Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Langanhaltende Essprobleme - brauche dringend Hilfe! (lang!)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Langanhaltende Essprobleme - brauche dringend Hilfe! (lang!)

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Hallo Frau Schuster und alle, die mir helfen wollen! Mein Sohn Moritz ist jetzt gut 2 1/2 Jahre alt und hat eine sehr große Scheu davor, neue Sachen zu probieren. Das ist schon so seitdem er etwa 10 Monate alt ist. Vor dieser Zeit hat er gut und fleißig gegessen, egal, was ich ihm gekocht habe (Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei, alles bio und selbstgekocht). Dann wurde es immer weniger, was er essen wollte. Zum Schluß aß er nur noch die Schinkennudeln von Hipp (hatte ich mal im Urlaub dabei), aber daran ist jetzt auch nicht mehr zu denken. Heute ißt er am liebsten Vollkornbrot oder pures Müsli (ohne Trockenobst!), Knäckebrot und Rosinen. Klar, Kekse und Schokolade verschmäht er auch nicht, aber das ist ja keine Ernährung. Weiterhin ißt er manchmal Kartoffelpuffer oder kleine panierte Hähnchenstückchen, manchmal ein Joghurt, eine Banane oder einen Apfel, aber da muß er schon gut gelaunt sein. Bei unserem Essen (ich koche selbst, keine Fertiggerichte) will er partout nicht probieren. Es scheint, als hätte er richtig Angst davor. Er weiß bis heute nicht, wie Kartoffeln, Nudeln oder Erbsen schmecken. Er traut sich nicht ran und schreit nur bei dem Versuch, ihm etwas anzubieten. Unsere ehemalige Kinderärztin meinte, ich müßte ihn hungern lassen, bis er das essen würde, was wir auf den Tisch tun. Das habe ich mal 3 Tage gemacht. Als er dann nur noch in einer Ecke der Küche kauerte und um eine Banane bettelte, waren meine Nerven am Boden. Aber die Ärztin hat mir am Telefon gesagt, daß ein Kind in Afrika auch nicht mehr bekommen würde und ich jetzt hart bleiben müßte. Ich bin dann nicht mehr zu der Ärztin gegangen. Unser jetziger Kinderarzt meint, daß Moritz mit den Dingen, die er zur Zeit ißt, problemlos groß werden könnte. Nur sitzt mir jetzt die Familie im Nacken. Es kommen so Sprüche wie "Dein Sohn eine Woche bei uns und er wäre ein ganz normales Kind!" Das tut weh. Ich habe auch schon mit dem Elterntelefon der Seelsorge gesprochen und die Frau meinte, daß Moritz unter Umständen auch eine taktile Wahrnehmungsstörung haben könnte, weil er alles Weiche beim Essen verschmäht und lieber an harten Sachen knuspert. Moritz hat nämlich auch eine Abneigung gegen Luftballons, Fingerfarben, Klebstoff und Knete. Auch Schmusen und Kuscheln mag er nur ganz selten. Ich bin völlig verzweifelt, liege nachts oft wach und denke daran, was ich meinem Kind zu essen geben soll... Seit gestern habe ich die Idee, ihn mit süßen Sachen zu ködern (nach dem Motto: Wenn Du den Kartoffelbrei ißt, bekommst Du hinterher ein Stück Schokolade). Ich weiß, daß das eigentlich der falsche Weg ist, aber ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen. Bitte geben Sie mir einen Rat! Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich nicht einen Jugendpsychologen bzw. einen Ernährungsberater aufsuchen soll. Vielen Dank schon mal im Voraus und auch für das lesen dieses langen Beitrags und liebe Grüße Vroni, die in etwa 14 Tagen ihr 2. Kind erwartet


