Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

stationäre Therapie (laaaang)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: stationäre Therapie (laaaang)

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Hallo, Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen. Es geht um folgendes: Ich werde in stationäre Behandlung gehen wegen einer schweren Form der Bulimie. Meine Tochter ist 16Monate (zur Zeit). Wir haben ein sehr enges Verhältnis, stillen noch recht viel und gern, schlafen zusammen in einem Bett, sind den ganzen Tag zusammen. Ich bin ihre primäre Bezugsperson, sie will Trost von mir. Mit anderen spielt sie recht gern, ist offen, selbstbewußt, voller Tatendrang, total lieb, hat ihren eigenen Kopf. Auch wenn sie auf der anderen Seite noch total anhänglich ist, und ich ungern weg gelassen werde, ist sie sehr selbstständig. Das eigentliche Problen folgt: Ich möchte die Kleine mit zur Therapie nehmen. Jedoch ist mein Partner absolut dagegen. Sie soll bei ihm hier zu Hause bleiben. Ich kann ihn sehr wohl verstehen. Ich weiß, dass das Essproblem mein Problem ist. Ich weiß auch, dass wenn sich Papa und Tochter dann nur wochenends sehen oder wann auch immer, das nicht förderlich für die Beziehung ist. Momentan ist die Papa-Kind-Beziehung recht locker. Sie spielt gern mit ihm, geht auch mal mit ihm raus. Aber nach einer Stunde zuhause ist bisher Feierabend, darennt sie durch die Wohnung, weint und sucht mich. Draußen hält sie paar min länger aus. Einschlafen mit Papa klappt fast gar nicht. Da hat sie sich in den Schlaf geweint. Mein Partner hat keine Arbeit. Hat sich bisher aber aus der Erziehung weitestgehend herausgehalten, weil die Kleine so viel weint, wenn ich nicht da bin. Das Argument war also auch eher ein Eigentor. Ich möchte eine Therapie so schnell als möglich probieren. Er meint, ich soll in eins/zwei Jahren gehen und mir zwischenzeitlich was anderes suchen (war schon ambulant, hab dort versagt). Da stillen wir bestimmt nicht mehr und das Verhältnis der beiden hat sich stabilisiert. Mir ist das entschieden zu lange. Und auf Teufel komm raus jetzt die harmonische Beziehung zu meiner Tochter aprupt zu unterbrechen und auch ihren Halt zerstören, das möchte ich nicht. Ich könnte vorraussichtlich evt Januar/Februar eine Therapie beginnen (11Wochen). Ich werde nicht ohne die Kleine dahin. Ich weiß, es ist sehr egoistisch meinem Partner gegenüber. Aber das würde für mich die Welt noch schlimmer machen. Ich klammere nicht. Sie geht 2 Tage die Woche vormittags in eine Kita. Ich weiß, es ist sehr vertrakt. Wissen Sie ob es für die Kleine jetzt ungünstig ist, woanders hin zu kommen? Die Klinik hat extra Kinderbetreuung ab Säuglingsalter. Ich meine, sie befindet sich ja in der Loslösungsphase von mir. Das merke ich auch und lasse sie. Zum Lösen hat sie sich scheinbar unseren Mitbewohner ausgesucht, eher nicht ihren Papa. Das find ich etwas traurig, aber er hatte "bessere Angebote" der Kleinen gemacht (kommt aus Großfamilie). Ihr Papa hatte die Einstellung lieber abzuwarten und keine Angebote machen, bis sie selbst kommt. Aber lieb hat sie ihn trotzdem. Der Mitbewohner "darf" aber dennoch mehr als Papa. Ist etwas schwer zu formulieren. Es sind meine Beobachtungen. übrigens hat auch der Papa entschieden, dass es kein gemeinsames Familienbett zu dritt gibt. Er hat quasi sein eigenes Zimmer in der WG, genauso wie ich mit der Kleinen unsere 2 zusammenhängenden Zimmer haben. Das hat sich so entwickelt,weil er an seiner Magisterarbeit geschrieben hat, als die Kleine gekommen ist. So hat sich alles ergeben, dass ich der primäre Bezugspartner wurde. Und bleiben Kinder wirklich eher zu Hause bei ihren Vätern als mit ihren Müttern mit zu gehen als Begleitkind? Der Ansicht ist mein Partner und meint ich tu meinem Kind schreckliche Dinge an, sie dort mit hin zu schleifen. Die Therapie ist alleine meine Sache, da dürfe sie nicht drunter leiden. Ich glaube sie leidet eher unter meinem Verlust, weil das eine viel gewaltigere Umstellung ist. Fremdbetreuung ist sie gewöhnt, auch dass es dort nicht so zugeht wie zu Hause (mehr "Verbote", andere Gepflogenheiten...). Wie sieht es aus der Sicht des Kindes aus? Ist ein anderer Zeitpunkt "idealer" ? Oder ist es relativ egal, ob morgen oder in 2 Jahren. S.B.


