Konkrete Erziehungsansätze für 5jährigen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Konkrete Erziehungsansätze für 5jährigen

Hallo Frau Ubbens, unser "Großer" wird im September 6 und fordert uns momentan bis über unsere Grenzen hinaus. Er ist schon seit Geburt ein turbulentes 24-Stunden-Kind, sehr willensstark und aktiv. Er ist sehr hibbelig in seinem Wesen, Konzentration und Ausdauer sind nicht seine Stärke. Ansätze zu ADS/ADHS sind jedoch sowohl von KiA als auch KITA nicht zu sehen - er ist eben einfach sehr lebhaft. Mittlerweile zweifeln wir sehr an unserer Erziehung, zumal die momentan leider auch sehr laut ist - genauso allerdings wollten wir nie sein. Der Übersichtlichkeit halber nenne ich unsere Probleme stichpunktartig, denn mittlerweile bräuchte ich wirklich konkrete Erziehungsansätze, weil ich nicht mehr weiß was in diesem Punkt richtig wäre (auch zu viel schlauer Input von außen). - Nein - dieses Wort wird bei uns sehr selten akzeptiert und beim ersten Mal sowieso nicht, Sohnemann testet gerne aus oder diskutiert bis aufs Blut (ist sehr wortgewandt). Mittlerweile wird das Wort bei uns leider oft geschrien und selbst dann verfehlt es die Wirkung, aber zumindest funktioniert es dann ab und an. Mittlerweile gab es schon diverse "Strafen", sogar Auszeiten in seinem Zimmer . Diese führen jedoch eher zu noch mehr Frust bei ihm, als dass er irgendwas versteht. Zeige ich ihm das ich über das Verhalten traurig bin und mich ein wenig abwende, dann ist er sehr penetrant und lässt nicht mehr von mir ab - Diskussionen - wie kann ich diesen Einhalt gebieten? Alle "Ansagen, Regeln" etc. werden erst einmal diskutiert, trotz Versuchen die Diskussionen abzubrechen. Auch in diesen Situationen wird es gerne mal laut. Nicht einmal wird etwas gleich gemacht. - Genörgel - ist wohl bei jedem Kind normal, jedoch antwortet unser Sohn nur noch nörgelnd und jammernd. Er fängt auch oft an gleich zu jammern (so ne Art liebloses, aber nicht echtes, sich selbst bemitleidendes Weinen), über belanglose Kleinigkeiten. Das läuft dann den ganzen Tag. Nicht ein vernünftiger Satz egal zu welches Tageszeit. - Grob sein - unser Sohn war immer sehr beliebt in der KITA (obwohl er schon immer etwas eigen ist), aber seit einiger Zeit fiel mir auf das er oftmals alleine spielt wenn ich ihn abhole (er sagte dann immer die anderen spielen mit etwas für das er kein Spielzeug dabei habe). Nun stellte sich heraus, dass er seit einiger Zeit sehr grob im Umgang mit den anderen Kindern ist und sie eigentlich gerne mit ihm spielen möchten, aber sich nicht mehr trauen/Angst haben. Ich hab echt Sorge, dass er sich ins soziale Abseits damit stellt. Ich hoffe das ist jetzt nicht allzu erschreckend geschildert, aber wir sind einfach etwas am Ende unserer Geduldsfäden... Was genau kann ich tun? Wie setze ich ihm Grenzen, die dann auch eingehalten werden? Der Vollständigkeit halber muss ich sagen, dass es uns wegen seines Temperaments schon immer etwas schwer fällt dieses zu bändigen. Im Übrigen hat er seit September 2016 einen kleinen Bruder. Lieben Dank schon mal fürs Lesen und ggf. den ein oder anderen Tipp!

