Mitglied inaktiv
Hallo Frau Schuster, ich habe einen fast zehnjährigen Sohn, der auch gerne auf das schaut, was andere haben. Nun geht es uns finanziell recht gut, so dass wir uns einiges "einfach so" leisten können. Wenn wir etwas "pädagogisch wertvoll" finden, schauen wir daher wenig auf den Preis und kaufen auch schon mal spontan. Allerdings haben wir manche Sachen nicht, die viele andere ganz selbstverständlich besitzen: z.B. einen Flachbildfernseher oder eine Wii. Und für uns ist es auch ganz logisch, dass in Kinderzimmern keinesfalls Fernseher herumstehen. Das wird von unseren Kindern (wir haben noch einen knapp 8jährigen Sohn) manchmal zwar bemault, aber im großen und ganzen akzeptiert. Große Geschenke gab es bisher zu Weihnachten und Geburtstag und auch die hielten sich für uns im Rahmen. Es gab dabei nie einen festen finanziellen Rahmen und so waren sie mal teurer (z.B. bei einem Fahrrad) und mal günstiger, wenn kein großer Wunsch anstand. Dieses Jahr nehmen jedoch die Wünsche unseres großen Sohnes überhand. Er wünscht sich ein Handy für 150 Euro (wir haben ihm erklärt, dass er zum Übergang sowieso ein günstiges bekommen würde), Karten für eine Sportveranstaltung, die nur mit Übernachtung möglich ist, für ca. 400 Euro, ein neues Fahrrad 350 Euro, Lego Technik für 150 Euro, dann noch kleinere Sachen wie Bücher, CDs, Nintendo DS Spiele usw. Nachdem ich ihm seine Wünsche habe zusammenrechnen lassen, habe ich ihm erklärt, dass wir ca. 50 Euro für seinen Geburtstag ausgeben wollen, ebenso 2 X Großeltern und einmal Paten. Das macht 200 Euro und für dieses Geld könne er sich etwas wünschen. Er sollte bei seiner Wunschliste Prioritäten setzen. Das war natürlich stark untertrieben, da sowohl wir als auch die Großeltern seine Wünsche nie so stark budgetieren. Ich wollte jedoch gerne mal seine Reaktion sehen. Habe ihm jedoch auch gesagt, dass ein teurerer Wunsch durchaus noch machbar ist, dass es dann jedoch keine weiteren Geschenke gäbe. Seine Reaktion zeigte sich in beleidigt sein und abstiefeln. Seine Prioritäten bei der Wunschliste variieren weiter mit jedem Tag und sind meiner Meinung nach stark abhängig, mit wem er gerade spielt. D. h. ich glaube nicht, dass auch nur ein einziger "Herzenswunsch" auf seiner Liste steht. Bei nächster Gelegenheit zeigte er uns dann wieder ein völlig überteuertes Handy mit dem Hinweis, dass genau dieses die Freunde x, y und z ebenfalls haben. Als wir ihm sagten, dass er das als einziges Geschenk mit noch einer Kleinigkeit gerne haben könnte, fing er an zu weinen. Nein, mein Sohn ist durchaus nicht auf den Kopf gefallen und normalerweise sehr verständig und für logische Argumente von klein auf zugänglich. Umso mehr wundere ich mich nun. Und ich frage mich natürlich auch, was wir machen sollen? Klar, könnten wir ihm seine Wünsche erfüllen. Manches sehe ich jedoch irgendwie nicht ein (z.B. teures Handy bei Angst vor Verlust) und irgendwie ärgert es mich auch, dass er so beeinflussbar ist und scheinbar keinen Bezug zu finanziellen Realitäten hat. Und dann frage ich mich natürlich, ob wir nicht selbst daran schuld sind. Wenn ich mir ein neues Handy aussuche, schaue ich natürlich nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis, aber gutes Aussehen gehört für mich zur "Leistung" absolut dazu. Außerdem sieht er natürlich, dass wir zwischendrin mal ein neues Notebook kaufen und Bücher immer drin sind. Wir gehen nie bummeln, ohne dass wir was aus der Buchhandlung mitnehmen. Andererseits verkennt er wahrscheinlich, dass wir durchaus Prioritäten setzen, weil wir diese selten kommunizieren. Ein Fußballcamp in den Ferien darf er durchaus einfach so besuchen, Spielzeug würden wir jedoch für den selben Preis nicht kaufen. Wie sollten wir mit diesem Dilemma umgehen? Wie können wir es zunkünftig besser machen? Und was mache ich mit den Geburtstagsgeschenken? Nachdenkliche Grüße Daja
Christiane Schuster
Hallo Daja Durchaus teile ich Ihre Auffassung, dass wir Erziehenden selbst es sind, die die Verantwortung tragen für das Konsumdenken unserer Kinder. Wer kann diesem Denken Einhalt gebieten, wenn nicht wir selbst?- Auch wenn Ihr Sohn kurzzeitig mit Ihrer Meinung unzufrieden ist: informieren Sie ihn eindringlich darüber, wie schwer es ist, sein Geld zu verdienen und sein hart erarbeitetes Niveau zu halten, wenn man das Geld unüberlegt ausgibt und oft nur: um genauso zu sein wie die Freunde. Macht es nicht gerade unsere Persönlichkeit aus, wenn wir uns von den Anderen -in Maßen natürlich- unterscheiden? Wägen Sie mit ihm gemeinsam ab, welche seiner Wünsche zuerst nach Erfüllung streben. Ein Handy für einen knapp 10-Jährigen ist gewiß nicht unbedingt erforderlich, sodass auch ein nicht ganz so innovatives Modell seine Funktion erfüllt. Die Zugehörigkeit zu einer ggf. sportlich orientierten Jugendgruppe ist wesentlich facettenreicher als die Wii-Konsole. Ein Fernseher in einem "neutralen" Raum, lässt auch noch Gespräche und Diskussionen untereinander zu. Hat jeder seinen Fernseher im Zimmer, erstirbt das Gespräch in der Familie, bzw. wird FAMILIE immer weniger bewußt gelebt. Helfen Sie Ihrem Sohn zu lernen, sich eigene Prioritäten zu setzen. Bieten Sie ihm an, sich selbst ein wenig dazu verdienen und sein Taschengeld aufbessern zu können, damit er wirklich erfährt, was es bedeutet, sich einen Wunsch erfüllen zu können, der noch lange nicht selbstverständlich ist. Wie sollen die Kinder diesen Lernschritt vollziehen können, wenn er nicht ganz bewußt vorgelebt und auch diskutiert wird?- Liebe Grüße und: bis bald?
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