Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Struktur / Routine

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Struktur / Routine

Tanja_1989

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Mein Sohn ist fast 1 Jahr alt und da man immer wieder hört, dass eine feste Struktur und Routine total wichtig sind, bemühe ich mich ihm diese zu geben. Allerdings ist es sehr schwierig, da seine Schlafenszeiten stark variieren. Es fängt schon damit an, dass er nachts zwischen 9 und 13 Stunden schläft. Eigentlich lege ich ihn vormittags immer hin, doch nicht immer ist er müde genug. Wenn er schläft schwankt es zwischen 20 Minuten und 2 Stunden. Mit seinem Nachmittagsschlaf verhält es sich genau so und seine Bettzeit am Abend hängt dann auch davon ab wie er tagsüber geschlafen hat. Da es jeden Tag anders läuft, ist es kaum möglich da eine Struktur oder Routine zu finden. Damit das funktioniert müsste ich ihn regelmäßig nach einer bestimmten Zeit wecken, ihn wenn er müde ist irgendwie bis zur Schlafenszeit wach halten und wenn er nicht müde ist müsste ich ihn ja trotzdem ins Bett packen. Es wäre also viel Zwang. Mein Gefühl sagt mir, dass das nicht richtig sein kann. Auch wenn es für mich sehr anstrengend ist glaube ich durchaus, dass es nicht so verkehrt ist mich nach seinem Bedarf zu orientieren solange es noch geht. Auf der anderen Seite frage ich mich aber ob ihm dann nicht die Sicherheit fehlt die eine klare Struktur ja auch bietet. Was denken Sie darüber? Vielen Dank vorab für Ihre Mühe. Viele Grüße


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Tanja_1989, meine Vorrednerin SuJam hat es auf den Punkt gebracht. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Ihr Sohn wird Ihnen durch sein Verhalten zeigen, wenn er mehr Struktur braucht. Noch ist es völlig in Ordnung wechselnde Zeitstrukturen zu haben. Viele Grüße Sylvia


Mamamaike

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Hallo, als Struktur zählt in dem Alter weniger die Uhr, sondern das, was nach XY passiert. Morgens gibt es immer Frühstück. Nach dem Mittagessen/Mittagsschlaf gehen wir nach draußen. Vor dem Schlafen läuft das Bettgehritual ab. Aber auch: Auf dem Wickeltisch wird immer geknuddelt. Wenn Papa heimkommt, spielt er mit mir. Zeit an sich hat in dem Alter noch keine Bedeutung, aber Rituale werden zunehmend wichtiger. Feste Zeiten im Sinne von "immer die gleiche Uhrzeit" gibt es bei uns zB nur fürs Schlafen, abgesehen vom Rhythmus Kindergarten-Wochenende. Alle anderen Rituale (zB gemeinsames Frühstück mit wenigstens einem von uns, Körperpflege, Spielen nach dem Kindergarten) sind bei uns durch wechselnde Arbeitszeiten nicht immer zur gleichen Uhrzeit, aber das Ritual wird "eingehalten". Unser Sohn ist fast vier und kommt damit sehr gut zurecht. Und mit nicht mal einem Jahr haben wir uns definitiv noch nach den Zeiten des Kindes gerichtet. Viele Grüße


Tanja_1989

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Hallo Mamamaike, danke für deine Antwort. Das Problem ist, dass seine Schlafenszeiten SO willkürlich sind, das es eben schwer ist da feste Abläufe rein zu bringen. Als Beispiel. Wir handhaben es normalerweise so, dass mein Sohn abends Brei bekommt, danach lesen wir ein paar Bücher und/oder spielen gemeinsam, dann Schlafanzug an, Zähne putzen, ein Lied singen und Einschlafstillen. Wenn er aber nun richtig spät ins Bett geht, ist die Zeit zwischen Abendessen und Umziehen halt sehr lang, da ich ihn ja auch nicht bis 21h mit dem Essen hinhalten kann. Oder anderes Beispiel. Morgens ist es meistens so, dass ich ihn nach dem aufstehen Wickel, dann spielt er alleine bis er von selbst kommt und gestillt werden möchte. Danach frühstücken wir noch zusammen, anschließend Vormittagsschlaf, danach richtig anziehen und raus. Nur manchmal macht er seinen Schlaf eben nicht. Oder schläft plötzlich zwei Stunden. Dadurch verschiebt sich dann alles.


cube

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Ich kann dir nur sagen, wie wir es damals gemacht haben: wir haben festgestellt, dass Kind vor x Uhr eh nicht einschläft. Also haben wir es vorher gar nicht mehr versucht, sondern haben von dieser Uhrzeit ausgehend die Schlafens-/Bettgehfertigmach-Zeit peu a peu um jeweils 15 Minuten nach vorne geschoben bis wir die angekommen waren, wo wir hin wollten. Dadurch hat sich dann automatisch eben auch am Tag eine gewisse Struktur eingespielt. Die sich aber mit zunehmendem Alter eben auch verändert hat. zB mit um 1 Jahr rum war ein Vormittagsschlaf eben gar nicht mehr notwendig bzw. diesen ausfallen zu lassen (einfach Vormittags eben unterwegs sein/Spielplatz etc) führte dann automatisch zu einem langen Mittagsschlaf nach dem Mittagessen. Zwischen 2 und 2,5 Jahren merkten wir dann, dass der Mittagsschlaf nicht mehr täglich klappt und wenn, dann zu Einschlafzeiten am Abend führt, die wir so nicht wollten/nicht passten. Also haben wir den weggelassen und dann klappte es abends auch wieder ohne Probleme. Ach ja: morgens mussten wir aber immer um die gleiche Zeit aufstehen. Dieser sozusagen vorgegebene Nachtschlaf mit fester Einschlaf/Aufwachzeit hat im Grunde dann automatisch den Tag gesteuert.


