AndreaZ
Liebe Frau Ubbens, entschuldigung vorab für einen langen Text, aber ich konnte es nicht kürzer / einfacher erklären ohne dass es missverständlich wird. Wir möchten unseren dreijährigen Sohn gerne so gut es geht ohne "Wenn...dann" im Sinne einer (impliziten) Drohung oder Erpressung erziehen. Leider stoße ich hier im Alltag manchmal an Grenzen bzw. mir fehlen einfach gute (kommunikative) Alternativen und ich wollte Sie nach ein paar Ideen und Tipps fragen. Außerdem würde mich nochmal Ihre Meinung zum Thema "Wenn...dann..." allgemein interessieren. Macht es überhaupt Sinn, das vermeiden zu wollen? Ist diese Formulierung wirklich immer ein Ausnutzen von elterlicher Macht bzw. ein implizites Drohen? Oder kann man es für "natürliche" Konsequenzen, auf die man keinen direkten Einfluss hat trotzdem guten Gewissens verwenden? Ich habe zwei konkrete Beispiele aus dem Alltag mitgebracht, die hoffentlich deutlich machen, worum es mir geht. 1.Beispiel "Wenn Du jetzt nicht aufhörst Quatsch zu machen, gehen wir doch nicht mehr auf den Spielplatz" Oder auch: "Du wolltest doch nachher mit mir auf den Spielplatz gehen, dann räum jetzt auf." Das wäre für mich ein "Wenn...dann" im Sinne einer Drohung. Hier versuche ich bessere Alternativen zu finden und mehr über meine Bedürfnisse / Werte zu argumentieren als meine "Macht" auszuspielen (Ich kann ihm das Schöne "auf den Spielplatz gehen" einfach "wegnehmen" wenn ich will) . Besser (?): "Ich möchte auch gern nachher mit dir auf den Spielplatz gehen, aber mir ist wichtig, dass wir hier vorher Ordnung haben." Meine Frage zu 1.: Ist die Alternative gut bzw. wirklich besser? Welche anderen Tipps gibt es, um hier besser zu kommunizieren und vorallem: Wie reagiere ich, wenn diese Erklärung nicht fruchtet, weil sie evtl. auch komplexer zu verstehen ist. 2.Beispiel "Wenn du jetzt nicht mithilfst und Deinen Schlafanzug anziehst haben wir keine Zeit mehr für die Gute Nacht Geschichte." Oder auch "Wenn du jetzt doch nochmal rutschen willst, ist aber keine Zeit mehr, um auch noch Sand zu spielen." Das wäre für mich zwar eine "Wenn...dann"-Formulierung, aber eher erklärend (die Zeit reicht nicht aus) und nicht wirklich drohend. Wobei "Zeit" ist ja für die Kleinen noch recht abstrakt und am Ende bin es ja auch ICH die entscheidet, dass keine Zeit mehr ist (weil er z.B. pünktlich schlafen gehen soll, um nicht übermüdet zu sein). Meine Frage zu 2.: Sehe ich das richtig, dass die beiden Beispiele verschieden sind oder ist es am Ende alles etwa gleich schlecht (wenn überhaupt)? Danke vorab für Ihre Hilfe, ich bin gespannt auf Ihre EInschätzung zu dem Thema und freue mich über Ratschläge und Tipps für die Praxis. :)
Liebe AndreaZ, nicht immer kommt man in der Erziehung ohne "Wenn ... dann" aus. Es ist immer eine Frage, wie oft es verwendet wird und in welcher Form. Zu Ihren Beispielen: Zu Ihrer ersten Idee "Ich möchte auch gerne nachher auf den Spielplatz gehen, aber mir ist wichtig, dass wir hier vorher Ordnung haben." - Was bedeutet das für Ihren Sohn? - Das es Ihnen wichtig ist, dass Ordnung ist. Ja, und? - Welche Handlung Sie "fordern" ist ihm damit nicht klar. Besser: "Wir räumen jetzt auf, damit wir später auf den Spielplatz gehen können." Gerade so junge Kinder, aber auch Kinder im Grundschulalter, brauchen konkrete Ansagen, was gemacht werden soll. Sie nehmen uns "wortwörtlich". Eine Feststellung, wie Eltern etwas sehen oder haben möchten, wird hingenommen, ist aber kein Handlungsauftrag. Formulierungsidee zu Beispiel 2: "Wenn du jetzt mithilfst und deinen Schlafanzug anziehst, haben wir noch Zeit für eine Geschichte." - Sie formulieren "Wenn ... dann" positiv. "Du kannst dir aussuchen, ob du noch einmal rutschen oder im Sand spielen möchtest. Wir haben nur noch für eines Zeit." "Wenn ... dann" als eigene Entscheidungsmöglichkeit und damit positiv besetzt. Viele Grüße Sylvia
Yvon
Hallo, ich schließe mich hier an und bin auch total auf die Antwort gespannt. Ich komme leider auch nicht immer ohne diese unschönen "wenn dann" Drohungen aus, obwohl ich es mir eigentlich anders wünschen würde. Ich versuche es manchmal (wenn es sich anbietet) über das kommunizieren meiner eigenen Bedürfnisse zu lösen, weiß aber auch nicht ob das wirklich besser ist. Zum Beispiel statt "wenn du du nicht dein Zimmer aufräumst spiele ich nicht mit dir" sage ich lieber "ich habe keine Lust in einem so unordentlichen Zimmer zu spielen. Wenn du möchtest, dass ich mit dir spiele, musst du erst aufräumen." Aber ob das eine wirklich besser ist als das andere?
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