Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Sohn (11) gerät öfter mit in Schwierigkeiten - Wie helfen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Sohn (11) gerät öfter mit in Schwierigkeiten - Wie helfen?

Kiane

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Liebe Frau Ubbens, vor vielen Jahren habe ich Ihnen schon einmal geschrieben. Mein Sohn (11) besucht die 5. Klasse eine freien Gymnasiums. Es sind ca. 26 Schüler in der Klasse. Er ist schlau, hatte keinen Leistungsabfall in der 5. Klasse, war sogar eher besser als in der Grundschule. Er hat 1en und 2en auf dem Zeugnis. Er platzt leider manchmal mit der Antwort raus, da er, glaube ich, eine sehr neugieriges Grundwesen hat, was gut mitarbeitet - demzufolge kann er sich manchmal nicht so gut bremsen. Im Unterricht gelang es ihm im Verlauf des Schuljahres aber immer besser. In letzter Zeit kam er gehäuft in Schwierigkeiten, z.B. stand er neben einem Mädchen, die schon recht erwachsen ist, an der Bahnhaltestelle zur Schule. Sie hatte eine eZigarette gekauft und dabei (ohne Nikotin zum Glück, aber trotzdem nicht gut..). Ihr geht es gerade nicht gut, die Eltern sind frisch getrennt und sie fiel auch schon mit anderen Sachen in der Schule negativ auf. Sie hat dann selbst an der eZigarette gezogen und in der Schule behauptet, mein Sohn habe auch probiert. Aber sie hat 2 Tage später auch zum Lehrer gesagt, dass sie das vielleicht nur gesagt hat, um ihn zu ärgern. Obwohl Aussage gegen Aussage stand, durfte er (und sie) nun nicht beim Abschlussausflug und -fest teilnehmen. Nach langem hin und her glaube ich meinem Sohn inzwischen. Wir rauchen nicht und er findet es eklig. Zudem haben wir eine "Kultur" zuhause, bei der er jederzeit ehrlich sein kann... Ich aber ihn mehrmals gefragt, er hat es immer wieder abgestritten, aber gesagt, er habe sie in der Hand gehabt und angeschaut, weil er wissen wollte, wie das aussieht. Blöderweise gerät mein Sohn durch sein offenes Wesen leider immer wieder in solche blöden Situationen. Er ist hinterher richtig gut reflektiert (sagt auch der Lehrer), aber schafft es nicht, sich von solchen Kindern abzugrenzen. Wir reden uns zuhause den Mund fusselig. Können wir ihn noch irgendwie unterstützen? Er kann sich ja nicht komplett aus allem raushalten aus Angst, immer für irgendetwas vorm Lehrern von anderen Kindern bezichtigt zu werden. Dann wir er ja ganz einsam... Ich bin auch keine von den Mamas, die immer denken, ihr Kind sagt immer die Wahrheit, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass er (noch) nicht so dreist ist, uns anzulügen. Sein schlechtes Gewissen müsste man ihm ja dann auch irgendwie anmerken... Ich möchte nicht immer wieder, wenn mal sowas ist, weil der Lehrer ihm nicht geglaubt hat, mit meinem Sohn schimpfen. Ich möchte, dass er mit allem zu uns Eltern kommen kann. Wir stehen zu ihm. Wie können wir Eltern ihm noch helfen in Zukunft? Danke für Ihre Hilfe! Mit freundlichen Grüßen, Kiane


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Kiane, Ihr Sohn muss sich selbst daraus arbeiten. Er darf durch eigene Erfahrung lernen, dass ihn sein (gut gemeintes) Verhalten leider manchmal in Situationen bringt, die er nicht möchte. Bleiben Sie ein gutes Vorbild und machen das Verhalten Ihres Sohnes nicht zu oft zu einem Thema, es sei denn, es ist aktuell etwas vorgefallen. Haben Sie nach dem Ausschluss mit dem Klassenlehrer gesprochen, was der (eigentliche) Grund für den Ausschluss von dem Klassenausflug/ -feier war? Sie schreiben, dass Sie nicht mit Ihrem Sohn schimpfen möchten, nur weil der Lehrer ihm nicht glaubt. Das müssen Sie ja auch nicht. Machen Sie sich selbst ein Bild und handeln nach Ihrem Bauchgefühl und nicht nach dem "Gefühl" der anderen. Viele Grüße Sylvia


luvi

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Hallo, Ich finde es super, dass euer Sohn ehrlich zu euch sein kann. Und dass ihr im vertraut und nicht blind alles glaubt, was andere sagen. Ich bin entsetzt, dass euer Sohn vom Schulausflug und vom Schulfest aufgrund dieses Vorfalls ausgeschlossen wird. Wenn ich dich richtig verstanden habe, hat dein Sohn auf dem Weg zur Schule an der Bahnhaltestelle möglicherweise geraucht. Die einzige, die das gesehen und behauptet hat, ist das andere Mädchen. Sie erzählte es dem Lehrer und der schließt deinen Sohn aus. Da muss doch noch was anderes vorgefallen sein. Entweder es gibt eine Vorgeschichte (das war nicht das erste Mal, dass sich sein Sohn nicht an Regeln hält), oder der eigentliche Grund für die Strafe ist ein anderer. Hat dein Sohn evtl. das Mädchen verpetzt (und sie dann ihn mit reingezogen)? Wie weiß die Schule eigentlich von dem Rauchen? Und vor allem würde mich interessieren, warum die Schule das bestraft, obwohl es an der Bahnhaltestelle auf dem Weg zur Schule war und es nicht mal ein Lehrer gesehen hat? In welche Art von Situationen schlittert dein Sohn denn sonst noch rein? Hast du da noch mehr Beispiele? LG luvi