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Hallo Vroni Wie alle meine Vorrednerinnen bin auch ich der Meinung, dass Sie sich keine allzu großen Sorgen bezüglich des Eßverhaltens Ihres Sohnes zu machen brauchen, da die Kinderärztin sicherlich Moritz` Gesundheit bestätigt hat. Nehmen Sie die Mahlzeiten möglichst gemeinsam ein, bieten Sie immer zu den "normalen" Speisen auch Etwas an, was Moritz gerne ißt und beziehen Sie ihn in Ihre Unterhaltung ein, die über Alles nur nicht über`s Essen geführt werden sollte. Haben Sie schon mal versucht, ihn über eine Suppe oder über selbst belegte Pizza an den Geschmack diverser Lebensmittel heranzuführen? Vielleicht laden Sie auch mal ein anderes, ca. gleichaltriges Kind zum Essen ein, da Kleinkinder sich gerne an Ihresgleichen orientieren? Als "großer Bruder" kann sich dieses Eßverhalten übrigens ganz plötzlich verändern!- Das Aufsuchen eines Kinder-Psychologen ist m.E. nach nicht notwendig, wenn Moritz insgesamt einen zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck macht und kein auffälliges Verhalten zeigt. Liebe Grüße und: bis bald?


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Liebe Vroni, so wenig tröstend das sein mag, es nützt sicher nichts, ihn zu zwingen. Ich würde mich an das halten, was die neue Kinderärztin sagt. Er kann mit dem, was er isst, groß werden. Das sollte ja genügen. Lass doch die Zeit für Euch arbeiten. Es wird der Tag kommen, an dem er auch einmal was anderes probiert - vermutlich spätestens, wenn er in den Kindergarten geht. Aber mit Druck und Belohnung erreicht man vor allen Dingen eins - ein gestörtes Verhältnis zum Essen. Bietet ihm immer wieder was an und akzeptiert, wenn er es ablehnt. Essen ist mir ein besonderes Anliegen, bis in die Pubertät hätte ich mich am liebsten von Nudeln mit Soße und Nierchen ernährt. Von allem habe ich extrem wenig gegessen und seltenst mal was neues probiert, so mit 10 etwa änderte sich das. Im nachhinein bin ich sehr dankbar, das meine Mutter mich gelassen hat, was ihr wohl auch nicht immer leicht gefallen ist, aber ich war das 4. Kind. Ich habe sehr darunter gelitten, wenn ich zum essen überredet oder "gezwungen" wurde (meine Großmutter hatte sich das in den Kopf gesetzt). Also vergiss das Geschwätz der Verwandten, unterstütze Deinen Sohn, er weiß schon, was er tut. Lasst das Essen nicht zum Machtkampf zwischen Euch oder gar zwischen Euch und Euren Verwandten werden. Du kennst Deinen Sohn am allerbesten und kannst viel besser beurteilen, was ihm guttut und was nicht. Ich würde mir jede Diskussion mit meinen Verwandten darüber freundlichst verbitten (sie meinen es ja nicht wirklich böse, aber wissen offensichtlich auch nicht, in welche Konflikte Sie Dich bringen). Und wenn er eben die nächsten 10 Jahre keine Erbsen, Nudeln, Kartoffeln oder was immer nicht isst, was solls. Er wird deswegen sicher keinen Psychischen Defekt bekommen und für die Physis gibts ja die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Kopf hoch. Macht das Essen nicht zum Thema/Problem. Ein gutes Buch, dass Dich vielleicht trösten kann, man kann es über die LLL bestellen (www.lalecheliga.de), es ist von einem spanischen Kinderarzt - zum einen sehr sachlich und teilweise sehr erheiternd (ich habe mich oft wieder erkannt, mein Sohn ist nämlich auch so ein Hungerhaken und trotz meiner Vorgeschichte, habe ich doch immer wieder Angst ER könnte verhungern!). Es heißt: Mein Kind will nicht essen, von Dr. Gonzalez. Gruß Trine


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...einen Psychologen brauchst,sondern du mußt einfach entspannter werden,was das Thema Essen und vor allem Verwandtschaft angeht!! ;0) Dein Sohn ißt ja,also brauchst du dir eigentlich überhaupt keine Gedanken zu machen.Laß ihn die Sachen die er mag essen und gut ist(Müsli,Vollkornbrot und Hähnchenteile ist nicht die schlechteste Nahrung). Warum soll er denn UNBEDINGT Erbsen probieren?Laß ihm Zeit,das kommt schon,irgendwann wird er auch mal anderes Essen mögen...im Moment bist du wahrscheinlich einfach völlig verkrampft und das merkt er! Und zum Thema Verwandtschaft kann ich dir nur sagen: Wenn das nächste mal der Spruch kommt"Dein Sohn eine Woche bei uns und er wäre ein ganz normales Kind!" DANN NIMM DAS ANGEBOT DOCH EINFACH MAL DANKEND AN ! Und mach dir ne schöne Woche OHNE Stress ums Essen für Moritz!! Alles Gute! Tanja


