Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Kind möchte bei Babysitterin bleiben

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Kind möchte bei Babysitterin bleiben

Ani123

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Seit Februar betreue ich nach Absprache ein 2-jähriges Kind. Das Kind ist ein Frühchen (29SSW) und im Oktober 16 geboren. Es hat sich sehr gut entwickelt und inzwischen altersgerecht. Die Mutter hat zwei Jahre EZ genommen und während der Zeit studiert. Das Kind wurde ab ca.4 Monat von einer Babysitterin tageweise zu Hause betreut. Im Oktober 18 ist das Kind in die Krippe gekommen. Mama wünschte sich eine langsame Eingewöhnung, worauf die Krippe sich einließ. Aus personellen Gründen musste die Eingewöhnung nach zwei Wochen für 1.5 Wochen unterbrochen werden. Danach wurde sie fortgesetzt. Eingewöhnungsverlauf auf Wunsch langsam, aber gut. Die Mutter hat nach der EZ noch einen Monat unbezahlten Urlaub genommen um die Eingewöhnung weiterhin langsam statt finden lassen zu können. Das Kind ist gut in der Krippe angekommen und geht gerne hin. Es wird täglich von 8 Uhr bis 16 Uhr betreut. Die Mutter hat nach 2 Jahren ihre Arbeit wieder aufgenommen. Die ersten 2-3 Wochen waren sehr schwer mit vielen Überstunden. Danach war sie wieder drin. Sie arbeitet gerne. Ihr Mann hat in den Wochen seine Frau entlastet und hat sich außerhalb der Krippenzeit um das Kind gekümmert. Da er aber auch Termine außerhalb der Zeit hat und Mama zudem Schichtdienst hat war den Eltern von Anfang an bewusst, dass sie zusätzliche Hilfe brauchen. Ihre alte Babysitterin wollte die Betreuung nach Absprache nicht fortsetzen. Sie wünscht sich weiterhin feste Zeiten und mind. 20 Wochenstunden. Die Familie suchte seit Januar 19 im Internet nach einer Babysitterin. Im Februar habe ich die Anzeige entdeckt und Kontakt aufgenommen. Danach nahm alles seinen Lauf. Bis dahin hatten sich auch nur zwei Personen gemeldet und kurzfristig den Kennlerntermin wieder abgesagt. Umso glücklicher sind die Eltern, dass ich da bin. Die Chemie zwischen Eltern und mir und Kind und mir passt. Anfangs habe ich nur 1 Stunde das Kind betreut. Es hat auch geweint, wenn Mama ging. Mit Papa habe ich das Kind dann von der Krippe abgeholt. Und seitdem weint es nicht mehr wenn es mit mir alleine ist. Im Gegenteil. Das Kind freut sich mich zu sehen. Es kommt auf mich zu, möchte direkt mit, fährt mit mir Auto, Fahrrad oder Kinderwagen. Seit einem Monat gehe ich mit dem Kind zu einer Spielgruppe, welches eigentlich die Mutter wollte, aber es passt zeitlich nicht. Das Kind geht gerne hin und fragt jedes Mal wenn ich komme, ob wieder die Gruppe ist. In der Gruppe sind max.12 Kinder ab 2 Jahre bis Einschulung und 1-3 Erzieher. Aktuell ist das Kind mit am jüngsten. Die Kinder können alleine dort bleiben, aber soweit sind wir noch nicht. Das Kind spielt dort, viel noch alleine, aber so langsam baut es Kontakt zu anderen Kindern auf. Heute sind zwei neue Kinder in die Gruppe gekommen (2 und 4 Jahre). Zu den hat es sofort Anschluss gefunden. Ich gehe mit dem Kind auch spazieren oder zum Spielplatz oder Einkaufen. Alles klappt super und das Kind ist gut drauf. Wenn wir dann nach Hause kommen war es bei den letzten Malen so, dass die Mutter auch wieder da war. Das Kind ignorierte sie und ich musste es reintragen und ausziehen. Das Kind klammert sich an mich. Wenn dann löst es sich kurz, spielt, aber sobald es merkt, dass ich gehen möchte streckt es die Arme zu mir, bricht das Spiel ab, kommt zu mir und klammert sich an mich (bsp. Bein). Ich bin mit der Situation überfordert. Es tut mir so Leid für die Mutter. Sie ist total fürsorglich zum Kind und dann möchte es nicht bei ihr bleiben. Sie hat das Kind auch schon mir "wegreißen" müssen und ich bin dann gegangen. Das Kind beruhigt sich nach ca. 5 Minuten wieder, so die Mutter. Aber ignoriert wird sie öfter noch bis zu 30 Minuten. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich mache nichts besonderes mit dem Kind. All das würde auch Mama mit dem Kind machen. Die Betreuungszeiten variieren. Bsp. war ich letzte Woche dreimal für ca. 3-4 Stunden da. Davor, wie auch diese Woche einmal für 3 Stunden. Seit letzter Woche zeigt das Kind das Verhalten. Heute haben die Mutter und ich überlegt, ob ich regelmäßig kommen soll (1×Woche). Die Mutter ist sich da unsicher. Sie möchte ihre freie Zeit gerne mit ihrem Kind verbringen. Andererseits könnte sie einen freien Nachmittag (bei Frühdienst) auch für den Haushalt nutzen. Im Spätsommer wird die Familie unziehen. Ich werde auch im neuen Wohnort die Betreuung fortsetzen. Das Kind soll bis Sommer 20 noch die Krippe besuchen, auch wenn es ein Umweg werden wird es dort hin zu bringen und abzuholen (entgegen der Richtung zur Arbeit der Eltern). Im Sommer 20 soll es dann im Wohnort zum Kindergarten gehen. Was würden Sie empfehlen? Was kann ich machen um den Übergang zur Mutter zu erleichtern?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Ani123, ich kann mich der Antwort meiner Vorrednerin anschließen, wobei ich in dem beschriebenen Fall von Punkt 2 ausgehe. Und was noch wichtig zu bedenken ist, dass Mama auch in der Anwesenheit vom Kind nebenher Dinge erledigen muss, wie Haushalt, Kochen usw.. Ein Babysitter muss das nicht. Ein Babysitter kann dem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und das finden Kinder natürlich toll. Aus dem Grund kann der Abschied auch schwer fallen. Die Idee meiner Vorrednerin, dass die Mama sich im Moment der Verabschiedung um das Kind kümmert, sollte bestenfalls nachgekommen werden und wird die Situation sicherlich erleichtern. Viele Grüße Sylvia


