Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

niedrige Frustationsgrenze

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: niedrige Frustationsgrenze

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Hallo Frau Schuster, ich habe zur Zeit einige Probleme mit meinem Sohn (4,5 Jahre alt). Und zwar flippt er ziemlich schnell aus und wird dann auch ziemlich ausfällig (verbal und körperlich). Zum einen ist es so, dass er nicht verlieren kann. Es ist mittlerweile soweit, dass wir kaum ein Spiel spielen können, ohne dass wir es abbrechen müssen, weil mein Sohn merkt, dass er vielleicht verliert oder er es sich anders vorgestellt hat. Wenn er aber gewinnt, ist alles in Ordnung. Gestern haben wir ein einfaches Brettspiel gespielt, bei dem man würfelt, auf bestimmten Feldern mal aussetzen muss oder aber auch mal zwei Felder weitergehen kann. Das erste Spiel hat er gewonnen, beim zweiten hat er knapp verloren. Schon flogen die Spielsteine durch die Luft, er fing an zu heueln und ich war blöd. Oder bei Mensch-ärgere-dich-nicht, wenn er mal rausgeworfen wird, ist es gleich vorbei, er flippt aus und heult. Ich breche dann das Spiel ab und sage ihm, dass das Spiel gewisse Regeln hat, die beachtet werden müssen. Wenn er das nicht tut, dann können wir eben nicht spielen. Aber wie kann man ihm begreiflich machen, dass er nicht immer gewinnen kann? Es dürfen auch andere Kinder kaum mit seinem Spielzeug spielen, aber er will natürlich immer die Sachen von anderen haben. Er ist ein Einzelkind, kann es daran liegen. Kann man ihm irgendwie begreiflich machen, dass sich nicht die ganze Welt nur um ihn dreht? Es geht eigentlich ständig, dass wenn er seinen Willen nicht bekommt, dass er dann ausflippt, uns als blöd beschimpft und/oder haut und tritt. Früh geht es schon manchmal damit los, dass das Toastbrot verkehrt auf seinem Teller liegt oder er will nicht so viel zu trinken oder doch lieber nur ein Butterbrot etc. Da kann man es ihm schon kaum recht machen und er rastet früh schon aus. Oder wenn er abends ins Bett bzw. erst einmal ins Bad soll, geht das Theater meist wieder soll, er will nicht ins Bad, schon mal gar nicht duschen und ich bin wieder blöd. Meist sage ich dann, dass aber eine blöde Mama keine Gute-Nacht-Geschichten vorliest, dann schreit er rum, dass er aber eine Geschichte möchte und so geht es weiter, bis er es irgendwann einsieht, dass die ganze Diskussion nur Zeit kostet und er eine lange Gute-Nacht-Geschichte nur bekommt, wenn es abends gut klappt. Heute früh war es aber beim Bringen in den Kiga ganz extrem und das ist der Grund warum ich überhaupt schreibe, denn ich war heute echt fertig, als ich auf Arbeit gefahren bin. Im Kiga muss normalerweise früh in der Gruppe geklingelt werden, um hereinzukommen. Oft kann mein Sohn früh klingeln, manchmal aber auch nicht, wenn schon andere Eltern mit Kindern da sind und geklingelt haben oder es hält uns jemand die Tür auf. Bis jetzt war das auch immer ok für meinen Sohn, er will zwar immer klingeln und ist enttäuscht, wenn er nicht klingeln kann, aber er akzeptiert das. Nur heute früh ist er dann komplett ausgerastet, wir waren schon fast drin, da flippt er völlig aus, weil er ja klingeln wollte. Ich habe ihm erklärt, dass er ja gestern geklingelt hat und dass er nicht jeden Tag klingeln kann, da andere Kinder auch mal klingeln wollen und heute hat eben mal ein anderes Kind geklingelt. Das wollte er aber nicht einsehen und hat weiter Theater gemacht, er ließ sich nicht in den Gruppenraum bringen, geschweige denn ausziehen, er wollte immer wieder zur Tür rennen und klingeln. Die Erzieherin kam dann und hat gemerkt, dass ich an der Stelle mit ihm nicht weiterkomme und hat gemeint ich soll lieber auf Arbeit gehen und er soll halt klingeln und sie kümmert sich dann um ihn. So bin ich dann gegangen und er durfte klingeln und ist dann in den Gruppenraum gegangen. Jetzt weiß ich nicht, wäre es nicht einfacher gewesen ihn noch mal klingeln zu lassen (was wir auch schon gemacht haben) oder muss er auch mal lernen, dass er nicht immer alles bekommen kann und schon mal gar nicht nach so einem Theater. Ich mein, es war ja jetzt nur eine Kleinigkeit, aber wie gesagt, wenn es nicht nach seinem Willen geht, flippt er aus. Ich hoffe Sie können mir ein paar Tips geben, wie ich besser mit ihm umgehen kann, ich kann langsam nicht mehr, denn oft ist es nur noch ein Kampf. Dann gibt es aber Tage, wo es wunderbar klappt. Also schon mal vielen Dank für das Lesen dieses langen Textes. Viele Grüße Kleiner Löwe


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Hallo Ratsuchende Ja, vermutlich hätten Sie gleich zu Beginn des Konfliktes einen Kompromiß schließen und ihn nochmals klingen lassen sollen. Es gibt aber auch Situationen, wo es keinen Kompromiß zu schließen gibt. Dann sollten Sie Ihrem Sohn Ihr Handeln KURZ begründen und auf jeden Fall anschließend konsequent handeln -unabhängig vom veranstalteten Theater-. Versuchen Sie einmal Spiele zu finden, in Denen es weder Gewinner noch Verlierer gibt oder drehen Sie die Spielregeln um nach dem Motto: die Letzten werden die Ersten sein. Da Ihr Sohn den Kiga besucht, wird er in seinem sozialen Verhalten gezielt gefördert und auch gefordert, währned er gleichzeitig lernen MUSS, sich auch am Verhalten der übrigen Kinder zu orientieren. Sollten auch die ErzieherInnen der Meinung sein, dass Ihr Sohn mehr als die übrigen Kinder bezüglich des Sozialverhaltens Hilfe benötigt, erbitten Sie einen Kurzbericht und legen Sie ihn mit Ihren eigenen Beobachtungen und Sorgen dem behandelnden Kinderarzt vor, der Sie dann ggf. mit Ihrem Sohn an einen geeigneten (Ergo-?)Therapeuten empfehlen wird. Liebe Grüße und: bis bald?


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