Mitglied inaktiv
Hallo, es geht um den Sohn einer anderen Mutter. Er ist 3 Jahre alt. Ich finde, er ist ein recht lieber Junge, wenn ich ihn sehe, spielte er bis auf ein paar jungentypische Rangeleien immer recht gut mit anderen Kindern. Den Eltern, vor allem der Mutter gegenüber, ist er sehr aufsässig, man merkt richtig, wie er gegen sie rebelliert. Die Mutter (den Vater kenne ich nicht gut) empfinde ich als sehr perfektionistisch veranlagt. Sie ist recht hart und handelt aus dem Kopf heraus und nicht nach Gefühl. Was andere als extrem konsequent beschreiben würden, finde ich, schießt bei ihr weit über das Ziel hinaus. Ich denke, das der Junge deswegen auch trotzt. Was soll er sonst tun? Nun, als er trocken wurde, hielt er den Stuhl zurück. Die Mutter bezog das sofort als Angriff auf sich und dann rollte die Welle los. Der Stuhlgang wurde zum Thema Nr. 1, es wurde Laktosesaft und Apfelsaft pur verabreicht, bis der Junge Durchfall bekam. Irgendwann klappte es dann, wie die Eltern es sich wünschten. Als die Schwester zur Welt kam, wollte er nicht mehr schlafen. Er zögerte das Zubettgehen heraus und stand morgens früh auf, wobei er den Mittagsschlaf verweigerte. Ich meine, solche Phasen haben alle Kinder mal, das ist zwar anstrengend, aber mit Geduld lösen sich auch solche Probleme. Vor ein paar Tage erfuhr ich dann, dass bei den Leuten das Problem gelöst wurde, indem der Junge zu den von den Eltern gewünschten Schlafenszeiten eingesperrt wurde und dort dann vor sich hinbrüllen musste. Das hat mich echt erschreckt, das empfinde ich als Psychoterror. Der arme Junge! Ganz stolz wurde erzählt, das die Schlafverweigerung aufgegeben wurde, nachdem sie das regelmäßig gemacht haben. Tja, nun stottert der Junge. Wundert mich eigentlich nicht. Anstatt dem Jungen Wärme und Verständnis zu geben handeln die Eltern mit der Brechstange. Der kleine Junge scheint mir sehr verzweifelt und tut mir wirklich leid. Die Familie ist übrigens das, was man gutbürgelich nennt, in meinen Augen viel zu sehr kopfgesteuert. Ich habe mich entschlossen, das so nicht mehr stillschweigend hinzunehmen, weil für mich eine Grenze überschritten ist, wo ich nicht mehr sagen kann, dass es mich nichts angeht. Ich werde ihr dazu bei nächster Gelegenheit die Meinung sagen. Wie beurteilen Sie die Situation? anonym
Christiane Schuster
Hallo Ratsuchende Auch ich kann Trine -wie so häufig- nur zustimmen und möchte Ihnen raten, sowohl dem Jungen als auch der Mutter Ihre Hilfe anzubieten. Nehmen Sie selbst das Kind einmal in Anwesenheit der Mutter liebevoll in den Arm. Sprechen Sie darüber, wie Ihr Kind abends (meistens) problemlos und zufrieden einschlafen kann (mit Bett-Kassette, Einschlafritual?) und informieren Sie darüber, wie Sie die Sprachentwicklung Ihres eigenen Kindes fördern. Regen Sie zu gemeinsamen Unternehmungen an, um der Mutter praktische Hilfen anzubieten, wie sich Mutter UND Kind wieder einander nähern und gemeinsam zufrieden sein können. Viel Kraft, liebe Grüße und: bis bald?
