Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

"ich hab dich nicht lieb..."

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: "ich hab dich nicht lieb..."

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Mein Sohn Dominik ist 4 Jahre alt. Mein Mann und ich sind gemeinsam selbständig (teils im Kundenkontakt unterwegs, teils zuhause am Computer), sodaß wir -je nachdem wer gerade beruflich "gefragt" ist -abwechselnd bei den beiden Kindern (Dominik 4 und Bernhard 2 Jahre)zuhause sind. An den Tagen, an denen mein Mann zuhause ist (oder auch während ich beim Computer sitze), läßt er sie alles machen, was sie wollen - wenn ich mittags zu hause vorbeischaue, sind sie die Kinder oft noch im Pyjama, haben nicht Zähne geputzt und sitzten alle 3 (Papa inkl.) vor dem Fernseher oder der Playstation mit - meiner Meinung nach - nicht geeigneten Programmen (Star Trek etc.) Wenn ich dann zuhause bin, schalten wir den Fernseher gar nicht mehr ein, putzen Zähne, räumen auf usw. Daß Dominik die Tage mit Papa wesentlich lieber sind, hat er schon vor einigen Monaten klar gestellt, in den letzten Wochen hat sich die Situation aber richtig zugespitzt. Schon in der Früh darf ihm jetzt nur noch der Papa Frühstück geben, wenn er in der Nacht aufwacht, soll nur der Papa zu ihm kommen... Zu mir sagt er dann (wortwörtlich!): "ich will nicht, daß du mir beim anziehen hilfst, weil ich hab dich nicht lieb" oder "ich will daß der papa heute mit uns spielt, weil den hab ich so lieb und dich nicht so". Das verletzt mich natürlich und ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll. Zuerst habe ich geschimpft, gesagt, daß es lächerlich ist, und er z.B. das Brot essen soll, egal wer es ihm auf den Teller legt. Das hat nichts gebracht. Ich habe versucht ihm zu erklären, daß er ja nicht für mich frühstückt, zähneputzt, aufräumt etc., sondern daß er sonst Hunger hat, seine Zähne kaputt werden und weh tun, die einzelnen Spielzeugteile verloren gehen usw. Auch ohne Erfolg. Mit meinem Mann habe ich darüber gesprochen, daß ich nicht immer die "schwarzer peter"-Position haben möchte, und daß er auch die "unangenehmeren" Dinge (wie Zähneputzen, aufräumen) mit den Kindern machen muß. Aber er genießt seine neue Position, daß er so wichtig ist... Wenn er doch einmal etwas macht, dann kann ich im Arbeitszimmer daneben seine Argumente hören: "Wir müssen jetzt noch schnell zähneputzen, weil sonst regt sich die Mama wieder über mich auf". Mein Mann und ich haben überhaupt eine ziemliche Ehekrise, wobei ich mir jetzt rückblickend gar nicht sicher bin, was zuerst war, unser Streit (den wir zwar versuchen nicht vor den kindern auszutragen, aber irgendwie bekommen sie das natürlich mit), sein - meiner meinung nach - verantwortungsloses Verhalten den Kindern gegenüber, oder Dominiks "Zurückweisung". Auf jeden Fall schaukelt sich derzeit das alles gegenseitig auf. Daß es mich trifft, wenn mein kleiner Liebling tagtäglich zu mir sagt, daß er mich nicht mag, tut mein Mann als lächerlich ab ("Das meint er eh nicht so") - Und dann hebt er beim Frühstuck stolz das Brot, das ich auf Dominiks Teller gelegt habe (und gegen das er protestiert), hoch und legt es wieder hin - Und läßt sich als bester Papa der Welt anhimmeln. ....und ich bin einfach nur verzweifelt... sandra


