Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Ständiges Provozieren

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Ständiges Provozieren

Mitglied inaktiv

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Hallo, hier geht es um meinen Sohn Clemens, knapp 4, der mich in letzter Zeit absichtlich ärgert und triumphierend lacht, wenn er es denn geschafft hat, mich auf die Palme zu bringen. Mein ursprünglich dickes Fell hat dabei leider sehr gelitten, und ich komme deutlich schneller an und über die Grenzen meiner Beherrschung als früher, als er nur hin und wieder diese meine Grenzen ausgetestet hatte. Manchmal geht es einen ganzen Tag lang so, dass er NICHTS tut bzw. lässt, was er müsste (Schuhe ausziehen beim Reinkommen, Hände waschen ohne Wasserschlacht, hampeln, Wegrennen, schlagen, wenn Zeitnot ist und er z.B. zum KiGa muss). Er war schon immer ein Rebell, ist auch als 1,5-jähriger lachend weggerannt, wenn man "komm" rief, etc. Das Problem ist, dass manchmal keine Zeit für diese "Späße" ist, oder dass das spielerische Schubsen des kleinen Bruders, der das am Anfang auch lustig findet, immer wilder wird, bis die Tränen fließen. Er akzeptiert bei all diesem Unsinn einfach nie, dass und wann einmal auch Schluss ist. Weit über die Grenze hinaus kommt dann hämisches Gelächter. Im KiGa und bei der TaMu ist er ein im positiven Sinne ruhiges Kind, aufgeweckt und völlig normal. Das Verrückte ist, er ist sprachlich sehr weit und liebt es, alles mögliche wohl formuliert zu begründen. Komme ich hingegen aber mal mit Argumenten, schaltet er komplett auf Durchzug. Wenn ich verlange, er solle mir einfach einmal zuhören, lacht er mich aus. Ich bin momentan ziemlich verzweifelt, weil ich das Gefühl habe, er wächst mir allmählich über den Kopf. Vielleicht ist er von uns beiden der potentiell Überlegene (Persönlichkeit und Intelligenz), spürt das und fordert mich heraus, vielleicht weil er mich als Mutter irgendwie stärker wünschen würde. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Kind auch ganz bewusst in eniigen Schwächen meiner Eltern gebohrt hatte, weil ich diese nicht akzeptieren wollte. Das ist meine Erklärung. Oder gibt es eine andere? Und: Was kann ich erstens für ihn tun, damit er wieder auf den Boden kommt und zweitens für mich, um meine eigene innere Ruhe wieder zu finden? Das ist eine Sache zwischen ihm und mir, mit dem Bruder kommt er an sich gut klar, auch wenn der es manchmal mit abbekommt. Vielen Dank fürs lange Lesen und viele Grüße, Emily


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Hallo Emily Bitte weisen Sie Ihren Sohn jeweils auf möglichst logische Folgen hin, wenn er absichtlich das Gegenteil von Dem macht, was Sie mit einer kurzen Begründung von ihm wünschen: zieht er seine Schuhe nicht aus, wird er z.B. konsequent nur im Flur bleiben dürfen, um den Schmutz nicht in die Zimmer, auf die Teppiche o.Ä. zu tragen! Je gelassener, aber auch je begründet konsequenter Sie reagieren, umso rascher wird er erkennen, dass er sich auch bei Ihnen an notwendige Grenzen und Regeln zu halten hat. Diese Regeln benötigt er meiner Meinung nach als Orientierungshilfe, damit er seine Orientierung nicht verliert. Um selbst möglichst gelassen handeln zu können, rate ich Ihnen, für sich selbst eine Auszeit zu organisieren, während Der Sie ausschließlich nur an sich zu denken brauchen. Suchen Sie noch ein Geschenk:-)), empfehle ich Ihnen den Film: "Wege aus der Brüllfalle", den Sie auf nachfolgender Seite einsehen können: http://www.wege-aus-der-bruellfalle.de/warum_dieser_film.php Viel Kraft, liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Danke für die rasche Antwort! Nun, er bekommt ja die logischen Folgen erklärt, sie sind ihm aber in solchen Phasen egal. WIE kann ich ihm z.B. sagen, dass er mit den Schuhen im Flur bleiben soll? Ich kann ihn ja nicht dort fesseln. Ich habe selber noch kein Muster erkannt, wann es funktioniert und wann und warum wieder diese negative Spirale beginnt. Stecken wir jedoch einmal darin, dann nützen Worte nichts, denn er übertönt siemit seinem Gelächter. Sage ich ihm, er solle damit aufhören, meint er "Lachen ist schön!". Das erweicht natürlich dann mein Herz, auch wenn ich ihm verschiedene Formen des Lachens zu erklären weiß. Man müsste ihn schon physisch einsperren (nur ein Gedanke, nie eine Option für mich!). Ich habe ihn aber auch schonmal festgehalten mit den Worten "Ich muss dich jetzt festhalten, um XY vor dir zu schützen". Aber ich finde es furchtbar, meine körperliche Überlegenheit derart einzusetzen und komme mir dann sehr primitiv vor. Vermittele ich ihm damit nicht Gewalt als Lösung? Auch wenn es ein wenig scheinheilig ist, ich gehe am besten mit ihm um, wenn ich mir vorstelle, andere Leute wären dabei. Vor anderen würde ich ihn ja nie entblößen oder erniedrigen. Aber wie gesagt, meine Grenzen sind angegriffen und ich fange an, ihn mit Worten klein zu machen, und zwar jeweils ganz bewusst. Ich weiß, dass das für ihn schlecht ist, aber ich muss zugeben, wenn er mich sehr reizt, wünsche ich ihm im jeweiligen Moment auch nichts Gutes. Das klingt jetzt sehr gemein, aber das sind meine ehrlichen spontanen Gefühle. Ich könnte ihn sozusagen an die Wand klatschen. Ich selber bin normalerweise ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und erschrecke vor meinen aggressiven Gefühlen. So extrem war ich einfach nie als Kind, bzw. eine kleine Ermahnung hat mich schon aus der Fassung gebracht, so dass ich im Grunde ein "vorbildlich" braves Mädchen war, und genau deshalb kann ich mich schlecht in Clemens hinein versetzen, und seine Beweggründe sind mir total schleierhaft. Nochmals danke und viele Grüße, Emily


Mitglied inaktiv

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Wenn Besuch da ist und fragt, ob man bei uns die Schuhe ausziehen soll, dann kommt Clemens als erster und erklärt in sehr höflichem Tonfall: "Wenn Du die Schuhe nicht ausziehst, dann kommt ja der ganze Schmutz von der Straße ins Haus. Die Straße ist schmutzig. Das wollen wir ja nicht im Haus haben. Wenn Du die Schuhe ausziehst, dann..." usw., uswf. Er kann dann eine mehrminütige "Vorlesung" darüber halten, von der alle entzückt sind. Also kapiert hat er die Zusammenhänge durchaus.


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