Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Tragekind

Anzeige rewe liefer-und abholservice
Frage: Tragekind

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Also, ich weiss momentan echt nicht, was richtig ist. Unser Sohn (4 Wochen) ist ein totales Tragekind. Offensichtlich hat er das Gefühl, an ihm sei ein Känguruhbaby verloren gegangen. Ein geregelter Tagesablauf ist für mich nur möglich, wenn ich ihn im Tragetuch bei mir habe. D. h. , sobald ich ihn in sein Bettchen lege, fängt er erbärmlich an zu schreien. Bislang war es für mich okay, ihn zu tragen, aber jetzt bedrängen mich alle (z.B. die lieben Grosseltern) ihn schreien zu lassen und mit der Tragerei aufzuhören, weil ich ihm das sonst nicht mehr abgewöhnen könne. Und wer will schon ein 2jähriges Kind tragen ? Heute habe ich wieder versucht, sein Schreien zu ignorieren, aber ich bringe es nicht fertig, denn der Zwerg hat ne unheimliche Energie und schreit ohne weiteres eine halbe Stunde. Danach ist er dann fast nicht mehr zu beruhigen und ich bilde mir ein , dass er beim Schreien Luft schluckt und dadurch abends Blähungen hat. Ich weiss echt nicht, was ich machen soll. Mir graut schon vor dem nächsten Besuch der Grosseltern, wenn die dann sehen, dass ich ihn immer noch trage. Wie lange ist tragen denn okay und wie kann ich ihm beibringen, wenigstens nachts in seinem Bettchen zu schlafen ? Das tut er bislang nämlich auch bei uns. Verwöhne ich ihn zu sehr ?


Beitrag melden

Hallo Vesna Sie verwöhnen Ihren kleinen Schatz auf keinen Fall! Kinder kann man erst verwöhnen, wenn sie selbst in der Lage sind, gewisse Zusammenhänge zu erkennen und gelernt haben, einen eigenen Willen zu besitzen; also frühestens mit 6Mon. Babys, die weinen, fühlen sich irgendwie unwohl und bitten mit ihrer Ausdrucksweise um die Hilfe ihrer vertrautesten Bezugsperson. Anders als durch weinen können sie sich noch nicht verständigen.- Ein 4Wochen junges Baby muss selbst dieses Vertrauen erst noch aufbauen. Es muss lernen, dass es jeder Zeit Hilfe und Zuwendung von seiner Mutter bekommt. Tragen Sie deshalb Ihren Sohn vorerst weiterhin im Tragetuch. Wird er Ihnen zu schwer, besorgen Sie sich eine Babywippe, die Sie ebenfalls immer mit in den Raum nehmen können, in dem Sie sich aufhalten. So wird Ihr Zwerg zunehmend an Sicherheit gewinnen. Mit 2Jahren wird er von sich aus gar nicht mehr das Bedürfnis haben, ständig getragen zu werden! Bis dahin wird er einen ungeheuren Entwicklungsschritt gemacht haben; sein Bewegungs- und Entdeckungsdrang wird laufend zunehmen, sodass ihm das Ständig-auf-dem-Arm-sein unerträglich sein wird.- Früher hatte man noch nicht die Erkenntnisse über die Entwicklung des Kindes wie heute. Wie schön ist es doch, dass man inzwischen mehr weiss und bewusster mit dem Kind leben kann! Die Hausarbeit ist dank der stetig fortschreitenden Technik wesentlich leichter geworden, sodass die Mutter heute sich viel bewusster mit allen Familienmitgliedern beschäftigen kann, was bei den heutigen gesellschaftlichen Anforderungen unbedingt notwendig ist. Da werden Ihnen die Grosseltern ganz sicher Recht geben. Je mehr Liebe, körperliche Zuwendung und Verständnis Sie Ihrem Kind entgegenbringen umso sicherer werden Sie es in seine Selbständigkeit führen können. Hören Sie auf Ihre innere Stimme und lassen Sie sich nicht verunsichern. Bis bald?


