Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

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Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Tips

Nabdelna

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Hallo :) Meine 14 Monate alte Tochter war/ist in den letzten Tagen sehr anstrengend. Ich weiß manchmal einfach nicht wie ich am besten darauf reagieren soll. Beispiel: Wenn ich ins Bad gehe, dann schließe ich die Tür hinter mir. Nach 1 Minute sitzt sie vor der Tür und weint bis ich die Tür wieder öffne. (Ich möchte nicht das sie ins Bad geht, weil da Dinge sind die sie einfach nicht anfassen soll und ich auch in Ruhe aufs Klo gehen möchte.) Ich habe sie oft aus dem Bad raus genommen und gesagt Nein da gehen wir nicht rein, aber sie geht IMMER wieder rein. Wie reagiere ich darauf? (Ich möchte nicht das sie weint.) 2.Beispiel: ich sitze auf der Couch und lege die Wäsche zusammen dann kommt sie und deutet auf ihr Schaukelpferd (das bedeutet sie möchte das ich sie darauf setze)..Dann weint sie und quengelt bis ich es tue. Ich könnte ihr ja erklären "ich lege die Wäsche fertig zusammen und dann spiele ich mit dir) Aber sie versteht das mit 14 Monaten ja noch nicht. Also wie soll ich reagieren, ignorieren, erklären (so wie bisher immer, was dann aber meistens sie nur noch quengeliger macht)..? Drittes Beispiel: Wenn Sie etwas möchte und ich ihr es nicht gebe..Dann weint sie auch total.. Wie reagieren? Ich möchte mir keinen Tyrann erziehen. Danke im Voraus.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Nabdelna, nach dem Austausch mit meinen Vorrednerinnen hier eine kurze Zusammenfassung: Kinder in dem jungen Alter möchte nicht/selten alleine sein. Von daher halten Sie noch ein wenig durch und nehmen Ihre Tochter mit ins Bad und lenken sie dort mit Spielzeug oder Papierrollen, leerer Shampooflasche o.ä. ab. Gerne dürfen Sie bei einem Kind von 14 Monaten noch recht zügig reagieren. In einem halben Jahr darf dann gerne erwartet werden, dass das Kind auch mal kurz wartet. Wobei Sie natürlich versuchen dürfen, Ihre Tochter in Ihre Erledigungen mit einzubeziehen. Ihre Tochter möchte etwas, was Sie ihr nicht geben wollen. Wenn es sich dabei um Dinge handelt, nach denen sie regelmäßig "fragt", dann legen Sie es gerne außer Sichtweite. Ansonsten versuchen Sie Ihre Tochter abzulenken. Oft hilft ein vorübergehender Raumwechsel. Bestenfalls ignorieren Sie es, wenn Ihre Tochter die Finger in den Hals oder in die Nase steckt. Meist hören die Kinder nach wenigen Tagen, manchmal wenigen Wochen, von selbst wieder damit auf. Viele Grüße Sylvia


Nabdelna

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Eine Sache macht sie auch: Sie steckt sich seit gestern den Finger so weit in den Rachen bis sie würgen muss. Und dann sag ich natürlich nein hör auf und sie findet das lustig und macht das extra mit Absicht. Das gleiche macht sie im Nasenloch. Soll ich dieses Verhalten ignorieren?