von JM1983 am 27.07.2017, 13:28



Antwort auf: Konkrete Erziehungsansätze für 5jährigen

Liebe JM1983, auch, wenn es in dieser (eingefahrenen) Situation schwierig ist, sollten Sie versuchen, von der Lautstärke Ihres Sohnes fern zu bleiben. Versuchen Sie alles in Ruhe zu klären und zu erklären. Ihre Ruhe soll sich auf Ihren Sohn übertragen. Dies geht nicht von heute auf morgen, sondern wird Zeit brauchen. Ihr Sohn braucht viel Bewegung. Geht er zum Sport? Gehen Sie viel mit ihm nach draußen, wo er animiert wird, sich zu bewegen? Dies ist ganz wichtig bei "aufgeregten" Kindern. Setzen Sie sich mit Ihrem Sohn zusammen. Sprechen Sie darüber, dass Sie ihn lieb haben, es aber derzeit etwas anstrengend finden. Sagen Sie ihm, was er toll macht und was Sie nicht so gut finden (Lautstärke, grob sein, Nein akzeptieren). Ihr Sohn darf sich auch äußern, was er toll und nicht so toll findet. Es ist wichtig, dass er sich nicht allein als Buhmann sieht, sondern sich auch zur Situation äußern darf. Stellen Sie gemeinsam die wichtigsten Familienregeln/-strukturen auf und schreiben/malen diese für alle sichtbar auf ein Plakat, damit es keinen Diskussionsgrund dafür gibt. Dies können Zeiten für´s Aufräumen, Fernsegucken, usw. sein. Darauf kann verwiesen werden, wenn es doch zu unterschiedlichen Auffassungen kommen sollte. Eine weitere Regel kann sein, dass wenn Sie Nein sagen, das Nein gilt. Fügen Sie Ihrem Nein immer eine kleine Erklärung bei. "Nein, eine Süßigkeit kannst du jetzt nicht bekommen aber nach dem Mittagessen darfst du dir eine Kleinigkeit aus der Süßigkeitenkiste aussuchen." Verlassen Sie zukünftig den Raum, wenn Ihr Sohn diskutieren möchte. Erklären Sie es ihm in einem ruhigem Moment. Ist er wütend, hört er Sie bzw. Ihre Worte nicht. Möchten Sie etwas von Ihrem Sohn, dann gehen Sie direkt zu ihm hin und sprechen ihn direkt an (und rufen es nicht von der anderen Seite des Zimmers). Sie achten darauf, dass es erst erledigt wird und Ihr Sohn dann wieder spielen kann. Ist er gerade im Spiel vertieft, kündigen Sie an, dass er in 5 Minuten erst einmal ... machen muss und Sie sich dafür gleich wieder an ihn wenden. Lassen Sie Ihren Sohn entscheiden, wann immer es möglich ist. Sie geben zwei T-Shirts vor, er darf sich eins aussuchen. Regelmäßig fragen Sie Ihren Sohn, was er gerne essen möchte. Er darf aussuchen, ob er die Bettwäsche mit den Dinos oder den Autos aufgezogen haben möchte usw. Wichtig ist, dass er auch Entscheidungen für die Familie treffen darf. "Welche Kekse wollen wir kaufen und gleich zur Kaffeezeit essen?" Ungeteilte Aufmerksamkeit, Kuscheleinheiten und viel Lob sind weitere wichtige Punkte. Merken Sie, dass Sie womöglich gleich lauter werden, dann schließen Sie kurz die Augen und atmen drei Mal tief ein und aus. Danach können Sie überlegen, was Sie nun wie sagen. Es wird ein kleines Weilchen dauern, bis ein wenig Ruhe einkehrt. Bestehen Sie auf Ihre Regeln und schenken gleichzeitig Kuscheleinheiten usw. zum Ausgleich. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 28.07.2017



Antwort auf: Konkrete Erziehungsansätze für 5jährigen

Hallo. Ich schreibe dir mal als Mama eines ebenfalls 6 Jährigen ;) Dein Sohn klingt genauso wie meiner...also liegt das wohl am alter :) Wenn meiner etwas macht was er nicht darf dann erkläre ich ihm, warum das nicht geht. Und meist ist das ok für ihn. Ein einfaches Nein reicht ihm schon lang nicht mehr aus. Die Kinder wissen manchmal gar nicht warum sie etwas nicht dürfen-und dann kommt ein einfaches Nein von den Eltern und die Kinder fühlen sich unverstanden und bestraft und regieren entsprechend. Auch das mit dem Diskutieren wollen kenne ich zur genüge: Ich handhabe das dann so: Dinge, die er wirklich entscheiden könnte die lass ich ihn entscheiden und schau mir seinen Weg an, wie er das löst. Macht er das gut-auch wenn es nicht mein Weg war- bekommt er ein anerkennendes Lob. Bei Dingen die er nicht zu entscheiden hat, da lass ich ihn nicht ran und das weis er auch. Dann gibt's bei mir keine Diskussion. Strafe im Zimmer... da würde sich meiner kaputtlachen... und dann eben spielen...das wäre für ihn keine Strafe. Meiner will sein Zimmer auch nicht täglich aufräumen- jetzt hat er einen festen Tag in der Woche an dem er sein Zimmer aufräumen muss. Da hab ich kein Problem mit...es ist ja sein Zimmer. Das mit dem ''Jammern'' macht meiner auch-ich denk aber damit wollen die Kinder erreichen das Mama oder Papa evtl doch schwach werden... die wollen eben ihren Kopf durchsetzen-was ich übrigens auch wichtig finde ...sie sollen schließlich wissen was sie wollen und umsetzen können. Wir Mamas neigen ja dazu uns zu Sorgen was die Zukunft des Kindes anbelangt... ich denke aber das dies meist unbegründet ist, die Kinder entwickeln sich weiter...und vorher probieren sie eben alles mögliche aus, was sie so beobachten... Meiner ist in der Kita eher zurückhaltend und ich mach mir wegen dieser Dinge Sorgen... also man kann es drehen und wenden wie man will... junima

von junima2011 am 27.07.2017, 14:35