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hei Vroni lass dich einfach mal umarmen! du darfst von der Verwantschaft nicht verückt machen lassen! Mein Mann mit 2 Jahren nur und wirklich nur Milch getrunken, er wollte nicht essen! der Artz meinte damals da ist alles drinn er wird schon essen! mach Ihm einfach seine Leibspeise und biete Ihm andere sachen schon garnicht an, die er nicht mag.. vileicht wird er dann selbst neugierig, kannst ja so tun als ob dier Erbsen besonders lecker sind oder die Pfuffer.. darfst dich nicht verunsichern, den wenn dan das Baby da ist, stresst es dich, und du lässt dan bei deinem Sohn aus, obwohl er dann gar nichts damit zu tun hat. einfach weil es staut und staut, und dann ein klizekleines Nein von deinem sohn , könnte dann der auslöser sein!! hoffe du meinst was ich meine!! Las Ihn nicht Hungern und erpressen... ist zwar nicht das wahre aber ich due das, so glaube ich auch! Lg silvia


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Hallo Vroni! Ob eine Wahrnehmungsstörung vorliegt, kann ich dir als Laie natürlich nicht beantworten. Auf jeden Fall solltest du versuchen, die Sache ein bißchen entspannter anzugehen (was sicher nicht leicht ist!). Viele Kinder merken, wie wichtig das Essen den Eltern ist, und verweigern es dann um so mehr. Vielleicht helfen dir ja einige Tricks weiter: Du kannst ihn z.B. beim Einkaufen miteinbeziehen. Sag z.B.: Die Karotten sehen aber lecker aus, laß sie uns kaufen. Du kannst ihm auch aus Prospekten verschiedene Nahrungsmittel ausschneiden, sie auf einen Karton kleben, und ihn die Sachen dann suchen und in den Einkaufswagen räumen lassen. Vielleicht will er dir auch beim Kochen helfen? Saucen umrühren z.B. machen fast alle Kinder gerne. Vielleicht probiert er dabei freiwillig ein bißchen? Oder laß ihn Nudeln in ein Gefäß sortieren. Das macht auch den meisten Spaß. Beim essen selbst könntest du die Speisen einzeln auf den Tisch stellen. Also die Erbsen in eine Schüssel, den Reis extra und das Fleisch auch. Er darf sich dann aussuchen, was er möchte, eventuell auch selbst auf den Teller geben. Auch, wenn er sich vielleicht keine Erbsen nimmt, zumindest anfangs. Natürlich kannst du so nebenbei erwähnen, wie gut dir das Essen schmeckt ;-) Das alles sollte ganz zwanglos geschehen, also nicht sagen: "Iß doch bitte ein paar Nudeln!" sondern: "Ich nehme mir noch etwas von den leckeren Nudeln." Vielleicht wird er dann irgenwann neugierig darauf. Vielleicht helfen dir die Tipps ein bißchen, daß dein Sohn auch andere Speisen kennenlerne möchte. Ich halte dir auf jeden Fall die Daumen ;-) LG Sabine


