Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Ist das noch normal? Leider recht lang...

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Ist das noch normal? Leider recht lang...

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Frau Schuster, ich bin inzwischen doch ziemlich ratlos, was das derzeitige Verhalten unseres 6jährigen Sohnes angeht. Er ist letzte Woche 6 geworden und ein doch recht schlaues Kind, der intellektuell um einiges weiter ist, als manche Altersgenossen. Dies wurde uns auch von seiner Erzieherin im Kindergarten bestätigt. Das Problem ist allerdings, dass er emotional scheinbar arg "hinterher hinkt", was sich vor allem zeigt, wenn er wütend ist. Derzeit bekommt er zum einen Trotzanfälle, die er bei weitem nicht mit 2/3 Jahren hatte, so dass er auch mal mitten auf der Straße kreischt und schreit, wenn ich z.B. beim Abholen aus dem Kindergarten schon etwas schneller als er gegangen bin und nicht zurückkomme an die STelle, wo er noch steht und gerne abgeholt werden möchte. Es fallen dann die schlimmsten Schimpfwörter gegen mich und es wird geschrien, was nur möglich ist. In der Regel bleibe ich dann hart, bleibe stehen und versuche ihm ruhig zu sagen, dass ich auf ihn warte und er kommen kann. Ich sage ihm aber auch, wenn er weiter schreit und nicht nachkommt, würde ich langsam weiter gehen, was ich dann auch mache. Zu Hause ist es zum Teil richtig heftig: Wenn er sich selber wehtut, weil er gestolpert ist oder sich aus Wut irgendwo gestoßen hat, schlägt er auf mich ein, beschimpft mich wieder aufs Heftigste und rastet förmlich aus. Wenn ich ihm dann sage, er ist einfach gestolpert oder hat sich gestoßen, was halt mal passiert, rastet er oft richtig aus. Manchmal behauptet er dann auch nocht, ich hätte ihn geschupst. Es reichen oft kleinste Anlässe, die ihn zum Ausrasten bringen. Er schlägt mich derzeit wirklich oft und wenn er richtig in Rage ist, spukt er mich an und tritt nach mir. Wir hatten als Konsequenz auf das Hauen und die Schimpferein schon diverse Male Fernsehverbot (mit Ankündigung), was aber nichts gebracht hat. Mittlerweile bekommt er Strafminuten in seinem Zimmer, wo er mal 10 Minuten bleiben muss, bis er sich beruhigt hat. Meistens versuche ich ihm bestimmt aber halbwegs ruhig, zu erklären, dass sein Verhalten absolut nicht in Ordnung ist, aber ich dringe oft gar nicht zu ihm durch. Einmal war ich so wütend, als er mich abends nach dem Baden wieder mal aus einem wirklich nichtigen Grund gehauen hat, dass ich ihn auf die Hand zurück gehauen habe, was mir dann sofort wieder leid tat. Er verspricht immer wieder, mit diesen Schimpfereien und dem Schlagen aufzuhören, aber ich haben den Eindruck, er kann das in der Wut gar nicht mehr steuern. Was dem völlig entgegen steht, ist, dass er zum Beispiel beim Schwimmkurs oder beim Sport (er spielt seit 2 Monaten Handball) total zurückhaltend und unsicher ist und sich auch so oft wenig zutraut und super hohe Ansprüche an sich hat. Er hängt dann total an meinem Rockzipfel und will nicht mehr zum Training gehen, wenn es mal etwas schwieriger wird. Das war schon immer so. Auch meine Versuche, ihm Alternativen zu zeigen, was er machen kann, wenn er wütend ist und die Wut an sich auch sein darf, stoßen nicht auf Erfolg. Es hab immer wieder in den letzten Jahren Phasen, wo er aus Wut gehauen hat, aber im Moment ist es wirklich heftig und mit seinen 6 Jahren auch für mich recht schmerzhaft. Da die Ausbrüche so heftig sind und derzeit sehr oft kommen, sind wir echt ein wenig ratlos. Mein Mann sagt inzwischen schon, dass sei nicht normal und wir müssten mal mit ihm zum Psychologen. Aber ich denke immer noch, dass es doch Möglichkeiten geben muss, selber mit den Situationen klar zu kommen. Ich hatte immer wieder mal mit unserer Kinderärztin darüber gesprochen als er noch kleiner war, aber sie sah bisher keine Veranlassung, dies zu therapieren. Kann es sein, dass ihn die bevorstehende Einschulung so verunsichert oder dass es sich um "Spätfolgen" von der Geburt seines kleinen Bruders handelt (er wird 11 Monate alt)? Vielleicht haben sie ein paar Tipps für uns! Herzlichen Dank und viele Grüße JanMami


Beitrag melden

Hallo JanMami Da Ihr Sohn intellektuell recht weit entwickelt zu sein scheint, vermute ich, dass er insgesamt ein wenig unterfordert ist. Gleichzeitig wird er eine recht niedrige Frustrationstoleranz haben, d.h., dass er mit Enttäuschungen nicht umgehen kann und dann "ausrastet". Helfen können Sie ihm (hoffentlich) in konkreten Situationen, indem Sie zunächst einmal Mitgefühl zeigen, um dann eine konkrete Konfliktlösung vorzuschlagen. So können Sie z.B. auf dem Nachhauseweg die Zeit stoppen und seinen Ehrgeiz wecken, wie schnell er er bis zu Ihnen rennen kann. Hat er sich weh getan, bzw. ist er gestolpert, darf er zu Ihnen kommen, damit Sie den Schmerz wegpusten können oder er darf sich einen kalten (Wasch-)Lappen auf seine Beule legen, den er sich aber selbst holen DARF. Schlägt er so gerne, schenken Sie ihm bei Gelegenheit einen Boxsack -natürlich mit Boxhandschuhen:-) - den er dann jeweils bearbeiten darf, sodass er Niemandem weh tun muss. Wenn noch nicht erfolgt, rate ich Ihnen aber auch, einmal die Seh- und Hörfähigkeit Ihres Sohnes überprüfen zu lassen, da nicht selten entsprechende Ursachen für unsicheres Verhalten sorgen. Auf die Einschulung wird Ihr Sohn sich vermutlich eher freuen und die Geburt seines Bruders liegt meiner Ansicht nach schon zu weit zurück, als dass diese Faktoren die Ursache für beschriebenes Verhalten sind.- Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

ICH FÜHLE ZU 100% mit DIR !! Bei mir ist es fast genauso.........auch ich habe einen 6 J Sohn der sich fast genauso verhält..(bis auf das spucken)...und auch wir haben einen kleinen Bruder (ist aber 19 Mon) Ich bin echt gespannt auf die Antwort von Fr.Schuster!! ALLES GUTE für Euch und gute Nerven ;-)) LG Heike


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.