Beitrag melden

Hallo Sandra Wie schon in den übrigen Tipps zu lesen ist, sehe auch ich das Problem in der Uneinigkeit zwischen Ihnen und Ihrem Mann. Ihr Sohn wird Sie ganz bestimmt lieb haben, aber er wäre kein Kind, würde er die "Bonbons" seines Papas ablehnen.- Zwar können Sie gegenüber den Kindern Damit argumentieren, dass Sie gerne möchten, dass Dominik und Bernhard gesund bleiben sollen, damit sie später mal in Kiga und Schule nicht so oft krank sind, wenn Ausflüge o.Ä. gemacht werden, dass sie lernen müssen sich alleine zu waschen und anzuziehen um auch mal bei einem Freund schlafen zu dürfen, usw.; da Ihr Mann Das aber sicherlich auch möchte und genauso wenig wie Sie Wert darauf legen wird, dass die Kinder Sie später gegeneinander ausspielen werden, sollten Sie einige grundsätzliche Überlegungen zur gemeinsamen Erziehung der Kinder anstellen und sich nach Möglichkeit über die Methode einig werden. Versuchen Sie doch mal, ganz allein mit Ihrem Mann 2 Tage verbringen zu können, während Ihre Söhne von einem Familien-Angehörigen oder einem Babysitter betreut werden. Ein klärendes Gespräch wird sich dann sicherlich viel einfacher führen lassen als mit dem gleichzeitigen Druck Ihrer beruflichen Tätigkeit und mit der Anwesenheit Ihrer Kinder. Sollten Sie mit Ihrem Mann keine Basis für ein gemeinsames, klärendes Gespräch finden, rate auch ich Ihnen sich professionelle Hilfe zu holen um diesen Teufelskreis möglichst schnell durchbrechen zu können. Handeln Sie aus Verantwortungsgefühl für Ihre KInder! Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Sandra, so ähnlich geht es meiner Schwester. Ich unterstelle Deine Mann einfach mal, dass er Deinen Großen irgendwie gegen Dich und Deine Erziehungsmethoden aufwiegelt. Das merkt man auch an dem Spruch: "...das müssen wir noch schnell machen sonst meckert Deine Mutter mich wieder an!!" Da ihr auch noch in einer Ehekrise steckt sind Eure Kinder das beste Mittel um Druck auszuüben. Dein Sohn finde ich ist nicht das Problem, sondern Dein Mann. Frag Deinen Großen doch mal warum er das zu Dir sagt und erkläre ihm, dass Dich das traurig macht. Was ihm nicht gefällt, wenn Du zu hause bist. Dann rede Mit Deinem Mann "Klartext" und sag ihm, dass Du das Gefühl hast, dass er Den Großen gegen Dich ausspielt, weil er vielleicht ein Problem in Eurer Ehe sieht. Ich lese das hier aus Deinem Posting, dass die Kinder als grund nur vorgeschoben werden. Und weil dein Mann Dir nicht direkt sagen will, was ihm an Dir stört und er sicherlich weis , dass Kinder sehr beeinflußbar sind, tut es nun Dein Sohn auf seine unbefangene Art. Ich meine damit, dass das nicht von Deinem Sohn kommen kann, sondern ich das Gefühl habe, dass es von außen kommt. Ihr Eltern solltet Euch ganz dringend unterhalten und bitte Sandra ich glaube fest, dass Dein Liebling Dich sehr lieb hat, aber er kann bestimmt nichts dafür. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen und wünsche Dir, dass alles wieder in Ordnung kommt. LG Doreén


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Sandra, das hat mich wirklich sehr betroffen gemacht, was Du geschrieben hast. Ich kann mir gut vorstellen, daß es Dir wirklich total wehtut, auch wenn Dein Sohn natürlich noch garnicht abschätzen kann, was er da sagt. Von Deinem Mann finde ich es richtig gemein, Dich so auszuspielen, das ist ein ganz klarer Machtkampf, leider auf dem Rücken der Kinder (und auf Deinem.) Leider kann ich Dir da nicht viel raten, da fällt mir auch nichts ein. Ich finde, Du solltest Dich dringend an eine Beratungsstelle wenden, und wenn Dein Mann zu einer Eheberatung nicht bereit ist, dann geh alleine. Da kannst Du gute Tips, Ermutigung und Begleitung in Deiner schwierigen Situation bekommen.. Ich wünsche Dir alles Liebe, Bonni