cube

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Für mich hört es sich nach zwei Dingen gleichzeitig an: 1. Das Kind hatte bis jetzt doch einen eher unruhigen Tagesablauf bzw. die Abläufe bzgl. Betreuung scheinen sich öfter geändert zu haben. Zudem wurde ab dem 4. Monat fremdbetreut - zwar zu Hause, aber eben von einer fremden Person. 8 Std. Betreuung ist lange für ein 2-jähriges Kind, das rein rechnerisch ja noch gar keine 2 Jahre ist /Frühchen). Dazu kommt wieder ein Babysitter. Ein Entwicklungspsychologe würde jetzt vermutlich trotz aller Fürsorglichkeit die Qualität der Bindung zur Mutter in Frage stellen. Ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass Kind eben nicht eine ganz so enge Bindung zur Mutter hat, ohne damit sagen zu wollen, dass die Mutter etwas falsch gemach hat, Schuld ist oder sonst etwas in der Richtung!! Die Lebensumstände kann man manchmal einfach nicht so passend machen, wie man es vielleicht gerne möchte. 2. Kinder nabeln sich irgendwann von ihrer engsten Bezugsperson - idR die Mama - ab und wenden sich dann eben phasenweise sehr stark einer anderen engeren Bezugsperson zu. das kann der Papa sein, Oma/Opa, Lieblingserzieherin oder eben der Babysitter. Die ursprüngliche Bezugsperson wird dabei sogar recht oft regelrecht abgelehnt. Aber darauf folgt dann die sogenannte "Wiedernnäherungskrise" in der das Kind sich kurzfristig wieder sehr an die ursprünglich engste Bezugsperson klammert und zB nicht mal mehr alleine zur Toilette gehen lassen will. Dann will sich das Kind sozusagen rückversichern, dass Mama es eben trotz der vorherigen "Ablehnung" lieb hat. Danach normalisiert sich alles. Kind lernt, dass man mehrere Personen gleichzeitig lieb haben kann und verteilt seine Zuneigung eher gleichmäßig auf die Eltern/Bezusgpersonen. Vielleicht kommt einfach beides zusammen? Eine eher lockerere (nicht schlechte!) Bindung zur Mutter und gleichzeitig die Phase der Abnabelung. Was man da machen kann? Mhh, ich glaube gar nicht viel. Wenn du gehen musst, verabschiede dich liebevoll aber bestimmt. Vielleicht könnt ihr es so machen, dass die Mama ihr Kind vorher schon in ein kleines Spiel verwickelt und/oder dann auf dem Arm hat und du dich dann verabschiedest. Also mit winken und "bis morgen"sagen, aber eben ohne, dass Kind noch ganz bei dir ist und es zu den beschriebenen Situationen kommt? Die Mama sollte ihrem Kind schon Verständnis gegenüber äußern a la "ja, schade, dass x gehen muss - aber sie kommt morgen wieder" und dann vielleicht gleich ein Lieblingsspiel anbieten oder so? Ich bin gespannt, was Frau Ubbens sagt und ich bitte nochmal darum das, was ich geschrieben habe nicht als Vorwurf oder Schuldzuweisung an die Mutter zu sehen!


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