Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Tochter ist immer bockig an ihrem Geburtstag

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Tochter ist immer bockig an ihrem Geburtstag

fingar

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Hallo Frau Ubbens, unsere Tochter ist heute 7 Jahre alt geworden und wie jedes Jahr war auch dieses Jahr kein schöner Tag für sie. Sie freut sich immer ganz sehr auf ihren Geburtstag aber wenn er dann da ist, ist sie immer bockig. Ihr Bruder (5) hatte ihr heute morgen ein Geburtstagslied gesungen. Sie hat sich die Ohren zugehalten und ihn dann getreten. Ich hab ihr gesagt, dass das kein schönes Verhalten ist. Danach hat sie wiederwillig angefangen ihre Geschenke zu öffnen. Das haben wir dann abgebrochen, weil sie so eine schlechte Laune hatte, dass es einfach nicht schön war. Dadurch ist sie natürlich noch bockiger geworden. Auf dem Weg zur Schule haben ihr Eltern und Kinder gratuliert, aber diese wurden nur böse angeguckt. In der Kita war es letztes Jahr ähnlich. Auch da hat sie abweisend reagiert, als sie gefeiert wurde, was die Erzieher schade fanden. Und so war es die letzen Jahre immer, auch beim Schulanfang. Sie freut sich erst total auf den Tag und ist dann am Tag bockig. Bei ihrer Einschulung war der Kuchen nicht so wie sie sich das vorgestellt hatte, die Geschenke wurden bemängelt. Sie wollte nicht fotografiert werden. Es gibt nicht mal ein Foto von ihrer Einschulung. Ihre letzen Geburtstage und auch der Schulanfang sind eigentlich nur mit negativen Erinnerungen verbunden, was mich total traurig macht. Ihr Bruder (5) ist immer total glücklich und zufrieden, wenn er Geburtstag hat. Er freut sich, bedankt sich für die Geschenke und hat immer einen tollen Tag. Ich hab das Gefühl, dass meine Tochter nicht mag im Mittelpunkt zu stehen und dann abweisend reagiert, wenn man ihr gratuliert. Und das verdirbt ihr dann irgendwie den Tag. Was können wir tun, damit die nächsten Geburtstage wieder schöner werden?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe fingar, meine Vorrednerinnen haben alle schon gut und richtig geantwortet. Ich werde die Worte hier nicht wiederholen. Vielleicht ist ja das ein oder andere dabei, was sie im nächsten Jahr gut umsetzen können und möchten. Viele Grüße Sylvia


Mamamaike

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Hallo, manche Kinder (und Erwachsene) können trotz Vorfreude den eigentlichen "Festtag"/das Ereignis nicht genießen. Das ist dann so überfrachtet mit Erwartungen, manchmal auch so "nicht mehr in der eigenen Hand", dass sich ganz schnell großer Frust einstellt. (Das gibt es zB als "Paris-Syndrom" als reelles psychisches Krankheitsbild, und auch manche Braut "verzweifelt" an ihrer Hochzeitsfeier.) Machen kann man da "nach außen hin" wenig. Plant für so einen Tag nichts Großes, macht es nicht von euch aus zum "großen" Thema. Akzeptiert, dass sie mit ihren Gefühlen nicht umgehen kann ("bockig ist") und seid nicht enttäuscht. Es ist "ihr" Tag, nicht eurer. Wenn sie nicht im Mittelpunkt stehen mag, "zwingt" ihr das nicht auf. Vielleicht tut ihr ein "normaler" Alltag besser, und es ihr macht nachmittags etwas, das ihr Spaß macht, ohne dass es "Partycharakter" hat. Geschenke passen vielleicht nachmittags besser als morgens. Man "muss" nicht gerne Geburtstag feiern, schon gar nicht, wenn man womöglich nicht gerne im Mittelpunkt steht. Ich selbst bin gesellig, im Mittelpunkt stehen macht mir schon aufgrund meines Berufes wenig aus, ich feiere gerne, bin eher ein "lauter" Mensch - aber meinen Geburtstag feiere ich quasi nie über die engste Familie hinaus. Das ist einfach nicht mein Ding (und mein jüngster Bruder ist da genauso, nur der mittlere feiert den Tag). Freut euch mit eurem Sohn, aber akzeptiert (und ermöglicht), dass es bei eurer Tochter anders ist. Viele Grüße