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Sandra, was Du schreibst, ist nicht schön und ich kann Deine Verzweiflung und Enttäuschung gut verstehen. Dein Sohn ist sicherlich nicht das "Problem" (können Kinder überhaupt ein Problem sein), offensichtlich ist es die Krise mit Deinem Mann, der sich nach Deiner Beschreibung nicht nur unfair Dir gegenüber verhält, sondern unverantwortlich Euren Kindern gegenüber. Was soll Dein Sohn denn lernen? Natürlich liebt er Dich, auch wenn er anderes spricht - er kann ja die Tragweite noch gar nicht nachvollziehen. Er ist gezwungen so Partei zu ergreifen - das kann man keinem Kind zumuten! Abgesehen davon, ist natürlich die eigentliche Vernachlässigung elterlicher Pflichten (dazu gehört das Heranführen an eine Selbständigkeit und das macht Dein Mann offensichtlich nicht!) auch negativ für die Gesamtentwicklung. Wenn ich es richtig verstehe, geht Dein Sohn wohl noch nicht in einen Kindergarten. Das würde ich als allererstes für ihn anstreben, evtl. besteht sogar die Möglichkeit einer Betreuung nach veränderten Öffnungszeiten also bis zum Nachmittag, damit er den Umgang mit anderen Kindern lernt und nicht dem Spannungsfeld von Euch so viel ausgesetzt ist. Mit Deinem Mann solltest Du Klartext reden und wenn Dir was an Eurer Beziehung liegt (davon gehe ich mal aus), dann würde ich Euch auch eine Eheberatung empfehlen. Ihr schlittert in eine Situation hinein, die für Euch nicht gut ist und Eurem Sohn dauerhaft schaden kann. Ich halte Dir die Daumen und wünsche Dir viel Kraft den nächsten Schritt zu tun. Viele Grüße Trine


