schelette
Hallo, bei uns ist gestern die Situation eskaliert. Wir sind zu dritt, Vater, Mutter und 13jährige Tochter. Wir haben wohl grundsätzlich keine gute Kommunikation. Worum es hier jetzt ging, war ein thematisch letztlich eigentlich gar nicht so maßgeblicher Streit, der in seiner Art und Weise aber völlig ausgeartet ist. Mein Mann hatte meiner Tochter vorgeworfen, dass sie abends nicht mitwollte mit dem Hund raus, sie habe den ganzen Tag in der Wohnung gehockt und würde viel zu wenig Sport machen. Ich muss dazu sagen, dass sie einmal wöchentlich reitet, 1-2 Mal Kickboxen geht (das wegen Corona jetzt allerdings erst wieder nach längerer Pause), mit dem Rad zur Schule fährt (halbe Stunde) und sehr schlank ist. Nur dienstags kommt sie während der Woche wegen der oft auch langen Schule "schon" um 14 Uhr nach Hause und genießt es dann, einfach herumzulungern, zu lesen oder auch am Computer was zu machen. Meine Tochter fühlte sich zu Unrecht "beschuldigt" und versuchte das auszudiskutieren, wobei mein Mann auch aus meiner Sicht einigermaßen unsinnige Argumente anführte wie dass sie nach dem letzten Kickboxtraining schließlich Muskelkater gehabt habe, was doch wohl zeigen würde, dass sie untrainiert sei. Im Ergebnis empfand ich selbst diese Vorwürfe als absolut unfair und auch ungerecht, ich denke auch, dass es völlig okay ist, wenn ein Kind ab und zu (am Wochenende neben dem Reiten auch oft) einfach mal gammelt. Mein Mann mosert ständig über das viele Lesen, daher kämen nun auch die Augenprobleme (die haben sich zuletzt verschlechtert, sie braucht jetzt eine Brille). Meiner Meinung nach kommt das allerdings vom extrem erhöhten Bildschirmgucken, schulisch (Distanzunterricht) und seitdem aber auch privat. Ich empfinde solche Situationen immer als ziemlich herabwürdigend für das Kind, weil ihr gesamter Lebensstil und ihre "Wohlfühlmomente" kaputt gemacht werden. Stress gibt es für sie wirklich genug. Daher fällt es mir dann auch schwer mich nicht einzumischen, da ich meine Tochter gegen solch herabsetzenden Vorwürfe nicht "ungeschützt" lassen möchte oder kann und ihr unbedingt signalisieren will, dass sie nicht "verkehrt" ist. Sie ist sowieso schon sehr unsicher über sich selbst, nimmt sich jedes Fehlverhalten übel. Es ist schon absurd (aus meiner Sicht jedenfalls), dass mein Mann immer mal wieder formuliert, sie "müsse" doch mal selbstsicherer werden. Wenn ich mich einmische, wird mein Mann aber noch wütender. Gestern im Laufe des Streits hat er dann noch falsch verstanden, dass meine Tochter gesagt hat, er hätte doch eh nichts mit ihr gemacht, da er selbst erst um 18 Uhr von der Arbeit zurück und dann gleich im Keller war. Damit wollte sie sich allerdings nicht über fehlende Bespaßung, sondern darüber beschweren, dass er ihr Vorwürfe macht, obwohl er ja gar nichts davon mitbekommen hat, was sie den ganzen Tag gemacht hat. Sie hat das auch noch klar gestellt, aber wenn mein Mann sich einmal beleidigt fühlt (er hielt es für einen Vorwurf, dass er so viel arbeitet, im Keller für etwas für unsere Tochter), dann lässt sich das in der Regel nicht mehr revidieren. Der eigentliche Grund für die Eskalation war dann, dass meine Tochter immer saurer wurde, auch weil mein Mann wie sehr häufig das Gespräch/den Streit keinesfalls mit an sie gerichteter voller Aufmerksamkeit führte, sondern trotz entsprechender Aufforderungen nicht sein Tablet aus der Hand legte und parallel sein Computerspiel spielte. Irgendwann ist meine Tochter ausgeflippt, auf ihn zugestürzt und hat versucht, ihm das Ding aus der Hand zu reißen. Nun fühlte mein Mann sich körperlich attackiert und sah sich berechtigt, darauf zu reagieren, indem er meine Tochter auf das Sofa schubste und sie dort in den Schwitzkasten nahm, meine Tochter meint sogar ziemlich heftig, so dass er ihr sogar die Luft abdrückte. Danach ist sie völlig ausgerastet und hat versucht ihn zu treten und nochmal das Tablet wegzureißen (was er direkt wieder in der Hand hatte danach). Jetzt ist mein Mann stinksauer und spricht auch heute morgen noch nicht mit meiner Tochter, mit mir natürlich auch nicht, da