Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Traumatisierung?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Traumatisierung?

pluto

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Hallo! Unser Sohn Nikolaus ist nun 22 Monate alt, kann nur einige Wörter, kann aber mit Hilfe seiner Fantasiefüllwörter für uns verständliche Geschichten erzählen, leider ist es manchmal für uns auch etwas missverständlich. Vor zwei Wochen hatten wir ein Erlebnis, das mir nun große Sorgen bereitet. Wir waren mit Freunden auf Kurzurlaub und gingen in der Stadt essen. Da unser Sohn nicht bei uns sitzen wollte, ging mein Mann mit ihm spazieren. Dabei trafen sie auf eine „Versteckte Kamera“-Situation bei der gefilmt wurde, wie ein Mensch als Buchsbaum verkleidet, Menschen erschreckt. Mein Mann dachte sich nicht viel dabei und ging daran vorbei. Der “Strauch“ pfiff mehrmals, sodass sich Nikolaus immer danach umdrehte, schließlich streckte der Strauch eine Hand heraus. Nikolaus schrie daraufhin und klammerte sich an meinen Mann. Schließlich kamen sie zum Tisch zurück und mein Sohn zerrte mich auf, damit ich mit ihm spazieren ging. Mein Mann hatte zwar kurz die Situation erzählt, diese jedoch nicht besonders tragisch geschildert. Nikolaus zog mich in die „Strauch“-Richtung und wiederholte ständig das Wort „Baum“, weshalb ich dachte, er wolle nochmals hin. Da hab ich mich allerdings geirrt, denn als wir dort waren, blieb ich in einiger Entfernung stehen und er klammerte sich ängstlich an mich. Da reagierte ich natürlich und wir suchten das Weite. Von dem Moment an zeigte er jedoch beim Spaziergang auf jede Pflanze und sagte dazu fragend Baum. Ich versuchte ihn zu beruhigen, ihm zu zeigen, dass niemand in den Pflanzen steckt und erklärte ihm, dass der „Baum“ nur ein verkleideter Mann war, wie er im Fasching, ich hatte auch den Eindruck, dass er das versteht. Da wir allerdings nochmals vorbei mussten an dem „Baum“, um zurück zu meinem Mann und den Freunden zu kommen, erklärte ich ihm die Situation kurz, zeigte ihm von Weitem schon den „Baum“ und sagte ihm er brauche keine Angst haben, soll sich nicht schrecken. Der „Strauchmann“ reagierte diesmal nicht auf meinen Sohn, allerdings redete er die nächsten Passanten an, dies sah und hörte mein Sohn und schreckte sich erneut so sehr, dass er fast zum Heulen begann. Ich machte mir natürlich große Vorwürfe hatte aber hinsichtlich des Weges keine andere Wahl. Nikolaus sagte den gesamten weiteren Weg  zu jedem Strauch, den wir passierten nur „ Baum, Angst“. Danach passierten wir auch noch eine Buchsbaumhecke bei einem Cafe, hinter dem Menschen saßen und sich unterhielten. Wir mussten hinter jeden einzelnen Strauch scheuen und ihm zeigen, dass niemand darin saß. Das war vor zwei Wochen. Danach schien er das Erlebte vergessen zu haben. Als wir letzten Samstag bei meinen Eltern auf der Terrasse saßen, entdeckte er plötzlich den Buchsbaum meiner Mutter, den er schon so  oft gesehen hatte und begann plötzlich wieder mit dem „Baum Angst“. Mein Vater zeigte ihm wieder, dass da niemand ist, aber es wiederholte sich unzählige Male. Gestern Abend erzählte er mit seinen Worten meinem Mann und mir vor dem Einschlafen von seinem Tag, plötzlich erzählte er die Situation vom Samstag mit meinen Eltern und dem Buchsbaum und meinte wieder viele Male „ Baum Angst“. Ich konnte ihn zwar beruhigen und erklärte ihm, dass der „Baum“ weit weg ist und wir ihn beschützen, er keine Angst zu haben braucht, allerdings mache ich mir nun große Sorgen, dass ihn die Situation traumatisiert hat und dies womöglich irgendwelche bleibenden psychischen Probleme nach sich zieht. Was kann ich tun?   Danke für Ihre Antwort Mit lieben Grüßen Pluto    


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Pluto, Ihr Sohn ist nicht traumatisiert vom "sprechenden Baum". Genauso, wie Ihr Sohn derzeit viele Sträucher mit dem Erlebnis in Verbindung bringt, wird er in ein paar Wochen, wenn er erleben durfte, dass die Sträucher und Bäume, die er in Zukunft sieht, nicht sprechen und ihre Hände ausstrecken, diese als normal erleben und das Gesehene nach und nach vergessen. Viele Grüße Sylvia


Mitglied inaktiv

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Warum esst ihr nicht zusammen? Wenigstens kurze Zeit kann auch ein zwei jähriger dabei sitzen? Zur Frage an sich kann ich nicht viel sagen, nur soviel vermutlich habt ihr zu viel Zeit um euch über alles mögliche Gedanken zu machen. In der Kita und auch später wird er genug sehen und erleben worauf ihr keinen Einfluss habt.


KielSprotte

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Also ein Trauma hat der kleine Mann sicher nicht – aber was mir beim Lesen extrem aufgefallen ist, ist das euer Sohn offenbar ganz klar die Hosen anhat. Auch mit knapp 2 Jahren kann/sollte er lernen, dass Mahlzeiten zusammen am Tisch eingenommen werden – zumal wenn noch Freunde von euch dabei sind. Warum geht dein Mann mit ihm spazieren, wenn ihr eigentlich essen wollt? Und warum lässt du dich von ihm „hochzerren“? Ich glaube, der Kleine sollte lernen, dass die Welt sich nicht nur um ihn dreht und er ständig vorgibt, was jetzt gemacht wird. Und zu seinem Wortschatz: Stellt euch einfach mal blöd und versteht seine „Phantasiesprache“ nicht – schließlich hat er sonst doch keinen Ansporn „richtig / mehr“ sprechen zu lernen – Mama und Papa verstehen doch alles ;)


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