Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Nachtrag zu "Kleinkind fordert extrem"

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Nachtrag zu "Kleinkind fordert extrem"

MamaAmeisenbär

Guten Tag Frau Ubbens, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich hier Zeit nehmen, um Fragen zu beantworten. Meine Tochter und ich besuchen Montags (ca. alle 2 Wochen, fällt häufig aus) eine Spielegruppe mit anderen Mamas und Kindern von 1 bis 2,5 Jahren. Dienstags gehen wir in eine Waldspielgruppe. Sie interessiert sich sehr für andere Kinder. Allerdings bin ich die Mama, die sich kaum bis garnicht mit anderen unterhalten kann, weil sie keinen Meter alleine geht und immer mit mir etwas machen will. Das funktioniert in der Spielgruppe, in einem Raum etwas besser als im Wald. Ich muss auch dazu sagen, dass ich den Eindruck habe, dass andere Mütter viel besser ihre Kinder einfach "ignorieren" können. Mir fällt es sehr schwer eine Unterhaltung weiter zu führen wenn sie an meinem Rockzipfel ruckelt, einfach, weil ich mich dann nicht mehr drauf konzentrieren kann was ich sage. Vielleicht habe ich es also selber verschuldet.  Sie isst sehr gern mit der Familie und allen zusammen. Da ist es minimal besser, dass sie alleine isst. Sie möchte teilweise ja nicht mal ihr Brot selbst in die Hand nehmen, obwohl sie es sich bereits selbst schmieren kann. Eis oder Kuchen isst sie völlig kleckerfrei immer selbstständig.  Bis jetzt wird sie nur von Oma und Opa betreut und ist dort mal über mehrere Stunden. Dort isst sie auch nicht alleine. Wenn ich mich mit meiner Mutter 5 Minuten über etwas Wichtiges unterhalten möchte, müssen wir in einen anderen Raum gehen, weil sie uns einfach nicht lässt. Sie tobt und schreit dann nebenan. Auch hier haben wir noch keinen Weg gefunden, dass das nicht passiert. Wegen der Geräuschempfindlichkeit kann ich gerade keine Beobachtung schildern, da es seit ca. 2 bis 3 Wochen erst so schlimm ist und wir wegen der Ferienzeit nur zuhause waren.  Ich merke sehr, dass sie sich ablösen möchte. Sie ist sehr gerne lange bei Oma. Sie spielt mit Verwandten auch ohne mich, nachdem sie aufgetaut ist und sie beginnt zu Gleichaltrigen zu gehen und mit diesen zu kommunizieren. Meist kommt noch nichts zurück von den anderen, was sie wohl etwas komisch findet. Heute habe ich gekocht (ich koche eh nur schnelle, gesunde Gerichte). Das war für sie ganz schlimm und sie hat 20 Minuten geweint und gejammert, weil ihr das Kochen zu laut ist. Hab ihr Ohrenschützer aufgesetzt und ihr ein paar Sticker gegeben, die sie aufkleben kann. Nach kurzem war dann auch die Dunstabzugshaube egal und ich hab die Kaffeemaschine angemacht. Sie hat nicht reagiert. (Sie weint normal auch mit Ohrenschützer). Ich vermute also, dass unser HNO Problem nicht recht viel mit den Ohren zu tun hat. Aber ich kann mir ja nicht jeden Tag was neues aus dem Hut zaubern. Eine Spielecke im Esszimmer interessiert sie such nicht. Sie hat nicht viel Interesse an Spielzeug. Essen ging danach kurze Zeit alleine. Aber nur weil ich sie abgelenkt und "zugelabert" habe über die Zutaten der Nudelsoße. Beim Kochen helfen mag sie übrigens nicht sonderlich. Sie hat einen Lernturm, darf mit Messern schneiden. Dennoch juckt sie das nicht besonders. Ich denke das Problem liegt eher darin, dass ich mich 15 Minuten weniger um sie kümmern kann.  Naja ich könnte ewig so weiter schreiben, bitte entschuldigen Sie nochmals die Länge. Vielleicht haben Sie noch den ein oder anderen Tipp. Vielen Dank und liebe Grüße 


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

Liebe MamaAmeisenbär, wann ist der HNO-Arzt-Termin? Evtl. lassen Sie die Ohren vorab einmal von einem Kinderarzt untersuchen. Eine plötzliche Geräuschempfindlichkeit kann auf eine Ohrenentzündung o.ä. hindeuten und ist ggf. recht zügig in den Griff zu bekommen. Viele Kinder, auch wenn es Ihnen so vorkommt als sei Ihre Tochter die einzige, sind eher zurückhaltend im Kontakt mit anderen Kindern. Bestenfalls wird in dieser Hinsicht die Mentalität des Kindes so akzeptiert und nicht als Belastung wahrgenommen. Das bedeutet, dass Sie ja wissen, dass Ihre Tochter nicht alleine spielen gehen wird und Sie mitspielen müssen oder auch dürfen. Gespräche mit anderen Müttern können Sie auch führen, während Sie Ihre Tochter auf dem Arm halten. Die Zeit wird kommen, in der Ihre Tochter wie selbstverständlich mit anderen Kindern spielt und nicht mehr Ihre Nähe braucht. Setzen Sie Ihre Tochter evtl. im Hochstuhl direkt neben sich, wenn Sie kochen. So hat sie Ihre Nähe auf Augenhöhe und darf sich beschweren oder zufrieden sein. Die Hausarbeit erledigen Sie, wenn Ihre Tochter einen Mittagsschlaf macht. Was nicht heißt, dass Sie sich keine Auszeit gönnen sollen. Vielleicht können Sie sich ja eine halbe Stunde entspannt für sich nehmen und dann die dringenden Dinge im Haushalt erledigen. Nehmen Sie auch gerne die Oma oder andere Verwandte in Anspruch. Oma und Ihre Tochter haben sicherlich Freude daran, wenn sie einmal in der Woche einen ganzen Vor- oder Nachmittag Zeit miteinander verbringen dürfen, in der Sie Zeit für sich oder die Hausarbeit haben. Um entspanntere Zeiten mit Ihrer Tochter zu verbringen, können Sie auch gerne viel mit ihr nach draußen gehen, ohne etwas erledigen zu wollen. Ein entspannter Spaziergang im Wald, das Kind im Buggy kann die Gegend beobachten und Mama eine kleine Auszeit beim Spaziergang haben, sind entlastend und geben Kraft für die Zeiten zu Hause. Führen Sie feste Strukturen für die Mahlzeiten ein. Das kann bedeuten, dass Sie zum einen immer mit Ihrer Tochter zusammen essen, um als Vorbild zu dienen. Zudem gibt es eine feste Sitzordnung. Kind im Hochstuhl, Mama daneben. Auf den Schoß kann es gehen, wenn die Mahlzeit beendet ist. Hat Ihre Tochter immer ausreichend Hunger oder ist sie oft noch satt von einer Zwischenmahlzeit? Ist sie vielleicht schon müde bei den Mahlzeiten und die Zeiten können verändert werden? Ihre Tochter mag keine ganze Scheibe Brot in die Hand nehmen aber vielleicht kleinere Stücke? Und ganz wichtig zu überprüfen wäre, ob Ihre Tochter die Kraft hat, eine ganze Mahlzeit alleine zu sich zu nehmen oder, weil vielleicht schon zu müde oder insgesamt einfach zu anstrengend - das darf in dem Alter noch so sein - im Laufe der Mahlzeit Unterstützung notwendig ist. Viele Grüße Sylvia  


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