Mitglied inaktiv
Hallo Frau Schuster, meine fast sechsjährige Tochter macht mir Gedanken. Ich versuche, es kurz zu fasssen: Sie will nicht alleine spielen. Und ich finde, dass eine fast sechsjährige das schon mal eine halbe Std. kann. Gestern war eine lang nicht gesehene Freundin von mir da. Meine Tochter störte nur. Liebevoll bat ich sie, doch bitte eine halbe std. in ihrem Zimmer oder im Wohnzimmer zu spielen, weil auch ich mal eine Freundin hier habe und mit ihr erzählen möchte. Da flippte meine Tochter aus, ging hoch in ihr Zimmer, schrie Schimpfwörter und Sätze wie: Du spielst nie mit mir! Immer nur du. Du bist so gemein. Du bist keine richtige Mama. Dazu ist zu sagen, dass ich glaube, dass gerade das Gegenteil der Fall ist. Wenn sie nach dem Kindergarten nach Hause kommt, darf sie eine halbe Stunde Fernsehen schauen (es gibt immer Geschrei, wenn ich diesen dann ausmache). Danach unternehmen wir immer etwas zusammen. Entweder sind Freundinnen bei ihr (da will sie mich dann ja auch gar nicht) oder wir gehen mit Nachbars Hund spazieren, oder zu ihrem Reitunterricht, oder ich gehe mit ihr einfach so auf den Reiterhof und putze mit ihr Pferde, lasse sie reiten, oder wir malen, puzzeln, etc. Meine Freundin lachte über das Verhalten meiner Tochter nur. Ich solle sie einfach bocken lassen und mir keine Gedanken machen, denn ich wäre eine super Mama. Das andere ist, dass meine Tochter nur Besuch bei sich empfangen möchte. Den Besuch kommandiert sie dann rum und wenn er nicht so will wie sie, verhält sie sich eklig (Du kannst ja nicht malen, das ist hässlich/ Du bist nicht mehr meine Freundin / Du darfst nicht mehr in mein Zimmer usw.). Es ist kaum zum aushalten. Gleichzeitig hatten wir gestern Abend das Problem, dass sie heute nicht zu eine ihrer Freundinnen will. Die Mutter wollte die Mädchen heute vom Kiga abholen. Meine Tochter fing gestern Abend im Bett an zu weinen, dass sie nicht zu ihrer Freundin möchte. Sie machte ein Theater, als ob ihr dort irgendwas schlimmes passiert wäre. Da war aber nichts. Die Mutter ist eine ganz liebe und wollte heute mit den Mädels Plätzchen backen. Meine tochter sagte dann auch. „Mama, ich hab dich am allerliebsten und möchte nur noch bei dir sein.“ Das macht mir Gedanken. Da läuft doch was nicht richtig, oder? Im Kiga spielt sie meistens nur mit den kleinen und bemuttert sie. Die Erzieherinnen meinen, dass sie diese halt besser „im Griff“ hat. Kurz zu unserem Verhältnis: Es ist sehr liebevoll, ich kümmere mich sehr viel um sie (vielleicht zu viel?) ich lese ihr jeden Abend kuschelnderweise in ihrem Bett eine/zwei Geschichten vor. Aber sie will immer, dass ich bei ihr liegen bleibe, bis sie eingeschlafen ist. Das mache ich nicht und meistens gibt es Tränen. Das vorlesen und kuscheln und erzählen dauert meistens eine halbe Stunde. Noch was, jeden Tag