Mitglied inaktiv
Du, es ist immer schwer sowas aus der Ferne zu beurteilen. Das Problem mit dem Stuhl verhalten hatten wir u.a. auch und das ist echt sowas fieses. Unsere Tochter hat ihn EINE ganze Woche, also 7 Tage zurückgehalten. Da muss man handeln, einen Einlauf machen, Laktosesaft geben o.ä., sonst kann man es gleich ins KH schaffen... und dass das dann das Hauptthema ist, ist auch logisch. Sei froh wenn Du mit Deinem Kind da keine Probleme hast. Es gibt halt einfachere und schwierigere Kinder und wenn man so ein kleines stures Exemplar hat, ist man schnell mit seinem Latein am Ende, sicher auch irgendwie überfordert, aber da braucht man keine Vorwürfe von Fremden, sondern Hilfe. Denn man leidet auch als Eltern sehr, weil man nämlich von allen als total unfähig hingestellt wird, dabei würden es viele andere sicher genau nicht besser hinkriegen... Man ist als Eltern auch nur ein mensch und irgendwann mit den nerven am Ende und solche Kinder können einen wirklich "in den Wahnsinn" treiben, bzw. das ganze Selbstvertrauen in Frage stellen. Was hab ich geheult und mich als totaler Versager gefühlt, weil ich es nicht geschafft habe mein kind zu so einem lieben, braven Mädel zu erziehen wie andere - aber das steckt einfach in dem Kind drin, das hat einen starken Charakter, das wird nie so sein wie die kleine Schwester, die lieb und brav alles macht was man sagt. Also bitte erschlag sie nicht mit Vorwürfen, biete ihr Hilfe an wenn Du sie gut kennst - drück ihr ein Buch in die Hand (z.B. Jirina Prekop "Der kleine Tyrann") oder nimm sie mit zur Erziehungsberatung. Es ist echt nicht ein Kind so leicht wie das andere zu erziehen und Du tust dem kind auch keinen Gefallen, wenn Du das Selbstvertrauen der Mutter noch weiter in den Keller reitest... LG Monie
Mitglied inaktiv
Was Du beschreibst, erinnert mich sehr an die Methoden von Frau Dr. Haarer - kurz gesagt: Der Wille muss gebrochen werden und man verlasse sich ja nicht auf Instinkte. Wobei Bedürfnisse mit Willen gleichgesetzt werden, was die Sache noch schlimmer macht. Wer weiß, wie die Mutter erzogen wurde, vielleicht kennt sie selbst keine liebevolle Erziehung. Sicherlich wird sie ihrem Kind nicht vorsätzlich schaden, sondern auch nur das Beste wollen. Für Außenstehende ist es sehr schwierig, da überhaupt etwas zu machen. Vielleicht wäre ein erster kleiner Schritt, dass Ihr Kind samt Mutter ab und zu zu Euch einladet und ein wenig Vertrauen aufbaut. Dann kannst Du ja ganz vorsichtig das ein oder andere ansprechen, nicht ohne vorher auch das Besondere an ihrem Sohn hervorzuheben. Ein langer beschwerlicher Weg. Vielleicht ist die Mutter ja selbst nicht froh und nur nach außen so unglaublich hart. Aber es ist sehr heikel und die Gefahr, dass sie ganz abblockt groß. Ein Ansatzpunkt ist natürlich das Stottern. Sicherlich wird sie etwas gegen diesen "Makel" tun wollen. Wenn sie da an einen guten Kinderarzt gerät, er nicht nur diesen Makel sieht, sondern das ganze Kind, dann wäre das schon eine große Hilfe, ebenso wenn der Kleine eine entsprechende Begleitung bekäme. Vielleicht gibt es gerade dafür Beratungsstellen, die Du ihr raussuchen könntest, ohne dass sie das Gefühl bekommt, sie könne das nicht. Alles sehr zeitintensiv für Dich, aber für eine gute Sache. Das sind so meine sehr laienhaften Gedanken. Alles Gute. Trine
Mitglied inaktiv
