Mitglied inaktiv
Liebe Frau Schuster! Ich habe Probleme mit meiner 6 jährigen Tochter. Sie hat eine unglaublich niedrige Frustrationstolerenz, also sobald was nicht klappt, schmeißt sie alles hin und sie fängt das Jammern an. Frage ich oder mein Mann, ob wir ihr helfen können, schreit sie wütend "Lass mich!" Lassen wir sie dann, fängt sie wieder das jammern an, dass ihr nie einer hilft, dass sie sooo allein ist und keiner sie liebt hat. Das geht manchmal den lieben lange Tag so, was auf Dauer ziemlich belastend ist. Ich habe schon gar keine Lust mehr mit ihr zu spielen, weil sie 1. nicht verlieren kann und das Spielbrett quer durch das Zimmer fliegt, und 2. immer und immer wieder jammert. Gerade dieses Jammern ist fürchterlich. Sie kennt auch keine Vorfreude. Wenn wir ihr Freude auf irgendwas Schönes machen wollen, was aber erst in naher Zukunft eintreten wird, fängt sie das Quengeln an. Sie will jetzt sofort und überhaupt... Sie kann oder will nicht warten. Man kann das mit Weihnachten vergleichen: Es ist so, als ob sie den ganzen Tag bis Heiligabend durchheult um dann endlich fröhlich zu sein, endlich ist Heiligabend. Was andere Kinder als kribbelnde Vorfreude erleben, scheint für sie eine Qual zu sein, was sie wohl mit Jammern und schlechter Laune kompensieren muss. Wir erzählen ihr jetzt schon gar nichts mehr - aber das kann es doch nicht sein, oder? Sie ist sehr patzig, also gibt sehr freche Antworten; es werden Türen geknallt. Ich muss dazu schreiben: Sie ist Einzelkind! Wenn mein Mann und ich miteinander reden - wir können unsere Gespräche nicht immer auf den Abend verschieben - mischt sie sich immer in das Gespräch ein oder unterbricht mittendrin, weil sie was zeigen möchte. Ich habe sie schon oft ermahnt, dass sie nicht einfach dazwischen sprechen soll oder ich jetzt mal mit dem Papa sprechen möchte und sie es mir nachher zeigen kann. Sie fährt dann wieder ihre Jammerschiene und schreit, dass sie keiner liebhat, keiner will mit ihr reden. Ich habe den Eindruck, dass sie uns so emotional Erpressen möchte. Frau Schuster, ich gebe mir sehr viel Mühe mit unserer Tochter und kann mir nicht erklären, warum sie so ist. Sie ist der Mittelpunkt unserer Familie, stellt es aber so hin, als ob sie von uns weggeschoben wird. Sie scheint eifersüchtig zu sein. Wir haben versucht sie selbstbewusst zu erziehen, haben sie also immer gelobt und ihr gesagt, dass wir sie lieb haben. Ich habe ein Bilderbuch über Gefühle gekauft - Angst, Wut, Freude, Trauer - dass ich ihr abends vorgelesen habe, damit sie weiß, was in ihr vorgeht, wenn sie mal wieder ausrastet. Ich muss zugeben, meine Tochter ähnelt mir sehr, ich war als Kind auch so wie sie, wenn auch nicht so extrem. Ich kann in Konfliktsituationen auch nicht die Ruhe bewahren und wir beide schaukeln uns oft gegenseitig hoch. Ich bin oft verzweifelt, ich möchte dass sie glücklich ist, merke aber, dass ich es nicht schaffe. Mehr kann ich ihr nicht geben. Meine Mittel, oder eher meine eigene Frustrationtoleranz, sind in der Hinsicht mit der Zeit auch ziemlich abgesackt. Ich bin müde, sie nervt mich nur noch. Wir haben uns im Sommer ein großes Ferienhaus gemietet und Verwandte eingeladen, die wir sehr selten sehen, also meine Tochter kannte die meisten gar nicht. Und wir dachten, jetzt wird sie vielleicht etwas ausgeglichen - Pustekuchen. Genau das gleiche Bild. Beim Minigolf fängt sie an zu heulen und schmeisst den Schläger weg; zuvor fing sie das Heulen an - im Voraus -, weil sie festgestellt hat, dass es nur ein Hochbett gibt, aber sie will unbedingt oben schlafen; ihre 7 jährige Cousine (auch Einzelkind), wohl geschockt von dem Ausbruch, bietet ihr freundlich an, doch oben zu schlafen, sie würde dann unten schlafen. Ich wünschte mir, meine Tochter könnte auch mal ein bisschen Verständnis für andere aufbringen. Nun ist sie erst 4 Wochen in der Schule und fängt jetzt schon das Jammern an, dass ihre Hausaufgaben zu schwer sind und sie es nicht kann. :( Wie soll das noch enden? Ich muss zugeben, ich bin sehr enttäuscht von ihr, ich kann sie so nicht akzeptieren. Es kann gut sein, dass sie merkt, dass ich nicht zufrieden mit ihr. Wenn ich so ihre Freundinnen sehe, die scheinen verständnisvoller und vernünftiger zu sein, lassen sich auch noch erpressen von ihr; das macht mich nur noch wütender auf sie. Im Urlaub wirkte sie, neben ihrer 7 jährigen Cousine wie ein Baby auf mich. Sie ist übrigens im Kiga/Schule ganz anders. Dort ist sie sehr zurückhaltend und schüchtern. Von Jammern keine Spur, sie nimmt alles so hin wie es ist. Laut Erzieher sei sie ein sehr liebes Mädchen. Sie wäre Verständnisvoll und Hilfbereit. So kenne ich sie nicht! :( Sie hat auch Ängste, ihe Lehrerin könnte böse auf sie werden, wenn sie nicht macht was sie will. Oder wenn sie geärgert wird, wehrt sie sich nicht, weil die Lehrin sonst böse werden konnte. *stöhn* Was meinen Sie? :( Vielen Dank!
Christiane Schuster
Hallo Ratsuchende Das Verhalten Ihrer Tochter ist meines Erachtens nach auf große, innere Unsicherheit zurückzuführen, sodaß ich Ihnen rate, möglichst bald mit dem behandelnden Kinderarzt über beschriebenes Verhalten Ihrer Tochter zu sprechen, da er ggf. einen geeigneten Therapeuten (Ergotherapie?) empfehlen kann, der Sie in allen Erziehungsfragen und Ihre Tochter in der Stärkung ihres Selbstwertgefühls unterstützen kann. Da sie nur in Ihrer Gegenwart und in der Nähe Ihres Mannes dieses Verhalten zeigt, werden Sie ihr zu verstehen geben müssen, dass das Gejammer nur sie selbst ärgert und ihr ganz bestimmt nicht weiterhelfen wird. Zeigen Sie ihr in diesen Situationen "die kalte Schulter". Sind ihr z.B. die Hausaufgaben zu schwer, wird sie es Ihrer Lehrerin sagen müssen, da sie es ist, die die Hausaufgaben vergibt. Informieren Sie Ihre Tochter auch hin und wieder darüber, dass dieses Gejammer Sie nervt, sodass Sie keine Lust haben, mit ihr zu spielen, zu kuscheln o.Ä., sodaß Sie den Raum verlassen werden, wenn sie nicht umgehend "normal" mit Ihnen spricht. Handeln Sie bitte entsprechend konsequent, was dann sicherlich nicht nur Ihrer Tochter weiterhelfen wird.- Liebe Grüße und: bis bald?
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