Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Ist er Autist?

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Ist er Autist?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, ich hatte letzte Woche ein Entwicklungsgespräch im Kindergarten, welchen unser Sohn (er wird in 2 Monaten 4 Jahre alt) seit ca. 4 Monaten besucht. Er geht jeden Morgen sehr gerne dort hin. Und obwohl uns bestätigt wurde, dass er sich gut eingewöhnt und auch schon Freunde gefunden hat, hat seine Erzieherin das Gespräch damit begonnen, dass unser Sohn nicht in der Lage sei, Blickkontakt zu halten und oftmals mehrmals angesprochen werden muss. Dieses Verhalten sei auch allen anderen Erzieherinnen aufgefallen. Dass er ein kleiner Träumer ist, haben wir schon sehr früh bemerkt. Manchmal starrt er (aber nur für ein paar Sekunden) Löcher in die Luft, ist aber dann auch sofort wieder mitten im Geschehen, wenn man ihn anspricht. Die Erzieherin meinte dann, dass evtl. etwas mit seinem Hör- und Sehvermögen nicht stimmt. Meiner Ansicht nach hört und sieht er aber ausgezeichnet. Rufe ich ihn beispielsweise, kommt in 95 % der Fälle ein sofortiges „Ja“ als Antwort. Daraufhin hat sich das Kindergartengespräch in die Richtung entwickelt, dass es „schon auffällig“ sei, dass er Blickkontakt meidet. Ich habe in den letzten Tagen darauf geachtet und festgestellt, dass er wirklich nicht gerne Blickkontakt mit Erwachsenen hält (mit Kindern ist das wiederum kein Problem). Und nachdem die Erzieherin immer wieder das Wort „auffällig“ benutzt hat, habe ich mich im Internet etwas umgehört und bin auf das Thema Autismus gestoßen. Ist es wirklich möglich, dass mein Sohn autistisch ist? Er spricht inzwischen sehr gut, obwohl er auch gerne Dinge wiederholt, er spielt gerne mit anderen Kindern und ist kein bisschen kontaktscheu (es ist eher so, dass er alle Leute einfach anquatscht) und ist sehr bewegungsfreudig. Auch puzzeln, kneten, Eisenbahn und Auto spielen, Fahrradfahren, Bücher anschauen, fernsehen, turnen, schwimmen gehören zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Auf der anderen Seite ist er aber auch allem Neuen gegenüber sehr aufgeschlossen. Manchmal wiederum ist er sehr trotzig, wenn etwas nicht so läuft, wie er das möchte. Er könnte scheinbar ausrasten, wenn er die Autotür nach dem Einsteigen und Anschnallen auf seiner Seite nicht selbst zuziehen darf oder er wird sauer, wenn jemand anderes den Lichtschalter im Treppenhaus anschaltet. Manchmal sehe ich, dass er beim Laufen etwas „tippelt“, d.h. nur auf den Zehenspitzen läuft (dies aber nur manchmal). Wenn er Dinge erzählt, dann benutzt er beispielsweise keine einleitenden Sätze, sondern erzählt einfach darauf los, so als müssten alle wissen, wovon er spricht. Ich verstehe meist, was er mir eigentlich sagen will, allerdings geht es anderen oft nicht so, so dass ich häufig erklärend einspringe. Meine Frage ist nun, ob ich mich wirklich verrückt machen sollte oder einfach noch einen Monat abwarte und den Kinderarzt bei der U8 darauf anspreche. Vielen Dank für Ihre Hilfe


Beitrag melden

Hallo Lilly93 Bitte machen Sie sich keine allzu großen Sorgen. Meiner Ansicht nach hat das Verhalten Ihres Sohnes mit Autismus überhaupt nichts zu tun. Vermutlich ist er ein Einzelkind, das verunsichert ist, sobald andere Erwachsene als die vertrautesten Bezugspersonen (Mama, Papa) "Forderungen" an ihn stellen. Da die ErzieherInnen nun aber die Erwartungshaltung haben, dass etwas getan werden muß empfehle ich Ihnen einen Kurzbericht zu erbitten. Diesen Kurzbericht, der sicherlich auch nicht "von Heute auf Morgen" angefertigt wird, legen Sie dann dem behandelnden Kinderarzt vor.- Manche Kinderärzte legen gleich mehrere Vorsorgeuntersuchen von ca. gleichaltrigen Kindern an einem Tag fest um bessere Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Darum ist es evtl. besser, bereits jetzt das Gespräch zu ihm zu suchen mit der Info über das Entwicklungsgespräch. Er kann dann selbst entscheiden, ob er vorher noch einen Untersuchungstermin anberaumt oder den bereits vereinbarten Termin zur U8 beibehält. Liebe Grüße und: bis bald?


Hexhex

Beitrag melden

Hallo, ich finde, Dein Sohn klingt überhaupt nicht so, als hätte er autistische Züge. Dagegen spricht zum Beispiel seine Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem und dass er im Kiga Freunde hat, mit denen er ja auch normal und mit Blickkontakt umgeht, wie Du sagst. Auch scheint er keine Stereotypien, Tics oder rituellen Handlungen zu haben. Dass Dein Sohn Erwachsenen gegenüber keinen Blickkontakt mag, zeigt eigentlich eher, dass er hier noch etwas unsicher ist. Wenn Du Dir trotzdem Gedanken machst, sprich doch mal mit Eurem Kinderarzt über das Verhalten Deines Sohnes. Er wird Dich sicher beruhigen können! Weißt ja, es geht meist schief, wenn man als Laie anfängt, im Internet zu stöbern. Dabei gerät man immer sehr schnell zu den schlimmen Störungen oder Krankheiten, das Phänomen ist ja bekannt. Ärzte haben immer schon Angst, wenn Leute herbei geeilt kommen, die sich ihre Verdachtsdiagnose aus dem Internet gefischt haben... Natürlich gehört die Unfähigkeit, Blickkontakt herzustellen, z. B. zum Asperger Syndrom oft dazu. Da kommen aber 100 weitere Dinge hinzu, die Dein Sohn eben nicht hat. Wenn seine Scheu vor Erwachsenen anhält, würde ich eher an eine Ergotherapie denken. LG


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Vielen Dank für die Antworten. Bin jetzt ein bisschen beruhigter. Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass ich meinen Sohn seit diesem Kindergartengespräch ständig beobachte und schon das kleinste "komische Geräusch" bei mir den Gedankengang auslöst, dass er nicht "normal" sein könnte. Ich hoffe, ich bin einfach nur eine Glucke und das sich das alles in Wohlgefallen auflösen wird. Viele liebe Grüße Lilly93


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.