Hallo, @Monie: ich denke das Problem ist, dass man in so einem Beitrag nicht alles so ausführlich schreiben kann, dass keinerlei Mißverständnis mehr möglich ist. Ich habe keineswegs vor, die Mutter mit Vorwürfen zu überschütten, aber ich werde es sicher nicht hinnehmen, dass sie ganz selbstverständlich sagt, dass sie ihren Sohn stundenlang im Kinderzimmer einsperrt und das nicht nur einmal aus Verzweiflung sondern als "Erziehungsmethode". Ich kenne den Jungen seit seiner Geburt und ich bin mir sicher, dass dort eine Menge schief läuft zwischen Mutter und Kind, denn wir haben recht viel Kontakt, da unsere Kinder gerne zusammen spielen. Sie sieht irgendwie nur das Negative in ihrem Sohn, Zärtlichkeiten habe ich nach dem 1. Geburtstag nicht mehr feststellen können, davor auch nur selten. Ich möchte sie nicht verprellen, damit ist dem Jungen auch nicht geholfen, aber ich kann mir ja auch nicht erzählen lassen, was dort alles passiert (eingeklemmte blaue Finger, weil im Handgemenge eine Tür zugeknallt wurde, etc.), ohne da etwas zu zu sagen. Das finde ich falsch. Übrigens hat die Kinderärztin schon einer Therapie vorgeschlagen und da werden hoffentlich die Hintergründe aufgearbeitet. Das Problem wird sein, dass die Mutter von ihrer extrem harten Art vollkommen überzeugt ist, deswegen ist es sicher nicht falsch, wenn mal auch jemand von außen kritisch wird. @Trine: deinen Beitrag finde ich richtig gut. Ich denke du hast die Situation gut erfasst. Diese Erziehungsmethoden kenne ich nicht, aber das ist genau, worum es geht. Den Willen brechen mit psychischer Gewalt. Das geht einfach zu weit. Ich habe auch ein Kind, das ab und zu trotzt, das ist sicher nicht immer leicht, aber ich finde Kinder brauchen ein Nest, in dem sie sich auch entfalten können. Das hat der Junge nicht. Ich habe mein Kind auch schon mal zigmal am Abend ins Bett geschickt, aber ohne diese maßlose Strenge. Bis dann, anonym
Mitglied inaktiv
Hallo Monie, entschuldige mal, mir ist es eben eiskalt den Rücken hinunter gelaufen. "Ein liebes braves Mädel, das alles macht, was man ihm sagt"- das kann doch nicht allein ernstes dein Wunsch und Erziehungsideal sein? Obwohl du deine andere Tochter inzwischen zu akzeptieren scheinst, kommt doch sehr stark heraus, daß du sie als "schlechter" als deine andere Tochter empfindest. Wenn die ältere Schwester so durch und durch "gut" ist, bleibt dem 2. Kind ja gar nichts anders übrig, als zu rebellieren. Denn wenn sie jetzt genauso "gut" wäre, wäre sie immer noch bloß Nr.2. Um auch eine Nr. 1 zu sein muß sie eben anders sein. Ich kann mir gut vorstellen, daß deine 2. Tochter weniger "tyrannisch" sein müßte, wenn deine erste nicht mit so einem Heiligenschrein durchs leben laufen würde. M.E. wäre es dringend angeraten, auch bei deiner ersten Tochter ein wenig Widerspruchsgeist zu fördern. Es ist schon komisch, daß wir oft an Kindern Eigenschaften toll finden, die wir dann an Erwachsenen oder an uns selbst nicht mehr mögen. Wenn jemand über mich sagen würde "och die ist ne Liebe und tut alles, was man ihr sagt" dann wäre ich so was von gekränkt...hieße es hingegen "die weiß genau was sie will und läßt sich nicht unterbuttern" wäre ich stolz darauf. Es ist klar, daß man Kindern Grenzen setzen muß, gerade wenn sie zum Haustyrannen neigen, sonst kommen sie später mit dem sozialen Leben nicht klar. Man sollte aber genauso in Punkto "Gehorsam" umgekehrte Grenzen setzen, z.B. indem man ein Kind auch mal lobt, weil es sich traut, einem zu widersprechen.
