Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Kind extrem Paschamässig und Komandierend

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Kind extrem Paschamässig und Komandierend

Mitglied inaktiv

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Mein Sohn wird 4 und ist eine sehr sehr starke Persönlichkeit die mir derzeit entschiedend zuweit geht. Er kommandiert was das Zeug hält, er ist ein regelrechter Pascha im Kindformat. Er will nichts von alleine machen, alles muss man ihm vor die Füsse legen, er schreit nach einem als wäre ich ein Hund so nach dem Motto Ich pfeiffe und du spring mal schön. Wir wissen nicht woher er das hat, den mein Mann ist kein Kommandeur, also von da kann er es sich nicht abgeschaut haben. Ich versuche ihm immer wieder zu sagen so geht es nicht, du musst auch selber mal aktiv werden und dir die Sachen holen die du willst. Verweigere ich meine " Dienste" wird er cholerisch und zerstörerisch, wirft alles um sich und bockt. Einen Lerneffekt sehe ich auch nicht, den das ganze geht schon mehrere Wochen so und ich mache ihm sicherlich keinen Dienstboten, trotzdem lernt er nicht dass er weiter kommen würde, würde er es anders machen. Er ist seit 1 Monat im KiGa, dort verweigert er vehement den Spielgarten weil er sich keine Schuhe und keine Jacke anziehen will, seit 1 Monat bleibt er immer alleine drin wenn alle rausgehen, es stört ihn auch nicht, er beschäftigt sich dann drinnen schon. Die Erzieherinnen sind ratlos, sie sagen so ein Kind haben sie noch nicht erlebt dass sich nicht mitreissen lässt von den anderen Kindern. Es fiel auch im Kiga schon auf dass er immer seinen Kopf durchsetzen will und ständig diskutieren würde. Dort wurde mir gesagt ich solle zum Arzt gehen, da es sich evtl um Wahrnehmungsstörungen handelt. Wir sind oft ratlos weil sich unser Kind zum Teil schon sehr anders verhält, vorallem dieses Herrschaftsgetue, er ist der Boss und sonst niemand fällt auf und stört gewaltig.


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Hallo Tina Bevor Sie mit der Vermutng einer Wahrnehmungsstörung an den behandelnden Kinderarzt herantreten (auf sein Verhalten können Sie beim nächsten Arztbesuch fragend hinweisen), empfehle ich Ihnen, Ihrem Sohn erst einmal "den Wind aus den Segeln" zu nehmen und ihm ganz klar mitzuteilen, dass Sie sehr gerne mit ihm über Alles reden möchten/können und genauso gerne helfen, sich aber nicht herumkommandieren lassen. Möchte er Etwas haben, wird er es wohl selber holen müssen oder. "bist du dafür etwa noch zu klein?"- ggf. werden Sie ihn dann konsequent(!) wie ein Baby behandeln müssen, wenn er sich zu klein fühlt, was ich nicht glaube. Hat er dann selbst gehandelt, sollten Sie sein Können bestätigend loben, um ihn zu weiterem, selbständigen Tun anzuregen. Ärgert er sich über Sie und wirft wütend mit Gegenständen um sich, ragieren Sie möglichst gelassen, wenden Sie sich im gleichen Raum einer eigenen Tätigkeit zu und weisen Sie ihn mitfühlend darauf hin, dass Sie ihn gerne trösten, wenn er sich wieder beruhigt hat. Ggf. schlagen Sie ihm eine geeignete Möglichkeit vor sich abzureagieren (Boxsack bearbeiten; auf den Fußboden trommeln,...). Da die Erzieherinnen ihre Aufsichtspflicht verletzen, werden Sie ihm z.B. die Jacke "wie einem Baby" anziehen müssen, wenn er selbst sich weigert. Ähnlich und ohne große Diskussionen sollten Sie ebenfalls zu Hause handeln, damit Ihr Sohn lernt, seine einzuhaltenden Grenzen und Regeln zu erkennen. Je mehr Sie oder auch die Erzieherinnen sich über Ihren selbstbewußten Sohn ärgern, umso mehr fühlt Ihr Sohn sich in seinem Pascha-Dasein bestätigt.- Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Hallo Tina, Dein Sohn hat offenbar eine starke Persönlichkeit :-). Aber sein Wunsch, ein kleiner König zu sein, funktioniert ja nur, wenn es "Untertanen" gibt, die das - wenn auch nörgelnd und widerstrebend - mitmachen, ne? ;-) "Versuche" nicht nur, ihm etwas entgegenzuhalten, sondern TU es! Bevor ich an eine Wahrnehmungsstörung denken würde, würde ich vielleicht doch zuerst einige Dinge probieren - und mal schauen, ob es funktioniert. Ich finde, man muss als Eltern zunächst klar für sich entscheiden, WER zu Hause in wesentlichen Bereichen das Sagen hat. Und das sind Mama und Papa - NICHT das Kind. Kinder WOLLEN gar nicht die Führungsrolle haben, sie sind damit schwer überfordert und zeigen das auch (Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen). Wenn er kommandiert, würde ich das vollständig überhören. Du kannst einmal freundlich sagen, dass Du ihm gern hilfst, wenn er Dich freundlich darum bittet. Aber dass Du seinen Ton nicht magst. Dann wendest Du Dich ab und gehst einer anderen Tätigkeit nach. Wenn er einen Wutanfall kriegt, würde ich ihn lassen und das Ganze ebenfalls nicht kommentieren oder beachten. Ich denke, wenn er einige Male sieht, dass hier absolut keine Reaktion und auch kein noch so kleiner Erfolg kommt (niemals entnervt doch nachgeben!), wird er diese Strategie als unwirksam verwerfen - so funktioniert ja menschliches Lernen. Was Kinder aber dürfen: Möglichst viel selbst machen und möglichst viel mitentscheiden. Bei Deinem Sohn würde ich mal auf den Überraschungseffekt setzen: Versorge ihn nicht selbstverständlich, sondern lass ihn ALLES selbst machen, was er bereits selbst kann: Lege ihm Kleidungsstücke zur Auswahl hin, so dass er hier etwas mitentscheiden darf und sich zugleich selbst anziehen muss. Ich hab's zwar selbst noch nicht probiert: Aber angeblich funktioniert es ja bei ganz hartnäckigen Kindern, sie ruhig mal im Schlafanzug und ohne Schuhe durch den Schnee laufen zu lassen, damit sie sehen, wofür Schuhe und warme Kleidung wichtig sind. Das nennt man "Lernen aus den Folgen". Mehr Herausforderungen für Deinen Pascha gibt's auch am Tisch: Decke den Tisch, aber lass ihn das Brot selbst schmieren und das Obst selbst kleinschneiden. Zeige ihm, dass Du ihm das schon zutraust und lobe ihn, wenn's klappt. Gleiches gilt fürs Zähneputzen, Duschen etc. Ich glaube, dass klare Grenzen einerseits (auf Machtgehabe null reagieren) und mehr Selbstständigkeit auf der anderen Seite Deinen Sohn mit der Zeit zufriedener machen werden. Bin aber auch gespannt, was Frau Schuster rät. Grüßle, Bonnie


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