Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Herausforderung Spielverabredung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Herausforderung Spielverabredung

bofi2012

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Liebe Frau Ubbens, unsere Tochter (5 Jahre) hat viele Freunde im Kiga und ab und an gibt es nun nachmittags auch Spielverabredungen. Anfangs habe ich ihr das mal so vorgeschlagen, da ich den Eindruck hatte, dass es zu Hause mit kleinem Bruder (2,5 Jahre) manchmal zu langweilig ist und sie unzufrieden wirkte. Nun fragt sie aber auch immer öfter selbst, wobei sie dann auch immer gerne bei anderen spielen möchte (meine Vermutung: interessanter, da andere Spielsachen und man muss seine Sachen nicht teilen ;-). Wir handhaben es eigentlich immer so, dass wir mit den anderen Kindern abwechseln, d.h. einmal dort spielen, dann bei uns, Oft gestalten sich diese Verabredungen aber, wenn die Kinder bei uns spielen, jedoch als herausfordernd. Oft wollen die Kinder gegenteilige Dinge und können sich nicht einigen und meine Tochter wird dann teils auch richtig trotzig, wenn es nicht nach ihrer Nase läuft. Machen wir dann zuerst das, was der Besuch will (z.B. Spielplatz direkt hinter unserem Haus, wo viele Besuchkinder immer hinwollen) weigert sie sich mitzumachen; manchmal steigert sie sich so rein, dass es zum ausgewachsenen Trotzanfall kommen kann... Machen wir ihren Wunsch zuerst, will sie dann manchmal den Wunsch des anderen Kindes nachher trotzdem nicht mitmachen. Natürlich will ich das Besuchskind nicht bevorzugt behandeln, aber ich finde mit 5 Jahre kann man doch ein gewisses Entgegenkommen/ Höflichkeit erwarten? Hinzukommt, dass der kleine Bruder am liebsten auch kategorisch ausgeschlossen werden soll, was dann bei ihm natürlich auch zu Unmut führt. Ich hatte auch gesagt, dass wenn sie sich nach einem Kita-Tag nicht mehr mit anderen abwechseln und abstimmen will, weil es ihr zu viel wird, braucht sie ja niemanden einladen. Aber das fand sie dann auch nicht gut. Spielt sie bei anderen, läuft es eigentlich immer gut (zumindest kamen mir bisher keine Klagen ;-) Manchmal glaube ich, dass ihr so ein Tag zu viel ist. Sie ist ein sehr sensibles Kind und nach einem Kita-Tag (meist so bis ca. 15 Uhr) genießt sie es auch zu Hause zu basteln oder mit mir etwas ruhiges zu spielen oder rauszugehen. Da geht es aber natürlich auch nicht nur nach ihrer Nase, da ihr Bruder natürlich ebenfalls seine Interessen einfordert. Wenn Besuch kommt, hole ich meist etwas früher aus der Kita ab, damit die Kinder zu Hause dann erst mal "ankommen" und sich etwas ausruhen können. Auch frage ich vorher, ob irgendwelche besonderen Spielsachen (z.B. etwas ganz aufwendig gebautes, was nicht kaputt gehen soll) weggetan werden sollen, die sie momentan nicht teilen mag (ist aus meiner Sicht auch in Ordnung, so lange es bei einzelnen Dingen bleibt). Zudem machen wir dann meist auch nicht so lang (ca 2 - 2,5 Stunden). In der Regel machen wir Verabredungen auch nur 1 Mal (maximal 2 Mal) pro Woche, da es mir sonst mit anderen Aktivitäten zu viel wird. Wenn gewünscht, bringe ich mich auch ein (bei einem Spiel mitspielen, basteln, mit auf den Spielplatz gehen, etc.) Aus meiner Sicht, sind da ja schon mal gute Rahmenbedingungen zumal sie sich ja auch auf den Besuch freut und die Kinder selbst aussucht! Um mal ein kleines Beispiel zu nennen: beim letzten Mal wollten alle Kinder auf den Spielplatz. Wir zogen uns an, das Besuchskind ging schon mal ein paar Schritte vor und schon ging von meiner Tochter das hysterische Geschrei los, sie wäre immer letzte und alles wäre doof und gemein. Ich glaube, sie hääte mit ihrem "Heimrecht" gerne die Führung übernommen... Diese KLeinigkeit hat sie enorm gestresst. Es hat geschlagene 20 Minuten gedauert, bis sie sich wieder von diesem Trotzanfall halbwegs beruhigt hatte (wir mussten dann auch erst mal alle wieder rein gehen). Den restlichen Nachmittag hatte sie schlechte Laune und die beiden haben jeder nur für sich gespielt... Ich finde es so schade, da die Kinder im Kiga (ist natürlich "neutraler" Boden ;-) immer tolle Spielideen haben und gut miteinander auskommen. Und zu Huase reichen dann Kleinigkeiten für einen Tobsuchtsanfall :-( Haben Sie noch Tipps, wie ich solche Nachmittage für alle Beteiligten angenehmer gestalten kann? Sie kann ja auch nicht immer nur woanders spielen... Danke und viele Grüße!


Sylvia Ubbens

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Liebe bofi2012, wie Sie selbst schreiben, wird die Ursache im vermeintlichen Heimrecht liegen. Bei anderen Kindern ist es interessant und neu, dass dies auch für Besucherkinder bei Ihnen zu Hause gilt, hat Ihre Tochter noch nicht verinnerlicht. Dies können Sie nur durch Üben erreichen. Lassen Sie die Kinder alleine spielen und steigen erst ein, wenn dies von den Kindern eingefordert wird. Geht es darum, dass beide Kinder unterschiedliche Dinge wollen, dann können Sie beispielsweise einen Igelball "verlosen". Jedes Kind bekommt diesen für 15 bis 30 Minuten und darf in dieser Zeit den Spielort vorgeben, wie z.B. Kinderzimmer, Garten oder Spielplatz. Möchte Ihre Tochter sich nicht daran halten, gehen Sie mit dem Besucherkind in den Garten, wenn dieses es wünscht und Ihre Tochter kann im Haus bleiben. Möchte das Besucherkind zum Spielplatz, darf Ihre Tochter mitkommen, auch unter Protest. Wenn Sie alle zu Hause bleiben, lernt Ihre Tochter nicht, dass jeder gleichermaßen seine Wünsche äußern und umsetzen darf. Nur durch den erlebten Frust kann Ihre Tochter lernen, diesen abzuschütteln, in dem sie sich kompromissbereit zeigt. Es bedarf einer Weile, doch Ihre Tochter wird einen guten Umgang mit- und untereinander annehmen. Viele Grüße Sylvia


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