Mitglied inaktiv
Liebe Frau Schuster, obwohl ich versucht habe, meine Gedanken vorher zu sortieren, kann es sein, dass ich etwas durcheinander schreibe. Ich bitte um Nachsicht. Unsere Tochter ist im Mai 3 geworden. Seit Anfang August geht sie in den Kindergarten. Sie ist für ihr Alter sehr weit (sagen auch der Kinderarzt und die Erzieherinnen). Sie spricht fließend und sehr deutlich Deutsch und sehr viel Englisch (wird 2-sprachig erzogen). Wir brauchen ihr etwas nur ein einziges Mal zu erklären, zu zeigen, vorzusagen etc. und sie hat es sofort wie ein Schwamm aufgesogen und gespeichert. Englische Popsongs kann sie nach mehrmaligem anhören auswendig und erkennt sie am Radio schon nach den ersten paar Takten. Madonna, Jennifer Lopez, die No Angels etc. mag sie lieber als Detlev Jöcker oder Rolf Zuckowski) Sie hat am liebsten mit alltäglichen Dingen zu tun wie beim kochen zu helfen und will alles alleine machen. Wenn mal etwas nicht sofort klappt, gibt sie aber sofort auf und ist total frustriert. Sie ist ein einfühlsames Kind und liebt Babys über alles und ist auch total lieb zu ihnen und geht eigentlich mit ihnen um wie ein Erwachsener. Nun zur Kehrseite. Sie hat eine extrem niedrige Toleranzgrenze. Sobald ihr etwas nicht paßt, schlägt sie (momentan nur das Nachbarskind) sofort zu oder beißt oder kneift. Keine 5 Minuten später will sie aber wieder mit ihr spielen und dann geht es von vorne los. Nein gehört - zumindest von anderer Seite - nicht zu ihrem Wortschatz. Sie will alles und alles gehört ihr und sie nimmt sich pausenlos das Recht alles als Erste zu machen. Sie steckt ganz schlecht zurück und akzeptiert keinerlei Verbote. Ich habe inzwischen gelernt, alles in plausible Sätze zu packen wie z.B. "ziehe bitte die Schuhe an wenn Du rausgehst, sonst wirst Du wieder krank und bekommst Ohrenschmerzen". Sie dreht sich nur um zu mir, sagt NEIN und geht weiter. Hole ich sie dann ein und "zwinge" sie doch zum anziehen der Schuhe, rastet sie völlig aus. M.E. hat sie einen extrem hohes Bedürfnis nach Freiheit, welches man aber nicht immer stillen kann. Um es in einem Satz auszudrücken ist jeder Tag bei uns "ein Kampf". Geht man pausenlos auf sie ein, funktioniert alles bestens, tut man dies nicht, gibt es ein Riesengeschrei. Manchmal flackert in mir etwas auf, dass ich meine, sie sei vielleicht hochbegabt. Da ich zu wenig darüber weiß, bin ich mir jedoch nicht sicher. Sie scheint sich so oft über alle Maßen zu langweilen und will pausenlos Stimulanz von außen (Fernseher, Freunde, Unterhaltung von uns Eltern etc.) Sie ist niemals einfach nur damit zufrieden, in ihrem Zimmer zu sitzen und etwas zu spielen. Ihr gesamtes Spielzeug (Puzzle, Lego, Knete, etc.) interessiert sie nicht. Damit sie sich überhaupt einmal ausruht nach dem Kiga (sie geht von 8.30 bis 13.30 Uhr, mache ich ihr schon den Fernseher an) Tue ich dies nicht, will sie ständige Unterhaltung bzw. sofort zu dem Nachbarskind rübergehen. Für mich ist das Reizüberflutung. Sie stellt pausenlos Fragen (eine Autofahrt lang von 20 Minuten habe ich mal mitgezählt, es waren 40 Fragen!!!). Sie will wissen, warum es Wolken gibt, warum jemand wie heißt, warum es dunkel wird, was jemand warum macht etc. Fragen über Fragen die in meinem Kopf rumschwirren. Ich will doch einfach nur, dass sie glücklich ist doch oft habe ich das Gefühl, sie ist es überhaupt nicht und sie ist ständig unzufrieden. Ich weiß nicht, ob sie mit meinem "Wortsalat" etwas anfangen können aber ich würde mich riesig freuen, wenn sie damit etwas anfangen können und mir vielleicht ein paar Ratschläge geben könnten. Vielen lieben Dank im voraus. Silke
Christiane Schuster
Hallo Silke Ihrem "Wortsalat" entnehme ich, dass Ihre Tochter sehr aktiv ist, aber nicht unbedingt unglücklich zu sein scheint. Eine Hochbegabung können Sie von einem Psychologen an Hand von verschiedenen Tests feststellen lassen. Aber: Überlegen Sie sich bitte vorher, ob eine solche Feststellung in den nächsten 2Jahren irgend Etwas verändern würde.- Üben Sie mit Ihrer Tochter gemeinsam das ruhige Spiel. Bieten Sie ihr z.B. Puzzles an, bei denen sie sich schon ein wenig anstrengen muß um sie bis zum Ende durchzuführen. Damit sie bei der Sache bleibt, können Sie ja vielleicht jedes dritte Teil einfügen? Gehen Sie mit Lob anschließend verschwenderisch um. Verliert Ihr Schatz die Geduld, reagieren Sie möglichst gelassen mit: "Macht ja Nichts. Wir können es ja beim nächsten Mal vielleicht gemeinsam wieder versuchen!-" Fördern Sie ihre Ausdauer und Kreativität z.B. beim Kochen und Backen, indem sie die Nachspeise oder die Kekse verzieren kann. Sprechen Sie aber auch ein vorher gut überlegtes Nein ganz bestimmt aus. Begründen Sie Ihrer Tochter gegenüber, warum Sie diesen Wunsch haben und informieren Sie sie über die eintretenden Folgen, wenn sie sich nicht Daran hält. Z.B.: "Ziehst du dir keine Schuhe an, kannst du nicht nach Draußen, weil du dich sonst erkältest. Es wird dann im Haus geblieben!" Gibt`s dann ein Riesengeschrei, wiederholen Sie Ihre erklärenden Worte möglichst gelassen ein 2.Mal aber bleiben konsequent bei Ihrer Meinung -es sei denn: Sie revidieren sie aus Gründen Ihrer eigenen Einsicht.- Nur auf diese Weise lernt Ihre Tochter ein sicheres Orientieren. Dabei spielt Hochbegabung oder nicht m. E. nach keine Rolle.- Starke Nerven und: bis bald?
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