Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Kitaeingewöhnung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

zur Vita

Frage: Kitaeingewöhnung

Judulico

Beitrag melden

Sehr geehrte Frau Ubbens, ich mache mir große Sorgen um unseren Sohn in der Kindergarteneingewöhnung. Unser Sohn ist 2 Jahre und 10 Monate alt, ist sehr schüchtern, spielt noch nicht so wirklich mit anderen Kindern, schaut ihnen aber sehr gerne zu. Er ist Fremdbetreuung nicht gewohnt, ab und zu passen seine Großeltern auf ihn Stundenweise bei uns zu Hause auf. Letztes Jahr um diese Zeit haben wir die Eingewöhnung bei der Tagesmutter abgebrochen, da er nur geschrien hatte, die Tagesmutter keine Möglichkeit hatte auf ihn einzugehen und ehrlich gesagt nach ein paar Wochen auch keine Lust mehr hatte. Jetzt waren wir ganz euphorisch, toller Kitaplatz, er ist etwas offener geworden. Die ersten zwei Wochen in der Kita liefen für seine Verhältnisse sehr gut. Er hatte sich in der ersten Woche schon die Namen der Erzieherinnen und ein paar Kinder gemerkt und sprach sehr gerne darüber und spielte zu Hause alles nach. Jeden Morgen stand er schon fertig vor der Haustür und wollte zur Kita. Mitte der 2. Woche sollte ich dann gehen. Eine Katastrophe. Er war nur am Schreien. Auch als ich wieder da war, hat er weiter geschrien. Dann war er leider eine Woche krank und nun in der Mitte der 5. Woche will er nicht mehr hin, redet nicht mehr über die Kita, die anderen Kinder locken ihn nicht mehr, ich habe morgens schon ein weinendes Kind. Die Erzieherin hält weiter daran fest, ihn 10 Minuten schreien zu lassen, wenn ich aus dem Raum bin. Er schreit wirklich. Wenn ich den Raum wieder betrete, ist er am Schwitzen, weinen, schreien und will sofort nach Hause. Er beruhigt sich erst, wenn wir das Gelände verlassen haben. Ich habe ihn lange gestillt, seit einem halben Jahr ist er abgestillt, aber in dieser Situation verlangt er es auf einmal wieder. Die Erzieherinnnen sagen nun, dass sie so was noch nie erlebt hätten und sich keine Lösung wüssten außer das Kind schreien zu lassen. Ich habe Sorge, dass es ihn so wie es jetzt gerade ist eher Traumatisiert. Mir wurde gesagt, dass ich mit ihm psychologische Beratung bräuchte. Sehen Sie da auch Bedarf so aus der Ferne? Würden ein paar Monate Pause und eine nochmalige Eingewöhnung besser sein, oder sollte man die Situation weiter durchziehen? Entschuldigen Sie den langen Text und danke für Ihre Hilfe.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

Beitrag melden

Liebe Judulico, eine Unterbrechung der Eingewöhnung, beispielsweise bei Krankheit, ist wie ein Neuanfang. Hat der Papa die Möglichkeit, seinen Sohn bei der Eingewöhung zu begleiten? Vielleicht ist es einen Versuch wert und Ihr Sohn kann sich mit weniger Tränen lösen? Ansonsten sprechen Sie mit den Erziehern, dass Sie die Eingewöhnung noch einmal neu starten möchten, wenn Sie denn die Zeit dafür haben. Bleiben Sie in der ersten Woche mit Ihrem Sohn im Raum, ohne den Versuch zu starten, den Raum zu verlassen. Machen Sie sich aber insofern uninteressant, in dem Sie sich an den Rand des Raumes setzen. Ihr Sohn kann sich entscheiden, ob er bei Ihnen sitzen oder ob er sich im Raum bewegen und spielen möchte. In der zweiten Woche am Montag ebenso. Am Dienstag verlassen Sie mit einem Grund den Raum. "Mama geht zur Toilette und kommt gleich wieder." Gehen Sie nach 5 Minuten zurück. Und bleiben mit Ihrem Sohn in der Kita. Kann er sich im Gruppenraum nicht gleich beruhigen, wechseln Sie mit ihm in den Garderobenbereich, verlassen aber nicht das Gelände. Ihr Sohn darf erfahren, dass sein Weinen und Schreien nicht zur Folge hat, dass sie mit ihm die Kita verlassen. Erst, wenn Ihr Sohn sich in den 5 Minuten Ihres Wegbleibens beruhigen lässt, sollten die Zeiten des Wegbleibens erweitert werden. Ob Sie die Eingewöhnung abbrechen und in einem halben Jahr einen Neustart wagen oder jetzt weitermachen, können nur Sie entscheiden. Ein halbes Jahr länger zu Hause wird Ihrem Sohn nicht schaden, wenn es aber nicht anders geht, wird er auch lernen, die Situation anzunehmen. Viele Grüße Sylvia


Judulico

Beitrag melden

Vielen Dank für Ihre Antwort! Mit dem Vater haben wir es auch probiert, ist aber ähnlich Tränen reich, obwohl er es von ihm ja jeden Tag kennt Abschied zu nehmen. Leider lassen die Erzieherinnnen sich nicht darauf ein, wieder einen Schritt zurück zu gehen. Ich hatte auch um eine längere Eingewöhnung gebeten, da wurde nur gesagt, es ginge nicht anders als unter Tränen, dies sei positiver Stress. Wobei ich für mich das Positive noch nicht gefunden habe. Wenn es weiter so gehen würde, dass er so schrecklich schreit, hysterisch wird und schwitzt, meinen Sie nicht, dass sich das negativ auf ihn auswirkt? Es ist ja furchtbarer Stress für ihn? Vielen Dank


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.