Mitglied inaktiv
Liebe Frau Schuster, dieser Text wird vermutlich ziemlich lang, aber in diesem Fall geht es wohl leider nicht kürzer. Ich mache mir Sorgen um meine Nichte (4 Jahre). Ihre Mutter ist verstorben, da war sie noch nicht mal 2 Jahre alt. Ihr Vater mußte ja weiterarbeiten und somit kam die Kleine oft zu den Großeltern. Da wurde sie natürlich nach Strich und Faden verwöhnt. Und bis dahin war sie ja auch bei allen Großeltern die einzige Enkelin. Ihr Vater hat (Gott sei Dank) den Lebensmut nicht aufgegeben und hat ziemlich schnell wieder eine neue Beziehung begonnen. Seine (damals noch) Freundin wurde nach kurzer zeit schwanger und bekam ein Kind. So weit, so gut. Sie heirateten. Jetzt ist es aber so, daß meine Nichte Eßstörungen hat und zwar schon sehr lange. Ich weiß, jedes Kind hat mal eine Phase, in dem es nicht so viel isst. Bei ihr ist es aber immer so. Sie isst kaum, stochert nur in ihrem Essen herum und versucht immer, mit leerem Bauch vom Tisch zu kommen. Als die Großeltern sie noch "betreuten", wurde ihr ja alles nachgetragen. Na, und wenn sie nicht essen wollte, dann gab´s eben etwas, was sie mochte (Eis, Joghurt etc.). Jetzt läuft es aber so ab, daß, wenn sie nichts essen mag, sie mit dem Teller nach oben in ihr Zimmer geschickt wird und sie nicht eher herunter kommen darf, bis sie aufgegessen hat. Die Eltern versuchen nun, das verwöhnte wieder aus ihr herauszubekommen. Bei einer Familienfeier z. B. wollte sie nicht essen und da wurde sie vor versammelter Mannschaft von ihrer Stiefmutter "zur Sau gemacht". Auch werden die zwei Kinder nicht gleich behandelt. Die Jüngere (fast 2) hatte auch eine Weile Probleme mit dem Essen, da war es aber okay. Sie bekam ihre Flasche und gut. Seitdem die Jüngere da ist, wird auf der Großen nur herumgehackt. Und der Vater scheint nicht zu überlegen und macht mit. Neulich hat die Große ihrem Vater ganz unmißverständlich gesagt, er sei doof. Das gibt ihm aber leider wenig zu denken, statt dessen sagte er zu ihr, dann sei erst mal zwischen den beiden Sendepause. Ich mache mir wirklich große Sorgen. Ich sehe, daß sie Ihre Seele schreit und sie deswegen nicht isst. Es war ja auch nicht leicht für sie, erst starb ihre Mutter, dann wurde sie ständig "herumgereicht" zu den Opa´s und Oma´s und nun noch eine neue Mutter und eine Schwester. Ich habe schon einmal versucht, mit ihrem Vater zu reden, aber er sieht das ganze Ausmaß nicht. Meiner Meinung haben sie jetzt schon eine zukünftige Magersucht- oder Bulimie-Patientin am Tisch sitzen. Die Stiefmutter sieht das auch so und meint, da muß man nur Konsequent sein und die Fehler der Oma´s und Opa´s ausbügeln. Wenn ich jedoch mal auf deren Fehler hindeuten würde, wüsste ich, daß ich dann diejenige wäre, die fertig gemacht wird (die Stiefmutter kann sehr böse werden). Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Einerseits möchte ich meiner Nichte helfen, andererseits will ich keinen Streit in der Familie. Und ansonsten packt kein Familienmitglied dieses heiße Eisen an, sprich: Es bleibt alles so. Ich könnte Ihnen noch tausend Sachen erzählen, Sie können sich so gar kein richtiges Bild machen. Es ist ja auch nicht so, daß die Eltern nur hart sind. Aber oftmals messen sie eben mit zweierlei Maß und die Große schneidet schlecht dabei ab. Was kann ich tun? Vielen herzlichen Dank fürs Lesen, ich weiß es war lang! Liebe Grüße Shorty
Christiane Schuster
Hallo Shorty Da weder die Mutter noch der Vater bereit zu sein scheinen Ratschläge wenigstens mal anzuhören um sich anschließend eine eigene Meinung zu bilden, bzw. um ihr Erziehungsverhalten zu reflektieren, können Sie Nichts weiter tun, als selbst dem Kind "den Rücken zu stärken": Laden Sie Ihre Nichte so oft es geht zu gemeinsamen Unternehmungen und auch zu sich nach Hause ein. Geben Sie ihr die Möglichkeit, zu Ihnen ein starkes Vertrauen aufbauen zu können. Kurz gesagt: Sorgen Sie dafür, dass das Mädchen wenigstens bei Ihnen eine Oase des Wohlbefindens und der Zufriedenheit vorfindet. Kochen Sie mit ihr gemeinsam mal etwas Leckeres und lassen Sie sich bei der Auswahl der Gerichte von ihr beraten. Kochen und Essen sollen letztendlich Spaß machen und nicht zur Pflicht werden. Vielleicht können Sie den nächsten Kindergeburtstag in Ihren Räumen feiern?- Laden Sie dazu auch die übrige Familie Ihrer Nichte ein, damit es zu keiner Entfremdung kommt. Stärken Sie das Selbstbewußtsein Ihrer Nichte so weit, dass sie genau weiß, dass sie mit allen Sorgen und Problemen zu Ihnen kommen kann und dass sie bei Bedarf auch mal in Ruhe gelassen wird. Auf diese Weise tun Sie wahrscheinlich nicht nur dem Kind sondern auch seinen Eltern einen Gefallen, da der Vater bestimmt auch manches Mal "zwischen 2 Stühlen" sitzen wird: Einerseits wird er an seine erste Frau und seine Ehe mit ihr denken, andererseits möchte er auch der neuen Familiensituation gerecht werden, nach vorne schauen und ein zufriedenes Leben führen.- Geben Sie Ihrer Nichte einen Halt und stärken Sie ihr Vertrauen zu Ihnen! Viel Kraft, Diplomatie und: bis bald?
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