fragt sie mich, ob ich sie am nächsten Tag in den Kiga bringe. Doch sie weiss, dass ich an drei Tagen die Woche arbeite und der Papa (übrigens ein sehr ruhiger, humor- und liebevoller toller Papa) sie bringt. Auch da drückt sie wieder die Tränen raus. Dann fragt sie mich, ob sie im Kiga essen wird. Ja, wenn ich arbeite, muss das sein. Und wieder Tränen. Dann sagt sie mir öfter mal: Ich hab dich viel lieber als Papa. Das tut mir weh, aber ich sage dann nur, dass wir eine Familie sind und wir uns alle ganz doll lieb haben. Kurz: Ich habe den Eindruck, dass sie alles – auch mich – um sie herum kommandieren will. Und wenn das nicht so funktioniert, wie sie will, wird sie eklig und beleidigend. Sie will nur Besuch bekommen, aber nirgends hingehen. Und wenn, sagt sie , dann nur mit mir. Können Sie uns helfen? Gruß Eine verzweifelte Mama
Christiane Schuster
Hallo Makira Bei aller liebevoller Zuwendung, die Sie Ihrer Tochter zuteil lassen: denken Sie bitte daran, dass Sie die Verantwortung übernommen haben, sie in eine sichere SELBSTÄNDIGKEIT zu führen. Sie muß also lernen, SELBER zu entscheiden, zu handeln, Konflikte zu lösen usw. Beispiel: Ist Ihre Freundin da, kündigen Sie Ihrer Tochter diesen Besuch an, sagen Sie ihr, dass Sie sich gerne mit Ihrer Freundin gemütlich unterhalten möchten und schlagen Sie ihr für diese Zeit eine ansprechende, konkrete Aktivität vor. Verschwindet sie dann maulend in ihr Zimmer, weisen Sie sie ruhig und liebevoll darauf hin, dass sie weiß, was sie nun spielen kann und versuchen Sie, sowohl ihr Schimpfen als auch Weinen zu überhören. Das Geschrei nach der vereinbarten Fernsehzeit mögen Sie überhaupt nicht, da kein Grund dafür besteht, sodass Ihre Tochter dann wohl auch noch auf diese vereinbarte halbe Stunde verzichten werden muß, damit es kein Geschrei gibt!- (BASTA) In den Kiga kann sie mit 6 Jahren schon sehr gut allein gehen, bzw. sich mit einer Freundin verabreden, dass sie zusammen gehen können. Sie gehen ja auch allein zur Arbeit! Auf die Aussagen, dass sie ihren Papa nicht so lieb hat wie Sie, können Sie entweder gar nicht reagieren oder kommentieren mit: "Was meinst du, wenn der liebe Papi nicht da wäre, wer dich dann tröstet, wenn ich arbeiten muß, krank bin...". Wie Ihnen schon gesagt wurde: "Bleiben Sie möglichst gelassen und ruhig und handeln Sie begründet, aber auch so, wie SIE es für richtig halten. Kinder orientieren sich an den vertrautesten Bezugspersonen und nehmen sie zum Vorbild für ihr eigenes Verhalten!- Da es Ihrer Tochter vermutlich an Selbstbewußtsein mangelt und sie aus diesem Grund stets eine derart große Anhänglichkeit zeigt, empfehle ich Ihnen, sie an einer Interessengruppe (Schwimmen?) teilnehmen zu lassen, wo sie gezielt in ihrem sozialen Verhalten gefördert und auch gefordert wird. Sie schaffen Das!!!! Liebe Grüße und: bis bald?
