Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Kind 3 3/4Jahre-sehr unausgeglichen

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Frage: Kind 3 3/4Jahre-sehr unausgeglichen

Passion08

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Sehr geehrte Frau Ubbens, unser absolutes Wunsch und Traum Kind wird bald 4 Jahre alt und treibt uns aber nahezu täglich an die Grenzen unserer Nerven. Unser Sohn wächst eigentlich in einer sehr harmonischen Familie als Einzelkind in unserem Hause auf. Mein Mann und ich arbeiten und teilen uns aber auch die Erziehung unseres Sohnes. Wir nehmen uns sehr viel Zeit für ihn, obwohl wir beide beruflich eingespannt sind, versuchen nicht jeden Tag ein großes Programm zu machen, aber überlegen uns denn noch immer was uns allen gemeinsam als Familie Spaß bereiten könnte. Leider fruchtet das ganze überhaupt nicht. Es fängt morgens an mit dem Kampf ums Zähneputzen, geht weiter dass er sich nicht anziehen möchte, geht weiter dass er sofort spielen möchte, sich dann aber nicht entscheiden kann was er denn als erstes und als zweites spielt, dann ermahnen wir ihn dass er bitte nicht alle Spielkisten ausleeren soll, das funktioniert weder in freundlichen noch in sehr autoritären Ton, dann möchte er frühstücken, das aber nur wenn er dabei Tablet schauen darf, das wiederum möchten wir aber nicht. Das sollte eigentlich nur in Ausnahmefällen so sein. Wenn er z.b. krank ist und im fernsehen nichts kommt, damit er ein wenig ruhig auf der Couch sitzt, dann darf er ab und zu eine kleine Sequenz von Feuerwehrmann Sam oder Bob der Baumeister oder ähnliches schauen. Da mein Mann abends meistens nicht zu Hause ist versuchen wir mittags soweit möglich zusammen zu essen und ich überlege immer welches Essen für uns alle gut sein könnte. Wenn er nicht in den Kindergarten geht, dann beziehe ich ihn auch mit in das Kochen ein. Aber er bleibt keine 5 Minuten am Tisch sitzen. Weder mit einem Buch, noch mit Geschichten noch mit einer Unterhaltung oder einfach nur Spaß am Essen. Nach ein paar minuten steht er auf. Das führt immer wieder zu Streitereien zwischen meinem Mann und mir, in einem Urlaub im Hotel ist das natürlich auch sehr störend, da immer einer von uns unserem jungen Mann hinterherrennen muss. Wenn wir dann das Essen beendet haben, dann machen wir es meistens so dass einer von uns mit unserem Sohn etwas spielt. Er knetet gerne oder bastelt oder im Sommer gehen wir nach draußen. Wir spielen mit ihm und wechseln zwischendurch dann mal ab dass er etwas alleine spielt und wir ihn nur beobachten. Das klappt an sich gut. Sobald wir aber ein paar minuten Aufmerksamkeit etwas anderem schenken oder andeuten dass das Spielen jetzt zu Ende ist da die Mama z.b. sich auch noch um die Wäsche kümmern muss oder der Papa jetzt wieder Weg zur Arbeit musst gibt es Geschrei. Er ist außerdem sehr perfektionistisch, ich muss gestehen ich eigentlich auch. Aber bei einem dreijährigen ist das schon finde ich überaus ausgeprägt bei ihm. Wenn etwas nicht exakt so läuft wie er sich das vorstellt oder etwas nicht gleich klappt, dann wirft er alle Spielsachen umher und schreit bis er rot anläuft. Weder mein Mann noch ich sind eigentlich sehr lauter Persönlichkeiten, aber es passiert in letzter Zeit immer wieder das auch wir dann irgendwann mal die Geduld verlieren und laut werden. Ich habe auch schon ein paar mal die Tür hinter mir zugeschlagen weil ich einfach nicht mehr wusste was ich noch mit ihm machen soll um ihn zufrieden zu stellen. Es gibt auch zwischendurch immer mal wieder Tage da ist alles ganz harmonisch und er ist ein ganz liebes Kind. Und wenn wir etwas gemeinsam machen, dann klappt das meistens auch. Aber sobald etwas nicht nach seinem