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Hallo Ratsuchende Bitte beginnen Sie Ihre Therapie so schnell wie möglich, um gesundheitliche Folgen möglichst gering zu halten. Da Sie sicherlich nicht ohne ärztlichen Rat diese stationäre Behandlung beginnen werden, rate ich Ihnen, sich auf die Erfahrungen dieses Arztes Ihres Vertrauens zu verlassen und mit ihm gemeinsam über die Betreuungs-Möglichkeiten Ihrer Tochter zu beraten. Als Pädagogin rate ich Ihnen, Ihre Tochter mitzunehmen, da, solange Sie auch noch stillen, die Bindung zu Ihnen doch sehr intensiv ist. Auch könnte eine Trennung für Sie selbst eine Beeinträchtigung des Therapieerfolges bedeuten. Friedliche Feiertage, liebe Grüße und: bis bald?


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ich sehe das etwas anders als frau schuster. es ist in jedem fall eine vertrackte situation. was du für dich klären solltest, was sind bewusst deine problemthemen (die bulimie ist ja nur ein symptom). in einer therapie, besonders zu beginn, geht es einem oft erst mal schlechter, und du musst wissen, ob du es packst, dann ausreichend für deine tocher dazusein. denn therapie geschieht ja nicht wesentlich in den stunden, sondern in der zwischenzeit. die beziehung zu deinem partner klingt problematisch, auch was eure gemeinsame elternebene angeht. klingt für mich so, als gäbe es dich und deine tochter auf der einen seite und auf der anderen deinen partner. WILL er sich denn um sein kind kümmern? wenn ja, dann arbeitet die nächste zeit daran, dass sie lernt, z.b. von ihm ins bett gebracht und getröstet zu werden. es gibt sicher noch mittelwege zwischen "sofort therapie" und erst in zwei jahren. du musst wissen, ob du es jetzt WILLST oder ob du es DRINGEND ist. bei ersterem würde ich dir raten noch ein wenig zu warten. es hört sich für mich so an, als würdest du deinem partner gar nicht vertrauen. welche bedingungen müssten denn gegeben sein, dass du bereit wärest, sie bei ihm zu lassen? gibt es die möglichkeit, dass du deine tochter jedes wochenende sehen könntest? täglich anrufen? das ist einfach eine schwierige situation, die jedem von euch wehtun wird, und die dennoch so ist weil die therapie für dich wichtig ist. frag doch mal bei dr. posth nach, der kann dir sicher mehr sagen. vg, MF


