Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Sensibler 2jähriger

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Sensibler 2jähriger

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Hallo Frau Schuster! Ich wende mich heute an Sie, um mich zu vergewissern, dass wir im Umgang mit Nico "richtig" handeln bzw. um evtl. weitere Anregungen zu erhalten. Mir fällt immer wieder auf, dass Nico einfach "anders" als andere Kinder ist. Er ist super sensibel und empfindsam. Einige Beispiele: - Musik: Spieluhren und ähnliche elektronische Babymelodien lösen bei ihm eine ganz bedrückte Stimmung aus, meist weint er dadurch. Gleiches geschieht, wenn ich getragene Lieder (Schlaflieder, Kirchenmusik) singe oder auch Lieder, die er nicht versteht (mit Worten wie z.B. "Gott" o.ä.) --> Ich vermeide so gut es geht diese Arten von Musik - Umgang mit anderen Kindern/Menschen: Er unternimmt vermehrt Versuche, von sich aus auf fremde Menschen zuzugehen und ihnen etwas zu erzählen (z.B. im Bus, beim Einkaufen etc.). Dabei bleibt er meist auf Distanz. Haben wir Besuch, taut er nach einiger Zeit auf. Andere Kinder beobachtet er sehr gerne und erzählt dann, was diese machen. Er spricht sie auch an etc. Solange diese Kontaktaufnahme von ihm selber erfolgt, gibt es keine Probleme, wenn ein anderes Kind/ein anderer Erwachsener den "Sicherheitsabstand" nicht einhält, gibt es recht schnell eine "Schippe" und er beginnt zu weinen. Auf Klettergerüsten o.ä. bekommt er regelrecht Panik, wenn ein anderes Kind sich ihm nähert, da er nicht schnell genug ausweichen kann. --> Wir haben es schon immer so gehandhabt, dass er nie ohne uns in fremder Umgebung ist und immer zu uns kommen kann, wenn ihm irgendetwas zuviel wird. Ich mach allerdings auch kein "Drama" daraus, sondern biete ihm zwar Unterstützung oder Kuscheln an, aber nicht übertrieben fürsorglich. Er geht sehr gerne zur Oma und hat dort auch keine Probleme bzgl. Fremdeln. - Plötzliches Weinen/Stimmungswechsel: Es gibt immer wieder Situationen, die eine bedrückte Stimmung bei ihm hervorrufen. Er ist dann wirklich aus tiefem Herzen traurig, nicht einfach nur wütend. Z.B. entdeckt er bei seinem kleinen Freund ein Kuscheltier, dann schleppt er es den ganzen Tag mit sich herum. Sein Freund darf das Kuscheltier dann nicht anrühren, sonst wenit Nico. Kuscheltiere sind sowieso ne Sache für sich, manche lösen auch nur durch Anschauen oder Schmusen solche Emotionen aus. Ähnliche Situationen kommen immer wieder, z.B. wenn er eine Kuscheldecke plötzlich nicht sieht, die er aber den ganzen Tag zuvor ignoriert hat. --> Vermutlich entstehen diese Situationen immer dann, wenn er sich überfordert und unsicher fühlt. Ich versuche dann dafür zu sorgen, dass alles so seine Ordnung hat, wie er das für richtig hält, bzw. Kompromisse zu schließen und tröste ihn. Dieses allerdings auch eher sachlich als zu emotional. Er kann auch äußern, warum er weint und wir sprechen darüber. Ich biete ihm immer an, in meinem Arm zu weinen, wenn er möchte. Insgesamt messe ich diesen "emotionalen Situationen" nicht zu viel Bedeutung bei und lasse ihn nicht spüren, dass mich diese doch etwas betroffen machen. Ich rede also in normalem Tonfall und gehe recht schnell zur Tagesordnung über, was dann auch kein Problem ist. Ich mache mir einfach Gedanken, weil kein Kinder aus unserem Bekanntenkreis so empfindsam ist. Ich selbst war als Kind genauso empfindsam - ist das nun Vererbung oder kann es sein, dass wir im Umgang mit ihm irgendetwas auf ihn "übertragen"? Allgemein sei gesagt, dass wir ihn von Anfang an nicht "in Watte" gepackt haben, z.B. bzgl. Rausgehen unter Menschen gehen o.ä., ich aber immer sehr vorsichtig damit war, zu wem er auf den Schoß geht. Seine Anhänglichkeit haben wir immer ernst genommen und nie ignoriert. Jetzt ist das Posting sehr lang geworden, ich hoffe, Sie sind bis zum Ende gekommen :-). Gruß, Janet


