Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Kleiner Tyrann? (Sorry, leider lang)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Kleiner Tyrann? (Sorry, leider lang)

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Sehr geehrte Frau Schuster, Seit neuestem scheint mein Sohn (5 1/2 Monate) mehr (fast ununterbrochene) Aufmerksamkeit zu brauchen. Er war schon immer ein eher lebhaftes Baby und hatte in den ersten drei Monaten auch viele Koliken/Schreianfaelle. Allerdings konnte er bis vor kurzem eine Weile (so bis zu 30 Minuten) alleine "spielen", z.B. in seiner Baby-Gym die Pendelfiguren/-spiegel etc. anschauen oder befingern oder mit einem Lieblingstier/mobile spielen. Seit neuestem aber faengt er an zu schreien, sobald man ihn nur auf den Ruecken legt, es sei denn, man spielt etwa Verstecken mit ihm. Sobald man ihn zum Stehen hochgezogen hat, wird man mit einem breiten Grinsen und freundlichem Blabla "belohnt". Auf dem Bauch ist es auch nicht viel besser, da er dann nach kurzem frustriert wird (er kann noch nicht krabbeln und sich auch noch nicht wieder richtig vom Bauch auf den Ruecken drehen). Am besten ist es zur Zeit, wenn mein Sohn im Hochstuehlchen sitzt, allerdings wirft er dann nach und nach alle Spielsachen und andere Gegenstaende in Reichweite auf den Boden (nicht immer absichtlich). Ich kann nicht besonders gut mit Schreien umgehen und versuche deshalb immer, ihn zu troesten (zu ihm gehen, ihn aufheben, herumtragen etc.). Zu all diesem kommt noch, dass sich meine Eltern und Schwiegereltern lauthals darin einig sind, dass ich (und auch mein Mann) uns viel zuviel Gedanken darueber machen, unser Kind immer schon zu sehr verwoehnt haben und dass dies jetzt die "Quittung" ist. Kinder muessten lernen zu machen, was die Eltern wollen, nicht umgekehrt, und jedes Kind muss schreien, das ist gut fuer die Lungen. Bisher fand ich eigentlich, dass wir mit unserem Sohn gut umgingen, er ist auch, nachdem er die Dreimonatskoliken hinter sich hat, insgesamt ein sehr froehliches Kind, das viel laechelt (er zahnt allerdings zur Zeit). Wie kann ich meinem Sohn beibringen, dass er auch einmal fuer sich spielen muss und dass er etwas selbstgenuegsamer wird? Wenn moeglich auch noch ohne Schreien?? Sorry, dass diese Frage so lang geworden ist, aber es gibt so vieles, was einmal "raus" muss. Vielen lieben Dank im voraus fuer Ihren Rat und auch fuer alle anderen Meinungen zu dieser Frage. Mit freundlichen Gruessen, Ihre Muttimaus


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Hallo Ratsuchende Wie Katja und Sophiasmum schon sagten: Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten, die die Möglichkeit haben sollten, sich an den Eltern zu orientieren, was aber keinesfalls bedeutet, dass sie immer Das machen sollen, was die Eltern möchten. Sie haben eigene Wünsche und Bedürfnisse, die befriedigt werden möchten. Da sie mit 5 1/2 Mon. kaum eine andere Möglichkeit haben (außer Gestikulieren) sich mitzuteilen, weinen Sie. Das Weinen bedeutet entsprechend eine Bitte um Hilfe, da sie sich selbst noch nicht zu helfen wissen. Gewähren Sie diese Hilfe nicht, wird es Ihrem Sohn nicht möglich sein, ein nahezu uneingeschränktes Vertrauen zu Ihnen aufbauen zu können. Zwingen Sie ihm Ihre eigenen Wünsche auf, wird er sich aus Angst vor Zurechtweisung daran halten ohne zur Einsicht zu gelangen und sich dann mit zunehmender Entwicklung mehr und mehr von Ihnen distanzieren. Das ist sicherlich nicht Das, was Sie sich wünschen?!- Mit zunehmender Entwicklung und Mobilität möchte Ihr Sohn auch zunehmend Erfahrungen in seiner näheren Umgebung sammeln, was ihm auf dem Rücken liegend nur begrenzt möglich ist. Die Spielsachen wirft er umher in der Hoffnung, dass Sie sie wieder aufheben und auf diese Weise mit ihm spielen, bzw. sich mit ihm beschäftigen. Alleine spielen können die Kleinen in diesem Alter nur kaum. Damit Sie auch noch andere Tätigkeiten erledigen können, rate ich Ihnen zu einem Tragetuch (nähere Informationen finden Sie z.B. unter "Didymos" oder zu einer Babywippe, sodass Ihr Sohn in Ihrer Sicherheit gebenden Nähe immer beschäftigt ist, weil er Sie als Vorbild und als vertrauteste Bezugsperson beobachten kann. Er wird sich dann sehr wohl fühlen, sodass er nur noch recht selten weinen wird. Die Meinung Ihrer (Schwieger-)Eltern resultiert daraus, dass die Kinder früher einfach nur mitliefen und zu funktionieren hatten, während man heute großen Wert darauf legt, dass sie keine Marionetten sondern eigene Persönlichkeiten sind, die in eine SICHERE Selbständigkeit geführt werden sollten und möchten. Sonniges Wochenende und: bis bald?