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Hallo nochmal Grundsätzlich teile ich auch die Meinung von Mama Frosch, die Ihr Problem aus einer anderen Perspektive sieht als eine Pädagogin und sicherlich auch als ein Kinderarzt. Aus der Sicht des Kindes denke ich, dass die Trennung von der Mama und daraus folgend ein Abstillen eine enorme Belastung ist, die nicht jedes Kleinkind einfach so hinnimmt. Die SCHWERE der Bulimie können wir via Internet ebenfalls nicht beurteilen und eine Wartezeit von ca. 2 Jahren provozieren meiner Meinung nach doch erhebliche, gesundheitliche Folgeschäden. Hinzu kommt Ihr schlechtes Gefühl, wenn Sie Ihre 16 Mon. junge Tochter der Betreuung Ihres Freundes überlassen, zu Dem sie bis jetzt noch keine wirklich vertrauensvolle Beziehung aufbauen konnte. Darum noch einmal meine dringliche Bitte: Bitte besprechen Sie die Vorgehensweise mit Ihrem behandelnden Arzt, der sicherlich Ihr Vertrauen hat. Er kennt vermutlich auch das therapeutische Vorgehen in der angestrebten Klinik. Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo, Zuallererst: Dr.Posth wollte ich auch fragen, aber er nimmt grad keine Fragen mehr. Und mich interessiert schon die Seite des Kindes. Die (kommunikative) Situation zu Hause ist wirklich schwierig. Es wäre ja wundervoll, wenn die Kleine beim Papa bleiben könnte (wollte, was auch immer). Aber die beiden haben noch keine harmonische Beziehung. Sie ist einfach nicht so weit. Wir probieren es doch mittlerweile fast täglich. Aber es hat sich nicht viel getan. Sie ist grad wie in einer Fremdelphase (Körperkontakt nur von mir). Sie kann es überhaupt nicht ertragen, wenn er und ich uns küssen, umarmen. Dabei haben mein Partner und ich doch fast identische Vorstellungen davon wie unser Kind aufwachsen soll. Er geht auch super mit ihr um. Ich freue mich auch über Zeit für mich, geb sie also gern mal her. Sie freut sich auch über jeden anderen neuen Menschen. Aber Mama sollte da bleiben. Selbst wenn sie für 3-4h in der Kita war hat sie echt dran zu knabbern, obwohl sie wundervoll spielt und sich beschäftigt. Sie schläft schlecht, isst auffallend wenig, lässt mich gar nicht mehr weg. Es ist bestimmt in "gesunden" Familien so, dass Kinder beim anderen Elternteil bleiben. "Gesunde" Menschen können es sich gar nicht vorstellen, was es heißt Bulimie zu haben. Die denken einfach, ja hör doch auf.... Ja, versuch ich doch. Ich erbreche mittlerweile (seit der wunderschönen Geburt) jede Mahlzeit, was ich dazwischen essse auch. Jetzt, wo ich essen dürfte, hab ich Horror vorm Essen. Unvorstellbar für andere. Ich sehe grad wirklich krass nach Essproblem aus. Hab ein BMI von 17,2 (vor Schwangerschaft 22). Aus dem Problem und deren mögliche Ursachen mit dem Essen ergerben sich Folgeprobleme in alle Richtungen. Daher ist es für mich schon wichtig, meinen momentanen Elan bezüglich der Therapie nicht im Sande versickern zu lassen. Ja, warum ist die Therapie gescheitert? Hier sind zwar viele Psychologen, aber sehr ausgebucht für ambulante. Ich hatte endlich einen gefunden, der mir sagte, dass mit meinem schweren Symptombild eigentlich nur stationär in Frage kommt, weil ich auch die Symptomatik sehr lange habe. Hinzu kommt noch, dass sich alles in meinem Leben verändert hat: hab ein Kind, auf das muss ich mich neu einstellen, die Partnerschaft muss sich einpegeln. Dann noch die Bulimie, die ganzen ungeklärten Dinge.. das ist wohl etwas zuviel. Und die Verhaltenstherapie mit einer Frequenz von 45min in der Woche hat das nicht auffangen können. Am Anfang meiner ambulanten Therapie war ich total gegen Stationär. Nun jetzt, nach der Niederlage und wie es momentan läuft, bin ich bereit. Jedenfalls danke ich euch für die Antworten. Ich werde sie in meine Gedanken und Gespräche mit einbeziehen. Ich bespreche zZ die wesentlichen Dinge mit meinem Therapeuten. Er meint, dass es sehr gut ist, mein so kleines Kind, welches eine noch so intensive Beziehung zur Mutter hat, unbedingt mitzunehmen (gut für beide). Außerdem besprech ich gerade Möglichkeiten mit meinem Partner, wie er sehr oft uns besuchen könnte. Die Klinik, welche ich grad im Auge hab, ist nämlich ca 300km weg. Dafür ist sie sehr ansprechend, was Kinderbetreuung, Konzept, Lage und Drumherum ist. Aber ich hab eine Schulfreundin in unmittelbarer Nähe... Ich weiß, es wird ne harte Zeit, auch leider für die "unbeteiligten" Personen. Aber ich weiß, dass die Zeit zur Veränderung gekommen ist. S.B.


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dann wünsche ich dir alles, alles gute für dein "projekt", viel kraft, mut und menschen, die dir helfen, dich aufzufangen! so wie du da ran gehst, wirst du sicher erfolgreich sein. vg, MF


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