Tanja_1989

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Hallo Cube, auch dir danke ich für die Antwort. Wir haben momentan tatsächlich auch die Situation, dass 2 Schläfchen zu viel und einer zu wenig ist. Wenn ich merke, dass er morgens nicht müde ist, mache ich es genau so wie du. Dann gehe ich mit ihm raus und lege ihn anschließend erst hin. Meistens schläft er dann auch tatsächlich länger. Doch genau da fängt mein Dilemma schon an. Manchmal ist er nach dem Frühstück so müde, dass er danach ins Bett muss. Manchmal halt nicht. Damit ist die Routine (aufstehen, wickeln, spielen, stillen, Frühstücken, schlafen, anziehen, raus gehen, spielen (während ich essen mache), Mittagessen, schlafen) ja direkt komplett durcheinander, denn dann geht es nach dem Frühstück erst raus, danach schlafen und danach erst Mittagessen (erst Mittag, dann schlafen hält er dann nämlich noch nicht durch bzw hat sonst halt noch keinen Hunger). Und wenn er nur einen Mittagsschlaf hatte, ist er dann aber abends trotzdem viel zu früh wieder müde (so gegen 16-17h). Manchmal geht es dann auch nicht anders, als das er im 16h nochmal schläft. Selbst wenn ich ihm dann nach einer halben Stunde wieder wecke (was ich echt ungerne tue), brauche ich ihn dann vor 22h nicht ins Bett zu legen. Außerdem ist sein Rythmus scheinbar noch auf zwei Schläfchen eingestellt. Wenn er nur einen hatte, wird er abends nach 30-60 Minuten wach und braucht dann gute 1,5 Stunden bis er wieder einschlafen kann. Oder mache ich mir da vielleicht einfach zu viele Gedanken? Manchmal habe ich halt den Eindruck, dass alle um mich herum das ohne Probleme hinbekommen den Tag zu strukturieren und bei uns ist es irgendwie jeden Tag anders...


Tanja_1989

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Also ich versuche es halt aus seiner Sicht zu sehen und so wie es läuft kann er nicht einschätzen ob es nach dem Frühstücken ins Bett geht oder ob wir raus gehen. Und wenn wir nach Hause kommen weiß er nicht ob spielen und Mittagessen angesagt ist oder schlafen. Weswegen ich hier auch nach der Bedeutung von diesen festen Abläufen frage ist auch, weil wir 2x in der Woche zur Krabbelgruppe gehen und 1x in der Woche schwimmen. Diese Sachen bereiten ihm große Freude, aber dadurch habe ich ja auch einen gewissen Termindruck. Und ich weiß gerade nicht was wichtiger/besser ist. Die Aktivitäten wahrnehmen oder lieber absagen und seine Routine einhalten.


cube

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Ich würde auf keinen Fall Dinge, die ihm und dir Spaß machen absagen, nur um eine strikte Routine einhalten zu können. Letztendlich wird es immer wieder Phasen geben, wo das, was doch solange super funktioniert hat, plötzlich nicht mehr reibungslos läuft. Aber es spielt sich nach einer gewissen Zeit eben auch wieder ein. Und am Ende des Tages ist nicht entscheidend, was andere meinen, sondern was für EUCH am besten passt oder gerade am praktikabelsten ist. Im Prinzip hatten wir nur wenige Fixpunkte: Essen und Schlafen gehen. Alles andere war flexibel, weil man eben nicht jeden Tag minutiös gleich planen kann oder will. Ich denke auch, dass in diesem Rahmen von Aufstehen, Essen, Schlafen gehen ganz viel Spielraum ist für das, was für euch gerade passt. Ob das irgendeiner Empfehlung entspricht, ist dann eigentlich egal :-) Genau so habe ich aber auch mal Verabredungen abgesagt, weil die Uhrzeit eben erfahrungsgemäß einfach defintiv nicht zu unserem bzw. Kleinkindes aktuellem Rhythmus passte - ob das von anderen mit Kopfschütteln betrachtet wurde, war mir irgendwann egal - die hatten ja nicht den "Terror" wegen Übermüdung oä.


SuJam

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Lies nicht so viel, sondern hör auf deinen Bauch. Die Natur hat uns nicht umsonst mit einer Intuition ausgestattet. ;-) Wenn deinem Kind Sicherheit fehlt, wird es dir davon berichten - so wie es dir auch von anderen unbefriedigten Bedürfnissen berichtet. Und dann kannst du überlegen was zu ändern wäre damit es deinem Kind (wieder) gut geht. Nicht andersrum ;-) ! Vertrau dir und deinem Kind. Liebe Grüße


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