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ob es dich trösten oder dir helfen kann, weiß ich nicht. ABER mir war das sehr eingängig. mein kinderarzt (auf den ich sehr große stücke halte) hat mal gesagt: irgendwann kommen die kinder drauf, daß es dinge gibt, die wir egal wie nicht wirklich KONTROLLIEREN können. das sind schlafen, essen, sauberwerden. da kannst du dich auf den kopf stellen und psychologen ohne ende konsultieren: du kannstimmer nur die rahmenbedingungen schaffen. aber zum schlafen / essen / klogang (bzw. tatsächlichem "pieseln" auf dem klo ZWINGEN kannst du sie ums verrecken nicht. das ist eine neue erfahrung und faszinierend. ich fand das sehr einleuchtend. du könntest natürlich hergehen und ihm nur noch nudeln, kartoffeln etc. hinstellen. und IRGENDWANN würde er sie dann vielleicht essen. aber was gewinnst du dadurch ? wie die anderen schon sagten (auch dein kia): er ißt ja nicht ungesund !! wenn er nur schokolade und bonbons essen würde, würde ich auch versuchen, die bremse zu ziehen aber so ?! wofür ? ist doch nur zusätzlich streß. kannst du ausschließen, daß es auch mit deiner schwangerschaft zu tun hat ?? immerhin zieht er dich ja durch sein verhalten voll in seinen bann, da ist erstmal wurscht, ob positiv oder negativ. ich würde auch sagen: wenn du unbedingt was hören willst, geh zu deiner beruhigung zu einem psychologen. aber ich denke, das wird auch so wieder, versuich "einfach" locker zu bleiben. und schieß die verwandtschaft in den wind. solche spürüche sind immer außerordentlich hilfreich *grrr*, kenne ich auch. ich pflege nur noch zu antworten, daß es aber eben nicht ihr kind IST und basta. IHR lebt zusammen und IHR müßt vorrangig klarkommen und solange es deinem sohn dabei gut geht, sollen sie erstmal vor der eigenen tür fegen, da gibt es bestimmt genug zu tun :-) kopf hoch !! könnte auch am namen liegen: wenn mein moritz nein sagt, meint er auch nein - kompromißlos und unbestechlich ;-) LG, Silke


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Hallo Vroni! Fast hätte dieser Beitrag von mir stammen können, denn ich habe auch so ein "Exemplar"! Mein Sohn ist 27 Mo. und auch nicht der beste Esser. Was er mag verdrückt er gut, das sind aber nicht viele Sachen: Nudeln (mit etwas Butter und Reibkäse ohne dass er es mitbekommt von seiner Mutter aufgepeppt), Couscous, Röstis, kleine gefüllte Pfannkuchen, Hühnernuggets, ab und zu ein Glässchen Karotten. Morgens etwas Brot oder Corn Flakes und seit einiger Zeit - hurra! - eine Flasche Kakao. Gestillt wurde er bis 10 Mo., dann hat er NIE auch nur eine Flasche künstl. Milch getrunken und wir mussten monatelang Schokocreme, Joghurt, Milchbrei oder Fruchtzwerge füttern. Ich dachte, er würde es vielleicht in der Kinderkrippe lernen, umringt von anderen, gut essenden Kindern. Aber nein: er hält stur an seinen Klassikern fest. Auch liebt er Kekse, Salzstangen, Traubenzucker und Schoko, aber das ist -wie Du auch schon geschrieben hast- ja nicht so gut. Ich versuche, das alles nicht so eng zu sehen. Bin selbst nicht so ein Fan von Obst und Gemüse, sein Vater aber sehr, und ich habe gehofft, er hätte die Vorliebe des Papas geerbt. Scheint aber bislang nicht so zu sein. Leider beginnt so oft ein Teufelskreis: damit er überhaupt etwas isst, kocht man ihm öfters seine Favoriten obwohl die nicht die gesundesten sind. Er ist dann zwar satt, hat aber wieder mal nichts Neues ausprobiert. Kocht man öfters etwas Neues und er isst es ie, hat man auch bald keine Lust mehr. Und alles beginnt wieder von vorn. Tja, vielleicht legt sich das ja wirklich irgendwann von alleine. Man kann nur hoffen! Kleiner Trost: der kleine Bruder (6Mo.) hat Hunger für 2 und macht bei jedem Gericht den Mund weit auf. Möge dies so bleiben! Verlier nicht den Mut - gross wird Dein Sohn auch! Liebe Grüsse, Christine


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... meine jungs haben lange GAR kein obst gegessen, das wird jetzt peu a peu langsam besser - ohne druck. aber wißt ihr, was auch geholfen hat: der eigene garten, vom busch oder baum schmeckt es einfach besser ;)


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Bei uns war es genau so!!! (Und ist es z. T. noch heute). Das wichtigste ist, dass du gelassen bleibst. Mir hat das Buch geholfen "Jedes Kind kann richtig essen". Ich habe es regelrecht "verschlungen" und danach fiel es mir fiel leichter (nicht immer) mit den Essmarotten fertig zu werden. Lass Dich von niemandem fertig machen, es kann keiner in Dich und Deine Familie reinschauen, wenn er nicht eine Zeitlang mit Euch zusammen gewohnt und gegessen hat. Viele Grüße Brigitte


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