Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Ist das noch normal?

Frage: Ist das noch normal?

Pearflower

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Hallo. Mein Sohn wird demnächst 3 Jahre und ist im Moment nicht zu ertragen. Er hat von Anfang an viel geweint, fand nur schwer in den Schlaf und brauchte (und bekam) sehr viel Nähe. Seit er 2 Jahre alt Ist, ist aber alles vorbei und meine Geduld ist am Ende. Er flippt täglich mehrfach bei der kleinsten Kleinigkeit aus und lässt sich durch nichts beruhigen. Teilweise ist er eine Stunde lang wie im Tunnel :( Vor ein paar Tagen wurden wir bei so einem Anfall in der Stadt von einer Frau angesprochen, die meinte mein Kind sei nicht normal und das wir uns Hilfe suchen sollen. Diese Worte nagen schwer an mir. Habe ich in der Erziehung versagt und mir ein "Arschlochkind" herangezogen, weil ich ihn verwöhnt habe? Wieso ist es (immernoch) so schwer für ihn mit Wut und Enttäuschung umzugehen?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Pearlflower, Sie haben in der Erziehung nicht versagt, weil Sie Ihren Sohn womöglich verwöhnt haben. Zu sehr verwöhnen kann man sein Kind in den ersten Lebensjahren nicht. Vielmehr ist der Umgang mit Trotz Charaktersache. Wenn Ihr Sohn mehrfach am Tag so ausgeprägt wütend ist und sich jeweils über längere Zeiträume nicht beruhigen lässt, können Sie darüber nachdenken, Ihren Sohn bei einem Osteopathen vorzustellen. Manchmal sind es kleinste "Verschiebungen" im Körper, die ein Kind unruhig und wenig belastbar machen. Sie selbst können versuchen, oftmals ein Nein zu vermeiden. Bieten Sie stattdessen eine Alternative an. "Einen Keks kannst du jetzt nicht haben. Ich kann dir aber einen Apfel klein schneiden." Wechseln Sie gerne auch mit Ihrem Sohn den Raum, wenn es z.B. darum geht, dass er unbedingt etwas haben möchte, was sich im Zimmer befindet, in dem er sich gerade aufhält, er es aber nicht haben soll. Unterstützen Sie Ihren Sohn in den kommenden Monaten ein wenig, damit er nicht so häufig so wütend und enttäuscht sein muss. Ablenkung muss grundsätzlich in dem Alter nicht mehr sein, dürfen Sie Ihrem Sohn aber gerne zusätzlich anbieten, damit er aus dieser Frustschiene herauskommen kann. Bleiben Sie bei einem Trotzanfall auch immer in seiner Nähe, so dass er sich jederzeit Trost suchen kann. Keinesfalls sollte er in ein anderes Zimmer gebracht werden. Das wird ihn nur noch trauriger machen und er fühlt sich für sein Verhalten bestraft. Viele Grüße Sylvia


Meeresschildkröte

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Weil er erst 3 Jahre alt ist? Und was irgendwelche Leute auf der Straße von sich geben, sollte man getrost ignorieren... Ansonsten kann Frau Ubbens sicher noch gute Tipps beisteuern.


Lewanna

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Lass dir bloß nichts von fremden Leuten einreden. Sie kennen euch doch überhaupt nicht. Kinder sind unterschiedlich, der eine flippt aus und schmeißt sich im Supermarkt auf den Boden, während ein anderes Kind der Mama hilft die Sachen in den Wagen zu legen. Das liegt aber am Charakter und nicht an der Erziehung. LG


Laria2611

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Liebe Pearflower, ich verstehe dich sooo gut. Ich dachte gerade ich lese mich selbst vor einigen Jahren. Mein Sohn kam auf die Welt und weinte furchtbar viel. Er lies sich die ersten 2 Jahre kaum sättigen vor Nähe und mit Beginn der Trotzphase wurde er, kaum auszuhalten, wütend. Über die kleinsten Kleinigkeiten. Jeden Tag und sehr ausufernd. Er schrie bis zu einer Stunde und war kaum kontaktierbar dabei. Ich habe die Zeit einfach neben ihm verbracht und wenn möglich ihn gehalten(und über ADHS, Verzogenes kind usw nachgedacht). Bei aller Wut, Verzweiflung und Zweifel an meiner Erziehung habe ich auch immer seine eigene Verzweiflung gespürt. Er ist einfach mit vielem überfordert gewesen... ABER die Zeit hat gezeigt, dass die Begleitung, die vielen Gespräche mit ihm(mit steigendem Alter versteht sich) und das ich akzeptiert habe, dass er nicht so ist wie die mit denen ich mich immer innerlich heimlich verglichen habe, sondern gut so ist, wie er ist, aus ihm heute, im Schulalter, einen lieben, empathischen, robusten Jungen mit hoher Frustrationstoleranz gemacht hat. Was ich sagen will ist folgendes: 1. allein deine Frage spiegelt wieder, dass du deine Erziehung scheinbar bedacht wählst und nicht immer den einfachsten Weg für dich nimmst. 2. Andere leute sehen immer nur den einen Moment und sie haben KEINE AHNUNG. Und 3. Jedes kind ist anders und die Willensstarken kinder brauchen wahrscheinlich mehr Nerven und eine aufreibende Begleitung mit klaren Konsequenzen und noch mehr Liebe. Aber nicht jedes Kind ist gleich krank und schon gar nicht falsch o.ä. nur weil es nicht in die Norm passt. Halte durch!!! Es wird noch viel Energie kosten und du wirst deine eigene Strategie entwickeln für euch, aber irgendwann wird es besser und ich wünsche dir von Herzen, dass du ähnliche Erfahrungen machst und ihr beide später belohnt werden für eure Kraft... alles gute...


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