Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Re: Dazwischenreden/ Aufmersamkeit (3 Jahre(

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Re: Dazwischenreden/ Aufmersamkeit (3 Jahre(

Lummerland1998

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Vielen Dank Frau Ubbens, mein Problem ist nur, dass ich diese Vorgehensweisen, wie sie es beschrieben haben alle schon ausprobiert habe. Ich war auch schon bei einer Erziehungsberatung, wo man mir ähnliche Vorgehensweisen vorgeschlagen hat. Da dieses alles irgendwie bei ihr nicht funktioniert, bin ich sicherlich mittlerweile in meinem Tonfall genervt des Öfteren. Ebenso rede ich immer anfangs ruhig und verständlich. Wenn sie nur trotzdem garnicht darauf eingeht, geht es irgendwann an die Nerven. Bein Essen zB, wenn mehrere Leute zusammen sitzen mal, dann kommt es ja nunmal vor, dass man sich unterhält. Ich kann ihr doch nicht beim Essen eine andere Beschäftigung zB Malen geben, nur damit wir Erwachsen uns was erzählen können? Und das alle beim Essen garnicht mehr reden ist ja heutzutage auch nicht mehr Gang und gebe. Im Auto, wenn man ihr vorschlägt derweil ihr Buch anzuschauen bekommt man ein "Nein, will ich aber nicht zu hören" Sagt man, wir möchten uns nur kurz unterhalten, danach darfst du wieder bekommt man " Ich möchte aber nicht, dass ihr euch unterhaltet" zu hören. Wenn ich singe zB in der Kirche, hält sie mir den Mund zu und sagt" Du SOLLST nicht singen" Durch die Antworten hier wurde mir in einer Hinsicht jedoch bewusst, dass sie nun hinzukommend mittlerweile meine unbewusste falsche Aussprache/Tonfall übernommen hat. Da muss ich unbedingt an mir arbeiten, mich nicht provozieren zu lassen.Auch werde ich versuchen, ihr noch mehr "direkte" Aufmerksamkeit zu geben. Wobei es daran eigentlich auch nicht mangelt. Ich bin etwas ratlos und hilflos. Trotzdem vielen, vielen Dank für die Ratschläge. LG Lummerland


Schniesenase

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Ich kann Dir mal die Lektüre von Jesper Juul empfehlen. Immer, wenn ich hier solche Phasen hatte, half mir der in seinen Büchern dargestellte Blick aufs Ganze. Ich hab hier auch so eine sprachgewandte, emotional Intelligente. Das ist hin und wieder nicht einfach. Mein Gefühl, wenn ich lese, was Du schreibst: Du grenzt Dich persönlich zu wenig ab. Vielleicht braucht Deine Tochter mal ein ruhiges Bettkantengespräch über was wer möchte und was auch ein Erwachsenenbedürfnis von Dir ist. Oder spricht und spielt sie nicht gern mit ihren Freundinnen? Spiegel ihr das doch mal, wie es für sie wäre, wenn Du es ihr dann verbieten würdest oder immer dazwischen gingest. So, wie Du es beschreibst, könnte ich mir vorstellen, dass sie das durchaus verstehen könnte. Vielleicht entwickelt sich ja auch daraus - gleich oder später - ein Gespräch über IHRE Bedürfnisse und/oder Ängste. Sie muss verstehen: Sie ist Kind, Du bist Erwachsene. Da bestehen einfach Unterschiede. Sie hat das aktuell nicht intus und stellt sich in die Erwachsenenriege, vielleicht als ein Nebenprodukt der Trennung, vielleicht auch nicht. Beispiele mit ihren Kindergartenfreunden wären wichtig, damit sie sich dort im Gegensatz zu Dir einordnen kann. Hier hatten wir das mal mit Besuchen. Da hieß es immer, nein, diese Personen/Familie sollten nicht kommen, das wolle sie nicht. Bis ich mit ihr mal darüber gesprochen habe, dass ich genauso gern meine Erwachsenenfreunde hier habe sie sie ihre Kinderfreunde. Und wie es ihr wohl damit ginge, wenn ich dann immer sagen würde, das wolle ich nicht - oder ich dann immer dabei wäre und ihr verbieten würde, mit der Freundin zu reden... Mal den Spieß umdrehen und vor allem auch für Dich selbst für Dich abgrenzen, das ist schon wichtig. Viel Erfolg!