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Hallo Janet Machen Sie sich bitte keine Sorgen und akzeptieren Sie Nico so, wie er ist. Mit zunehmender Entwicklung wird sich sein unsicheres Verhalten von ganz allein ändern, wenn er auch voraussichtlich nie ein "Temperament-Bündel" werden wird. Um sein Selbstbewußtsein weiterhin in Ihrer Sicherheit gebenden Nähe stärken zu können, rate ich Ihnen zur Teilnahme an einem Eltern-Kind-Turnen, einer Spielgruppe, einem Schwimmkurs o.Ä. Irgendwann wird Nico dann von sich aus auch zulassen, dass andere Kinder ihm näherkommen dürfen um mit ihm zu spielen und sein "Freund" zu sein. Erholsame Feiertage, liebe Grüße und: bis bald?


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Liebe Janet Zur Musik kann ich noch hinzufügen, dass Dein Sohn ev. sehr musikalisch ist und dadurch Moll als traurig empfindet, was ja tatsächlich so ist. Das trifft nämlich auf viele Kirchenlieder und Schlafliedchen zu. Alles Gute, Doris


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Hallo Janet, ich denke, dass Du das ´Problem` schon richtig erkannt hast, wenn Du meinst, dass Dein Sohn überfordert und unsicher ist. Vielleicht hilft es, wenn euer Alltag eine gewisse Struktur und Regelmäßigkeit hat und Du Rituale einbaust. Das gibt Deinem Kleinen Sicherheit und Beständigkeit. Noch eine kleine Anmerkung (ich möchte Dir damit aber keinen Schrecken einjagen, mir ist das nur aufgefallen und ich habe mich darüber gewundert): ich leide ab und zu an Depressionen. Nebenwirkung davon ist, dass ich schnell überfordert bin und dann genauso reagiere wie Dein kleiner Sohn! Aber ich habe schon öfters gehört, dass Babys und Kinder durch die vielen Umweltreize überfordert sind. Da ist das Verhalten Deines Sohnes also gar nicht so selten, wie Du annimmst. Grüße von Noemi


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Hallo, auch wir hatten!!! einen solch sensiblen Jungen. Von Geburt an bis in KiGa-Alter hatte er Probleme, andere Kinder an sich heranzulassen. Starke Stimmungsschwankungen waren an der Tagesordnung. Er hat immer viel und vor allem sehr schnell geweint. Der KiGa-Eintritt war für ihn sehr hart, obwohl er eine sehr, sehr lange Eingewöhnungszeit hatte. Insgesamt ist er wohl über 4 Monate lang immer nur mal 1-2 Std., kaum länger geblieben, dann konnte er nicht mehr beruhigt werden. Das ganze 1. KiGa-Jahr war er sehr zurückhaltend, hatte nur 1 Freund und 1 Freundin aus der Krabbelgruppe (diese ist dann leider weggezogen, was ihn bis heute noch trifft). Mittleweile ist unser Großer schon 4,5 Jahre alt und ein richtiger Raudi geworden. Er hat (fast) keine Probleme mehr mit anderen Kindern, obwohl er sich immer noch nicht richtig gegen andere wehren kann. Er hat neue Freunde gefunden, hat sich im KiGa gut eingegliedert, ist sehr fröhlich, quengelt aber immer noch sehr schnell und ist insgesamt ein sehr lieber und frecher Junge. Im KiGa macht er schön mit, geht häufig nachmittags alleine zu Freunden oder bekommt Besuch. Ganz so, wie ich mir das nie hätte erträumen lassen. Du siehst also, man muß manchen Kindern einfach sehr, sehr, sehr viel Zeit geben, auch wenn einem das manchmal schwer fällt und darf vor allem wirklich nicht mit anderen vergleichen. Liebe Grüße und noch schöne Feiertage Ingrid


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