussymbol. Nachdem sie sich wieder einigermaßen stabilisiert hat (Stärkung des Selbstbewußtseins, Verlustängste abbauen, Abbauen der Depressionstendenz etc.) - ich habe mit Unterstützung des KiA, des KiGa`s und meinem direkten Umfeld hart daran gearbeitet - sollte sie ihn lt. JA wiedersehen, ohne dass er etwas gegen sein Problem getan hat. Wir hatten jetzt das erste Treffen für nur 3 Stunden. Schon als sie erfahren hat, dass sie ihn wieder sieht begann im KiGa dieses Hörigkeitsverhalten wieder gegenüber ihrer vermeintlich besten Freundin (im KiGa trennen sie die beiden jetzt sehr häufig). Meine Tochter macht nur was die andere will und scheint keine eigenen Interessen mehr zu haben. Wenn sie selbst etwas machen möchte, aber die andere nicht, steckt sie zurück und traut sich nicht ihre Meinung zu sagen. Als ihr Vater sie beim Treffen für eine gewisse Zeit (innerhalb der 3 Stunden) vor den TV gesetzt hat, hätte sie lieber mit ihm gespielt (hat sie mir gegenüber erzählt), aber sie hat sich nicht getraut. Sie leidet selbst darunter, dass sie nicht den Mut hat ihre Meinung zu äußern, aber sie kann offensichtlich auch nicht aus ihrer Haut. Wie kann ich meine Tochter hier noch unterstützen? Sie macht auch Kinder-Yoga, was ein wenig Besserung gebracht hat, wir sind viel mit anderen Kindern zusammen (soweit es mein Vollzeitjob ermöglicht), sie besucht alleine Freunde und lädt Freunde ein etc. Ich würde mich wirklich über Tipps freuen und meinen Sie ich bräuchte hier noch anderweitige Unterstützung? Herzlichen Dank und viele Grüße Charty


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Hallo Charty Da die ErzieherInnen das familiäre Problem sehen, empfehle ich Ihnen, sich einen Kurzbericht seitens der Einrichtung zu erbitten und Damit das Gespräch mit der zuständigen Betreuerin im Jugendamt zu suchen. Schließlich geht es um das Wohl ihres Kindes, das sich nicht auf Grund eines Treffens mit dem alkohol-kranken Vater verschlechtern sollte. Ob Kinder-Yoga oder eine andere Interessengruppe für Ihre Tochter geeignet ist, ihr Selbstwertgefühl zu steigern, sollten Sie erneut mit dem Kinderarzt besprechen. Meine persönliche Meinung ist, dass eine Interessengruppe, bei Der Ihre Tochter sehr viel Anerkennung erhält und in Der ihr eine ganz besondere Aufgabe zukommt, erfolgversprechender ist. Dabei denke ich z.B. an einen Schwimmkurs, bzw. den Beitritt zu einem Schwimmverein oder auch Reiten. Vielleicht ist auch eine Ergo-Therapie angezeigt? Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Einschätzung und die Tipps. Das Problem ist, dass der Erziehungsberatungsstelle des Jugendamtes, bei denen ich bis dato seit 3 Jahren war (ich habe die Befürchtung dieser Entwicklung damals schon gehabt), das Kindeswohl egal ist. Der Kommentar war "Schön, dass sie ihre Tochter so toll stabilisiert haben, dann ist sie ja wieder fit für ihren Vater". Sie pochen auf das Recht unserer Tochter auf beide Elternteile und das Recht des Vaters auf seine Tochter, obwohl sie selbst der Meinung sind, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Vater sich auf die Reihe bekommt quasi Null ist. Er hat bei einem gemeinsamen Gespräch, denen unzählige Einzelgespräche vorausgingen, keinerlei Nachweise und Aktivitäten nachweisen müssen. Aber - das war auch deren Aussage - ein Kind kann sich seine Eltern nicht aussuchen und muss damit leben! Ein RA ist bereits eingeschaltet, aber aufgrund der deutschen Rechtssprechungen in solchen Fällen, wo keine äußerlichen körperlichen Verletztungen da sind, können wir momentan bis zu einem neuen Super-Gau kaum etwas machen. Dies nur zur Abrundung, auch wenn ich weiß, dass dies nichts mit Erziehung zu tun hat. Aber ich schätze - auch durch das Mitlesen deren anderen Fragen - Ihren Erfahrungsschatz und ihre Tipps. Herzlichen Dank nochmals und ich werde auf alle Fälle mit dem KiA nochmals darüber sprechen, den ich sowieso auf dem Laufenden halten soll und auch mache. Viele Grüße und noch einen schönen Abend Charty


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Hallo Charty Bei diesem bedauerlichen Sachverhalt empfehle ich Ihnen, zu Ihrer Tochter zu halten und nur mit ihr gemeinsam deren Vater an möglichst einem neutralen Ort aufzusuchen. Sie muß erkennen können, dass Sie ihr IMMER helfend zur Seite stehen -so unangenehm es für Sie auch sein mag. Sie können dieses Unangenehme sicherlich besser verarbeiten als Ihre Tochter.- Liebe Grüße und: bis bald?


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