Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

"Knuddelüberfälle"

Anzeige rewe liefer-und abholservice
Frage: "Knuddelüberfälle"

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Frau Schuster, ich hoffe bei Ihnen Rat zu finden. Unser Sohn ist jetzt 16 Monate alt. Seine Entwicklung entspricht der Norm. Er spricht für sein Alter schon sehr gut und viel und ist auch motorisch erstaunlich weit. Er ist ein sehr freundliches, immer gut gelauntes und neugieriges Kind. Unser Problem ist folgendes: Wenn wir andere Kinder treffen, dann ist zu beobachten, dass er diese grundsätzlich umarmt. Mal sofort, wenn er mit ihnen in Kontakt tritt, mal erst nach einigen Minuten. Dies geschieht sehr plötzlich und teilweise auch sehr heftig. Manchmal macht er nur „ei“ und legt seinen Kopf an irgend ein Körperteil des anderen Kindes, manchmal nimmt er sie „in den Schwitzkasten“ und klammert sich regelrecht fest. Manchmal hängt er sich sogar an stehende Kinder dran, bringt sie zu Fall, hält sie dann fest und robbt sich über ihren Körper langsam bis nach oben, wo er sie dann ziemlich arg drückt. Ich kann sehen, dass er das nicht böse meint, sondern es eine Geste der Zuneigung ist. Seine „Opfer“ finden das jedoch meist gar nicht nett. Meist brechen sie geschockt in Tränen aus. Mal verharren sie stocksteif und warten auf Rettung. Er macht das bei Kindern, die ihm fremd sind, genauso wie bei Kindern, die er schon mal getroffen hat. Und er macht es bei kleineren, gleichaltrigen und auch wesentlich älteren Kindern. Aber nur bei Kindern. Wenn ich sehe, dass er einen Überfall startet, dann mahne ich meist: „Vorsichtig!!!“ und versuche ihn zu bremsen. Sehr oft kommt es aber auch so plötzlich, dass mir nur noch übrig bleibt, das andere Kind aus seiner misslichen Lage zu befreien. Von den anderen Eltern werde ich schon komisch/böse angeguckt… In der vorletzten Woche kamen die Überfälle beim Mutter-Kind-Turnen wieder besonders oft vor. Nachdem ich mehrfach „Nein!“ gesagt hatte, bzw. ihn mit „Vorsichtig!“ zu bremsen versucht habe – wobei ich dann auch körperlich eingriff, wusste ich mir am Ende keinen anderen Rat mehr, als ihn an den Armen (etwas fester) aus der Situation heraus zu nehmen und Auge in Auge ihm deutlich zu sagen, dass er das nicht darf und die anderen Kinder das nicht mögen. Dies geschah mehrfach, bis dann die „Angriffe“ endlich nachließen. Gerade heute ist es auch wieder passiert. Wir waren zum ersten mal in der örtlichen Spielgruppe und alle Kinder waren ihm fremd. Ehe ich reagieren konnte, klammerte er sich an ein kleineres Kind. Er hat so geklammert, dass wir ihn zu dritt von dem Kind lösen mußten! Ich weiß mir keinen Rat mehr. Inzwischen gerate ich regelrecht in Stress, wenn ich irgendwo mit ihm in Kindergesellschaft gehe, weil ich ständig aufpassen muss, ob er einen Überfall startet und entsprechend schnell eingreifen kann. Ich frage mich: Warum tut er das? Außerdem bin ich mir überhaupt nicht sicher, wie ich auf sein Verhalten reagieren soll. Er meint es ja eigentlich nett und ich schimpfe dafür mit ihm… Ich habe Angst, dass sein Verhalten durch meine derzeitige negative Reaktion vielleicht ins Gegenteil gelenkt wird und er später mal keine körperliche Nähe mehr zulässt. Was kann ich tun, damit er sein Verhalten unterlässt, ohne seiner Entwicklung dabei zu schaden. Ich habe Angst, dass die Kinder anfangen ihn zu meiden, wenn das so weiter geht. Einige sind jetzt schon vorsichtig ihm gegenüber. Mein Mann meint, dass unser Sohn vermutlich zu wenig Kinderkontakt hat/hatte und sich alles bessert, wenn er mehr Kinder trifft. Leider gibt es in unserem Verwandschafts-/Bekanntenkreis keine (gleichaltrigen) Kinder. Auch hier im Ort hatten wir bisher keine Kontakte. In den ersten Monaten nach seiner Geburt hatte er durch Babymassage, später Babyschwimmen und einem Delfi-Kurs mindestens einmal die Woche Kontakt zu Gleichaltrigen. Bis vor kurzem hatten wir jedoch nur ca. 1 mal in 14 Tagen die Möglichkeit, ihn mit anderen Kindern zusammen zu bringen. Ich habe mich nun um weitere Kontakte bemüht und seit zwei Monaten treffen wir mindestens einmal in der Woche andere Kinder (Spielgruppe und/oder Mutter-Kind-Turnen). Ab sofort kommt nun noch eine weitere Spielgruppe dazu. Sein Verhalten hat sich jedoch nicht gebessert. Noch immer werden andere Kinder – insbesondere zu Beginn der Treffen – „überfallen“. An manchen Tagen mehr, manchmal weniger. Was kann ich tun? Für einen Rat wäre ich sehr dankbar. Viele Grüsse V.


Beitrag melden

Hallo Ratsuchende Ihr Sohn hat (durch Sie) erfahren, dass er verstärkt liebevolle Zuwendung erhält durch streicheln, umarmen, küssen und möchte nun andere Kinder an dieser Zuwendung teilhaben lassen. Er wird selbst bestimmt ganz unglücklich darüber sein und es nicht verstehen können, dass diese Zuwendung, die er selbst so sehr liebt, abgelehnt wird. Informieren Sie ihn, dass nicht alle Menschen es so schön finden wie er, geknuddelt, geküßt und gedrückt zu werden und regen Sie ihn zu einer anderen Handlungsweise an, über Die die anderen Kinder sich bestimmt freuen würden (Spielzeug anbieten, gemeinsam Kreisspiele anregen usw.). Da Kleinkinder besonders nachhaltig durch Wiederholungen lernen, handeln Sie bitte sehr geduldig und stets in gleicher Weise und: schimpfen Sie bitte diesbezüglich nicht mit Ihrem Sohn. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.