Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Ich verstehe das nicht (sehr lang)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Ich verstehe das nicht (sehr lang)

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Hallo liebe Frau Schuster, ich habe im Moment ein "Problem" mit einem meiner Zwillies (16 Monate) das mir aufs Gemüt schlägt. Ich gehe Vollzeit arbeiten. Das geht glücklicherweise von 5:00 bis 14:30. Ich fahre danach so schnell wie möglich nach Hause um die Zeit mit meiner Familie zu verbringen (Einkäufe, Arztbesuche nehme ich allerdings auch gelegentlich wahr). Ich denke ich bin eine liebevolle Mutter der relativ selten der Geduldsfaden reißt (gut ab und zu werde ich auch mal laut, aber selten). Ich versuche meinen Kindern die Liebe, Förderung, den Freiraum zum Entwickeln zu geben den Sie brauchen. Nun ist mein Zwilling 1, Connor, seit ca. 1 1/2 Monaten in einer schwierigen Phase (Trotzalter, schon ?). Wenn er nicht gleich hochgenommen wird, etwas nicht bekommt was er will etc. fängt er an zu Weinen/Schreien und wirft sich in eine Zimmerecke. Im Moment hat er recht oft solche Phasen wo er ständig auf den Arm will. Wir versuchen diesem Wunsch so oft wie möglich nachzukommen aber das geht halt nicht immer. Wenn er dann nicht getröstet wird, steigert sich das Crescendo. Mir fällt jetzt auf, daß er sich anscheinend viel meht meinem Mann zuwendet und auf mich "pfeift". Wenn ich von der Arbeit komme läuft Zwilling 2, David, in meine Arme, Connor lacht mich kurz an und macht das weiter was er zuvor gemacht hat. Er will auch meist von Papa hochgenommen werden wenn der da ist, bei mir dreht er sich schonmal weg. Gestern Abend wollte ich Ihn fürs Bett fertig machen und er flippte aus, drehte sich weg, weinte und zeigte, daß der Papa das machen soll. Nun finde ich es ja toll, daß er seinen Papa so liebt, aber ich war ganzschön verletzt. Ein paar Tränen sind gefloßen. Ich habe Angst, daß mein Söhnchen anfängt mich abzulehnen. Ich glaube, daß ich ja garkeine Dankbarkeit erwarte, obwohl ich mir oft genug ein Bein ausreiße um Job und Familie unter einen Hut zu kriegen. Ich verstehe sein Verhalten nur nicht, es tut mir einfach weh. Am Ende fehlt mir der psychologische oder pädagogische Background oder einfach die Erfahrung. Die beiden Mäuse sind unsere einzigen Kinder. Wahrscheinlich sehe ich das einfach zu eng. Der Kopf sagt "..er macht das ja nicht absichtlich..", aber meine Gefühle kann ich damit halt nicht abschalten. Außerdem fällt mir ein, daß meiner Meinung nach dieses Verhalten nach Urlauben oder Wochenenden schlimmer ist, bin mir aber nicht sicher. Haben Sie vielleicht eine Idee dieses Verhalten zu verstehen ist, ich glaube ja nicht, daß mein Kind mich absichtlich verletzt. Alles Liebe, Gudrun