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

moin sandra, doofe situation. dein sohn sagt, dass er dich nicht liebt. das musst du entsprechend entschlüsseln. er will dir damit etwas sagen, vermutlich, dass er das gefühl hat, du liebst ihn nicht mehr? könnte das sein? schaue mal aus seiner sicht auf dich. vielleicht lässt du unbewusst deinen frust, den eigentlich dein mann abkriegen sollte, an ihm aus? bist weder besonders einfühlsam, noch liebevoll, sondern meckerst nur noch? verletzt seine gefühle mit worten wie - das ist lächerlich? ich finde, du solltest ihn als aller erstes in den arm nehmen und sagen, dass du ihn lieb hast. und dann ganz genau schauen, dass euer verhältnis zueinander auf eine liebevolle basis zurück kommt, dass ihr im gespräch bleibt, du sagst, was du von ihm möchtest, dass er tun soll und umgekehrt, ihm auch die möglichkeit zu geben, sich äußern zu dürfen. nimm ihn ernst, er ist dein kind, ein kleiner mensch, der deine liebe und dein verständnis braucht. du und dein mann solltet ein gespräch führen, indem jeder seinen frust äußern kann, ohne dass der andere gleich auf abwehr, aggression, stur schaltet. gemeinsam die verletzungen und enttäuschungen auf den tisch legen und versuchen schritt für schritt euch wieder näher zu kommen. falls die fronten so verhärtet sind, dass das nicht mehr geht, vielleicht auch an eine paartherapie denken? *daumendrück* lg e.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Erst mal ein herzliches Dankeschön für alle Tipps. Das Festlegen von gemeinsamen verbindlichen Erziehungsregeln (z.B. wieviel fernshen pro tag), die für uns beide (mich und meinen Mann) gelten, habe ich schon mehrmals mit ihm zu besprechen versucht, aber für ihn ist das alles "psychologischer Krimskrams". Seine Argumente sind dann immer: Was sollen fixe Regeln, die Einstellung ist krank, daß z.b. beim fernsehen oder Playstation spielen 59min noch ok sind, und 1h2min ist "oh-ganz böse"! Wenn ich dann sage, so exakt muß man das ja nicht einhalten, mehr als Richtlinie, dann kommt er jedesmal mit: Wenn ich es eh nicht einhalten muß, brauchen wir auch keine Regeln. Und gegen eine Eheberatung hat er ähnliche Abneigung - "weil er keinen Psychater (oder noch schlimmer so einen Möchtegern-Psychater = Gesprächstherapeuten, Psychologen etc.) braucht." Hat irgendjemand Erfahrung mit Eheberatung allein - bringt das was? Und wenn, wo im Raum Wien/Niederösterreich-Süd könnte man sich hinwenden? Ansonsten versuche ich im Moment, mich ganz besonders um Dominik zu kümmern, ihm klarzumachen, daß ich ihn sehr lieb habe - und nicht ständig herumzunörgeln. Gestern waren wir in unserer Spielgruppe (da geht mein Mann aus Prinzip nicht hin - sondern immer ich), und heute vormittag mußte ohnehin mein Mann beruflich unterwegs sein. So hat sich die Situation wieder gebessert. Wenn mein Mann nicht da ist, ist alles scheinbar kein Problem -Gestern haben wir gemeinsam Mittagessen gekocht (und Dominik durfte die Paprika schneiden) und heute hat er ein Bild davon gemalt und er mir geschenkt "dann kannst du es mitnehmen, wenn du arbeiten mußt" :) :) :)-ich hab mich so gefreut!!!!!!!!!!!!! Heute nachmittag mußte dann wieder ich arbeiten, und abends war wieder so eine Szene. Bis vor einigen Monaten war fast ausschließlich mein Mann beruflich tätig (weil solange Dominik und Bernhard noch ganz klein waren, war es ihm zuhause zu stressig)- erst seit einiger Zeit findet er es zuhause eigentlich viel gemütlicher, sodaß ich immer mehr Teile der Arbeit übernehme - wahrscheinlich ist das auch ein Grund: Vorher war ich den ganzen Tag für Dominik da, jetzt bin ich plötzlich oft weg, und wenn ich dann endlich komme, schimpfe ich auch noch rum... Da ist sicher ein gewisser Frust von seiner Seite da. Daß mein Mann ihn bewußt aufhetzt, nehme ich nicht an. Aber es stimmt schon (heute abend habe ich das genau beobachtet...), daß er sich diebisch freut, wenn Dominik mich so richtig abblitzen läßt, und mich das offensichtlich trifft. Und das ist für Dominik sicher wieder eine Bestätigung. Naja, im Moment habe ich - v.a. nach den letzten beiden Tagen - das Gefühl, ich kann die Situation ändern, und Dominik meint das wirklich nicht so. Vielen Dank nochmal für all die lieben postings! @Trine: Ja, Dominik geht noch nicht in den Kindergarten. In dem Stadtteil, in dem wir wohnen, verdienen die meisten besser als wir, die Mütter sind alle "Nur-Hausfrauen" und die Kindergärten in unserer Umgebung nehmen sowieso alle erst ab dem vollendeten 3. Lebensjahr (weil für früher einfach zu wenig Nachfrage ist), viele Familien geben die Kinder auch erst ein Jahr später (mit 4). Da die Kindergärten in Wien kostenpflichtig sind (auch die öffentlichen!) war das für uns auch eine Kostenfrage. Wir haben Dominik für diesen Herbst bei einem Kindergarten angemeldet, der uns sehr gut gefallen hat, und in den auch viele Kinder, die wir bereits vom Spielplatz kennen, gehen werden. Der bietet auch für die "zukünftigen Kunden" eine Spielgruppe an: Di und Do vormittag treffen sich da die Kinder und Mütter einfach zum kennenlernen, und schon Kontakte knüpfen, da sind wir regelmäßig und Dominik kennt schon die meisten 4- und 3-jährigen, die ab Herbst dann im Kindergarten sind, und freut sich auch schon sehr darauf. Ab Anfang Juni dürfen sie zur Eingewöhnung kommen (Juli, August ist eigentlich Sommerbetrieb - nur 1 Gruppe statt 4- eben nur die Kinder mit den beruftätigen Eltern - eigentlich Sommerpause wie die Volksschulen) und im September gehts es dann wieder los. Da hast Du sicher recht, daß ihm das guttun wird, aus unserer Familien-Spannung herauszukommen! Nochmal danke an alle - sorry, daß es wieder so lang wurde... Sandra


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.