Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Hin- und hergerissen - bräuchte mal wieder einen Rat ... (-: (sorry, länger)

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Frage: Hin- und hergerissen - bräuchte mal wieder einen Rat ... (-: (sorry, länger)

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Schuster ! Da bin ich mal wieder. Die Zeit rennt, es sind nun noch 4 Wochen zum errechneten ET von Mika und ich werde zunehmend müder, unmobiler und träger ... - das kennt wohl jede Schwangere ... Momentan macht mir Momo zwar nicht gerade Kummer, aber trotzdem hoffe ich auf einen Rat von Ihnen, weil ich mich nicht recht entscheiden kann, wie ich mich "richtig" verhalten soll. Wir hatten nun eine längere Zeit eine sehr friedliche und glückliche Phase, es war wirklich harmonisch und ausgeglichen, was sich natürlich wechselseitig immer noch mehr aufbaute. Momo ist sehr selbstständig geworden in den letzten Wochen, er freut sich nach wie vor auf das "Beeebi", kuschelt mit meinem Bauch und mit mir, hat geholfen, das Babybettchen zu renovieren (eigentlich war es sogar eher eine Restauration, es stammt noch von meinem Mann (-:) und war einfach durchweg - für seine Verhältnisse - pflegeleicht. Da er seine Grenzen und Fähigkeiten nun auch schon sehr gut einzuschätzen weiß, haben wir einige "Barrikaden" (Treppengitter) abgebaut - nicht zuletzt auch deswegen, weil ich mir zunehmend schwerer tue, mit meiner Kugel ständig darüberzuklettern. Nun hat er seit ca. 3 Wochen wieder eine neue Phase. Den Kinderwagen lehnt er nun rigoros ab, den Tragesack läßt er im Zweifelsfall mal eher durchgehen, aber auch nur unter Protest. Er will viel und oft nach draußen und ich erfülle ihm diesen Wunsch auch gerne - auf Spielplätze oder Spaziergänge mit unserem Hund, neuerdings hat sich eingebürgert, daß Sonntags unser Papa mit ihm loszieht zu irgendwelchen Unternehmungen und auch das tut uns ALLEN sehr gut - ich komme zur Ruhe in der Zeit, Momo ist begeistert und men Mann hat einiges dazu"gelernt" (wenn ich´s mal so ausdrücken darf), ihre Beziehung ist seither viel inniger geworden und auch meine "Wochenleistung" wird entsprechend mehr anerkannt (tut auch mal gut *grins*). So weit wäre also alles ganz prima. ABER: In letzter Zeit entwickelt Momo nun (wieder) eine enorme Anhänglichkeit, die teilweise doch über meine momentan verfügbaren Kräfte geht. Sind wir unterwegs, will er ständig auf den Arm. Wie gesagt: KiWa oder Tragetuch wird abgelehnt, laufen will er dann auch nicht. Ich habe mal versucht, durchzuziehen, daß ich dann gesagt habe, wenn Du nicht laufen willst, müssen wir wieder nach Hause gehen (mit entsprechender Erklärung, daß ich ihn einfach mit seinen nun fast 14 kg wirklich nicht mehr ständig tragen kann). Dann läuft er ein Stück weiter und der Terz geht von vorne los. Drehen wir um, ab nach Hause, ist er unleidig und fängt an zu weinen - gehe ich stur weiter und warte, daß er schon kommen wird, läuft er heulend in eine anderen Richtung weg. NEHME ich ihn auf den Arm, ist alles o.K. und nach einer (mal kürzeren, mal längeren) Weile ist es wieder gut und er will von sich aus wieder runter - aber ich schaffe es wirklich kräftemäßig nicht, ihn den halben Spaziergang zu schleppen ... Auch zuhause ist es etwas problematischer geworden. Er hatte eine gute Phase, in der er sich auch viel alleine beschäftigt hat, mit seinen Duplosteinen vorwiegend, aber auch mit Bauklötzen, Haus erforschen, Schränke ausräumen etc. ... Nun ist irgendwie ein toter Punkt - wenn wir gemeinsam spielen, ist alles o.K., er beschäftigt sich mit einfachen Puzzles oder dem Steckwürfel, hört sich Kinderlieder an (die er prinzipiell selber aussucht und in den Kassettenrekorder steckt) und kuschelt derweil mit mir, schaut mit mir Bücher an, hilft mir tatkräftig im Haushalt (saugen, spülen, Fenster putzen, Wäsche waschen ...), all das friedlich und ausgeglichen. Alleine geht gerade gar nichts mehr und ich habe das Gefühl, daß ihm zur Zeit dazu das passende Spielzeug fehlt - und bin ratlos, was ich ihm anbieten kann (Ende der Woche hat er seinen 2. Geburtstag, es wäre also eine gute Gelegenheit, aufzustocken, wenn ich wüßte, was). Die Holzeisenbahn interessiert ihn nicht und die Sachen, die wir gemeinsam machen, bekommt er alleine noch nicht hin. So hängt er nun den ganzen