Kopf geht und seinen Vorstellungen entspricht, dann tobt er. Gleichzeitig zeigt er uns dass er uns sehr liebt. Er geht ungern in den Kindergarten, kommt dort zwar go mit Kindern zurecht, aber am liebsten ist er zu Hause bei Mama und Papa. Schwierig ist es vor allem auch deswegen weil mein Mann und ich deshalb in letzter Zeit häufiger Streit haben. Mein Mann findet man sollte ihm vielmehr verbieten und ihn sehr autoritär erziehen, ich versuche Verständnis für mein Kind aufzubringen und irgendwo einen Mittelweg zu finden. Aber kaum haben wir ihm etwas erklärt und er hat sich beruhigt, passiert schon das nächste. Er hilft auch bei Hausarbeiten mit oder meinem Mann im Garten. Dabei ist er auch wirklich sehr hilfsbereit und lieb. Insgesamt ist er ein sehr intelligentes, extrem interessiertes und auch wahnsinnig feinfühliges Kind. Gerade deshalb verstehen wir diese Wutausbrüche und dieses unausgeglichen Wesen nicht. Wie können wir dem Ganzen entgegenwirken? Ich habe ihn auch schon mal in sein Zimmer geschickt und ihm erklärt dass er wieder rauskommen darf wenn er aufhört zu schreien, aber das hat mir selbst in der Seele weh getan und er stand dann ganz verzweifelt vor der Türe und hat bitterlich geweint. Wir lieben unser Kind wirklich über alles und versuchen trotz der beruflichen Anspannung wirklich viel Zeit mit ihm zu verbringen und den Tag für jeden angenehm zu gestalten. Wenn er den ganzen Tag mit mir zusammen ist und ich nicht arbeiten muss, dann gehen wir morgens meistens zusammen einkaufen, dann spielen wir zu Hause vielleicht eine halbe Stunde, dann darf er mir bei dem Kochen helfen, dann versuchen wir gemeinsam zu essen, dann versuche ich meistens eine kurze Ruhepause mit ihm einzulegen und vielleicht ein wenig zu malen oder ein Buch anzuschauen und dann z.b. wenn das Wetter ist zulässt nach draußen zu gehen und ein wenig spazieren zu gehen oder auf den Spielplatz. So wäre also ein ganz normaler Tag wenn kein Kindergarten wäre. Was machen wir falsch? Haben sie irgendeinen Tipp für mich?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Passion08, versuchen Sie, noch etwas mehr Struktur in den Alltag zu bringen und wenige Ausnahmen zu machen, an denen sich Ihr Sohn dann festbeißt (Beispiel Tablet). Es sollte einen festen Ablauf geben, gerade morgens. Nicht Ihr Sohn bestimmt, wann er frühstücken möchte. Sie als Eltern sagen, wann gefrühstückt wird. Bestenfalls wird erst nach dem Frühstück gespielt. Wenn die "Pflicht" gut klappt, ist noch Zeit zum Spielen. Er sollte regelmäßig in den Kindergarten gehen, damit für ihn eine Routine erkennbar ist. Wenn Sie mal einen Tag frei haben, nehmen Sie sich gerne Zeit für sich. Bei den Mahlzeiten gilt, dass Essenszeit ist. Da bedarf es kein Buch oder Spielzeug. Achten Sie darauf, dass Ihr Sohn zu den Hauptmahlzeiten auch wirklich Hunger hat, damit ihm das Sitzenbleiben am Tisch leichter fällt. Ggf. lassen Sie Zwischenmahlzeiten weg. Sie können Ihrem Sohn bei verschiedenen Dingen des Alltags unterstützen, wie z.B. sich morgens anzuziehen. Auch wenn er es eigentlich alleine kann, so muss es nicht auf Stress hinauslaufen. Lieber Entspannung auf beiden Seiten. Versuchen Sie nicht, Ihrem Sohn alles recht zu machen. Damit überfordern Sie sich und Ihren Sohn. Sie dürfen Regeln festlegen und dürfen auch daran festhalten. Ihr Sohn wird damit zurecht kommen. Gehen Sie viel mit Ihrem Sohn nach draußen. Gerne vormittags und nachmittags. Er darf sich ordentlich auspowern. Fahren Sie mit ihm Fahrrad/Laufrad, machen lange Waldspaziergänge, spielen Fußball u.ä.. Viel Bewegung bringt i.d.R. mehr Ausgeglichenheit/Entspannung für die Zeit zu Hause. Viele Grüße Sylvia


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