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Hallo, ich kann Dir nur raten, höre nicht auf diesen Schwiegereltern-Quatsch. Wir wurden auch mit diesen "Weisheiten" beglückt, mein Mann war teilweise sogar geneigt, seinen Eltern in mancher Hinsicht Glauben zu schenken, aber Gott sei Dank konnte ich mich durchsetzten und diese veralteten und kinderunfreundlichen Methoden gab es bei uns nicht. Du kannst Dir sicher sein, dass Dein kleiner weder ein Tyrann ist noch ein verwöhntes Kind. Betrachte das Weinen deines Kindes als Hilferuf, denn das ist es ganz einfach. Und wenn Du selber um Hilfe rufst, erwartest Du dann nicht, dass man Dir hilft? Stell Dir vor wie schrecklich Du es fändest, wenn man Deinen Hilferuf ignoriert, weil irgendwer irgendwann beschlossen hat, das Deine Notsituation ja eigentlich gar keine ist. Schrecklicher Gedanke, oder? Ich denke auch nicht, dass man einem Kind in dem Alter beibringen kann genügsamer zu sein! Unsere Kinder sind von uns völlig abhängige Geschöpfe(was ja schon frustrierend genug für sie sein muss), da sollten wir Eltern nicht noch mit nicht erfüllbaren Ansprüchen an die Kinder aufwarten. Kümmere Dich weiter um Deinen Sohn ohne ihn schreien(um Hilfe rufen) zu lassen, sei für Ihn da wenn er schreit-er zeigt Dir damit doch lediglich dass er Dich-seine Mutter- braucht und höre nicht auf diesen veralteten und völlig indiskutablen Quatsch. Wir haben es bei unserer Tochter,jetzt 16 Monate genauso gemacht, wir mussten uns auch anhören, dass wir uns einen Tyrann heranziehen und was haben wir heute? Ein zufriedenes - keineswegs verzogenes Kind, dass sich ziemlich gut alleine beschäftigt und uns immer wieder merken lässt, dass es uns völlig vertraut. Wenn das ein Fehler ist, dann der Schönste,den ich je gemacht habe. Die Kleinen haben immer mal wieder anstrengende Phasen, aber das hat nichts mit Erziehung zu tun, das ist Entwicklungssache. So, nun entschuldige meinen langen Kommentar, aber diese Kindsfeindlichen Schwiegerelternkommentare bringen mich immer wieder auf die Palme. Alles Gute für Euch Sophiasmum


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ist wohl noch ein bißchen früh, in diesem Alter habe ich meine Tochter noch fast ununterbrochen rumgetragen im Tragetuch. Sie ist heute mit 1,5 ein total zufriedenes ausgeglichenes Kind. LG Katja


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Hallo, das Problem kenne ich! Unser Sohn ist jetzt 10 Monate alt. Als er Anfangs sein Baby Gymn neu hatte - tolle Sache! Aber dann so nach und nach, hat er das Interesse daran verloren! Heute brauchen wir ihm damit nicht mehr kommen! Jetzt sind es die ersten Bilderbücher, die ihn faszinieren! Was ich damit sagen will, ist, dass Baby´s immer mal wieder neue Phasen durchmachen. Im Alter von Deinem Kind wollte unser auch am liebsten auf dem Schoß hingestellt werden und dann hüpfen! Ziemlich anstrengend aber gibt richtig Muckies! Jetzt kann er robben und alleine sitzen - und beschäftigt sich gut alleine! Allerdings hat die Sache den Haken, dass man ihn nicht mehr alleine machen lassen kann, er räumt dann nämlich die ganze Wohnung auf! Fazit: Sei für den Kleinen da, er ist doch gerade erst 5 Monate alt! Verwöhnen tust Du ihn damit nicht, er hat ja nur Dich! Versuche vielleicht neues interessantes Spielzeug zu finden, verstecke seine Spielsachen unter Tüchern, damit er was zu entdecken hat! Wenn er erst mobil wird, wird er auch wieder ausgeglichener werden, einfach schon deswegen weil er mehr Möglichkeiten entwickelt sich selbst zu beschäftigen! Da kann er sich auch ein weggerolltes Spielzeug selbst wieder holen. Ich mache allerdings die Erfahrung, dass Spielzeug nur halb so interessant ist wie all die schönen Sachen, die sich in Mama´s und Papa´s Reich befinden und an die man als Baby nicht ran darf! Und bloß nichts auf die "klugen Sprüche" von Oma und Opa geben! Du machst das schon ganz richtig! Liebe Grüße von Steffi, die ihren Sohn auch nicht schreien hören kann!


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Liebe Frau Schuster, Sophiasmum, K+S (Katja) und Davidsmama! Vielen Dank fuer die aufmunternden Mails. Ich fuehle mich sehr unterstuetzt und bestaerkt. Ich wuensche allen ein schoenes Wochenende und viel Spass mit Sophia, David, S und allen anderen, Muttimaus


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