Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Grausamkeiten größerer Kinder

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Grausamkeiten größerer Kinder

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Liebe Frau Schuster, ich bin des öfteren mit meinem 19 Monate alten Sohn bei einer Freundin zu Besuch (oder sie bei mir), die eine gleichaltrige Tochter und einen 3,5 Jahre alten Sohn hat. Mit dem Sohn treten jetzt Probleme auf, mit denen ich so ohne Rat nicht umgehen kann. Könnte ich schon, bloß möchte ich in dieser schwierigen Situation nichts falsch machen... Er ist ein sehr aufgewecktes, fantasievolles und spielbegeistertes Kind, alles toll, aber er hat eine Seite- er haut und beißt und kratzt meinen kleinen Sohn. Er geht noch nicht in den Kindergarten, weil meine Freundin der Meinung ist, daß drei Jahre KiGa zuviel ist für die Kinder - denen wäre im dritten Jahr nur noch langweilig. Sie war mal in einem KiGa beschäftigt - als Erzieherin. Ich bin der Meinung, der Kleine gehört in den KiGa, dort würde er altersgerecht gefordert und gefördert, und müßte sich vor allem auch tagtäglich mit gleichaltrigen Kindern auseinandersetzen. Aber das ist nicht meine Entscheidung, sondern die meiner Freundin und ihres Mannes. Als ich letzte Woche bei ihr zum Frühstück war, ebenfalls noch eine andere Freundin mit ihrem drei(oder Vier?)jährigen, mußten wir des öfteren ins Kinderzimmer laufen, weil mein Kleiner - oder seltener ihre Kleine - auf der Erde lagen , und brüllten wie am Spieß. Fast gar nicht war herauszubekommen, was denn nun passiert ist, weil die beiden großen immer sofort, wenn man ins KiZi kam "ich war das nicht" brüllten und desweiteren keinen Ton sagten. Jetzt kann ich nicht die Kinder anderer Leute ausquetschen, da sagen die erst recht nichts mehr. Meiner Meinung nach werden die Kleinen gequält, ich kenne die Grausamkeiten kleiner Kinder sehr gut. Doch meine Freundin ist der Meinung, ihr Sohn macht nichts, weil er sagt, er macht nichts. Ich bin da anderer Meinung, denn mein Kleiner kam am nächsten Tag oft zu mir und fing an, mich so mir nichts, dir nichts zu hauen - oder er kniff mal eben kräftig beim Spiel oder TV in meine Hand. Und zwar so, daß mir die Tränen in die Augen schossen. Von alleine macht er sowas doch nicht... Nächste Woche bin ich wieder mit ihr verabredet, aber ich muß jetzt ernsthaft überlegen, ob ich überhaupt dahingehe. Und wenn ich hingehe, wie ich diese Situation wieder hinbiegen kann. Eigentlich mag ich den Großen, aber so geht das nicht. Mein Sohn kennt solche Grausamkeiten nicht, und ich möchte auch nicht, daß er sie sich aneignet, was - wie man sieht - schneller geht, als man denkt. Ich habe überlegt, daß ich direkt am Anfang, wenn wir dahinkommen, dem Großen meiner Freundin sage, daß er meinen Sohn nicht kneifen, hauen, beißen oder kratzen soll, und wenn der Kleine etwas macht, was er nicht soll - dann soll er Bescheid sagen kommen. Sonst würde ich sofort wieder nach Hause fahren, wenn es anders nicht geht. Normalerweise bin ich nicht für petzen, aber ich wüßte nicht, wie ich meinen Sohn sonst schützen soll... Mit der Tochter klappt alles so, wie es soll, sicher kommt es schon mal zu Reibereien, aber halt das übliche. Und auf meine Freundin verzichten möchte ich natürlich auch nicht. Und auf das Spiel unserer beiden Kleinen auch nicht. Was sagen Sie dazu??? Sylvia


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Hallo Sylvia Statt den Sohn 3Jahre lang in den Kiga gehen zu lassen, könnte Ihre Freundin die Zeit bis zur gewünschten Anmeldung mit einem Sportverein überbrücken. Dort würde sein Sozialverhalten gefördert und er könnte gleichzeitig mit Gleichaltrigen seine Kräfte messen und gemeinsame Aktivitäten durchführen. Sie könnten sich während der Zeit seines Aufenthaltes in der Sportgruppe mit Ihrer Freundin treffen.- Gehen Sie das nächste Mal zu Ihrer Freundin, lassen Sie den 3,5Jährigen nicht spüren, dass Sie sein Verhalten so nicht akzeptieren können. Er würde sich wahrscheinlich provoziert fühlen und die Kleinen heimlich ärgern. Geben Sie ihm lieber das Gefühl der "Beschützer" zu sein. Bieten Sie allen 3Kindern ein gemeinsames Spiel an, in dem er erklären und bestimmen kann, was die beiden anderen Kinder dazu beitragen können. Sie könnten z.B. gemeinsam eine Bude bauen oder eine Garage, bei der er zusammensetzt und die Kleinen das "Material anliefern". Es würde mich freuen von Ihnen zu hören ob der Nachmittag bei Ihrer Freundin so einen einigermaßen friedlichen Verlauf genommen hat. Bis bald?


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