ich ihm recht deutlich gesagt habe, wie zum Kotzen er ist. Ich muss dazu sagen, dass solch ein körperliches Verhalten meines Mannes in keiner Weise üblich ist oder häufiger vorkommt, tatsächlich ist es manchmal unsere Tochter, die in letzter Zeit ihre Wut bei Streits nicht unter Kontrolle bekommt und sich teilweise drohend vor einem aufbaut oder auch schonmal auf den Arm haut, gerade auch mir gegenüber. Ich möchte das nicht verharmlosen, habe aber das Gefühl, dass sie sich so oft sehr zusammenreißen muss wegen der häufig völlig unfairen Gesprächsführung, dass die Wut einfach manchmal herausplatzt. Wenn ich meinem Mann mal wieder sage, dass eine Gesprächsführung parallel zum Computerspielen völlig inakzeptabel ist und eine absolute Missachtung der Gegenseite und damit extrem provokativ, dann lacht er nur als wäre das völlig idiotisch. Eine Beratung würde er nie mitmachen. Ich will mich tatsächlich nicht trennen, so schlimm ich das finde, ist es nun auch nicht ständig so, allerdings wiederkehrend (was diese Art Streits angeht, nicht die körperlichen Angriffe), ansonsten ist er aber meist auch super mit unserer Tochter und die beiden haben viel Spaß und auch Nähe und sich sehr lieb. Allerdings werden die Konflikte demnächst mit der Pubertät ja nicht weniger, und ich weiß einfach nicht, wie ich selbst mich dann verhalten soll. Ich stehe meist auf ihrer Seite, verstärke aber die Sturheit meines Mannes und damit für meine Tochter den Streit, wenn ich mich einmische. Sobald (sonst eher emotional durch Provokation, Unfairness, Unsachlichkeit etc) aber Grenzen überschritten werden, kann ich mich nicht zurück halten und will es eigentlich auch nicht. Was halten Sie für richtig? Vielen Dank!!!
Liebe schelette, kommunizieren Sie regelmäßig mit Ihrem Mann. Vereinbaren Sie mit ihm, dass Sie sich wünschen, dass sie sich an übliche Verhaltensregeln halten wollen. Besprechen Sie im Vorfeld, wie die Regeln in Ihrer Familie aussehen sollen. Kann er diesen Vorschlag mitgehen? Sprechen Sie mit Ihrer Tochter. Wie fühlt sie sich nach entsprechenden Gesprächen mit dem Papa? Was würde sie sich wünschen? Können Sie den Papa und Ihre Tochter an einen Tisch bekommen, wo alle Beteiligten äußern können, wie sie sich zukünftig Gespräche wünschen? Wichtig ist, klärende Gespräche in einem entspannten Moment zu führen. Viele Grüße Sylvia
cube
dein Mann scheint Probleme zu haben, die euer Familienleben stören. Sorry, aber so, wie du das beschreibst, geht das für mich gar nicht. Dein Mann lässt ja kein gutes Haar an eurem Kind. Zu viel lesen? Lächerlich! Muskelkater beweist, dass sie unsportlich ist? Lächerlich! Sie ist unsportlich - er zockt Computerspiele oder hängt im Keller rum? Gemein, überheblich, abwertend. Sie soll zuhören während er Computerspiele zockt, Tablet bearbeite? Respektlos. Ich weiß gar nicht, wie ich seinVerhalten gegenüber seinem Kind anders beschreiben soll als absolut unmöglich und erniedrigend. Hat er es so nötig, sich darüber aufzuwerten, dass er ein Kind nieder macht? Armselig. Mein rat: hau auf den Tisch. Verlange ein Gespräch darüber, wie euer Familienleben besser laufen könnte, was ER dazu beizutragen gedenkt. Eigentlich braucht ihr eine Paartherapie - wenn er diese niemals machen würde - ich wäre weg mitsamt Kind. Entschuldige die harten Worte - aber zu dem, was du schreibst, fällt mir nicht viel mehr ein, als das ich mit einem so selbstgerechten und andere abwertenden Menschen ganz sicher nicht den Rest meines Lebens verbringen wollen würde. Unbd da wundert er sich, dass eure Tochter ein geringes Selbstbewusstsein hat? Scheinbar muss er seine Selbstwertgefühle über das Erniedrigen euerer Tochter aufwerten. Ganz evt. leidet er unter Depressionen, die sich auch in solcher Art (nicht nur um Bett liegen und nicht aufraffen können) äußern kann. Aber das musst du entscheiden. Ob er sich eben verändert hat oder eigentlich schon immer so war. Frau Uebbens wird da sicher neutralere Worte finden - mir fallen dazu als ganz normale Mutter und Ehepartnerin leider keine netteren Worte ein.
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