Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Kennt mein Kind seine Mutter noch?

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Kennt mein Kind seine Mutter noch?

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Mein Sohn ist knapp 6 Monate alt. Seit seiner 10.Lebenswoche wird er in der Woche täglich von meiner Mutter betreut, oft vom Aufstehen bis zu Bett gehen weil ich selbständig und alleinerziehend bin. Eine Möglichkeit für mich Zuhause zu bleiben gibt es nicht, sonst müßte ich mein Haus verkaufen, mein Geschäft aufgeben und von Sozialhilfe leben.Auch kann ich niemanden anstellen, der mich entlastet weil dazu die Erträge viel zu gering sind und mich zeitweise schon meine Mutter finanziell unterstützt. Die Betreuung durch meine Mutter fand ich optimal, da er dort viel mehr Liebe erfahren kann als bei einer Tagespflege. Nun sehne ich den Tag herbei an dem er in die Kita gehen kann. Offensichtlich akzeptiert mich mein SOhn nicht mehr als Mutter, überspitzt gesagt fremdelt er gegen mich. Seit einigen Wochen ist es ganz extrem. Das Wochenende ist eine Qual für uns beide. Das beginnt schon beim Aufstehen. Mein Sohn schreit nach einger ZEit unablässig, läßt sich nicht von mir beruhigen. Rufe ich die Oma und sie kommt, ist er sofort ruhig und strahlt. Will auf ihren Arm. Zudem macht sie sehr viele Sachen, die ich Zuhause nicht mache am Wochenende wie z.B. ihn mit dem Bollerwagen in den Schlaf fahren, bei ihm bleiben wenn er schläft und daneben sitzen wenn er aufwacht. Meine Mutter akzeptiert leider die von mir gewünschten Regeln und Methoden nicht, so daß es völlig sinnlos ist mit ihr zu reden. Das begann beim Füttern; obwohl ich wollte, daß er bis zum 6.Monat HA-Nahrung bekommt, weil ich unter allergischem Asthma und HEuschnupfen leide kam ich dazu, als sie ihm im 3.Monat (vielleicht auch schon eher) Grießbrei für Erwachsene mit Milch und Zucker fütterte. Werde ich bös meint sie, ich solle nicht so ein Theater machen, schließlich hätte sie 4 Kinder großgezogen und nicht ich. Das schlimmste ist für mich aber die Frustration. HEute habe ich mir z.B. frei genommen - aber es ist einfach nur ein grauenvoller Tag. Mein Sohn weigert sich von mir die Flasche zu nehmen und als er jetzt, um 14 Uhr noch NICHTS getrunken hatte obwohl ich es seit morgens liebevoll, mit Milch, Saft, Tee versuche blieb mir nichts anderes über als meine Mutter zu holen die ihn dann 250g gab..... Jetzt schläft er und ich sitze hier, heule vor schlechten Gewissen und weiß nicht mehr weiter. Manchmal schreit mein Sohn auch, wenn ich ihn abends von der Oma abhole. Und manchmal tut sie mir dann noch obendrein weh indem sie sagt: "Siehst du, er will nciht mit zu dir, dann laß ihn doch auch hier schlafen!" Das habe ich noch nie gemacht und auch für den heutigen Tag habe ich mir von meiner Mutter gewünscht, daß sie uns "in Ruhe" läßt, aber.... Kann ich überhaupt noch irgendetwas tun? Oder soll ich komplett die Erziehungsmethoden meiner Mutter kopierern? Oder soll ich ihn vielleicht doch zu einer Tagesmutter geben? Danke für Ihre Antwort. Gabriele


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Hallo Gabriele Ihr Sohn ist im Moment sehr unsicher.Als Trost vorab: das geht vorüber. Mit seinen erst 6 Mon. spürt er einerseits schon die enge Bindung zu Ihnen, andererseits erfährt er die Betreuung und Zuwendung Ihrer Mutter.(bei anderen Kindern trifft Letzteres auf die Betreuung in einer Kinderkrippe zu) Diese Unsicherheit äussert sich bei Ihrem Sohn in Weinen und Nahrungsverweigerung. Die wirksamste Hilfe zur sicheren Orientierung können Sie ihm geben, in dem Sie und Ihre Mutter eine Einigkeit im Erziehungsstil finden. Das bedeutet meist ein Entgegenkommen von beiden Seiten und viele, viele Gespräche.- Da sich Ihre Mutter tagsüber vorwiegend mit Ihrem Sohn beschäftigt und die Grundversorgung sicher stellt, sollten Sie sich in den Abendstunden möglichst nur emotional mit ihm beschäftigen. Streicheln Sie ihn viel, lesen Sie ihm etwas vor, singen Sie mit ihm oder spielen Sie Fingerspiele. Haben Sie so viel Körperkontakt, wie er zu lässt. Je mehr Sie sich in Ihrem bisschen Freizeit mit Ihrem Sohn beschäftigen, umso stärker wird seine Bindung und sein Vertrauen zu Ihnen. Haben Sie viel Geduld, und verzweifeln Sie nicht. Je weiter Ihr Sohn in der Entwicklung fortschreitet, um so mehr kann er sich bei mehreren Bezugspersonen gleichzeitig sicher und geborgen fühlen. Auch bei einer Tagesmutter sind intensive Absprachen und ein übereinstimmender Erziehungsstil notwendig. Kopf hoch und: bis bald?


