Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Ich weiß nicht weiter

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Ich weiß nicht weiter

Mika14

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Liebe Frau Ubbens, ich wende mich an Sie, weil ich mit meinem 3 1/2 jährigen Sohn nicht weiter weiß. Ich muss dazu sagen, ich bin selbst Sozialpädagogin, müsste es eigentlich besser wissen. Aber er treibt mich in die Verzweiflung. Er kann lieb und nett, höflich und sozial sein. Aber manchmal hat er Trotzphasen, die immer wieder eskalieren. Es ist schlimmer geworden, seit sein kleiner Bruder vor 5 Monaten geboren wurde. Ich hab ihm deshalb auch immer täglich Zeit nur für ihn eingeräumt, Mein Mann und ich versuchen viel, dass er sich nicht benachteiligt fühlt. Aber Bruder sein heißt nun jetzt halt mal auch, manchmal warten zu müssen oder teilen zu müssen. Nun ist es so, dass er in solchen Phasen gar nicht mehr hört. z.B. heut früh in der Straßenbahn auf dem Weg zum Kindergarten. Wir trafen zufällig uunsere Nachbarin. Erst hat er sich noch nett mit ihr unterhalten, doch dann fing rer an, albern zu werden. Er hat sie gekniffen, ist auf dem Sitz rumgehüpft, hat laut rumgeschrien, wollte sie dann festhalten als sie aussteigen musste. Ich hab erst ruhig gessagt er soll hören, dann bestimmter, dann gedroht er kriegt zuhause nix Süßes mehr usw. Nix hat geholfen, er hat sich nen Spaß draus gemacht. Auch im Kindergarten bekomm ich oft die Rückmeldung, dass er nicht hört oder Quatsch macht. Anderes Beispiel: er soll abends ins Bett. Dann rennt er davon, versteckt sich unterm Tisch, wenn Papa schimpft hat er ihn sogar, wenn wir dann sagen hauen ist nicht ok sagt er "Doch!" und macht weiter, dann ziht er den Schlafanzug nicht an usw. Ermahnen, Schimpfen, mit Sandmannverbot drohen - nichts hilft. Erst wenn ich das Licht ausmache und Tür zumache und sage, ich mach erst wieder auf wenn er sich beruhigt hat, dann steht er hinter der Tür und sagt, "Ich bin jetzt wieder lieb". Dann lässt er sich ins Bett bringen, um wenig später aber wieder heimlich aufzustehen oder laut zu singen (so dass sein kleiner Bruder nicht schlafen kann). Wir sind echt am Ende mit ihm. Ich merke dann selbst, dass ich wahnsinnig wütend werde und ihn am liebsten anschreien würde. Ich verstehe ja, dass es auch mit Eifersucht auf den Bruder, Aufmerksamkeit bekommen wollen usw. zu tun hat. Aber ich hab das Gefühl, wir drehen uns immer im Kreis und er lernt absolut nichts aus unseren Ermahnungen oder mitunter Strafen (z.B. dass der Sandmann dann wirklich ausfällt). Haben Sie vielleicht noch einen Rat ?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Mika14, der Sandmann ist so unheimlich weit weg und interessiert im Ernstfall auch nicht, ebenso die Süßigkeiten später am Tag, wenn es in der Straßenbahn nicht klappt. Das Verhalten Ihres Sohnes hat von hier aus betrachtet wenig mit der Geburt des Geschwisterchens zu tun. Vielmehr ist er in einem Alter, in dem er ausprobiert, wie weit er gehen kann. Wichtig ist nun, ihm eine klare Linie aufzuzeigen und zu Konsequenzen zu greifen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Benehmen stehen. Zu Ihren Beispielen: Ihr Sohn albert in der Straßenbahn. Sie fordern in einmal freundlich aber bestimmt auf, es zu lassen. Hört er nicht, erfolgt eine Konsequenz. Sie nehmen ihn beispielsweise, auch unter Protest, auf Ihren Schoß. Oder Sie steigen mit ihm aus und warten auf die nächste Straßenbahn. Beispiel abendliches Zubettgehen: Sagen Sie Ihrem Sohn nicht nur, dass es jetzt darum geht, sich für´s Bett fertig zu machen, sondern nehmen ihn von vorneherein an die Hand und gehen mit ihm gemeinsam ins Bad usw.. Auf diese Weise zeigen Sie ihm, dass sie es gemeinsam machen, was viel mehr Freude macht und auf der anderen Seite hindert ihn dies am Weglaufen. Mit drei Jahren dürfen Sie als Eltern Ihrem Sohn, wenn Sie es möchten, auch noch in den Schlafanzug helfen, dann macht das Zubettgehen ein wenig mehr Spaß. So und ähnlich können Sie auch in anderen Situationen handeln: Konsequenzen sollten ohne viele Ermahnungen zeitnah erfolgen und bei manchen Dingen darf Ihr Sohn "an die Hand" genommen werden. Viele Grüße Sylvia


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