Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Jähzorn bei 1jähriger Tochter

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Jähzorn bei 1jähriger Tochter

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Schuster, ich muß mich heute mal mit einem Problem an sie wenden, das fast schon etwas peinlich ist. Meine Tochter ist gerade 1 Jahr alt geworden und hat seit den letzten Wochen ein ganz schlimmes Verhalten. Wenn sie spielt und etwas tun will, was nicht gleich so klappt, wie sie sich das gedacht hat, wird sie ganz heftig. Sie "schimpft" ganz doll, verzieht das Gesicht zu einer bösen Grimasse und wirft wütend das Spielzeug durcheinander. Ich versuche immer beruhigend auf sie einzureden, frage sie, was nicht geklappt hat, ermuntere sie, es noch einmal zu probieren, aber das hilft gar nichts und manchmal krallt sie dann auch ihre kleinen Finger in mich hienein, daß es mir weh tut. Für mich sind diese Situationen sehr schlimm, weil ich selbst ein sehr jähzorniger Mensch bin, mich oft mit meiner Wut nicht in der Kontrolle habe und ihr derartiges Verhalten oft vorlebe. Es ist für mich selbst so schwer, mich in der Gewalt zu haben und ich möchte, daß meine Tochter ein besserer Mensch wird, als ich es bin. Ich habe wirklich Angst, daß ich sie durch meine eingenen Ausbrüche, die sie oft genug miterlebt hat in ihrer Entwicklung negativ beeinflußt habe und möchte ihr so gerne helfen. Ich selbst schaffe es nicht, mich zu ändern, ich habe durch die ständige Betreuung meiner Tochter keine Kraft für sowas. Haben Sie eine Rat, wie ich ein bißchen stoppen kann, was ich hier bereits losgetreten habe. Kann ich etwas für meine Tochter tun, auch wenn ich selbst so bin? Dazu kommt noch, daß sie in der letzten Zeit unheimlich anghänglich ist, immer zu mir hoch will und ihren Vater gar nicht ansieht, wenn ich da bin. Das war schon mal besser. Gestillt will sie auch immerzu werden, wenn etwas passiert ist (z. B. hinfallen). Das alles trägt dazu bei, daß ich ohnehin nicht sehr ausgeglichen bin und nun muß ich auch immer noch ihre Wutausbrüche ertragen. Ich hoffe sehr, Sie können mir helfen! Vielen Dank für Ihre Antwort!


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Hallo B.M. Sophie Ihre Tochter hat entdeckt, dass sie einen eigenen Willen hat, der nicht immer mit Ihrem übereinstimmt und den sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln auch durchsetzen möchte. Dabei stößt sie entwicklungsbedingt an Grenzen, die sie hilflos und wütend werden lassen. Gehen Sie in akuter Situation zu ihr hin und nehmen Sie sie -falls sie es zulässt- wortlos in den Arm. Sagen Sie ihr verständnisvoll, dass Sie ihr gerne helfen möchten, das Problem zu lösen, wenn sie ihre Wut rausgelassen hat. Wehrt sie sich gegen Körperkontakt, bieten Sie ihr ein "Wutkissen" an, das sie bearbeiten kann um sich abzureagieren. Zeigen Sie ihr auf diese Weise, dass Sie sie auch dann akzeptieren und lieb haben, wenn sie aus hilfloser Wut ein soben beschriebenes Verhalten zeigt. Bevor Sie selbst ärgerlich werden, drehen Sie sich lieber um oder beginnen Sie zu singen.- Bewahren Sie Ruhe, die sich auf Ihre Tochter übertragen wird. Viel Erfolg und: Friedliches Wochenende!


Mitglied inaktiv

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Hallo! Entschuldige bitte, wenn ich jetzt mal ganz direkt frage: Machst Du es Dir nicht etwas einfach, wenn Du sagst, Ich selber kann (will) mich nicht mehr ändern, aber meine Tochter soll so werden, wie ich gern wäre??? Zum einen finde ich es bei so kleinen Mäusen ganz normal, wenn sie ihren Frust auf diese Weise rauslassen, auch bei den ganz Kleinen gibt es schon sowohl introvertierte als auch extrovertierte "Typen". Nätürlich kann ich auch verstehen, daß Du nicht möchtest, das Deine Tochter so ein "Wutzwerg" wird, aber dann wirst Du wohl auch nicht darum herumkommen, an Dir selber zu arbeiten. Schließlich sind die Eltern für Kinder in dem Alter immer Vorbild. Gerade neulich habe ich ein ähnliches Problem mit meinem Mann diskutiert. Meine Kinder hatten sich von mir einen "Anpfiff" eingefangen, weil sie nicht aufgeräumt hatten. Da mußte ich mir von meinem Mann sagen lassen, daß ich ja nicht gerade als leuchtendes Beispiel vorangehe :-( na ja, wo er Recht hat, hat er Recht. Also nimms mir bitte nicht übel, aber ich denke, wenn Du Deine Tochter bei der Art ihrer Reaktionen positiv beeinflussen willst, wirst Du wohl oder übel die gewünschten Reaktionen vorleben müssen Davon abgesehen bin ich der Ansicht, daß es immer auch eine Typfrage ist, wie jemand reagiert, Du wirst Deine Tochter also sicher nicht hundertprozentig steuern können ( und das ist auch gut so)LG Tina.


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