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Hallo Gudrun Was meinen Sie, wie Connor reagieren würde, wenn Sie mal einen Tag nicht nach Hause kämen oder er sich weh getan hat und getröstet werden möchte!?- Nehmen Sie`s nicht zu tragisch, dass er im Moment seinen Papa ein wenig mehr "um den Finger wickeln kann". So haben Sie mehr Zeit und Ruhe sich David zuzuwenden. Irgendwann wird er auf Sie gar nicht verzichten wollen, während dann David die Vorzüge des Papas, der sich nun mal anders als Sie verhält, zu schätzen weiß. Nach einem Wochenende oder Urlaub, an dem die Zwillis beide Eltern und deren jeweilige Vorzüge gleich lang genießen konnten, wird Connor in einen Zwiespalt der Gefühle geraten und gar nicht mehr wissen, zu Wem er gehen soll, da er ja eigentlich sowohl die Mama als auch den Papa gleich lieb hat.- Sehen Sie`s deshalb möglichst gelassen und werfen Sie Ihre zeitweise Enttäuschung über Bord! Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo Gudrun, ich kann dich nur zu gut verstehen. Bei uns ist das so, dass ich nachts Colin und mein Mann Samantha betreut. Daraus hat sich zwischen den Beiden auch ein sehr inniges Verhältnis ergeben und Samantha geht oft zu meinem Mann, wenn ich zum Beispiel einmal schimpfe oder sie ins Bett soll. Auch nachts wendet sie sich eigentlich nur meinem Mann zu und lässt mich links liegen. Da geht es mir wie dir. Ich finde das für meinen Mann natürlich schön, es nagt aber ungemein an meinem Mutterstolz. Aber ich weiss natürlich auch, dass das normal ist und sich in Phasen auch wieder ändert (was glaubst du wenn bei uns der Opa kommt!!Da bin ich auch bei Colin absolut abgeschrieben!!!). Aber wenn wirklich etwas wichtiges ist z.B. Krankheit oder Schmerzen, dann kommt sie doch zu mir. Samantha zeigt ihre Gefühle sowieso nicht so und schaut auch nur kurz auf wenn ich von irgendwo her wieder nach Hause komme. Selbst wenn sie beim Abschied heulen fällt die Begrüssung immer sehr spärlich aus. Ausserdem versuche ich es natürlich zu akzeptieren, wenn sich die Kinder nicht nur von mir Zuneigung holen. Denn oft genug habe ich ja das Gefühl ihnen nicht beiden gleichzeitig gerecht werden zu können. Bin gespannt, was Frau Schuster schreiben wird. Also Kopf hoch und nur kein schlechtes Gewissen. Alles Liebe Sabine mit Samantha und Colin


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.. ich versuche ja auch beiden gerecht zu werden. Deswegen schlafe ich immer eine Woche bei Connor, eine bei David und kümmere mich täglich mehr um den Einen oder Anderen (wenn beide "normal" drauf sind)...Vielleicht muß ich doch akzeptieren, daß mein Mann die Hauptbezugsperson ist. Der macht sich um sowas gar keinen Kopf *beneid*. Ich bin da halt doch ganz schön emotional *Frau bin*, seufz. Danke Sabine, fürs Aufbauen Gudrun


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Hallo, ich habe nur einen Sohn, aber das Verhalten war in dem Alter Deiner Kinder genau das gleiche... Es gab Zeiten, da war es schon extrem, wie der Kleine entweder Mama oder Papa bervorzugt hat. Richtig verletzend konnte es sein, wenn er einen abgewiesen hat. Tatsächlich haben wir bemerkt, daß es damit zusammenhing, mit wem er die letzten Tage intensiver verbacht hatte. Das ging über einen Zeitraum von ca. 4 Monaten so. Wurde dann auch nur langsam besser. Heute ist er knapp 3 und freut sich sowohl über Mama als auch über Papa. Dafür kommt er nun in die Phase, daß wenn ich mit ihm schimpfe, er nach Papa brüllt...und umgekehrt. Im Endeffekt ist es nunmal absolut normal, wie Deine Kinder sich verhalten. Auch der Charakter scheint da eine Rolle zu spielen: unser Sohn war die ersten 1,5 Jahre überhaupt nicht anlehnungsbedürftig (außer als Säugling, da hatte er ja keine Wahl *g*). Heute sucht er schon öfters mal unsere Nähe, ist aber absolut kein Kuschelkind. Das war für mich auch nicht immer leicht zu akzeptieren. Aber es wird besser, und es ist normal...das sollte man sich eben immer klar machen. Achja, als unser Kleiner damals mehr auf mich als auf meinen Mann fixiert war, haben die beiden angefangen immer samstags schwimmen zu gehen. So sind sie sich dann auch näher gekommen. So, nun aber alles Gute Jana


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