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Hallo Gabriele, ich habe Deinen Beitrag gestern schon gelesen und habe lange überlegt, ob ich Dir hier antworten soll. Ich habe mich dazu durchgerungen. Dein Problem hat mich sehr berührt. Ich finde es schlimm, daß Dir die Erziehung Deines Kindes derart aus den Händen genommen wird. Sicherlich ist Deine Mutter während der Woche die Hauptbezugsperson, aber sie sollte Deine Vorstellungen respektieren und auch - soweit möglich - befolgen. Das beziehe ich zunächst mal auf die Ernährung. Hier einfach entgegen Deinen Wünschen UND den medizinischen Empfehlungen zu handeln ist schlicht und ergreifend eine Frechheit. Bezüglich des Einfahrens und Beruhigens muß ich sagen, daß ich das bei meinem Kind auch so mache und es auch gar nicht schlimm finde. In dem Alter brauchen Kinder m.M. einfach Begleitung in den Schlaf. Ganz allgemein ist es natürlich so, daß die Kinder in dem Alter sich auf die Person fixieren, die die meiste Zeit mit ihnen verbringt. Das ist ja bei arbeitenden Vätern genauso. Die müssen sich dann am Wochenende auch erstmal wieder eine gewisse Stellung "erarbeiten". Das würde Dir mit einer Tagesmutter vermutlich genauso gehen. Aber ganz allgemein habe ich den Eindruck, daß Deine Mutter Dich noch nicht "ins Leben entlassen" hat und Dich nach wie vor wie ein Kind behandelt. Sie respektiert Dich nicht. Das wäre bei einer Tagesmutter anders. Da besteht die nötige Distanz zu Dir und Deinem Kind. Aber insgesamt finde ich es auch besser, wenn die Kinder von der Oma betreut werden, wenn das möglich ist. Vielleicht würde ein wirklich ernstes Gespräch mit Deiner Mutter helfen, in dem die Möglichkeit Tagesmutter auch androhst. Du mußt ihr klar machen, daß Du jetzt erwachsen bist und für Dein Kind verantwortlich bist. Sie hilft Dir dabei, aber dabei muß es auch bleiben. Ich hoffe, Du findest eine Lösung. Viel Kraft und ein hoffentlich schönes Wochenende wünscht Dir Andy.


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hi- auch ich hatte ihren Beitrag schon gestern abend gelesen und viel darüber nachgedacht. Ich stimme Dir zu, wenn Du sagst, ihre Mutter sollte ihre (moderneren) ERziehungsmethoden akzeptieren, insgesamt habe ich aber den Eindruck, daß sie die Unzufriedenheit mit ihrer Situation auf ihre Mutter projektiert. Die Mutter hilft ihr und stellt ihr eigenes Leben hinten an und wir wissen, wie anstrengend so ein Säugling sein kann. Da ist nicht nur Ganztages- sondern sogar Ganzwochenbetreuung schon ein enormes Entgegenkommen der Mami für die Tochter, das kann sie sonst mal suchen. Sie bekommt ein Kind und Oma wird zum zweitenmal Mutter..... Daß die Mami dann natürlich so handelt, wie sie es für richtig hält, ist aus Sicht der Mami auch klar, da sie sich ja den ganzen Tag mit dem Kind beschäftigt. Daß bei der Tochter jetzt so etwas wie Wut-Gefühle gegenüber der Mami aufkommen, finde ich nicht gerade fair. Ihre Mutter kann nichts für ihre Situation, im Gegenteil, sie hilft ihr ja so gut, wie sie kann. Meiner Meinung nach wird sich sowieso nur was ändern, wenn sie ihr Leben umstellt. Klingt zwar hart, aber im Moment heißt es bei ihr anscheinend Mutterrolle oder Beruf. Anders wird es nciht gehen. So, wie es jetzt läuft, wird der Kleine sie nie als Mami, als Bezugsperson akzeptieren. Das geht nur, wenn sie wieder Zeit mit ihm verbringt, zumindest die nächsten 2 -3 Jahre, dann kann er ja wieder zu einer Tagesmami. Da das bei ihr anscheinend berufsmäßig nicht geht, muß sie wohl entweder den status quo so akzeptieren - und sollte nicht sauer auf ihre Mami reagieren (das finde ich nämlich eine Frechheit) oder sie für ihre Situation verantwortlich machen - oder sich einen anderen Job suchen. Anders wird es nicht funktionieren, wie denn auch? eva


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Also ich muß hier Andy beipflichten. Es ist ein sehr großes Problem, denn Dir bleibt nichts anderes übrig, als Dein Kind nichts selbst zu betreuen. Das Verhalten Deiner Mutter ist ein Unding, es ist immer noch Dein Kind und Du entscheidest, was mit ihm passiert. Ich würde auf jeden Fall ein klärendes Gespräch führen aber ich schätze. Du wirst nicht umhin kommen, entweder Deine Mutter machen zu lassen oder eine Tagesmutter zu nehmen. Denn ehrlich gesagt, wenn wie alles nach ihrem Gutdünken tut und den Kleinen noch zusätzlich entfremdet, ist sie keine wirkliche Unterstützung. Allerdings mußt Du auch darüber nachdenken, beruflich etwas zu ändern, denn das dein Kind sich nicht an Dich gewöhnen kann, wenn Du nie da bist, daran ändert auch eine andere Betreuungsperson nichts.