Lummerland1998

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Hey Schniesenase, danke für dein Kommentar. Tatsächlich bin ich aktuell dabei, ein Buch von Jesper Juul zu lesen. Auch von Rudolf Dreikurs "Kinder fordern uns heraus, was mir eine Erziehungsberaterin empfohlen hat, habe ich schon gelesen ;-) In den Büchern hört es sich alles so toll an, nur ist es auch nicht so einfach bei jedem Kind umzusetzten. Aber ich bin dran. Ich habe sie natürlich auch schon darauf anhesprochen, was sie davon halten würde, wenn man bei ihr immer dazwischenreden würde, wenn sie gerade mit ihrer Freundin spricht. Und sie sie sagt dann, dass würde sie nicht gut finden. Wenn ich dann sage, ich finde es auch nicht gut, wenn du es bei mir machst, sagt sie "Aber ich mache es trotzdem, weil ich nicht will, dass du redest. Du sollst mit mir reden." Mit dem "Abgrenzen" könntest du recht haben. Ich glaube es fällt mir schwer, weil sie ja nur mich hat. (sie sieht ihren Papa regelmäßig, aber in etwas größeren Abständen von ca. 2 Monaten, weil er sehr weit weg wohnt.) Und bei ihr hab ich wirklich manchmal das Gefhl, sie sieht keinen Unterschied, indem was Kinder dürfen, und was Erwachsene dürfen - bestimmungstechnisch meine ich. Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass sie mit ihren Kindergartenfreunden, wenn diese bei uns zum Spielen da sind, teilweise einen ähnlichen Tonfall anschlägt den Kindern gegenüber. Ganz oft höre ich " Nein, du SOLLST das aber so machen" oder "Nein, wir machen das so" und irgendwie ist sie auch da "meist", nicht immer, die die sich durchsetzt und die Kinder zwar kurz protestieren, aber es dann so machen. Was ich natürlich nicht gut finde und auch mal ei greife und ihr sage "Jeder darf mal abwechselnd entscheiden, wie es gemacht wird" Und dann hòrt sie auch darauf. Teilen kann sie ü rigens sehr gut, obwohl Einzelkind. Und, die Kinder spielen auch sehr gerne mit ihr und ich würde sagen, sie ist schon beliebt. Was mich schon ein wenig wundert, bei ihrer bestimmenden Art. Und wie du schon richtig rausgehört hast, sie ist extrem redegewandt für ihr Alter, hinzu extrem durchsetzungsfähig und ausdauernd mit einer großen Portion Selbstbewusstsein. Ich habe ja auch Vergleiche mit anderen Kindergartenkindern, die uns mal besuchen zum Spielen. Und da merke ich dann, dass andere Gleichaltrige noch ganz anders reden und lange nicht diesen Wortschatz und vorallem diese gute Ausdrucksweise haben. Die anderen Kinder, die ich bisher lennenhelernt habe, sind auch meist viel leichter zu "handhaben";-) Meine Kleine geht oft gegen etwas gegenan mit "Aber....." und selbst wenn ich mich auf garkeine Diskussionrn einlassen will und selber aufhöre zu reden, redet sie weiter und weiter..... Oft ist es auch echt süß und hilfreich, dass sie sich schon so gut ausdrücken kann. So sagte sie zB mal: Mama, wenn du mit mir schimpfst, dann sage ich manchmal was, was garnicht stimmt und nicht so schön ist. Aber irgendwie sage ich das dann trotzdem. Und das ist auch nicht richtig". Was in meinen vorherigen Posts nicht rüberkam, weil ich natürlich nur die Schwierigkeiten angesprochen habe, sie ist ansich ein richtig liebes Mädchen. Ahf jeden Fall war auch deine Antwort auf mein Post ein guter Denkanstoß für mich. Vielen Dank und LG