Kiane

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Antwort an Luvi: Ja, ich kenne von Berichten von Pat.eltern auf Arbeit sehr viele Schulen, die das nicht mal interessiert... grundsätzlich finde ich das ja gut, dass sie aufmerksam bei sowas sind. Es ist noch eine kleine Schule, an der bisher nur 2 Fünfte und 2 Sechste Klassen sind.. Es war auf dem Schulweg. Andere Schüler haben es wohl nur bei dem Mädchen gesehen, bei meinem Sohn nicht (standen dann weiter weg). Als der Direktor diese Kinder fragte, haben sie auch gesagt, dass sie es nicht genau wissen. Das ;Mädchen war vorher aber von einem der Kinder beim Kl.lehrer wegen des Rauchens gemeldet worden. Irgendwie scheinen die beiden sich auch zu mögen, aber das ist halt immer so eigenartig, da sie Mist baut und er davon weiß. Sie macht das recht "plakativ" und trank auch ständig Energydrinks in letzter Zeit, wohl auch mal Alkohol. Da war mein Sohn nicht da, er war mit Papa zur Kur. Sie hat an der Bahnhaltestelle in den letzten Monaten mal mit einem Taschenmesser herumgespielt und meinte, das nehme sie mit in die Schule. Mein Sohn hat das dann anonym beim Kl.lehrer gemeldet. Evtl. hat sie geahnt, dass er es war und sich jetzt gerecht? Alles nur Vermutungen... Naja, und sonst schlittert er so rein, wenn es irgendwo Streit gibt z.B., da hat er dann für ein Mädchen Partei ergriffen, da alle anderen sie geärgert haben. Diese Kinder sagten dann, er habe den Streit angeheizt, der Lehrer hörte nur halb hin als er die Kinder befragte... mein Sohn meinte dann, die hätten das gesagt, weil er sich auf ihre Seite gestellt habe. Das kann ich mir auch vorstellen. Gerechtigkeit ist ihm wichtig, er wollte den Streit nicht anheizen. Sowas leben wir nicht vor, es gibt keine Gewalt bei uns und er war vorher an einer christlichen Grundschule, Medienkonsum ist selten und altersgemäß eingeschränkt... Darum ärgere ich mich auch so und finde es traurig für ihn, wenn dann so an ihm gezweifelt wird, obwohl der Lehrer ihn an sich mag und seine reflektierte Art. Zum Teil ist es auch mein eigenes Thema, da es mir als Kind ähnlich (aber zuhause auch) ging. Fühle daher mit ihm mit. Ich bin dann aber dadurch verunsichert in meiner Einschätzung meines Kindes und frage mich, ob ich ihn evtl. zu positiv betrachte oder etwas übersehe... ich hoffe, das ist verständlich irgendwie... Ich habe dann eines Tages nichts mehr gesagt und war nur noch still und brav - bis ich mir meine eigentliche neugierige offene Art zurück"erarbeitet" habe und nun happy damit bin. Das war ein schwerer Weg und ich möchte einfach nicht, dass es meinem Sohn auch so geht eines Tages. Aber er muss wohl seine eigenen Erfahrungen machen... Danke für Deine Antwort!


Kiane

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Liebe Frau Ubbens, danke für Ihre Antwort, die mich nochmal bestärkt. Die Schule ist bei diesem Grund geblieben. Wir haben uns hinterher mit dem Klassenlehrer ein Mal mit und ein Mal ohne Kind austauschen können. Er hat durchblicken lassen, dass er die Strafe auch als zu hoch ansah, die der Direktor (2. Klassenlehrer der Klasse) sehr schnell verhängt hat. Der Direktor mailte uns, er habe ein "Zeichen setzen wollen" für andere Schüler. Zurückrudern konnte der Klassenlehrer dann auch nicht mehr. Wir haben der Schule gesagt, dass wir eine damit verbundene Konsequenz (ob geraucht oder nicht) günstiger gefunden hätten, z.B. sich schriftlich Gedanken machen über das Thema oder sowas. Strafen bringen ja schlimmstenfalls das Gegenteil... Mein Sohn hat den Tag, als die anderen zum Ausflug waren, in der 6. Klasse verbracht und fand den Tag sogar gut. Ich denke, er war dennoch traurig, hat es aber mit Fassung getragen. Wir können aber auch froh sein, dass die Schule an sich wertschätzend uns und unserem Kind gegenüber ist. Wir wissen, dass das nicht die Regel darstellt. Darüber sind wir auch froh.


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