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Vesna! Hör nicht auf Deine Großeltern, sondern auf Deinen Mutterinstinkt! Denn warum wohl können Mütter das Schreien ihrer Babies nicht ertragen? Weil die Natur wollte, daß sie sich drum kümmert, nicht daß sie das Baby schreien läßt! Ein Baby hat schließlich keine andere Verständigungsmöglichkeit als schreien, und wenn es schreit, dann hat das auch seinen Grund. Ein so kleines Kind kann man nicht verwöhnen, denn es handelt nicht berechnend, sondern meldet doch nur seine Grundbedürftnisse an, und dazu gehört nun einmal auch die Nähe zur Mutter und das Getragen werden. In früheren (Ur-)Zeiten hätte es den Tod eines Babies bedeutet, hätte es seine Mutter verloren, denn es ist total hilflos und kann sich allein nicht helfen. Darum hat es auch den Klammerreflex (der bei unseren Ur-Vorfahren dazu diente, daß sich ein Baby am Fell der Mutter festklammern konnte) und darum mag es auch nicht allein irgendwo liegen. Daß die Mutter trotzdem in der Nähe und nicht weg ist und daß es nicht verhungern muß bzw. keine Feinde kommen, um es zu fressen, das weiß ein Baby doch nicht! Drum schreit es, und man sollte dies nicht abtun mit: "Du willst doch nur schon wieder auf meinen Arm!" Sicher will es das, aber nicht weil es damit die Mutter nerven will und sie von aller Arbeit abhalten will, sondern weil das jetzt sein Bedürftnis ist. Es BRAUCHT das, nicht es will das. Es ist ebenso wichtig für es, wie Nahrung zu bekommen. Ein Baby ist ein Säugling und niemand würde es ihm absprechen, daß es saugen darf. Aber eigentlich sind Babies auch Traglinge (schau Dir bloß unsere nächsten Verwandten an, die Primaten, so ähnlich wird es bei unseren Vorfahren auch gewesen sein!), doch viel zu oft wird dies dem Baby als unzulässigen Wunsch ausgelegt, dem man als Eltern nicht nachkommen dürfte, weil es ja sonst "verwöhnt" würde. Es ist mittlerweile eindeutig bewiesen, daß man Babies mindestens im ersten halben Jahr nicht verwöhnen kann (meiner Meinung nach sogar meist noch eine Weile länger). In dieser Zeit kannst Du alles für Dein Baby tun, absolut ohne jede Angst, Du könntest es verwöhnen. Erst später, wenn die Kleinen den eigenen Willen entdecken und seine Bedürftnisse nicht mehr unbedingt mit seinen Wünschen übereinstimmen, kann ein Gewohnheitseffekt eintreten und ein Baby will vielleicht nicht mehr auf den Arm, weil es das nun braucht, sondern weil es das eben so will. Aber selbst wenn, mit der Zeit wollen Kinder ohnehin nicht mehr so oft getragen werden, einfach weil sie selbst mobiler werden, krabbeln und Laufen lernen. Ich hab meine Babies auch immer viel getragen (tue es auch jetzt wieder mit meiner Jüngsten, knapp 6 Monate alt). Sicher kam es noch vor, daß ich meine Kinder auch mit zwei Jahren schon noch ab und zu getragen habe. Aber nur kurz, meistens nur zum Trost, wenn sie sich wehgetan hatten. Wenn es dann wieder gut war, hab ich einfach gesagt: "So, und jetzt läufst Du wieder selbst." Und sie taten es :-). Manchmal natürlich auch nur unter Protest, aber da kann man dann ja hart bleiben. Aber nicht bei einem erst 4 Wochen alten Baby, denn es kann in dem Alter weder erzogen noch verzogen werden. Also, hab bitte keine Angst vorm "Verwöhnen". Du tust genau das Richtige für Dein Baby. Wenn seine Großeltern wieder was dagegen sagen, würde ich einfach sagen, daß sich die Erziehung in den letzten 20-30 Jahren (oder je nachdem wie alt Du/Dein Mann ist) eben verändert hat und daß Dein Kinderarzt gesagt hat, Du sollst nicht schreien lassen (wenn ein Arzt das gesagt haben soll, wird es eher akzeptiert). Höre auf Dein Gefühl, dann stimmt`s schon;-) Gruß Jutta P. S.: Auch mit dem Bett würde ich es nicht so eng sehen, Dein Schätzchen ist doch noch soooo klein und grad erst aus Deinem Bauch geschlüpft, in dem es 10 Monate nicht eine Sekunde allein war. Du kannst es ja in ein paar Wochen oder Monaten mal versuchen, ob Dein Kleiner dann ins eigene Bett umziehen mag. aber ich sag Dir, gerade wenn Du stillst, gibt es nichts Praktischeres als Baby mit im Bett zu haben. Schont sehr die Nerven und Kräfte.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Höre bloß nicht auf die Großeltern!! Damals waren einige Ansichten anders, denen wir ja auch nicht folgen. Lehn dich zurück, genieße dein Känguruh. Du wirst diese Zeit noch früh genug vermissen. Ich kann nur empfehlen, folge deinen Instinkten, und lass dich nicht verunsichern! Und besorge dir die Bücher von William Sears, "Das 24-Stunden-Baby" oder "Schlafen und Wachen - Ein Eleternbuch für Kindernächte". Dort findest du dich wieder in der Beschreibung der optimalen Mutter: viel tragen, viel Hautkontakt, Familienbett gemeinsam mit dem Kind. Alles Liebe, Ellen


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, ich kann mich den anderen nur anschließen. Mache das, was Du für richtig hälst. Bei meinem Kleinen war es immer so, daß er nur an der Brust einschlafen konnte, einen Schnuller hat er abgelehnt. Ich war mir auch lange Zeit unsicher, ob ich das nun richtig mache, oder ob ich ihn lieber ins Bett legen und schreien lassen sollte. Mir haben nämlich auch Bekannte immer wieder gesagt, ich würde mein Kind verwöhnen. Aber ich habe ihn weiter an der Brust einschlafen lassen, und siehe da, mit ca. 7 Monaten hatte er dann endlich einen Schnuller genommen, und seit dem schläft er mit seinem Schnuller ein. Und in den ersten Monaten habe ich meinen Kleinen auch viel rumgetragen, da er sich nicht gerne ablegen ließ. Jetzt ist mein Sohn 1 Jahr alt und ein richtiger Sonnenschein. Also laß Dich durch Deine Großeltern nicht beirren. Der Kleine weiß doch gar nicht was los ist, wenn man ihn einfach schreien läßt, und sich dabei keiner um ihn kümmert. Liebe Grüße Marion


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.