Schniesenase

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Der feine Unterschied bei solchen Spiegelgesprächen ist das Konkretsein. Wenn Freundin X hier ist und ich dann... nicht, wenn jemand immer bei deinen Freundinnen... Und die Frage hier lautet immer: Wie würde sich das für dich anfühlen? Nicht, wie sie es findet. Anfühlen greift noch tiefer, es betrifft sie dann selbst mehr. Klingt erbsenzählerisch, macht aber tatsächlich eine andere Wirkung. Ich bin Lehrerin und habe im Laufe langer Arbeitsjahre viele Trennungskinder erlebt. Viele hatten nicht mehr Probleme als andere, es waren eben nur andere Probleme. Was aber eine der größten Fallen für Trennungmütter und ihre Kinder zu sein scheint, ist das Gefühl, dass den Kindern durch die Trennung der Eltern etwas fehlt, für das die Mama sich dann ein Stück weit aufopfern muss, um es dem "leidenden" Kind zu ersetzen. Dabei haben Trennungen durchaus auch Vorteile: Der ewige Streit ist vorbei. Das Kind hat zwei Zuhauses. Wenn es an einem mal nicht so läuft, ist das andere sicherer Hafen und Rückzugsort. Es gibt neue Partner, zusätzliche erwachsene Lernvorbilder, es gibt verschiedene Aktivitäten, je nachdem, wo Kind ist. Es gibt evtl. neue Geschwister, noch mehr Beziehungsmöglichkeiten. Ich hab das oft als große Chance für die Kinder erlebt. Und es ist ein Irrtum, wenn Du denkst, Dein Kind wäre nun ja mehr "allein", und Du müsstest das ersetzen. Es gibt eine Oma, evtl. noch mehr Großeltern, vielleicht andere Verwandte, Deine Freunde als andere erwachsene Bezugspersonen, Erzieherinnen usw. Diese Vorstellung steckt vor allem in Deinem Kopf, wenn's auch zu verständlich ist. Übrigens meine ich mit "Kind" und "Erwachsene" unterscheiden nicht, was die Einzelne darf, sondern was die Einzelne braucht. Die Bedürfnisse der Menschen. Und ehrlich: Ich wäre vermutlich irgendwann so weit, ihr zu sagen, dass sie auch die Möglichkeit hat, mit Babysitter/Oma/Tante etc. unterwegs zu gehen, während Du Dich mit Deinen Erwachsenenfreunden unterhalten möchtest, sollte sie weiterhin meinen, Dir das Reden verbieten zu müssen. Ich finde, da ist echt eine persönliche Grenze nötig. Du hast genauso ein Bedürfnis nach sozialem Kontakt wie jeder andere Mensch. Ich bin sicher, sie wird das ändern, wenn sie merkt, dass Du entschlossen und überzeugt bist, das einzufordern. Alternativ könntest Du sie bei Besuchen für Dich auch fragen, ob sie ebenfalls ein Kind einladen möchte, damit sie gleichaltrige Gesellschaft hat. Für sie ist die Erfahrung, dass Mama gesunde Kontakte pflegt, obwohl sich getrennt wurde, auch sehr gut und wichtig. Ggf. gibt es einmal ein Riesetrara, wenn der Babysitter dann kommt und mit ihr zum Spielplatz gehen will, und zur Not kann sie ja noch einmal EINE Chance bekommen, dabei zu bleiben, wenn sie sich entsprechend verhält. Am Ende wird sie ihren (kleineren) Kinderrahmen wieder haben und erleichtert sein. Was sie aktuell macht, ist nämlich auch für sie anstrengend. In der Kirche darf sie draußen warten, wenn es ihr nicht passt. Ich bin wirklich sehr verständnisvoll mit meinem Kind und gehe sehr auf ihre Bedürfnisse ein, mich in den eigenen so vehement beschneiden zu lassen, da wäre bei mir dann doch die Grenze. Manchmal müssen Taten folgen, damit es gefühlt werden kann. Good Luck noch mal!


Lummerland1998

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Vielen Dank Schniesenase. Es wird ganz schön viel Konzentration kosten, aus diesen alten Verhaltensmustern von uns beiden herauszukommen. Da bin natürlich vorallem ich gefragt, sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen, durch mein jeweiliges Vorgehen ;-) Ich meinte ùbrigens garnicht so sehr, dass ich mich so allein für sie verantwortlich fühle bzw "immer" ich es muss. Jedoch habe ichbdas Gefühl, dass sie "mich" anscheinend sehr braucht bzw für sich beansprucht, auch WENN Oma zB da ist. Wenn sie mit Oma alleine ist, ist alles gut. Sie einen zu allen Großeltern ein sehr gutes Verhältnis. Jedoch bin ich auch anwesend habe ich keine Ruhe. Egal was dann ist : Das darf nur Mama, Mama soll das.....Und sie wird dann auch im Tonfall der Oma gegenüber bestimmend. So, ich werde weiterhin mejn Bestes geben. GLG Lummerland


Schniesenase

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... und darum wird auch diese Phase vorbeigehen... Die nächsten Phasen warten bestimmt schon. Ich wünsch Dir viel Erfolg! Es lohnt sich so sehr, sich für die Mäuse selbst zu reflektieren und alte Muster zu verabschieden. Wir können daran nur wachsen.


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