Mitglied inaktiv
Hallo Makira, ich kenne dein Problem. Bei uns geht es teilweise auch so ab. Ich bin der Meinung, dass unsere Töchter Probleme haben, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, weil dort niemand ist, der sie behandelt, als ob es ausser ihnen keine gäbe. Sie denken wahrscheinlich, dass sich alles um sie drehen muß, weil sie es von uns nicht anders kennen. Aber die Welt draussen ist anders. Da wird sie nicht mit Samtpfötchen angefasst. Und damit kommen sie nicht klar. Deswegen widmen sie sich lieber den kleineren zu (meine auch), weil sie mit denen besser klarkommen als mit gleichaltrigen. Ich muß aber dazu sagen, dass meine Tochter nur wiedergibt, was sie im KIGA von anderen Kindern auch zu hören bekommt. Dieses eklig werden ist dort gang und gebe unter Kindern. Und ist dann mal jemand bei ihr, dann lässt sie die Sau raus, weil sie weiß, dass ist mein Reich, hier bestimme ich und hier kann ich tun und lassen was ich will (unter anderem eben nicht mit Sachen spielen lassen, Bild doof finden usw.) Ich hab auch täglich zig Auseinandersetzungen und viele Tränen (manchmal bin ich so verzweifelt, dass ich auch heulen muß). Meine ist 5. Aber auch sie beschimpft mich. Komandiert. Liebt mich 10 mal am Tag nicht mehr. Dann wiederum kann sie ohne mich nicht schlafen usw. Sie ist fast wie eine Pubertierende. Also stehst du mit deinem Problem sicher nicht alleine da. Aber den Ausweg wird uns wohl Frau Schuster zeigen. Wie ich im Moment mit der Situation klar komme? Ich versuche cool zu bleiben. Ignoriere ihr Missverhalten, bin einfach strenger mit ihr als sonst. Also lasse vieles nicht mehr durchgehen nur weil sie heult schreit oder sonst was. Bleib bei dem was ich gesagt, gefragt oder gefordert habe. Bin aber immer da, wenn sie das Bedürfnis hat zu kuscheln oder gestreichelt zu werden. Die Kinder von heute kriegen fast jeden Wunsch erfüllt. Sie sehnen sich nach nichts mehr. Echt schade. Also Kopf hoch und nur die Nerven behalten. Schließlich sind das unsere Kinder und keine kleinen Monster. Das schaffen wir schon, gell Frau Schuster?
Mitglied inaktiv
Hi Nevin, danke für deine Worte. Es hilft zwar nicht wirklich, aber es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine diese Probleme hat. Ja, manchmal denke ich auch: Den Kids gehts zu gut (O-Ton unserer Eltern und deren Eltern und deren Eltern;-)) Sie müssen keinen Verzicht üben und die Welt dreht sich augenscheinlich nur um sie. Da steh ich nun vorm Spiegel und sag mir selbst: Na, das hast du ja jetzt schön verbockt. Hast dein Kind geliebt, gehätschelt und verzogen. Das ist nun das Resultat. Ein kleiner Herrscher, der Nabel der Welt. Und nu? Ja, da ist guter Rat teuer. Grüssle Makira
Mitglied inaktiv
Liebe Frau Schuster, vielen Dank für Ihre Antwort und ihre offenen Worte. Eine Frage zu "Alleine in den Kiga gehen". Meine Tochter wird im Jan sechs Jahre alt. Der Kiga ist nicht weit (ca 5 Minuten zu Fuß). Aber er führt über einen Zebrastreifen und über einen Bahnübergang. Kann ich meine Tochter diesen Weg schon alleine gehen lassen? Lieben Gruß Makira
Christiane Schuster
Hallo Makira Vielleicht können Sie Ihre Tochter erst einmal ein Stück des Weges: über den Zebrastreifen und bis kurz vor den Bahnübergang begleiten und sie anschließend unbemerkt beobachten? Hat sie vielleicht eine Freundin/Freund, sodass sie den Weg langfristig und nach einigem Üben alleine gehen kann? Liebe Grüße und: bis bald?
Die letzten 10 Beiträge
- Alles Gute!
- Mein Sohn 2,5 Jahre lehnt mich seit einem Jahr ab
- Umgang mit Schwiegermutter
- Kind möchte nach knapp 2 Monaten immer noch ungern in den Kindergarten
- Zu meiner Frage am 22.10.
- Trennungsangst - Eingewöhnung Kinderkrippe verschieben?
- Er hört gar nicht mehr auf mich
- Uneinigkeit zwischen Papa und Mama: Wie am besten bei Wutanfällen reagieren (2 Jahre)?
- Kind 12M wirft alles auf den Boden
- Papa nicht ernst nehmen