Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Sohn wie ausgewechselt (lang)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Sohn wie ausgewechselt (lang)

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Liebe Frau Schuster, mein Sohn, 5J. ist ein aufgeweckter, lustiger kleiner Kerl. Wenn man mit ihm alleine ist, hört er im Regelfall auch gut, ist eher harmoniebedürftig und sehr umgänglich. Klar, Ausnahmen gibt es, aber das ist normal. Auch zu anderen Kindern ist er nett und verträglich. Wenn allerdings mehr als ein Erwachsener mit ihm zusammen ist, ist er wie ausgewechselt. Ich erkenne ihn nicht wieder. Er provoziert, ist extra extrem laut. Schlägt oder tritt. Ärgert, hört kein bisschen, egal was oder wie man es sagt. Er hat kein besonders gutes Selbstbewusstsein in Beziehungsfragen. Hat die ersten 4 Jahre nur mit mir und meinem Mann gelebt, da Verwandte weit weg wohnten. Als wir dann auf Besuch waren für ein Wochenende, war es ok. Aber jetzt wohnen wir in der Nähe der Familie und es ist katastrophal. Mein Mann und ich haben uns vor einem dreiviertel Jahr getrennt, es war davor schon so, nun ist es aber viel extremer, nicht erträglich. Jede Familienfeier sabotiert er. Mir tut es leid für ihn, weil ihn die anderen Erwachsenen teilweise echt schon meiden. Kapiert er den Zusammenhang nicht?? Heute bei meinen Eltern war es wieder so schlimm, ich war total überfordert, da ich ihn so nicht kenne. Mir ist 2mal die Hand ausgerutscht, obwohl ich ihn noch nie geschlagen habe, mir tut das so weh. Er schläft jetzt und ich bin fertig, mache mir Vorwürfe und weiss nicht weiter. Frau Schuster, ich will das nicht nur ändern, ich will auch verstehen, warum er das macht?? Er wird Ende August 5J. Mein Sohn und ich sind normalerweise sehr liebevoll und rücksichtsvoll im Umgang miteinander, auch von ihm aus. Er hat unheimliche Probleme, Gefühle zu äußern bei anderen. Im Kiga war es so im ersten halben Jahr, dass er nicht geweint hat, wenn er sich weh getan hat. Die Erzieherin wollte mich zum Arzt schicken, da sie dachte, er könnte nur vermindert Schmerz empfinden. Aber er hatte einfach Angst, das zu zeigen. Sonst ist er selbstbewusst. Kauft schon selbst ein, geht offen auf Leute zu und fragt ihnen Löcher in den Bauch. Aber beziehungstechnisch hat er keinerlei Selbstwertgefühl. Doch warum?? Ich habe ihm gefühlsmässig immer ein warmes Nest gegeben. Ich verstehe es nicht. Ich will ihm helfen, sonst mag ihn hinterher keiner mehr, da er niemandem sein wahres Ich zeigt ausser mir und ab und zu seinem Vater. Er ist ein toller kleiner Kerl und niemand weiss das, weil er sich so rüpelhaft benimmt. Ist das eine Art Schutzmauer, damit ihn miemand verletzen kann/soll?? Vielen vielen Dank für Ihre Hilfe, Ihre verzweifelte Patricia


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Hallo Patricia Gerade weil Sie IMMER für Ihren Sohn da sind, ihm IMMER helfen, sich IMMER mit ihm beschäftigen, wird er sich davor fürchten, Sie mit den anderen Erwachsenen teilen zu müssen und dann nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Da er ja nun seinen Vater "verloren" hat, hat er Angst, Sie auch noch zu verlieren. Versuchen Sie, sein Können und seine Selbständigkeit, Hilfsbereitschaft usw. vor anderen Erwachsenen lobend hervorzuheben und beziehen Sie ihn in Ihre Gespräche mit ein, bzw. beschäftigen Sie sich auch mit ihm, wenn andere Erwachsene anwesend sind. Sprechen Sie tatsächlich einmal mit dem (Kinder-)Arzt Ihres Sohnes über sein Verhalten, da evtl. auch eine (Ergo-)Therapie angezeigt ist, um sein Selbstwertgefühl zu stärken. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


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