cube

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Du hast ein ganz normales Kleinkind. Sie möchte einerseits immer mehr an deinem Leben teilhaben, ist interessiert, lernbegiering - andererseits versucht sie natürlich auch, ihre Bedürfnisse nach Möglichkeit durchzusetzen. Das du in Ruhe auf die Toilette gehen möchtest, ist ein nachvollziehbarer Wunsch. Manche Kinder haben aber auch einfach Angst - sie sehen ihre Mutter nicht mehr und denken, sie ist weg. Sie realisieren noch nicht, dass etwas, dass sie nicht mehr sehen, nicht zwangsläufig weg ist. Normalerweise ist dieser Lernprozess aber mit ca. 12 Monaten abgeschlossen. Aber Kinder sind eben nicht ein Schema zu pressen - kann also auch sein, sie will dich gar nicht "tyrannisieren", sondern sucht dich. Das Bad und auch die Toilette ist doch aber auch ein Raum, in dem sie auch Zeit verbringen wird und soll (Windeln ablegen, selbst zur Toilette gehen). Stell doch einfach die Dinge so weg, dass es für sie nicht gefährlich ist. Ist das für dich keine Option, dann bewahre auch hier die Ruhe. Sprich mit ihr durch die geschlossene Türe hinweg. Normal ist auch, dass sie immer wieder auf´s Neue testet, ob das "Nein" von eben auch jetzt noch gilt, morgen, übermorgen usw. Das ist ein Lernprozess, der immer wieder auftauchen wird und nicht nach 3 Tagen abgeschlossen ist. Aber ganz normal. Genau so das Quengeln, wenn sie etwas will. Versuche, einfach freundlich aber bestimmt bei deinen Aussagen zu bleiben - du legst dann eben tatsächlich erst die Wäsche zusammen und dann wird das Pferd aufgesattelt. Einen Tyrannen ziehst du dir nur ran, wenn du etwas sagst, aber dann doch nachgibst. Natürlich lernt sie dann, dass sie nur genug Theater machen muss. Aber grundsätzlich ist ihr Verhalten gerade total normal und wird auch noch eine ganze Weile bzw. immer wieder so sein. Da hilft nur Ruhe auf deiner Seite. Kein Kind muss angeschrieben werden, um auf Dauer zu verstehen, was es darf und was nicht.


Nabdelna

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Danke Cube


Anna198

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@Nabdelna Beispiel 1: ins Bad mitnehmen. Gefährliches/Zerbrechliches außer Reichweite stellen. Wenn es nicht möglich ist (z.B. Klobürste mit Wandhalterung), davon ablenken. Gib ihr irgendetwas in die Hand, womit sie sich beschäftigen kann (ein Blatt Klopapier, eine leere Klopapierrolle, ein Handtuch…) oder rede mit ihr. Beispiel 2: lass sie entweder „mitmachen“, indem sie z.B. auch irgendetwas zum Zusammenlegen bekommt oder lass sie Schränke ausräumen neben dir oder mit irgendetwas anderem spielen. Hol das Schaukelpferd zu euch, dann schaukelt sie neben dir (wenn das alleine geht). Beispiel 3: aus ihrem Sichtfeld legen, ihr dafür aber im Austausch etwas anderes Interessantes/Neues geben. Beispiel 4(Auto): ab 15 Monaten nach vorne gerichteter Autositz (ist bis 4 Jahre aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen, aber die Unfallgefahr steigt ziemlich an, wenn ein Kind die ganze Autofahrt weint oder schreit, finde ich). @Cube Ich vermute du meinst mit der bis 12 Monaten abgeschlossenen Entwicklung die Objektpermanenz (Personenpermanenz). Das was Nabdelna beschreibt hat damit nichts zu tun, ihre Tochter weiß ganz genau dass ihre Mama hinter der Tür sitzt und nicht einfach verschwunden ist, deswegen ist sie ja vor der Tür. Es macht ihr einfach Angst, von ihrer Mama getrennt zu sein. Meine Tochter ist im gleichen Alter und sie akzeptiert es keine Sekunde, dass eine Tür zwischen ihr und mir geschlossen wird. Das sind Trennungsängste, da hilft nur „da sein“, also im Beispiel mit dem Badezimmer Tür auflassen. Freundliches und bestimmtes Reden wenn man etwas fertigmachen möchte, hilft in diesem Alter bei temperamentvollen (oder allen ?) Kleinkindern auch in keinster Weise. Da hilft nur Zuwendung, Beschäftigung, mit einbeziehen. Oder an ganz schwierigen Tagen eben unterbrechen und dann später oder während des Mittagsschlafs oder Nachtschlafs erledigen.


