Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Kind abreagieren lassen? Ja oder nein?

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Kind abreagieren lassen? Ja oder nein?

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Unser Sohn (fast 13 Monate alt) fängt ja jetzt auch langsam an zu trotzen und seinen eigenen Willen zu entwickeln bzw. zu entdecken. So kommt es auch schon mal vor, dass er am Tisch, wenn er etwas nicht essen will, versucht seine Sachen runterzuschmeissen, laut wird und/oder mit den Händen fest auf den Tisch haut und richtig laut heult. Ich nehme ihm dann die Sachen weg, die er runter werfen wollte und sage ihm ein klares "Nein, das machen wir hier nicht" und warte seinen Anfall ab (ablenken nützt meist nichts, macht ihn meist noch wütender). Jetzt ist mein Mann aber der Meinung, man solle den Kleinen nicht sich abreagieren lassen sondern durch vermehrtes Nein sagen und auch mal mit Schimpfen versuchen, dass sich der Kleine wieder einkriegt. Er sagt, wenn ich den Kleinen sich immer abreagieren lasse und Dampf abgeben lasse, dann habe ich später noch ziemliche Probleme mit ihm, weil er seinen Dampf dann an mir auslassen würde. Ich aber wiederum bin da anderer Meinung, denn ich durfte als Kind früher fast gar keine Wut zeigen (und konnte es auch sehr schlecht) und habe es dann in der Form gemacht, dass ich z.B. Klamotten auf dem Wäscheständer zerschnitten habe oder sonst irgendwie heimlich meine Wut ausgelassen habe. Heutzutage traue ich mich meist nicht, anderen (fremden oder autoritären) Personen meine Meinung zu sagen und Wut rauszulassen. Deswegen denke ich ja, ist es bei meinem Sohn wenigstens wichtig ihm zu zeigen, dass er auch mal sauer sein darf und wir ihm (indem wir abwarten bis es vorüber ist) zeigen, dass wir ihn trotzdem lieb haben. Wie sehen sie das? Wer von uns beiden ist der richtigen Ansicht oder gibt es einen "goldenen" Mittelweg? Schneeschuh


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Hallo Ratsuchende Bitte versuchen Sie, Ihren Mann davon zu überzeugen, dass es besser ist, sich abzureagieren, statt die negativen Gefühle aufstauen zu lassen, die irgendwann so stark sind, dass man selbst daran zerbricht oder die völlig unkontrolliert heraus"platzen". Allerdings sollten Sie nicht einfach warten, bis Ihr Sohn sich abreagiert hat, sondern ihm eine ANGEMESSENE Verhaltensweise aufzeigen, um seine Wut rauslassen zu können. Sprechen Sie also bei Tisch z.B. auch weiterhin ein KURZ begründetes NEIN zu ihm und setzen Sie ihn ggf. mit einem mitfühlenden "Möchtest du erst deine Wut rauslassen, bevor du weiterißt?" vom Tisch weg zu einem Kissen, einer Trommel o.a. Gegenstand, an Dem er sich abreagieren kann. Schlägt er nach Ihnen, lassen Sie ihn -wie Ihnen schon empfohlen wurde- in Ihre Handflächen schlagen, sodass seine Wut sicherlich sehr schnell abreagiert ist. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo, aus eigener Erfahrung weiß ich noch, wie es ist, wenn einen ein Wutanfall "überkommt". Das ist bestimmt auch Charaktersache. Ein 13-monatiger Junge ist da sicherlich auch noch gar nicht verstandesgemäß so weit, das zu unterdrücken. Das "passiert" einfach mit ihm. Was raus muss, muss raus. Er wird mit Sicherheit irgendwann von ganz alleine lernen, wie er angemessen mit seiner Wut umgeht. Ich habe (bis auf einen etwas gestörten Lehrer von mir im Gymi) noch keinen Erwachsenen gesehen, der sich auf den Boden schmeißt und mit Fäusten trommelt. Grüße tina


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Ich finde du machst das ganz richtig! Unterdrücken kann nicht gut sein, ich hab auch heute noch Probleme damit dass ich meine Wut nicht adäquat zeigen kann und sie sich dann teils unangemessen auswirkt :-( Aber ich arbeite dran!! Mein Sohn ist übrigens 16 Monate alt und ich kenne das "wüten" nur zu gut... Rumschmeissen kann einen schrecklich nerven, aber es ist wohl das beste wenn er sich austoben darf. ich mach das oft so dass er dann in meine hände klatschen darf so fest er kann; das hilft insbesondere dann wenn er mir ins gesicht hauen will und dabei lacht. meinen mann musste ich auch erst von meiner strategie überzeugen; da wir selber (naja, die meisten von uns eltern)anders erzogen wurden ist es klar dass ein Umdenken schwierig und aufwendig ist.


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Hallo Frau Dr. Schuster, denkt mein Kind dann aber nicht, wenn er in meine Handfläche schlagen darf, dass er mich eben schlagen darf?? Woher weiß er dann den Unterschied zwischen "in der Handfläche abreagieren" und "Mama schlagen"?? Gruß Schneeschuh


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Hallo Ratsuchende Den Unterschied wird Ihr Sohn nach einigen stets gleichen Wiederholungen mit einem bestimmten, KURZ begründeten NEIN, Ihrer Gestik und Ihrer Verhaltensweise erkennen: sie sind sehr bestimmt und ernst, wenn er ins Gesicht schlägt, aber sehr erfreut und Sie machen sogar mit, wenn er in Ihre oder seine Hände schlägt. Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo allerseits.... also das thema finde ich interessant. Diese kleinen Wut-u. bockanfälle kenne ich von meiner Tochter (17Monate) Insbesondere das "nach Mama schlagen" Und es hat mich imense Nerven gekostet. Meist ist es eine Phase von ein paar Tagen aber dennoch denke ich das hauen (auch in die Handflächen) komisch wirkt. Ich habe auch nicht so ganz verstanden, welche Reaktion ich der kleinen übermitteln soll, wenn sie mich schlagen will ich ihr aber meine Hände reiche??? *aufdemschlauchsteh* Ansonssten denke ich auch das die Wut raus muss. Und das können sogar kleine Mädels ganz schön heftig *gg* wenn sie sich gar nicht beruhigen will und es immer doller wird, habe ich sie auch schon in ihr bett gesetzt und bin gegangen. da kann sie sich wenigstens nicht verletzten indem sie sich hinwirft und sachen rum schmeißt. Hilft bei uns wunder und ist die außnahme ;o) Tips zum Thema "Mama hauen" erwarte ich super gerne. LG und Frohes Neues Hase


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