Nachtengel
Hallo Frau Schuster, unser Sohn (4 Jahre 4 Monate alt) ist derzeit etwas „schwierig“ im Umgang. Ich weiß oft nicht, wie ich reagieren soll und reagiere daher meist mit meckern und schimpfen. Dadurch eskalieren Situationen oft, da er auf mein Schimpfen noch mehr mit dem unerwünschten Verhalten reagiert. Vielleicht können Sie mir Tipps geben für die folgenden Situationen, die sich in der Form oft wiederholen: 1. Situation Zähneputzen: Ich sitze auf der Toilette, er steht vor mir. Er „fummelt“ an mir herum (spielt mit meiner Kette, mit meiner Brille, knöpft meine Bluse auf, zieht an meinen Haaren etc.). Dabei kaspert er herum, hampelt, macht den Mund immer wieder zu, wackelt mit dem Kopf etc. Ich sage ihm, er solle aufhören (in ruhigem Tonfall). Er grinst und macht genauso weiter. Ich werde lauter und wiederhole, er solle aufhören. Er macht immer noch weiter. Dann trage ich ihn in sein Zimmer, er muss kurz dort sitzen und „überlegen“, ob er vernünftig die Zähne putzen kann. Manchmal verbinde ich die Auszeit noch mit der Ansage, dass er sonst in der Kita die Zähne putzen muss und er dann den anderen Kindern erzählen kann, warum dies so ist. Danach geht es meist, aber nicht immer. Außerdem kann diese Auszeit und meine „Drohung“ ja auch nicht die Lösung sein. 2. Situation Anziehen: Ich lege ihm seine Anziehsachen bereit und sage ihm, er solle sich anziehen. Dies muss ich gefühlte 20 x wiederholen, weil er „erst noch dies und das fertig machen muss“. Wenn wir nicht pünktlich irgendwo hin müssen, sage ich ihm ca. 2-3 mal, er soll sich anziehen und teile ihm dann mit, dass der Ort, an den er ja gerne möchte (z. B. Zoo) jetzt gleich aufmacht oder bald wieder schließt und ich mich jetzt auf die Couch setze und Zeitung lese. Dies klappt ganz gut und nach einiger Zeit kommt er angezogen zu mir. Schwierig ist es jedoch, wenn wir irgendwo pünktlich sein müssen (morgens Arbeit, Termin bei Kinderarzt o. ä.). Dann habe ich nichts in der Hand, womit ich ihm das Beeilen schmackhafter machen könnte. Erklärungen, warum wir uns beeilen müssen, interessieren natürlich nicht. Und genau da fängt wieder mein Meckern und Schimpfen an, was genau zum Gegenteil führt. Meist werde ich richtig laut und sage ihm dann, dass er halt dann im Schlafanzug in die Kita müsse oder mit Socken etc.. Dass dies völlig kontraproduktiv ist, weiß ich natürlich selbst. Aber ich weiß nicht, wie ich besser/anders reagieren könnte. In anderen Situationen klappt es oft ganz gut, wenn wir z. B. auf dem Spielplatz sind, ich gehen, er aber noch bleiben möchte. Dann reichen meist Erklärungen wie, dass wir schon so lange da sind und mir nun kalt wird, ich noch kochen muss etc.. Auch wenn er was haben möchte im Geschäft und ich sage nein, versucht er, zu diskutieren, aber meist ist er zugänglich für meine Argumente und bekommt nicht einmal (mehr) einen Wutanfall. In diesen Situationen reagiere ich auch immer gelassen und ruhig, schimpfen ist gar nicht nötig. Manchmal „verhandeln“ wir auch, das klappt meist super. Daher kann ich nicht verstehen, warum die beiden o. g. Situationen (Zähneputzen und Anziehen) meist so eskalieren bzw. solche Reibungspunkte sind. Diese Dinge müssen täglich stattfinden und Punkt. Diese Dinge finden so gut wie immer nach dem gleichen Muster statt und Punkt. Früher half es, dabei ein „Wettspiel“ stattfinden zu lassen (wer ist schneller im Bad, wer macht länger den Mund auf, wer ist schneller angezogen), aber dies war einmal. Jetzt sagt er, er wolle gar kein Wettspiel machen… Warum sind diese Situationen so schwierig? Haben Sie Tipps, wie ich mich besser (und ruhiger!) verhalten könnte, die ihm aber schon „den Ernst der Lage“ klar machen? Wie kann ich mich generell in solchen Situationen besser durchsetzen? Ich habe das Gefühl, er nimmt mich gar nicht ernst (evtl. bin ich doch zu inkonsequent)… Vielen lieben Dank für Ihre Hilfe!!!
Christiane Schuster
Hallo Nachtengel Bitte wecken Sie den Ehrgeiz Ihres Sohnes, indem Sie ihn fragen ob er groß genug ist sich selber die Zähne zu putzen. Gleichzeitig regen Sie ihn zu folgendem Wettspiel an: wessen Zähne die Saubersten sind: seine oder Ihre, der darf sich den Nachtisch, die Gute-Nacht-Geschichte o.Ä. auswählen. Ein Lob sollte Ihrem Sohn gewiss sein, wenn er auch anfangs mal nicht ganz so gründlich geputzt hat. Zusätzlich können Sie ihm eine Zahnputz-CD schenken wie z.B. "Karius und Baktus". Gestalten Sie ebenso das Anziehen in einem Wettspiel oder fragen Sie ihn ob er sich schon alleine anziehen kann oder ob Sie ihm noch helfen müssen. Ggf. werden Sie ihm dann ohne große Worte beim Anziehen unterstützen müssen. Bitte versuchen Sie insgesamt gelassener zu bleiben, Ihren Sohn auf möglichst logische Folgen seines Handelns hinzuweisen und entsprechend zu handeln ohne dass eine Zurechtweisung nötig wird. Je mehr Sie sich ärgern, bzw. je mehr Sie schimpfen umso angeregter fühlt Ihr Sohn sich seine Grenzen auszuprobieren und Ihre jeweiligen Reaktionen zu testen. Liebe Grüße und: bis bald?
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