Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Kind benimmt sich nur daneben

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Frage: Kind benimmt sich nur daneben

laempi

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Mein Sohn, gerade 4 Jahre alt geworden, benimmt sich dauernd daneben. Er hat eine seltsame Fantasiesprache, die er dauernd murmelt, anstelle ordentlich zu reden. Davor hat er dauernd Pipi, Kacka etc. gesagt - irgendwann setzten wir ihn jedes Mal konsequent aufs Klo, weil wir es nach ein paar Monaten (!) echt nicht mehr aushielten - jetzt das. Er kann sich nicht alleine beschäftigen, dauernd muss er bespaßt und bespielt werden, sonst gibt es keine Ruhe. Er ärgert sonst seine Schwester oder versucht durch Unfug auf sich aufmerksam zu machen. Im Kindergarten ebenso - entweder ärgert er andere Kinder oder weiß nichts mit sich anzufangen. Es ist zum Haare raufen! Dazu ist er so unendlich eifersüchtig auf seine Schwester (2 Jahre). Sie war ein Kind, das viel geschrien hat und daher habe ich als Mutter mich viel um sie gekümmert. Papa wurde in der Zeit wichtig für meinen Sohn, der davor ein extremes Mamakind war. Mich lehnt er jetzt allerdings total ab. Immer wieder passiert es, dass er mich wegschubst und "nicht die Mama" sagt. Wenn er mit mir schlafen gehen soll, weint er und meine Tochter weint, weil sie mit meinem Mann ins Bett soll. Wir wollen das jetzt aber durchziehen - ob richtig, weiß ich nicht. Wir haben als Ziel, uns abzuwechseln. Er provoziert mich/uns ständig. Immer wieder hilft wirklich nichts. Weder wegschicken, noch Sachen wegnehmen, erklären oder Verbote. Ist ihm alles egal, wenn er Unfug machen will. Ich kann ihm 100 mal sagen, dass ich etwas nicht möchte und dass er aufhören soll. Er tut es einfach nicht. Was jetzt? Ich bin ratlos und wir alle langsam am Ende.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe laempi, Ihr Sohn benimmt sich nicht wirklich daneben. Phasenweise eine Fantasiesprache zu benutzen ist bei vielen Kindern angesagt. Bestenfalls wird diese ignoriert. Ist kein Zuhörer da und kommt keine Reaktion, wird es langweilig. Wie viel ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt Ihr Sohn? Gibt es Zeiten am Tag, in denen sich ein Elternteil nur um ihn bemüht? Ihr Sohn sucht die Aufmerksamkeit. Wenn er aus seiner Sicht keine oder zu wenig Beachtung bekommt, macht er Unfug/provoziert. Dann bekommt er Aufmerksamkeit. Manche Kinder brauchen wenig Aufmerksamkeit, andere brauchen viel Aufmerksamkeit. Die meisten Kinder haben Phasen, in denen sie sich einem Elternteil scheinbar näher fühlen. Sie haben noch das Gefühl, dass sie zeitgleich immer nur einem Menschen nahe sein können. Dies wird sich in den nächsten Monaten ausgleichen. Ihr Sohn wird verstehen, dass er seinen Papa trotzdem lieb haben kann, auch wenn er es zulässt, dass die Mama ihn ins Bett bringt. Bzgl. der Bettgehsituation werden die Kinder in einigen Tagen verstanden haben, dass Mama und Papa sich abwechseln und dieses vermutlich akzeptieren. Gehen Sie viel mit Ihrem Sohn nach draußen. Er soll sich, egal wie das Wetter ist, viel bewegen und sich auspowern. Dies verschafft ihm einen Ausgleich und er wird zu Hause entspannter sein. Sagen Sie Ihrem Sohn nicht 100 Mal, wenn er mit etwas aufhören soll. Gehen Sie zu ihm auf Augenhöhe und erklären einmal, dass er ... nicht tun soll. Hört er nicht auf, gehen Sie zu ihm und nehmen ihn ggf. an die Hand und von dem Verbotenen weg. Durch Handlungen wird Ihr Sohn schneller verstehen, dass es Ihnen ernst ist und schneller damit aufhören, Entsprechendes zu tun. Machen Sie Ihrem Sohn gerne Beschäftigungsvorschläge. "Mama muss noch abwaschen. Du kannst dich zu mir in die Küche setzen und ein wenig mit der Knete spielen." Ihr Sohn kann in Ihrer Nähe sein, darf aber für ein paar Minuten alleine spielen. Damit dies gelingt, brauchen manche Kinder eine sichtbare Begründung (Mama muss abwaschen). Oft klappt auch, wenn den Kindern eine spätere gemeinsame Beschäftigung in Aussicht gestellt wird. "Erst muss ich noch das Essen vorbereiten. Danach kann ich dir etwas vorlesen." Auf diese Weise kann Ihr Sohn lernen, sich für ein paar Minuten alleine zu beschäftigen. Viele Grüße Sylvia


cube

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Hallo. Die Pipi-Kaka-Phase haben alle Kinder und hat nichts mit "nicht benehmen" können zu tun. Ich denke, ihr habt dem zu vile Aufmerksamkeit im Sinne von "hör auf damit" geschenkt. Wir haben es zB teilweise mitgemacht und dann gesagt "so, mir reicht es jetzt aber mit Pipi und Kaka" und es dann einfach ignoriert. Die Phase war nach wenigen vorbei. Bzgl. des nicht beschäftigen können - da kann ich dir leider keinen Rat geben, denn unser Kind ist leider genau so. Bin gespannt, was Frau Ubbens sagt. Bzgl. schlafen gehen: würde er denn mit Papa gehen? Wenn ja, würde ich eher dazu tendieren, die für alle am entspanntesten Variante zu nehmen und nicht auf Biegen und Brechen etwas durchsetzen zu wollen, was nicht gut funktioniert und euch alle stresst. Es sei denn, es muss aus bestimmten Gründen sos ein. Auch das Bveorzugen eines Elternteils ist normal - das sind Phasen, die sich auch wieder ändern. Er muss erst verstehen, dass man mehrere Menschen gleichzeitig lieb haben kann. Momentan lebt er noch in der Welt, wo er meint, man kann nur eine Person am liebsten haben. Eventuell liegt die große Eifersucht daran, dass er in den KiGa gekommen ist, als seine Schwester auf die Welt kam? Das können Kinder dann auch so auffassen, dass sie dem Baby Platz machen mussten. Das schürt dann natürlich die Eifersucht. Ich glaube aber insgesamt, dass ihr etwas zu viel Verständnis/"großer Bruder sein" von einem erst 4-jährigen erwartet.


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