Mitglied inaktiv
Hi Marit, du irrst, das erste Kind ist das "rebellische", das zweite das unkomplizierte. Und das erste, wie auch das zweite, war ein absolutes Wunschkind und ich habe mich immer sehr bemüht alles richtig zu machen, vielleicht war das mein fehler, dass ich alles perfekt haben wollte, das mag sein. Das zweite Kind hat mir mein Selbstvertrauen wiedergegeben, dass ich doch nicht so eine Versager-Mutter bin und ich bin dankbar zwei so unterschiedliche Kinder zu haben, denn so kann ich wirklich vergleichen und mich in solche und solche Eltern reinversetzen, was viele nicht wirklich können. Aber jetzt mal im ernst. Fändest Du es klasse, wenn Dein Kind gegen alles und jeden rebelliert und du Tag für Tag, Jahr für Jahr nur am kämpfen mit ihm bist? Und würdest Du einem Kind, was sich gut einordnet, beibringen, grundsätzlich das Gegenteil von dem zu tun was man sagt? Wohl kaum. Du kannst Dir nicht vorstellen in welche unangenehmen Situationen einen so ein tyrannisches Kind bringen kann, da hat man teilweise echt einen Hass, da geb ich Dir recht. Kennst Du ein ADHS Kind persönlich? Das ist nämlich kein Spaß und wünsche ich keinem. LG Monie
Mitglied inaktiv
Hallo Monie, nein, du hast schon recht, man neigt dazu, dem rebellischen Kind eher Grenzen zu setzen (schließlich fordert es diese ja auch heraus). Es geht mir nur darum, daß langfristig für die Erziehung das Naheliegendste nicht das Bequemste ist und es dem "braven" Kind mit seinem Bravsein vielleicht genauso schlecht geht. Natürlich funktioniert es auch umgekehrt: wenn das erste Kind das Rebellische ist, bleibt auch dem 2. nur das übersteigerte Bravsein. Das heißt aber nicht, daß das fürs Kind gut ist, nur weil es für die Eltern bequemer ist. Mit Louise gibt es schon auch heftige Kämpfe und Trotzen, aber auch friedliche Tage. Den Zeustand "nur rebellisch" finde ich aber wenig wünschenswert wie "nur brav". Erstens brauch ein Kind auch eine Portion Trotz um sich als eigenständige Person zu spüren, 2. kommt man in unserer Welt durch "immer gehorchen" auch nicht besonders weit. Ich wollte eigentlich durch mein Posting auch eine Lanze für euer "Braves" Kind brechen. Ich selbst bin nämlich die "brave" Schwester eines Schreikindes, das sicher auch als hyperaktiv diagnostiziert worden wäre, wenn es die Diagnose damals schon gegeben hätte. Zuhause war war für mich fast unmöglich, überhaupt mal zu Wort zu kommen. Ich habe mich dann irgendwann regelrecht gespalten und fing auf einmal in der Schule an zu rebellieren (zu hause bleib ich weiter brav). Das Rebellieren in der Schule, was natürlich auch bestraft wurde hat mich aber psychisch gerettet, weil ich so überhaupt einmal so etwas wie Aufmerksamkeit für meine Persönlichkeit bekam und nicht nur dafür daß ich so "brav" und "hilfsbereit" war. Andere Kinder mit ähnlichem Hintergrund bekommen z.B. eine Eßstörung, fast alle magersüchtigen Mädchen sind als Kinder extrem angepaßt gewesen. Es gint mir in meinem Beitrag bloß darum, daß du auch das "immer gehorchen" aus einem anderen Blickwinkel siehst.
Mitglied inaktiv
Ja, so gesehen geb ich Dir völlig recht. Du verstehst es sicher, dass man erstmal total erleichtert ist, dass das zweite Kind eben nicht so "anstrengend" ist und man nicht all seine Kraft opfern muss. Irgendwie ist es einfach auch eine Genugtuung den Leuten gegenüber, die einen immer als Versager hingestellt haben, sozusagen ein beweis, dass es eben doch nicht nur an einem allein gelegen hat, dass das erste Kind bißchen anders ist als die Masse. Aber mittlerweile relativieren sich die Probleme mit der Großen und ich überleg schon auch manchmal, ob es wirklich für so einen "Ja-Sager", wie die Kleine ist, in Zukunft so gut ist. Ich habe bei ihr mehr Sorgen, dass sie mal alle Trends mitmacht, in falsche Cliquen gerät usw. als bei der Großen, die macht eh was sie will und nicht was grade angesagt ist. Ich denke bei der Kleinen kommen die "Probleme" später, genau wie Du es beschreibst. Danke für Deine Sicht der Dinge, regt mich mal wieder zum Nachdenken an .o) LG Monie
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