Tag an mir - und sucht auch viel Nähe - und ich bin mir nicht ganz schlüssig, welche Einstellung dazu die richtige ist: Einerseits denke ich: Es ist o.K., denn bald werden wir soviel Zeit sowieso nicht mehr intensiv für uns alleine haben, andererseits ist es aber auch so, daß ich denke, es war gut, daß er auch seine "eigenen" Zeiten hatte und wenn wir die einfach so unter den Tisch fallen lassen, wird es ihm noch schwerer fallen, wenn er sich bald wieder mehr alleine beschäftigen MUß. Zudem kann und will ich ihn nicht den ganzen Tag hoffieren, ich denke, mit 2 Jahren sollte er sich durchaus auch mal ein paar Minuten selbst genug sein. Und nun ist es halt so, daß er mir dann einfach nachdackelt, wenn ich meine Sachen verrichte, bei denen er nicht helfen kann (ich arbeite nebenbei ein wenig für meinen Mann zuhause). Früher war da ausgegrenzt durch die Treppengitter und hat das auch gut akzeptiert, nun, wo alles offen ist, denkt er nicht daran, sich mal z.B. in seinem Zimmer umzuschauen oder im Wohnzimmer zu bleiben, sondern kommt halt einfach mit und steht dann mehr oder weniger unentschlossen Gewehr bei Fuß. Nicht, daß er mich dadurch stören würde, aber glücklich kann er damit doch auch nicht sein, oder ? Puh ... ehrlich gesgat habe ich dann schnell ein schlechtes Gewissen, wenn er so unschlüssig hinter/neben mir ausharrt und kürze meine Zeiten zusammen (was auf der anderen Seite auch bei mir wieder unterschwellig Frust auslöst - bißchen vertrackt das ganze ...) Genauso unentschlossen hält er es zur Zeit mit dem Stillen. Bislang hat er noch zum Mittags- und Abendschlaf gestillt. Und ich wollte auch von mir aus kein Ende forcieren - gerade jetzt nicht, wo er es vielleicht auf das Geschwisterchen deuten könnte ! Nun ist es aber so, daß er mir dabei ständig weh tut. Nach einigen Erklärungen, Ermahnungen und Drohungen bin ich nun dazu übergegangen, die Stillerei zu beenden, wenn er mich dabei ärgert. Und witzigerweise scheint er glücklich zu sein, daß ICH das dann unterbinde (und doch auch wieder ein schlechtes Gewissen habe (-:) ...... Soweit die Lage der Nation, ist ja nun doch etwas länger geworden, aber ich bin mir selber so unschlüssig und komme so zu keiner konsequenten Einstellung, was ja auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Gerade heute mittag bin ich überdies besonders frustriert, da ich auf sein neuestes Hobby "Grenzen austesten" vorhin voll reingefallen bin und mir jetzt noch in den Hintern treten könnte. Das leidige Thema Essen ... er will etwas essen (wir halten tagsüber die Zeiten sehr flexibel, weil ich auf dem Standounkt stehe, daß auch ich esse, wenn ich Hunger habe) und haben nur abends zur Hauptmahlzeit mit unserem Papa eine feste Zeit. Jedenfalls schmiert er sich ein Brot, beißt rein, kaut und spukt wieder aus. Meine Reaktion war, zu sagen, wenn er keinen Hunger hat, würde ich das Brot wegstellen. Folge: Geheule. Also nächster Versuch, nicht ohne die Ermahnung, wenn er diesmal wieder damit rumsaut, ist es weg. Er beißt ab, kaut, schaut mich an, grinst - und ich wußte schon was kommt. Jedenfalls sagte ich zu ihm: Iß es, oder es ist weg. Er grinst nochmal und spukt es mir entgegen. Puh, peinlich: Ich war so geladen in diesem Moment, daß er die erste richtige Ohrfeige seines Lebens bekommen hat. Und ich war mindestens genauso erschrocken wie er. Er hat geheult, ich habe seinen Teller weggeräumt und mich wieder an den Tisch gesetzt. Und dann tat es mir leid. Ich meine: Die Ohrfeige hätte wirklich nicht sein müssen, aber wie nun reagieren ?? Nach kurzer Zeit habe ich ihn auf den Arm genommen und mich entschuldigt (für die Ohrfeige), aber zu Essen gab es nichts mehr, das war anscheinend auch für ihn so o.K. und nun ist er ins Bett geflogen und hält seinen Mittagsschlaf.Aber trotzdem grübel ich natürlich ..... Ich wäre für ein paar warme Worte aus Pädagogensicht mal wieder ganz dankbar und wünsche Ihnen eine schöne Woche ! Den "Erziehungsratgeber" habe ich übrigens gelesen und bin aus dem Lachen bald nicht mehr rausgekommen (v.a beim Thema Unordung). Leider ist das Buch viel zu dünn (-:, aber es verhilft durchaus zu einer ganz neuen Betrachtungsweise ... By the way würde mich noch interessieren, ob Sie das Buch "Kinder fordern uns heraus" kennen und was Sie davin halten ?! Liebe Grüße ! Silke, Momo und Mika