cube

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und möchte noch anmerken: wenn ihr eine so große Erwartungshaltung an sie habt, sie müsse sich doch freuen und alle haben dann gute Laune, dann ist das erst Recht oft überfordernd. Kennt man doch selber von zB Weihnachten ;-) Alles soll jetzt toll sein, alle haben sich lieb und es MUSS ein ganz tolles Fest werden. Und prompt sind alle unter Druck, das Kleinigkeiten reichen, um den schönsten Familienstreit vom Zaun zu brechen. Wer zu hohe Erwartungen hat, kann nur enttäuscht werden. Und ich habe ein bisschen den Eindruck, IHR erwartet von ihr Freude, gute Laune etc. Vielleicht auch gepaart mit Bemerkungen wie "jetzt guck doch nicht so miesepetrig - an seinem Geburtstag muss man sich doch freuen" oder gar der Vorwurf, dass man aber gar nicht nett zu x oder y war, der einem doch nur gratulieren wollte usw. Also ihr praktisch aufbürden, dass sie für die gute Laune aller zuständig ist. Das macht man meist nicht bewusst und ganz oft eben eher aus eigener Enttäuschung und aus peinlicher Berührtheit gegenüber anderen. Menschen sind unterschiedlich und nicht jeder steht gerne im Mittelpunkt. Unser Kind mag das auch nicht. Es ist unangenehm, wenn alle auf ihn schauen UND offenbar eine ganz bestimmte Laune von ihm erwarten.


Hexhex

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Ich dachte beim Lesen auch, dass die Geburtstage ja meist so ablaufen, wie die Erwachsenen es möchten. Was die Erwachsenen an einem Geburtstag gut finden, soll das Kind auch gut finden. Deine Tochter findet aber das übliche Geburtstags-Prozedere nicht gut. Es ist ihr unangenehm, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller zu stehen, wie du schon selbst beobachtet hast. Ich glaube, deine Tochter ist beim nächsten Geburtstag schon alt genug, um selbst zu sagen, wie sie den Tag gern hätte vom Ablauf her. Ich würde das nicht jetzt schon besprechen, sondern erst kurz bevor sie acht wird. Und dann sehr darauf achten, ihr nichts aufzudrücken, was sie nicht will. Also nicht sagen: „Aber das ist doch schade, wenn keiner singt.“ Oder: „Willst du wirklich keine Gäste?“ Oder: „Aber es ist doch toll, wenn du alle deine Geschenke auf einmal aufmachen kannst.“ Ich würde einfach mal rein gar nichts sagen, sondern warten, was von ihr kommt. Wenn du sie dann fragst, wird sie vermutlich zuerst nicht recht wissen, was sie sich eigentlich wünscht. Aber mit fast acht wird sie schon ein bisschen darüber nachdenken können. Sie braucht daher sicher ein paar Tage zwischendurch, bis du sie erneut fragst. Irgendwann wird etwas kommen. Wenn du merkst, ihr fällt nichts ein, kannst du vorsichtig Vorschläge machen. Die müssen aber völlig anders sein als der bisherige Ablauf. Zum Beispiel: „Wir können in den Zoo/Safaripark/Spielewelt/Freizeitpark fahren, hast du Lust? Und die Geschenke machst du an dem Morgen einfach allein auf. Wir legen sie dir ins Zimmer, und wenn du aufstehst, machst du sie schonmal in Ruhe auf.“ So in der Art. LG


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