Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Sohn (4,5 Jahre alt) kann völlig ausflippen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Sohn (4,5 Jahre alt) kann völlig ausflippen

AndreaNie

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Liebe Frau Ubbens, unser Sohn ist 4,5 Jahre alt. Er ist in viele Entwicklungsschritten recht weit, aber jetzt fühlt er sich "so Groß", dass er oft nicht auf uns Eltern hört. Es git zum Beispiel folgende Situationen: wir sind auf dem Spielplatz und er will einfach nicht nach Hause. Ich kündige unseren Abgang rechtzeitig an und er brüllt nur "nein". Dann ist die Zeit gekommen und er will nicht. Er ruft "nein" und haut ins Gebüsch ab. Würde ich ansetzen, ohne ihn zu gehen, würde ihm das nichts ausmachen, das ließe ihn kalt. Androhung von Konsequenzen (keine Geschichte abends, kein TV, Ritterburg eine Woche weg) kommen in dem Moment nicht zu ihm durch. Was soll ich tun? Ich kann ihn doch nicht ins Gebüsch kriechen, ihn mit Gewalt rausziehen und gewaltsam abtransportieren, während er um sich schlägt?! Das gleiche kann zu Hause passieren, dass er unbedingt morgens noch spielen will und noch nicht zum Kindergarten. Ich muss zur Arbeit, seine kleine Schwester ist schon startklar für die U3-Tagesmutter und er flippt völlig aus. Er rennt in sein Zimmer und knallt die Tür. Knallte sie nicht ausreichend, öffnet er sich nochmal, um sie erneut knallen zu lassen. Ich ging in das Zimmer rein und will mit ihm reden. Aber gutes Zureden kommt ebenso wenig an, wie die Androhung einer Konsequenz. Ich nahm ihn am Arm, um ihn aus einer Ecke zu ziehen und er schlug und trat nach mir. Unser Sohn ist ein lieber Kniprs, der auch im Kindergarten "Musterkind" auf der Stirn stehen hat. Er ist freundlich, grüßt Leute, redet mit Nachbarn und findet sehr sehr schnell Kontakt zu Kindern. Auch andere Eltern mögen ihn alle, weil er im Großen und Ganzen ein wirklich lieber und sozialverträglicher Kerl ist. Er ist auch sehr mitfühlend oder sogar sehr sensibel. Sieht er auf einer Zeitung ein Foto von einem Krankenwagen und einer verletzten Frau fragt er tagelang (!) "was ist das passiert, hat der Arzt der Frau geholfen, warum war das Foto in der Zeitung, was macht die Frau jetzt, etc.) Aber wir fühlen uns in den oben beispielhaft erläuterten Situationen sehr sehr hilflos und wissen nicht, wie wir es in den Griff kriegen. Ich gehe schon recht vielen Konfliktsituationen aus dem Weg (wir brechen zum Beispiel am Spielplatz gemeinsam mit anderen Kindern auf), aber dies hilft mir am Tag X, an dem ich gehen muss, überhaupt nicht weiter. Vielen Dank vorab, viele Grüße


Sylvia Ubbens

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Liebe AndreaNie, Ihr Sohn hat andere Pläne und die werden durchkreuzt. Er wird wütend und "muss" es seiner Umwelt mitteilen. Bieten Sie ihm zu Hause ein "Wutkissen" an. Zeigen Sie ihm in einer ruhigen Minute, wie er darauf schlagen, treten, oder es werfen kann. Reichen Sie es ihm, wenn Sie merken, dass er wütend wird. Sie können das Kissen auch wie einen Boxsack aufhängen oder einen Boxsack besorgen. Haben Sie auf dem Spielplatz schon einmal versucht zu gehen? Sie schreiben, es würde ihm nichts ausmachen, ist es aber wirklich so? Wenn er regelmäßig am Ende eines Spielplatzbesuchs einen Wutanfall bekommt, dann können Sie mit Ihrem Sohn vorab eine Konsequenz besprechen. "Wenn du später, ohne dich ins Gebüsch zu verkriechen, mit nach Hause kommst, dann habe ich noch Zeit, dir eine Geschichte vorzulesen." Verkriecht er sich dennoch, können Sie zu Hause, wenn er sich beruhigt hat, die vorher besprochene Konsequenz besprechen und schon dann vereinbaren, dass er beim nächsten Mal wieder versuchen kann, gleich mitzugehen. Es wird sicher nicht beim ersten Mal funktionieren, Ihr Sohn muss erst einmal die Konsequenz verinnerlichen. Viele Grüße Sylvia


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