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und ich weiß sehr wohl, was sie für mich, für uns leistet. ich lasse auch keine wut an ihr aus, im gegenteil, ich bin froh, wenn es ruhig und harmonisch zugeht denn wir sind eine ausgesprochen ruhige familie. ich frage hier nur, was ich noch machen kann, wie ich mit meinem kind umgehen soll und ich "oute" mich in meiner ganzen hilflosigkeit. ich nehme mir die rüge, mein kind alleine zu lassen um arbeiten zu gehen nicht an, weil ich nicht meine, daß mein kind glücklicher mit einer mutter wäre die (und mein sohn ja dann mit) von sozialhilfe lebt, einen arsch voll schulden hat (entschuldigung!) und den ganzen tag zuhause hockt! und nein, es sind keine konsumschulden - ich habe mein elternhaus saniert und meine schwestern ausgezahlt und wohne dort mit meiner mutter die renterin ist und meinem sohn. ich bin auch keine 21 oder 27 ich bin 36 jahre alt und denke schon, daß ich bis an diese stelle meines lebens einiges richtig gemacht habe inklusive die entscheidung für mein kind und für meine arbeit die uns ernährt. und jetzt verrate ich allen zweifelnden mal nochwas: mein vater starb als ich 4 jahre alt war, ich war das jüngste kind - und meine mutter hat ihr ganzes leben lang gearbeitet! jawoll, wir gingen ALLE 4 ab dem 3. monat in die kindergrippe, dann in den kindergarten und dann in den schulhort bis zur 5. klasse! und ich sehe nicht, daß meine schwestern oder ich einen milieuschaden davongetragen hätten. auch haben wir uns nicht von unserer mutter entfremdet und ich kann mich nicht daran erinnern, plötzlich lieber bei der kindertante oder der hortnerin gewesen zu sein als bei meiner mutter. zudem war das oben beschriebene in der DDR so usus, es gab nämlich schlicht und ergreifend keinen erziehungsurlaub zu "unserer" zeit. ob das gut war oder schlecht darüber will ich nicht urteilen, fakt ist, daß es so war und auch, daß ich nicht aufhören KANN zu arbeiten, außer ich fiele tot um. also nicht vorschnell urteilen!!!!!!! Gabriele


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Ich bin auch ein Krippenkind, mein SOhn ging ebenfalls in die Krippe, es geht nicht darum ob es für ein Kind gut ist, wenn es außer der Mutter von anderen betreut wird. In der Krippe herrscht eine ganz andere Situation, dort sind erstens mehrere "Tanten" und zweitens viele Kinder, so daß eine so enge Beziehung wie bei EInzelbetreuung gar nicht entstehen kann. Nur bei Deiner Mutter sehe ich das Problem, daß sie das Kind nahezu zwingt, eine Mutter-Kind-.Beziehung aufzubauen, aus welkchen Gründen auch immer. Und hier wirst Du wohl eine Entscheidung treffen müssen. Mit dem beruflichen meinte ich zumindest, vielleicht ist es für dich möglich, die Zeit so einzuteilen, daß du auch masl tagsüber bei deinem Kind bist, vielleicht auch von zu Hause aus was machst. Auf jeden Fall ist meine Ansicht, da Dein Kind noch sehr jung ist, wird sich, solange Du nicht eingreifst, nichts ändern. Alles Gute


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Hallo ! Mein Sohn wird seid seinem 3 Monat von meinen Eltern (Oma und Opa) betreut. Meine Erfahrungen mit den Erziehungsmethoden meiner Eltern sind i.O. Sie halten sich ein meine Empfehlungen. Zwar darf er dort mehr, aber da muß ich durch. Was ich allerdings anmerken wollte ist, dasß mein Sohn jetzt 17 Monate seine Bezugspersonen immer wieder gewechselt hat. Mal wollte er nicht bei Oma und Opa bleiben, mal wollte er nicht mit mir mit wenn ich ihn abgeholt habe. Sollte er bei seinem Papa auf den Arm hat er geschrien was das Zeug hielt und nach einer Zeit war nur noch sein Papa wichtig. Also ich glaube das mit deinem Sohn ist nur eine Phase. Allerdings würde ich über die Erziehung mit deiner Mutter ein Wort sprechen. Ich bin aber der Meinung das eine Oma besser ist als eine Tagesmutter. Bettina


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