cube

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Ich schrieb idR bis zum 12 LJ abgeschlossen (Objektpermanenz) - aber Kinder sind nicht alle gleich. Hast du übersehen, oder? Ebenso war mein Rat, Dinge weg zu räumen etc und Kind mit in´s Bad zu nehmen. Freundliches, bestimmtesReden bezog sich auf Dinge wie "nein" - denn tatsächlich müssen Kinder auch das lernen. Man kann nicht immer sofort den Spielekaspar geben oder alles stehen und liegen lassen, nur damit Kind keine Enttäuschung erlebt. Kinder mit 14 Monaten verstehen das sehr wohl - sie testen es nur immer wieder aus. Eine Steckdose ist eben "nein". Und manchmal hat man gerade nichts, womit man gleichzeitig ablenken könnte. Oder auch einfach etwas anderes zu tun und mal keine Zeit, sofort zu 100% nur noch für´s Kind da zu sein. Natürlich habe ich zB auch Dinge erledigt, während Kind schlief - aber was ich für nicht zielführend halte ist, alles nur noch so zu regeln, dass Kind zu 100% alles bekommt und die Eltern dafür am abend erst essen, aufräumen etc. Ein bisschen hört sich das bei dir so an, als wenn eine Mutter/Eltern immer alles dem Kind zum Gefallen machen sollten. Mit einbeziehen, am Leben teilhaben lassen heißt aber ein Stück weit auch, dass Kind mitbekommt, dass Mama/Papa auch Bedürfnisse haben oder schlicht & ergreifend manchmal gerade etwas unbedingt erledigen müssen und mal 10 Minuten keine Zeit haben.


Anna198

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@Cube Hab ich nicht überlesen, aber es hat nichts mit Objektpermanenz zu tun (die übrigens nach neueren Untersuchungen wohl schon deutlich früher ausgebildet ist), das sind Trennungsängste, das hast du falsch eingeordnet. Meine Tochter ist im gleichen Alter, sie hört wenn ich ins Bad laufe (ohne es überhaupt zu sehen) und weiß dann ganz genau, dass ich hinter der Tür bin, denn sie läuft vor die Tür und weint. Sie denkt nicht, dass ich verschwunden bin.Wenn sie etwas vom Hochstuhl geworfen hat, kuckt sie wo es hingefallen ist. Wenn die Katze vor ihr flüchtet in den Nebenraum und um die Ecke verschwindet, rennt sie ihr hinterher. Klingt das für dich nach nicht entwickelter Objektpermanenz? Einem 14 Monate alten Kleinkind freundlich erklären, dass man jetzt 10 Minuten was anderes macht? Und dann 10 Minuten durchschreien lassen, wenn es das nicht akzeptiert? 10 Minuten sind eine Ewigkeit in dem Alter, außerdem versteht ein Kind in dem Alter nicht, was 10 Minuten sind. Es versteht nur, dass seine Mutter seine Bedürfnisse ignoriert. Deine Tipps sind gut, aber nicht für dieses Alter. Dein Sohn ist 10, das merkt man an deinen Zeilen, ist schon fast ein Jahrzehnt her, dass er so klein war. Ich werde mich in 10 Jahren bestimmt auch nicht mehr im Detail dran erinnern, das ist ganz normal. Natürlich sitze ich nicht den ganzen Tag mit meiner Tochter auf dem Boden und schaue zu wie wir im Chaos versinken und sage meinem Mann abends, dass er leider nichts Sauberes mehr zum Anziehen hat und sich gerne etwas zum Essen bestellen kann wenn er Hunger hat. Ich mach den gesamten Haushalt, zusammen mit meiner Tochter, die entweder „mithilft“ oder fleißig Schränke ausräumt oder sich vom Staubsauger anpusten lässt. Oder die Katzen ärgert. Aber wenn sie sehr unzufrieden wird, dann unterbreche ich diese Dinge,wende mich eine Zeit lang nur ihr zu und mach später weiter. Und weißt du was? Umso mehr Pausen ich einbaue, in denen meine Aufmerksamkeit voll und ganz bei ihr ist, und umso mehr ich sie mit einbeziehe, desto zufriedener ist sie und desto mehr lachen wir zusammen. Und ich schaffe deutlich mehr im Haushalt, als wenn ich ihre Unzufriedenheit ignoriere und noch dieses und jenes fertig mache, bevor ich dann irgendwann Zeit für sie habe. Da ist sie dann nämlich schon so frustriert, dass der Tag dementsprechend schlecht weiter läuft. Und zum Thema „Nein sagen“: ich kann nicht beurteilen, wie es bei anderen Kindern ist. Aber ich hab meiner Tochter mit Sicherheit 500 Mal das Staubsaugerkabel aus dem Mund gezogen und „Nein“ gesagt, es wurde dadurch nur noch schlimmer. Erst als ich aufgehört hab, Nein zu sagen, und angefangen hab, es ihr nur noch beiläufig wegzuziehen, wurde es besser und inzwischen hat sie vollkommen das Interesse daran verloren.


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