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Hallo Silke Dass Sie z.Zt. wie eine Lokomotive durch die Gegend schnaufen, kann ich sehr gut nachvollziehen.- Momo natürlich auch. Er scheint Ihre "leichte" Unbeweglichkeit in jeder Beziehung auszunutzen. Täte er Das nicht, müßte man sich die Frage stellen: "Bist du krank?" Wie gut, dass Sie einen einfühlsamen Mann haben, der Sie versucht nach besten Kräften zu unterstützen.- Wie wäre es, wenn Sie Momo auch bitten, Sie und das Baby zu beschützen? Wecken Sie seinen Stolz darauf, bald der große Bruder sein zu dürfen und sooo viel schon zu können! Vielleicht können Sie ihm eine Schubkarre oder einen Bollerwagen besorgen, den es z.B. von HAMA gibt (aus Holz, passende Größe, nicht ganz billig). So kann er einerseits Ihre Einkäufe transportieren, andererseits nicht so schnell weglaufen, wenn er mit der Karre überhaupt noch ein Interesse dafür zeigt. Sind Sie zu Hause, geben Sie ihm konkrete Beschäftigungs-Möglichkeiten, während Sie etwas Anderes erledigen müssen. Wecken Sie in ihm vorab die Freude auf ein anschließendes gemeinsames Spiel und gehen Sie verschwenderisch mit Lob um. Diese Vorgehensweise sollten Sie auch unbedingt beibehalten, wenn das Baby da ist, damit Momo merkt: Sie haben auch noch extra Zeit für ihn. Diese etwas übertriebene emotionale Zuwendung bedeutet aber nicht, dass Sie sich von Momo auf der Nase herumtanzen lassen sollten! Es sind auch in dieser Zeit, genauso wie vor- und hinterher- Grenzen und Regeln notwendig, die er konsequent einhalten sollte! Bedenken Sie bitte bei all` Ihrem Handeln: AUCH ERZIEHENDE SIND MENSCHEN! Diese Erfahrungen müssen auch unsere Kinder machen!- Beißen beim Stillen sollten Sie auf keinen Fall zulassen. Vielleicht kann`s MuMi als Nachtisch geben, der wegfällt, sobald sich Ihr Zwerg nicht an die Abmachung hält? Spuckt er das Essen absichtlich wieder aus, sollten Sie es liebevoll aber konsequent nach ein paar erklärenden Worten wegstellen. Da nutzt auch das Drücken auf die Tränendrüsen nichts! Wird`s Ihnen selbst dann "komisch", drehen Sie sich um und fangen Sie an zu singen.- "Kinder fordern uns heraus" habe ich vor längerer Zeit gelesen; deshalb ist es mir nicht möglich, jetzt eine konkrete Stellungnahme abzugeben. Aber Eines weiß ich noch: Es ist wie jeder Ratgeber ein Denkanstoß, den man auf seine eigenen Verhältnisse abändern muß, damit man es erfolgreich anwenden kann. Es dient halt "nur" der Unterstützung der eigenen Meinungsbildung, auf die es letztendlich ankommt.- Denken Sie die nächste Zeit daran: die längste Phase hat`s gedauert. Was rein kommt, kommt auch wieder raus. Zwei kleine Wichte sind zwar ganz schön anstrengend aber auch ganz besonders Lebens-bereichernd! Ihnen und Ihrer expandierenden Familie alles, alles Gute. Auf unseren nächsten Kontakt freue ich mich jetzt schon. Bis bald?


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Liebe Silke, da hast ja schöne Probleme. Vielleicht wäre das Buch "Jedes Kind kann Regeln lernen" etwas für dich. Ich fand es ganz toll und gerade zum Thema "Grenzen austesten" fand ich viele gute Tips. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass dein Kleiner vielleicht auch deshalb so anhänglich ist, weil er spürt das es bei dir in den Endspurt geht, du dadurch evtl. etwas ungeduldig bist und sich das auf ihn überträgt. Vielleicht klammert er deshalb so. Auf jeden Fall bin ich auf den Rat von Frau Schuster gespannt. Alles, alles Gute, und dass ihr hoffentlich ein zufriedenstellende Lösung für euch findet. Und auch alles Gute für die Entbindung. Alex


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